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Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 30. Okt 2007, 19:33
von Berlinerin
Hallo,

finde das Verhalten einer Hörgeräte-Akustikerin ausgesprochen ausweichend und merkwürdig und wüßte gerne Eure Meinung dazu.

Zum Hintergrund: ich bin seit Geburt schwerhörig auf beiden Ohren, wobei der Hörverlust links schwerwiegender ist als der rechts. Hörgeräte habe ich bislang nie getragen, weil ich mich als sehr musikalischer Mensch nicht an den charmanten Klang einer quäkenden Gegensprechanlage in allen akustischen Lebenslagen gewöhnen konnte und wollte.

Zufällig hörte ich kürzlich vom Hörsystem Epoq und dachte mir, es sei vielleicht an der Zeit, moderne Hörsysteme einer Prüfung zu unterziehen. Abgesehen davon, daß es manchmal schon recht angenehm wäre, einfach zu hören, denn ununterbrochen zu dechiffrieren.

Also auf, zum Hörgeräteakustiker, wo die Akustikerin sogleich einen Test machte. Aufgrund des Ergebnisses riet sie mir von folgenden Komponenten mit folgenden Argumenten ab:

Epoq - dieses Gerät sei für meine Belange ungeeignet, weil es keine ausreichende Tieftonverstärkung habe. Meine Hörkurven sind jedoch im Tieftonbereich wesentlich akzeptabler als im Mittel- und Hochtonbereich. 'Ne Kurve kann ich denn schon noch lesen. Warum also das Epoq hier nicht einsetzbar sein soll, bleibt mir erst Recht nach dem Online-Studium der Herstellerangaben zu den Frequenzgängen nach wie vor ein Rätsel - die Dame hat es mir jedenfalls nicht erklärt :(

Die Nachfrage nach weichen Materialien für die Otoplastik (ich komme mit den Hartacrylplastiken nicht klar) wurde ebenfalls ausweichend beantwortet, auf gezieltes Nachhaken wieso, weshalb, warum dann kategorisch und ohne Erklärung abgelehnt mit der Begründung, dies sei für meinen Hörverlust nicht geeignet. Dabei soll Thermotec doch auch für hochgradige Hörverluste durchaus geeignet sein. :help:

Die Frage nach einer Vollfinanzierung der Geräte durch die Kasse wurde von ihr umfassend und abschließend beantwortet mit einem "nur im Rahmen der gesetzlichen Versorgung", der Rest sei Zuzahlung usw.

Zum weiteren Vorgehen teilte sie mir mit, ich solle mir eine ärztliche Verordnung besorgen, diese bei ihr abgeben, dann könnten wir verschiedene Geräte testen.

Bereits bei diesem ersten Kontakt hatte ich den Eindruck gewonnen, daß die Dame nur einen Standardstiefel durchziehen möchte und möglichst schnell eine ärztliche Verordnung in der Hand halten will.

Ich habe dann brav die Kataloge meiner Infomappe durchgearbeitet, mich über die Möglichkeiten einer Vollfinanzierung informiert und daraufhin heute mit der Akustikerin telefoniert. Ich wollte von ihr wissen, welche der vielen Geräte aus den hübschen Buntbild-Katalogen sie denn nun konkret empfehlen würde, weil ich für dann diese gerne einen Kostenvoranschlag zum Preisevergleichen hätte.

Daraufhin erklärte sie mir wieder lang und breit, die Kataloge enthielten ja nur Beispiele, es seien außerdem verschiedene Geräte zu testen, bla bla bla ... lange Rede, kurzer Sinn: einen Kostenvoranschlag mit Nennung von ihr empfohlener Geräte anhand meiner Hörkurve wird es nicht geben. Aha ...

Auf meine erneute Nachfrage zu den Frequenzbereichen des Epoq teilte sie mir lapidar mit, ich würde das wohl kaum beurteilen können. Hallo? Hat die Akustikerin ein Autoritätsproblem?

