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Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 5. Jul 2007, 22:23
von Rita
Hallo,
kann mir irgendwer eine Rat geben, wie ich - schulisch und auch sonst - mit einem hochbegabten
Kind (6 Jahr) umgehe, das in den letzten Monaten schwerhörig geworden ist (Vertäubung li ab 3 kHz,
re ab 2 kHz, bis 1 kHz beidseits annähernd normal). Wir stehen direkt vor der Einschulung und sind
völlig ratlos.
Gruß,
Rita

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 5. Jul 2007, 23:02
von Kaja
Hallo Rita,

habt ihr denn bereits Kontakt zu einem der beiden Hochbegabtenvereinen (DGhK oder HBV)? Dort könnt ihr euch Unterstützung auch im Umgang mit der Schule holen. Vielleicht gibt es dort auch bereits Erfahrungen mit schwerhörigen Kindern – die Mitgliederzahlen und die Vielfalt der Probleme haben sich ja in den letzten Jahren ziemlich erhöht.

Die Kombination Hochbegabung und Schwerhörigkeit hat zum einen den Vorteil, dass das Kind viele der aus der Schwerhörigkeit resultierenden Schwierigkeiten über die Intelligenz kompensieren kann, bringt aber zum anderen das eventuelle Problem, dass das Kind durch die eingeschränkten Umsetzungsmöglichkeiten seiner intellektuellen Möglichkeiten auch ziemlich frustriert werden kann. Gerade aus diesem Grund wäre es besonders wichtig, eine technische Möglichkeit zu finden, die diese Form der Schwerhörigkeit ausgleichen kann.

Ihr habt euch doch sicher im Vorfeld der Einschulung bereits unter Berücksichtigung der Hochbegabung viele Gedanken zur Schulauswahl gemacht und vielleicht schon mit den Lehrern gesprochen. Wenn es dort Verständnis für die Hochbegabung gab, kann man hoffen, dass die neuen Schwierigkeiten auch lösbar sind.

Kaja
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[Editiert von Kaja am: Donnerstag, Juli 5, 2007 @ 23:19][/size]

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 5. Jul 2007, 23:25
von Jerry
Hallo,
kennt ihr schon
http://www.begabungszentrum.de/ ?

Ist vielleicht nicht ganz das was ihr sucht... aber evtl. können die Euch aber trotzdem weiterhelfen?
Bin irgendwann mal drauf gestoßen und hab mit denen bisher keine Erfahrung.

Viele Grüße
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[Editiert von Jerry am: Donnerstag, Juli 5, 2007 @ 23:29][/size]

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 6. Jul 2007, 07:51
von mondsche
Hallo Rita,

wir haben auch eine Tochter , 7 Jahre , sh und hochbegabt.
Was für einen Test hat denn euer Kind gemacht? Leider ist es recht wichtig damit mann etwas schwarz auf weiss vorlegen kann in der Schule.
Wichtig ist erst mal seine Interessen bzw.wo liegen seine Stärken raus zu finden.Ihr solltet ihm einige Angebote zur Föderung bereitstellen.Wichtig ist vor allem wie Kaja schon erwähnt hat das kein Frust oder Langeweile aufkommt .
In der Schule ist es wichtig mit dem Klassenlehrer in Kontakt zu treten. Damit auch dort gefördert werden kann.Bei uns z.B. hat unsere Tochter zusätzliches Material zur Bearbeitung bekommen oder durfte sich Lesematerial holen wenn sie frühzeitig fertig wurde.In den Förderstunden wurden dann 2-3 Schüler die sehr gut sind aus der Klasse raus genommen um Komplizierte Projekte zu erarbeiten.Der riesen Vorteil an dieser Sache war das es mit 2 anderen Kindern nur , wesentlich ruhiger ist und sie konzentrierter arbeiten kann.Problem war,langeweile machte sie zum Störenfried .
Ausser schulisch lernt sie jetzt noch eine Fremdsprache , geht in den Schachclub und extrem viel in die Bücherei.Vieles läuft bei ihr über ihr visuelles ab.Beim lernen achten wir sehr darauf das sie auch durch Anschaung manches besser erklärt bekommt.
Wie ist den die Hörkurve von eurem Kind?
Falls du noch Fragen hast kannst du mich gerne anmailen.
Bin zwar das Wochenden nicht Zuhause,antworte aber gerne danach.

Viele Grüße Mondsche

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 13. Jul 2007, 00:47
von Rita
Danke für Eure Antworten,
leider ist unser Sohn momentan zu sehr mit der neu aufgetretenen SH beschäftigt, als dass er sonst noch gefördert werden wollte. Andererseits ist es ihm mit der akustischen "Informationsarmut", die er als aufmerksames Kind nie kannte, ständig langweilig.

Die Schule hatten wir ausgewählt, weil sie international ist. (Mein Sohn wächst 2-sprachig auf) Allerdings sagen mir jetzt die Leute vom Gehörlosenzentrum, dass das für ein Kind mit seinen Hörkurven keine gute Idee sei.

