Seite 1 von 1
BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 14. Dez 2007, 21:49
von Anneke
Hallo,
ich brauche mal euren Rat.
Enna (4,5) hat diverse Wahrnehmungsstörrungen, u.a. wohl auch eine auditive. Das wurde nie genau dignostiziert, ist aber im Alltag sehr deutlich zu beobachten. Sie musste manche einfache Sätze bis zu 5-6x hören, bis sie "durchgeschaltet" waren. Dann haben wir angefangen, das Gesagte durch einfache Gesten zu unterstreichen und "zack", sie verstand.
Nun wurde bei der letzten U dieser Test gemacht bei dem die Kinder einen Kopfhörer aufbekommen und anhand einer Bildkarte zeigen müssen, was sie gehört haben. Den Test hat sie 2x an 2 verschiedenen Tagen gemacht und beide Ergebnisse waren schlecht.
Jetzt hat mein Mann dies bei der jährlichen Überprüfung in der Pädaudiologie gesagt und nun wollen die eine BERA in Vollnarkose mit ihr machen.
Ich werde dort noch mal anrufen und auch unseren Kinderneurologen fragen, denn mir ist nicht ganz klar, was diese Hirnstammaudiometrie bringen soll. Gibt es dann eine bestimmte Therapie oder gar OP? Oder ist es eine Erkenntnis der Erkenntnis willen? Dann ist mir das Narkoserisiko und die Aufregung für sie zu hoch.
Neben der Frage, was bringt uns das Ergebnis, ist auch zu berücksichtigen, dass wir i.M. kaum Probleme mit dem Sprachverständnis haben.
Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
Vielen Dank und viele Grüße
Anneke
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 14. Dez 2007, 22:32
von barbara_1965
In dem Alter kann eine AVWS noch nicht diagnostiziert werden. Deine Zeilen klingen eher nach einer Schwerhörigkeit. Eine BERA muss (!) also mit ihr gemacht werden. Eine Narkose muss nicht sein. Mein Sohn macht alles ohne Narkose mit Hilfe von Mickey Mouse auf DVD. Es gibt Kinder, die brauchen Melatonin, ein Hormon, das den Schlafrhythmus regelt. Und nur die ganz Schwierigen brauchen ein Betäubungsmittel!
Trotzdem: Schon mal daran gedacht, dass das Kind eine Aufmerksamkeitsstörung haben könnte???
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 15. Dez 2007, 00:15
von Andrea Heiker
Liebe Anneke,
um AVWS diagnostizieren zu können, muss eine Schwerhörigkeit ausgeschlossen werden, daher die BERA. Vom bloßen Anschein kann man AVWS und Schwerhörigkeit nicht unterscheiden.
Gruß
Andrea
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 15. Dez 2007, 16:08
von Momo
barbara_1965 hat geschrieben: Eine Narkose muss nicht sein. Mein Sohn macht alles ohne Narkose mit Hilfe von Mickey Mouse auf DVD. Es gibt Kinder, die brauchen Melatonin, ein Hormon, das den Schlafrhythmus regelt. Und nur die ganz Schwierigen brauchen ein Betäubungsmittel!
Oh oh da mal ganz vorsichtig. Wenn das Kind während der Bera DVDs guckt, kann man die Bera auch weglassen! Eine
Bera ist nur dann wirklich sicher, wenn das Kind entweder (falls es alt genug ist!)
absolut still liegt mit Augen zu oder aber
tief und fest schläft.
Jede noch so kleine Bewegung, auch ein Augenzwinkern, ein Schnuller nuckeln oder eine Kopfbewegung kann das Ergebnis verfälschen!!!!
Ansonsten stimme ich zu: es klingt nach einer ( evtl. nur leichtgradigen) Schwerhörigkeit was Ihr da beschreibt. Und es ist durchaus sinnvoll vor einer AVWS Diagnostik eine auch leichte SH sicher auszuschließen. Dafür sollten zusätzlich zu der Bera auch diverse Hörtests gemacht werden.
Gruß
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 15. Dez 2007, 22:12
von Anneke
Hallo an euch alle,
vielen Dank für die Antworten. Ich glaube, ich habe zu wenig Infos gegeben. Sorry
Also:
1. Sie hat seit sie 7 Monate alt ist Paukenröhchen. Wurden bei der Spalt-OP gleich mit gelegt. Ca. 1/2 Jahr davor fing sie an, immer weniger auf Geräusche zu reagieren und sie hatte auch fette Ergüsse, wie sich bei der OP gezeigt hat.
2. Mit ca. 1 Jahr wurde schon eine Bera gemacht, weil der Verdacht auf Innenohrschwerhörigkeit bestand. Wir hatten das Gefühl, sie hört zwar Geräusche
versteht aber keine Sprache. Das Ergebnis der Untersuchung war gut. Es hatte sich dann rausgestellt, dass sie nicht nur nicht auf Sprache sondern auch nicht auf Berührung (leichte Berührung ohne Sichtkontakt)reagiert. Das war also eher eine Wahrnehmungsgeschichte und es hat sich verbessert, seit wir gelernt haben, zu ihr durchzudringen.
3. Ich muss die Gesten nur noch selten benutzen, meist versteht sie mich gut ohne.
4. Ich bemühe mich gerade um einen Termin im Autismus Institut. Dabei steht vorallem im Vordergrund, dass sie fast komplett nicht in der Lage ist, auf Gleichaltrige zu reagieren und zu ihnen sozialen Kontakt aufzubauen. Falls sie uns nicht weiterhelfen können, will ich sie auf AD(H)S testen lassen.