Meine Frage, ob sie dieses Gerät grundsätzlich in ihre Testreihe einbeziehen würde, beantwortete sie mit "ja, aber nur nach Voranmeldung, man habe das Gerät ja nicht immer vorrätig". Kann es einen Grund dafür geben, daß ein Akustiker ein ganz bestimmtes Gerät vielleicht nicht verkaufen will?

(Nicht daß ich komplett eingeschossen bin auf das Epoq, es ist nur so, daß es mir durch den Streamer für die umfangreiche Audio-Bearbeitung, die ich beruflich mache, durchaus geeignet scheint )

Was ist da los? Ist das normal bei Akustikern? Ich habe den Eindruck gewonnen, man verlangt hier von mir, mich samt Verordnung auf Gedeih und Verderb auszuliefern, und möglichst keine schlauen Fragen zu stellen. Beraten fühle ich mich jedenfalls nicht.

Sind die alle so oder gibt es Akustiker in (Nord-)Berlin, die a) den Kunden nicht als Deppen behandeln sondern umfassend und wenn's sein muß auch fachlich tiefergehend beraten und die b) Kostenvoranschläge erstellen?


Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 31. Okt 2007, 09:18
von Boudoir
Hallo Bernlinerin

Also Grundsätzlich ist das Epoq sehr breit (inbezug auf die in frage kommenden Hörverlust) einsetzbar. Wenn Du mal Deine Werte hier einstellst kann ich gerne kurz in die Software gehen und nachsehen, ob es in Frage kommt oder nicht.
Das Epoq ist sehr teuer, über die Möglichkeiten einer vollen Kostenübernahme können Dir bestimmt andere aus diesem Forum bessere Ratschläge geben als ich (bin aus der Schweiz)
Vielleicht führt das Hörakustikgeschäft die Marke Oticon nicht standartmässig im Sortiment, darum der Widerstand und evtl. die Unkenntnis über die Möglichkeiten des Gerätes?
Als normal ist das Verhalten aber bestimmt nicht zu bezeichnen.
Ich rate Dir, dich bei anderen Akustikern in Berlin, dort sollte es ja jede Menge geben, mal zu erkundigen, ob sie das Gerät führen und ob Du es mal unverbindlich testen könntest.
Die Vergleichende Anpassung mit anderen Geräten (Phonak bringt im Februar/März 08 ein Gerät, das ähnliche optionen hat wie das Epoq mit dem Streamer) kannst Du danach ja immer noch machen.

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 31. Okt 2007, 10:06
von Andrea Heiker
Liebe Berlinerin,

hmmm ja. Es ist ganz offensichtlich, dass Du einige falsche Vorstellungen von einer Versorgung mit Hörgeräten hat. Auf der anderen Seite ist die Akustikerin wohl auch jemand, der mit konkreten Nachfragen nicht umgehen kann, bzw. nicht aufklären kann.

Zum Einen ist es völlig üblich, dass Hg-Akustiker nur bereit sind eine Anpassung zu machen, wenn sie eine Verordnung haben. Das Ausprobieren der verschiedenen Hg verursacht den Akustiker nicht unerhebliche Kosten. Auf denen wollen sie natürlich nicht sitzen bleiben. Selbst wenn der Kunde nachher kein Hg kauft, kann der Akustiker mit der Verordnung bei der Krankenaksse eine Abbruchpauschale abrechnen, die zumindest einen kleinen Teil der Unkosten reinholen wollen. Es ist auch zutreffend, dass die meisten Akustiker bevorzugt zwei Firmen verkaufen, z.B. Phonak und Oticon, oder Phonak und Siemens usw. Das hat hängt damit zusammen, dass der Akustiker beim Hersteller bessere Preise bekommt, wenn er viele Hg kauft: Auf der anderen Seite ist auch beachten, dass die Software für die Programmierung von Hg mittlerweile so umfangreich und kompliziert ist, dass es manchmal sinnvoll ist, man kennt sich mit einer Software besonders gut aus, als man kennt sich überall so ein bischen aus. Wenn der Akutsiker aber keiner Kette angehört, wird er Dir aber auch gerne Hg einer anderen Firma bestellen, auch wenn er die Firma sonst nicht verkauft. Du musst dann ggf. damit leben, dass die Einstellung nicht so perfekt wird oder aber Reparaturen länger dauern bzw. während der Reparatur kein baugleiches Leihgerät zur Verfügung gestellt wird.