Herzliche Grüße
Rita

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 13. Jul 2007, 11:45
von Nina M.
Hallo Rita,

nun zur Zweisprachigkeit (zwei Lautsprachen) bei hochgradiger Schwerhörigkeit gibt es wohl allgemein eher ablehnende Meinungen. Hier im Forum schreiben aber zwei Mamas, deren Kinder trotz hochgradiger Schwerhörigkeit auch zweisprachig aufwachsen. Vielleicht melden die beiden sich ja auch noch dazu... (Sabine? ;))

Ich denke gerade bei Hochbegabung sind zwei Sprachen doch vielleicht gar nicht so blöd, weil das Kind dadurch ja mehr Input und mehr Beschäftigung hat. Vielleicht müsst ihr halt schauen, dass beide Sprachen auch schriftlich angeboten werden, falls akustisch viel falsch verstanden wird. Mondsche hat ja auch schon viel geschrieben...

Ich denke jedenfalls, dass ein Kind mit Hochbegabung auf einer Schwerhörigenschule wahrscheinlich total falsch aufgehoben ist, weil es dort doch oft eher langsam vorangeht im Unterricht und die Gefahr der Langeweile dann doch sehr groß ist...

Gruß,
Nina

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 13. Jul 2007, 17:36
von Birgit
Also was die Fremdsprache betrifft bin ich froh, dass Claudia nicht in der Schule für Hörgeschädigte ist: Dort ist der Hauptschulabschluss nämlich auch ohne Englisch zu erreichen....aber in Englisch schreibt sie altersentsprechende 2er....Also ich denke einfach, dass es vom Kind abhängt und wenn ein Kind von klein auf 2 Sprachen erlebt, dann wird es damit auch klar kommen. Auch DGS und Lautsprache sind 2 völlig unterschiedliche Sprachen und die Kinder kommunizieren doch da auch völlig selbstverständlich abhängig vom jeweiligen Gegenüber. (Ich denke übrigens, dass wir Eltern die DGS genau wie jede andere Fremdsprache immer nur "radebrechen" können, wenn wir nicht ein wahnsinniges Talent für Sprachen und andere Kommunikationsformen haben, weil wir sie erst als Erwachsene anfangen zu lernen.)
Damit möchte ich sagen, dass es für ein Kind besser ist, zweisprachig aufzuwachsen als von einem Nicht-Muttersprachler dessen Fremdsprache als Hauptsprache zu erlernen....
Dieses Problem sieht man täglich in den Schulen, wo die (normalhörenden!) Kinder inzwischen weder die eigentliche Muttersprache (z.B. türkisch oder russisch oder auch DIALEKT! ) noch die (für zumindest einen Elternteil) Fremdsprache (deutsch) richtig können, weil sie die Fehler der Eltern übernehmen....

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 13. Jul 2007, 18:03
von Timtomm
Hallo Rita,

ich würde erstmal weitermachen wie bisher. Es muss sich ja trotz der SH im Leben Deines Sohnes nicht alles plötzlich ändern. Falls das eine wegen des Hörens nun vielleicht schon wegfällt, dann muss ja nicht auch noch die Sprache sich ändern. Denn das ist ja auch Teil seiner Identifikation, auch mit Euch und seiner Familie. Der Fokus sollte trotzdem immer auf der Sprache Deutsch liegen,bzw. Deutsch sollte nicht vernachlässigt werden, da er es durch seinen Hörverlust ja sowieso schon schwerer haben wird.

Grüße!

Re: Schwerhörigkeit und Hochbegabung

Verfasst: 14. Jul 2007, 18:03
von Sabine
Hallo Rita,

mein erster Beitrag ist leider verschütt gegangen, da es mit dem Login nicht geklappt hat. Jetzt nur nochmal in Kürze:

Christian, mein mittlerweile 7-Jähriger, ist trotz Ertaubung im Alter von 6 Monaten und mit 2 CIs im Alter von 10 Monaten fließend zweisprachig (Dt./Engl.). Auch uns wurde von vielen Seiten dringend davon abgeraten, wir haben es aber trotzdem durchgezogen.
Die zweite Sprache war für uns fester Bestandteil der Familie, wir konnten sie gar nicht einfach so fallen lassen.
Bei Euch scheint es ja genauso zu sein, daher würde ich auch so weitermachen wie bisher und ihm die Zweisprachigkeit weiterhin zutrauen. Kinder wachsen daran, wenn man ihnen viel zutraut.
Christian besucht auch eine Internationale Schule, und unsere Erfahrungen waren bisher durchaus gut, daher würde ich auch die Schulwahl erstmal nicht unbedingt in Frage stellen. Gerade für die "internationalen" Lehrer und Familien an der Schule ist es vollkommen selbstverständlich, ein hörbehindertes Kind in der Klasse zu haben.

Kannst mich gerne anmailen, falls Du Lust hast.

Viele Grüße,