5. Sie hat meist derart "Hummeln im Hintern", dass ich das mit dem stillsitzen und fernsehen gleich vergessen kann. Das mit dem Melatonin ist ein guter Tipp. Obwohl EEG's gehen auch (obwohl grenzwertig).
6. Die Narkose scheue ich, da sie erst letzten Monat eine hatte (Kopf-MRT) und das Aufwachen für sie ganz schlimm war. Ich denke, ihre Wahrnehmungsstörungen verschlimmern das unangenheme Gefühl (mir ging es nach der Narkose auch ziemlich elend, so dass aus ambulant stationär würde Confused ). Sie war sehr agressiv und wollte nur flüchten, obwohl sie nicht mal sitzen konnte. Wir mussten sie zu zweit halten.
7. Sie spricht sehr laut.
8. Seit Jahren werden alle 6 Monate div. Hörtest in der med. Hochschule Hannover mit ihr gemacht. Aber nur bei der besagten U-Untersuchung musste sie zeigen, was sie gehört hat.
Nun meine Fragen:
1. Können sich die Innenohrwerte verändern oder reicht die BERA von vor 3 Jahren?
2. Ändert das, was ich jetzt noch geschrieben habe, etwas an eurer Einschätzung?
Vielen Dank
Gruß Anneke
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 16. Dez 2007, 12:01
von barbara_1965
@ Momo:
Deine Aussage ist falsch! Ich habe mich, da ich diese Aussage schon mehrmals falsch in diesem Forum gelesen habe, noch ein Mal bei unserem Pädaudiologen erkundigt. Es handelt sich um Prof. Schönweiler, der wohl über jeden Zweifel erhaben ist: Die BERA ist im Prinzip ein EEG. Augenbewegungen &c. haben NULL Einfluss auf das Ergebnis. Das stimmt einfach nicht. Es ist für Ärzte oft einfacher, Kinder zu sedieren, wenn sie nicht mitspielen wollen oder aufgrund ihrer geistigen Fähigkeiten nicht kooperieren können. Ansonsten ist eine Narkose überflüssig.
VG, Barbara
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 17. Dez 2007, 09:25
von Andrea Heiker
zu 1.) Es kann sich etwas geändert haben.
zu 2.) Ja und Nein. Einerseits ist es ziemlich offensichtlich, dass es Bereich der Ohren zumindest eine Mittelohrproblematik vorhanden ist. Kidner mit einer Gaumenspalte sidn auch überproportional vone ine Innenohr-Schwerhörigkeit betroffen. Auf der anderen Seite scheint es auch andere Probleme zu geben, die eine genaue abgrenzende Diagnose schwer machen.
Warum hat man vor einem Monat die BERA denn nicht gleich mitgemacht? Das wäre eine Prima Gelegenheit gewesen.
@Barbara, und ich kenne noch mehr Ärzte, die mir erklärt haben, dass Momo recht hat!!!!
Ich habe selbst mal einen Versuch mitgemacht, bei der man klären wollte, wieiel beim
CI wirklich uaf Hören beruht und weiviel trotzdem noch abgelesen wird. Und da wurden ebenfalls wie bei einer BERA Potentiale abgeleitet. Aber wegen dem Ablesen musst ich natürlich die Augen offen halten. Ich wurde aber aufgefordert zu starren und die Augen ja nicht zu bewegen. Eben weil die Augenmuskeln ähnliche Potentiale erzeugen wie die aus dem Hören abgeleitete Potentiale. Man hat mir das sogar auf dem Bildschirm gezeigt, eine Sequenz wo ich wirklich gestarrt habe und eine Sequenz, in der ich doch häufiger gezwinkert habe. Während man in der ersten Sequenz wirklich wunderbar sehen konnt ab wann ich etwas gehört hatte (auch die längere Leitung, wenn Mundbild und Gehörtes nicht übereingestimmt haben), war das Signal in der zweiten Sequenz doch sehr star verrauscht. Ich würde einer BERA, bei der Bilderbücher gezeigt werden und Videos gezeigt werden nie und nimmer vertrauen. Das Mindeste ist ja wohl, dass die Augen geschlossen sind.
Gruß
Andrea
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 17. Dez 2007, 10:54
von Anneke
Hallo,
vielen Dank für eure Antworten. Ich stehe der BERA jetzt nicht mehr so negativ gegenüber. Vielleicht reicht ja auch Melantonin aus.
Wirklich schade, dass die Möglichkeit beim MRT die BERA mit zu machen ungenutzt verstrichen ist, nur leider war der Termin in der Pädaudiologie erst danach. Und dort wurde das erste mal seit 3 Jahren wieder BERA ein Thema.
Viele Grüße
Anneke
Re: BERA bei auditiver Wahrnehmungsstörung, was bringt das?
Verfasst: 17. Dez 2007, 12:47
von Momo
Andrea Heiker hat geschrieben:@Barbara, und ich kenne noch mehr Ärzte, die mir erklärt haben, dass Momo recht hat!!!!
Danke Andrea! Und ich habe es auch bei meinem Sohn mit eigenen Augen gesehen- einmal mit Augen auf und einmal mit Augen zu und es sind dann bei offenen Augen Hirnströme da, die man nicht eindeutig einem Hörergebnis oder der Bewegung zuordnen kann.
Gruß