Es ist auch richtig, dass der AKustiker Dir noch keine richtigen KV machen kann, eben weil er ja noch nicht gar nicht weiß, mit welchen Hg Du klar kommen wirst. Es wäre viel mehr sinnvoll gewesen, mit der Hörkurve zum Akustiker zu gehen und zu fragen: "Welche drei Hg würden Sie mir bei dieser Hörkurve als Erstes zum Probieren geben und wieviel würden diese drei Geräte kosten." Es ist wirklich sinnvoller, man überlässt die genaue Auswahl dem Akustiker, er kennt sich einfach besser aus und ist viel besser über die Vielzahl an Hg informiert als man als Laie jemals sein kann. Ein guter Akustiker hätte an dieser Stelle eh schon gefragt, in welchen Hörsituationen man Schwierigkeiten hat und was man von den Hg erwartet. Oma braucht nur für fernsehen doch ein etwas anderes Hg als jemand, der in einer lauten Werkhalle berufstätig ist. Normalerweise läuft eine Hg-Anpassung so ab, dass man drei verschiedene Geräte von mindetsens zwei verschiedenen Herstellern probiert. Man sollte darauf bestehen, dass zwei Geräte davon Kassengeräte (auch hinsichtlich Kostenübernahme) sind. Wenn man mit diesen drei noch nicht klar kommt, werden die Akustiker selbstverständlich auch noch ein viertes oder fünftes Paar anbeiten. Viel mehr Hg sollte man m.E. aber nicht ausprobieren, sonst wird man völlig verwirrt. Natürlich ist auch klar, dass man nicht einfach so hingehen kann, und Hg abholen kann: Die Akustiker haben eben nicht 80 verschieden Hg in doppelter Ausführung auf Lager, sondern die Leihgeräte zum Probieren werden vorher von den Akustiker speziell für jeden Kunden bestellt, das dauert halt zwei, drei Tage bis die Geräte da sind.

Die vollständige Kostenübernahme durchzusetzen ist heutzutage ein mühsames Unetrfangen; Rentenversicherung und I-Amt sind nicht mehr zuständig (Und wenn jetzt wer erzählt, er hätte dieses Jahr noch Hg von der RV bekommen, dann hat er Riesenglück gehabt). Bei Privatversicherten kommt es auf de Vertragsgestaltung an, ob Hg vollständig übernommen werden. Gesetzliche Krankenkassen muss man vor den Richter zerren und aller Erfahrung nach knicken die GKV immer erst dann ein, wenn Gerichtstermin ist. Aber Vorsicht! Man muss so einige auch formale Dinge bachten, damit man die Hg auch wirklich von der gesetzlichen Kasse bekommt. Ein "HOWTO" findet sich im letzten oder vorletzten DSB-Report. Auch im www.schwerhoerigen-netz.de/pinboard steht einiges zu diesen Thema.

Bei den Ohrpasstücken verstehe ich auch nicht ganz was Sache ist? Es gibt Hartplastik, die man bei Hautproblemen auch mit einer antiallergischen Beschichtung bedampft. Die sind eigentlich vond er Haut her die angenehmsten Passstücke. Dann gibt es Weichplastikpassstücke, die sind bei Kinder bzw. sportlich sehr aktiven Menschen die richtige Wahl; von der Haut her aber schon etwas unangenehmer (persönliche Meinung). Thermotec ist für die starken Hörschäden, weil Thermotec besonders wenig pfeift. Ich persönlich habe auch Thermotec, war von der Haut her aber mit den Hartplastik Passstücken zufriedener, man kann sich bei Thermotec genauso gut einen Saugnapf in die Ohren stecken :( . Da die Hartplastikpassstücke die verträglichsten und die billigsten Passstücke sind, finde ich es völlig normal, dass Akustiker zunächst mit Hartplastik starten. Wenn man mit einem Passstück nicht klar kommt, wird nachgearbeitet oder ein neues Passstück gemacht.

Im Übrigen, wenn Du schon lange Hg bräuchtest, aber keine getragen hast, dann wird die Umgewöhnung Dir schwer fallen, Du musst das Hören neu lernen. Eine Eingewöhnung lohnt sich aber, nur Mut!!!

Gruß
Andrea

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 31. Okt 2007, 19:56
von Berlinerin
Liebe Andrea,

herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort - es ist nur so, daß du eine Sache mißverstanden hast (kein Wunder bei dem vielen Text in meinem Posting ;) ) .

Die Akustikerin kannte meine Hörkurve (sie hat sie ja selbst erstellt) sowie meine Anforderungen an ein Gerät. Und genau deshalb habe ich ihr im Telefonat die Frage gestellt. "Welche Hörgeräte empfehlen Sie denn nun konkret anhand meiner Kurve". Insofern ist ihr Rumgeeiere mir nicht nachvollziehbar. Sie wird ja wohl in der Lage sein, aufgrund dieser Infos, fünf Geräte vorzuschlagen und mir einen Preis dafür zu nennen. Oder ist das zu viel verlangt?

Auch und gerade weil ich natürlich den Akustiker für die viele Mühe auch entlohnen will, muß ich aber dennoch vorher wissen, was welches Gerät wo kostet. Erst dann kann ich mich doch entscheiden, wo ich die Anpassung vornehmen lasse und das Gerät kaufe. Das Vorgehen "Preisvergleich" ist ja auch für die Kostenübernahme wichtig. Was den langwierigen Rechtsweg anbelangt: ich habe einen guten Anwalt und deshalb keine Scheu vor einer gerichtlichen Durchsetzung.

In jedem Fall aber auch danke für die Infos zu den Ohrpaßstücken - meine alten fingen immer fürchterlich an zu drücken und ich bekam ganz rote Ohren davon. Hinzu kommt, daß ich wirklich auch extrem enge Gehörgänge habe. Vielleicht hat sich aber hier zwischenzeitlich wirklich etwas verbessert.

LG

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:39
von Berlinerin
Hoi, Boudoir,

oooch, das ist aber ein super-nettes Angebot von dir. :D

Ok, dann mal los ... hier die Werte

Links
125 - 55
250 - 60
500 - 65
1k - 75
1,7k - 85
2k - 70
4k - 75
8k - 65

Rechts
125 - 25
250 - 30
500 - 35
1k - 40
1,7k - 60
2k - 65
4k - 65
8k - 75

Ich weiß nicht, ob der Wert 1,7k richtig ist, der genaue Wert ist aus dem Kurvendiagramm nicht abzulesen. Steht aber näher an 2k dran als an 1,5k.

Ich finde das binaurale Konzept von Epoq sehr spannend (wird dieses Phonak, von dem du sprachst auch darauf basieren?). Denn so arbeitet ja letztlich auch die Audiosignalverarbeitung im Gehirn. Meine Anforderungen an ein Gerät sind übrigens in Reihenfolge der Wichtigkeit:
  • Müheloses Sprachverständnis in Sprechsituationen ohne die Möglichkeit des Lippenlesens oder bei Bartträgern
  • komplikationslose Verbindung zu div. Audiogeräten (Monitoring von Aufnahmen, Musikproduktion PC, Kopfhörer)
  • natürlicher Klang
  • Verbesserung des Sprachverständnisses in Seminaren und Veranstaltungen (insbesondere bei Räumen mit Hall)
LG


Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 1. Nov 2007, 09:19
von Boudoir
Hallo Berlinerin

Der Wert ist tatsächlich 1.5 kHz und nicht 1.7, weil die tabelle ja nicht linear sondern logarythmisch aufgezeichnet ist, so wie die dB eben auch sind.
Deinen Anforderungen würden die Epoq nach dem heutigen Stand der Technik theoretisch sehr gut gerecht werden, ausserdem könnten dich noch die Geräte von der Marke GN ReSound, Modell Azure (rechts die 70 oder 80-er, links die 60, 70 oder auch 80 er) interesieren, die haben ähnliche Möglichkeiten wie die Epoq, jedoch keinen 'Streamer' dafür aber ein Bluetooth Headsetfür die 60-er Modelle, das direkt an eines der beiden HG angeschlossen wird und mit dem du Telefonieren kannst.
Zu Deiner Kurve:
Links geht das Epoq XW sowohl in der RITE (externer Hörer (Lautsprecher), sitzt im Gehörgang) als auch in der normalen HdO Version. Wenn Du enge Gehörgänge hast, müsste man jedoch zuerst schauen, ob die RITE genug platz hätten. So oder so würde ich zu den RITE eine angepasste Otoplastik machen lassen, genau wie auch zu der normalen HdO Version.
Auf dem rechten Ohr ist der 1.5 kHz Wert etwas kritisch, da dort nicht mehr viel Reserve wäre, die anderen Frequenzen haben auf alle fälle genug Reserve.
Auf jeden Fall die XW und nicht die W Modelle testen. Die W sind zwar minim günstiger, können aber lange nicht so viel leisten, vor allem im Störlärm.
Das neue Phonak heisst Exélia. Es hat neben der binauralen Verarbeitung und diversen technischen neuerungen auch einen iCom (=Streamer) der jedoch ein echtes Stereo-Signal liefern kann. Beim Oticon hört man es zwar auf beiden Ohren, aber es ist mono. Dazu gibts noch eine total neue, sehr vielfältige ind den Funktionen, Fernbedienung (myPilot). Damit kann man echt fast alles mögliche und unmögliche ansteuern, bei Bedarf auch wieder rechts und links getrennt. Kein Vergleich zu allen bisherigen Fernsteuerungen die es auf dem Markt gibt.
Ich kenne die Geräte natürlich noch nicht 'life', habe erst einen Prospekt und die Vorstellung auf der Messe gesehen, wie sie im Alltag sind, wird sich dann erwiesen, aber es klingt wirklich extrem spannend. (neue Ohren wirds aber dennoch nicht geben....)

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 1. Nov 2007, 10:15
von Andrea Heiker
Liebe Berlinerin,

mit dem Epoq wird es links wirklich ziemlich knapp, wenn sich das Gehör vor Ablauf der ca. sechs Jahre (ungefähre Lebensdauer eines HG) verschlechtern sollte, müsstest du damit leben, dass man links nicht mehr nachregeln kann, dann wäre der Stereoeffekt auch hin. Ich empfehle doch prinzipiell bei einem Neukauf von Hg darauf zu achten, dass noch Reserve in den Geräten drin ist, damit eben auf Hörverschlechterungen reagieren kann. Sachlich hat die AKustikerin also nicht ganz unrecht. Trotzdem bin ich wie du der Auffassung, dass es eigentlich kein Problem sein dürfte, Dir vorab Geräte vorzuschlagn und auch den ungefähren Preis dazu zu nennen. Aber es gibt ja schließlich in Berlin noch mehr Akustiker. Anderswo ist man doch hoffentlich nicht so von oben herab...

Trotzdem solltest Du und Dein Anwalt Dir die oben genannten Artikel und Seiten durchlesen. Schließlich sind die Kochrezepte dort praktisch erprobt ;)

Gruß
Andrea

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 1. Nov 2007, 12:49
von Berlinerin
Hallo, Boudoir,

vielen herzlichen Dank für's Gucken, für die wirklich hilfreichen Geräte-Tipps und die Erläuterungen dazu. Die Geräte kommen allesamt auf meine Testliste! Schade, daß du in der Schweiz sitzt. Und guck an, die Stereoeigenschaften hatte ich nämlich beim Epoq wegen des binauralen Ansatzes automatisch vorausgesetzt, gut, daß du das angesprochen hast. Das von dir empfohlene Phonak kommt übrigens lt. Hersteller Internetseite im Dezember 07 auf den deutschen Markt und hört sich ja noch eine Spur spannender an als das Epoq. Zoomfunktion, wow! Da lacht doch der spielerische Technikfreak in mir ;-)

An einer Stelle hast du mich allerdings jetzt etwas verwirrt: du schreibst, rechts sei der 1,5k Wert kritisch, meinst aber doch sicher links, oder?

Glücklicherweise ist mein Hörvermögen seit Jahrzehnten stabil und schwankt meinem persönlichen Empfinden nach eher nach oben, denn nach unten. Gute Freunde von mir behaupten deshalb oft, ich sei gar nicht wirklich schwerhörig, ich würde einfach nur weghören, aber ausgerechnet immer das aufschnappen, was nun wirklich für meine Ohren nicht bestimmt sei. ;-)


Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 1. Nov 2007, 13:06
von Berlinerin
Liebe Andrea,

die von dir empfohlenen Quellen habe ich bereits im Vorfeld sehr aufmerksam gelesen und stimme darauf auch mein gesamtes Vorgehen ab. Sprich: genau informieren, Kostenvoranschläge einholen, Preise vergleichen und nur Kopien der Verordnung herausgeben bis ich den Akustiker meines Vertrauens gefunden habe, nix unterschreiben. Schon gar nicht die von meiner Akustikerin sogleich überreichte Einverständniserklärung, daß Mehrkosten ausschließlich zu meinen Lasten gehen. Auch für den Antrag bei der Kasse habe ich mich bereits mit den entsprechenden Urteilen gewappnet. Holzohr, sei wachsam! ;)

LG

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 1. Nov 2007, 13:15
von Boudoir
Hallo Berlinerin

Uii, da ist mir aber ein Fehler passiert! Ich habe deine Seiten vertauscht. Bitte ersetzt beim lesen alle links mit rechts und umgekehrt. Entschuldige bitte vielmals.
Da sieht man mal das Gewohnheitstier, normalerweise wird im Fach immmer erst rechts und dann links genannt, und ich habe nicht genau aufgepasst und schon ists passiert.
Entschuldige bitte vielmals!

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 1. Nov 2007, 13:35
von Berlinerin
Hey, Boudoir, das ist doch nicht weiter schlimm. Das schmälert den großen Wert deiner Beratung in keinster Weise.

Vielleicht hat die Software meiner Akustikerin eigenmächtig den auditiven Linksverkehr eingeführt? :D
In der Reihenfolge - erst links, dann rechts - sind jedenfalls in meinen Unterlagen die Werte aufgeführt.

LG

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 14. Feb 2008, 18:02
von Berlinerin
So, wollte mich zu diesem Thread noch einmal mit Neuigkeiten zu Wort melden.

Ich habe mich wegen der fehlenden Preisauszeichnung bei den Hörgeräteakustikern bei der zuständigen Patietenbeauftragten des Landes beschwert; außerdem habe ich gleich noch darauf hingewiesen, daß es ja wohl nicht sein kann, daß die Anpassungskosten nicht gesondert ausgewiesen werden sondern in den Festbeträgen der Kassen für die Hörgeräte enthalten sind. Dort hat man sich meinem Eindruck nach durchaus engagiert der Sache angenommen. Da die Dame gleichzeitig den Vorsitz auf Bundesebene hat, wird sie das auch in den entsprechenden parlamentarischen Ausschüssen thematisieren. Jedem, der Ärger hat mit Akustikern oder Behörden, kann ich nur zu diesem Schritt raten.

Nun trage ich das Epoq seit sieben Wochen zur Probe in einer offenen!!! Anpassung (von wegen bei meinem Grad der Schwerhörigkeit unmöglich, *kopfschüttel :p ) und bin total begeistert von diesem Gerät. Der Raumklang ist tatsächlich stereophon, der Klang recht natürlich (soweit davon bei einem Hörgerät überhaupt die Rede sein kann) und die automatische Anpassung an unterschiedliche Hörsituationen sowie die Störschallunterdrückung phänomenal gut und schnell - also kein schreckhafter Satz mehr in den Straßengraben bei vorbeiheulender Blaulichtsirene. Die Geräte sind so angenehm klein, dass selbst nach Stunden des Tragens keine Druckempfindlichkeit herrscht. Das beste aber ist, ich kann die Geräte sogar unter geschlossenen Kopfhörern tragen, so gut ist die Rückkoppelungsunterdrückung.

Durch das Epoq verbessert sich meine Freifeldverständnisquote von 25% auf 100%.

Das neue Phonak Exelia habe ich gerade auch noch im Test, für mich klanglich kein so großer Unterschied zum Epoq. Die Lernkurve des Gerätes ist jedoch ganz anders und mir persönlich weniger sympathisch.

Nachdem ich ja nunmehr 48 Jahre lang unversorgt durch die Gegend gerannt bin noch folgendes faszinierendes Phänomen: mir fiel auf, daß ich mittlerweile beim Fernsehen oder Musikhören auch ohne Hörgerät links einzelne Worte bzw. Instrumente heraushören kann - zuvor war nur Geräuschbrei hörbar. Also, das als Hoffnungsschimmer für alle: die Hirnrinde lernt schnell, auch nach so langer Zeit ist vieles möglich - auch wenn Mediziner das gelegentlich anders einschätzen.

Mit meinem jetzigen Akustiker komme ich übrigens sehr gut klar und unser gemeinsames Projekt lautet nun: vollständige Kassenfinanzierung. :D

In diesem Sinne: to be continued ... ;)

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 14. Feb 2008, 18:52
von Nina M.
Na, das sind doch mal gute Neuigkeiten! :) Freut mich für dich!

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 15. Feb 2008, 07:19
von Boudoir
Super, das sind sehr gute Nachrichten. Ich lese gerne Deinen Bericht über den weitern Verlauf der Versorgung.

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 15. Feb 2008, 11:52
von Berlinerin
Hey, Boudoir,

dir gebührt nochmal mein ganz besonderer Dank. Ohne deine Unterstützung hätte ich mich vielleicht doch von der ersten Akustikerin ins Bockshorn jagen lassen.

Mein Herz hatte der Amplifon Akustiker übrigens spätestens mit dem Spruch gewonnen: "so, dann programmieren wir jetzt mal Ihre Kommunikationsassistenten". "Kommunikationsassistenten", nee, also wirklich, habe ich gelacht, was für eine geniale Umdeutung. Hört sich doch echt schick an, gelle? :)


Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 15. Feb 2008, 12:25
von Boudoir
Vielen Dank für das Kompliment!

Ja, das tönt so richtig modern, auch Sprachmanager wird immer öfter gerbaucht. Phonak hat da ganz intensive Schulungen mit den Akustikern gemacht, als das Modell Audeo letztes Jahr heraus kam, das wird nie als Hörgerät bezeichnet, auch nicht von Phonak, sondern als PCA (persönlicher Kommunikations Assistent).
Das soll den Hörgeräten ein mordernes Ansehen in den Köpfen der Leuten geben und auch ein jüngeres Publikom ansprechen. Also Weg von der 'prothesenbeige Gurke am Ohr' hin zum chicen 'Lifestile Accesiore'.

Am Rande:
Nicht alle sind über diese Entwicklung der Sicht der Dinge aber auch glücklich.

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 28. Feb 2008, 09:40
von Cosima
Berlinerin hat geschrieben: Auch und gerade weil ich natürlich den Akustiker für die viele Mühe auch entlohnen will, muß ich aber dennoch vorher wissen, was welches Gerät wo kostet. Erst dann kann ich mich doch entscheiden, wo ich die Anpassung vornehmen lasse und das Gerät kaufe. Das Vorgehen "Preisvergleich" ist ja auch für die Kostenübernahme wichtig.
Der Punkt ist wirklich ein schwieriges Thema. Da hst Du ganz recht! ;) Die Preise hängen eben nicht draußen an der Ladentür und drinnen auch nicht. Das ist auch gar nicht gewollt. Der Endverbraucher fühlt sich in diesem Moment erstmal, als hätte er die "Ar***karte" gezogen.

Der Preis eines Gerätes setzt sich aber nur zu einem Teil aus der reinen Technik zusammen. Der andere Teil ist die Anpaßleistung! Ich behaupte, dass die bei etlichen Akustikern doch recht stark differiert. WIe gut berät der Akustiker? Fühlst DU Dich bei ihm wohl? Hast DU das Gefühl, dass er Deine Sorgen, Fragen und Probleme ernst nimmt? Nimmt er sich genügend Zeit für DIch? WIe lange kannst Du die Geräte zur Probe tragen? 3 Tage? 3 Wochen? Darfst Du alle Geräte in Deinem Alltag längere Zeit testen, oder bekommst Du sie im Laden "nur mal kurz ans Ohr gehängt"? Wie sieht die Nachsorge aus? Hält der Akustiker für jeden Schlauchwechsel die Hand auf oder ist ein gewisser Service der "gute Ton" im Haus.
In der Hörakustik arbeiten Kunde und Akustiker so eng zusammen, dass ein gutes Verhältnis sehr wichtig ist. Viel bedeutsamer, als wenn man sich eine Brille kauft zB.

Daher lautet mein Rat: Geh nicht dahin, wo Dich das Epoq 100 oder 200 ¤ weniger kostet, sondern dorthin wo Du Dich gut aufgehoben fühlst. ;) Allem Anschein nach, ist Dir die Akustikerfindung ja nun schon geglückt... So hoffe ich, dass Du ein glücklicher "Kommunikationsassistentträger" wirst. ;)

Noch was zum Thermotec: das Material altert sehr schnell. Der Effekt bei Körpertemperatur weich und bei Zimmertemperatur hart zu sein, hebt sich leider sehr schnell auf. Nicht wenige Kunden brauchen nach nur einem Jahr schon neue Thermotecpaßstücke, da die alten "zerbröseln". Ich passe sie ehrlich gesagt nicht gerne an: das Material ist teuer und die guten Eigenschaften halten leider nicht lange. Der Kunde ist zurecht sauer, wenn er nach 1 Jahr schon wieder zu neuen Thermotecpaßstücken zuzahlen soll.

LG Cosima

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 28. Feb 2008, 09:48
von andrea2002
Hallo Cosima,

welches Material nimmst Du bei den Pfeifkandidaten denn dann? Ich habe einerseits hohe Verstärkung anderseits eine ausgesprochene Pfeifneigung, v.a. beim Lachen. Nach ehreren Reklamationen meines Passtück hat meine Akustikerin vor zwei Jahren erklärt, es ginge nur Thermotec. Tatsächlich pfeift es mir jetzt überhaupt nicht, aber so richtig glücklich bin ich mit Thermotec nicht. Es sitzt wie ein Saugnapf im Ohr, mein Gehörgang ist ziemlich feucht und manchmal habe ich eine "unspezifische Reizung" vermutlich durch den Anpressdruck.

Gruß
Andrea

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 28. Feb 2008, 09:55
von Cosima
Hallo,

wenns nicht anders geht, passe ich schon noch Thermotec an. ;) Aber eben nur, wenn sichs nicht vermeiden läßt! Weiche Paßstücke sitzen glaub ich, immer wie "Saugnäpfe" :lol: Schlecht, wenn man welche braucht... :help: Bei manchen "Pfeifern" ist weniger manchmal mehr: eine Stöpselform bringt so manchen weiter als Ring oder Schale, vielleicht mit einer nur gaaanz kurzen Abstützkralle. Dann kann sich das Paßstück beim Kauen, Lachen und Sprechen schön im GG bewegen, ohne dass es in der Ohrmuschel behindert wird.

LG nochmals

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 28. Feb 2008, 10:02
von Boudoir
Hallo Cosima

Ich arbeite seit über 10 Jarhen regelmässig mit Thermotec und kann den von dir geschilderten schnellen Verfall also gar nicht bestätigen. Nichtmal bei Extrem-Schwitzern oder extremer Ohrenschmalzproduktion. Da solltest Du wohl eher mal das Labor wechseln, wenn die Dir so einen 'Müll' liefern.

Re: Ist das normal? Problem mit der Akustikerin

Verfasst: 28. Feb 2008, 10:21
von Nina M.
Also ich hatte auch einige Jahre lang Thermotec Ohrstücke, zerbröselt ist da nie was und die Eigenschaften weich/hart je nach Temperatur haben auch eigentlich bis zum Ende angehalten.

Gruß,
Nina