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Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 04:23
von phil71
Habe nun schon seit einiger Zeit hier mitgelesen und mit geschrieben... Oft angeeckt und will einfach mal mehr verstehen warum einige Ci für so wichtig halten?
Ich will gleich vorab sagen das ich KEINEN/E angreifen will und auch wenn einigen mein Schreibstil zu aggressiv erscheint würde ich mich freuen wenn weinige mir auf die Sprünge helfen :upsidown:
Ich habe in anderen Thread`s gelesen wie:"pro Ci warum..." und einige Informationen rausholen können.
Aber ich verstehe so viel noch nicht...

Warum ist Ci so wichtig? Nur für`s sprechen lernen oder auch damit man leichter in unserer Gesellschaft durchkommt oder beides?
Ich verstehe das sprechen lernen sehr wichtig ist mache aber immer wieder in Begegnungen mit Schwerhörigen die Erfahrung das ich sie nicht richtig verstehe :(
Oft denke ich das diese Menschen doch total frustriert sein müssen wenn sie so bemüht versuchen einer wie mir etwas verständlich zu machen...und dann doch Zettel... zur Hand nehmen müssen.
Diese Menschen haben jahrelanges Sprechtraining hinter sich oftmals völlig für die Katz,was für ein Frust!
Ist es nicht viel wichtiger in unserer Gesellschaft tolleranter und vor allem das Bewußtsein zu wecken nicht alles "Reparieren" zu müssen? Ich finde es so traurig das wir alle immer an irgendetwas "BE-Messen" werden. Die Blinden am sehen, GL am Hören...Selbst Menschen die keine Körperliche Beeinträchtigung haben werden oft dann an anderen Bemessen die es anders machen...

Welche Beweggründe haben Menschen und vor allem Eltern ihrem Kind das hören zu ermöglichen? Ich lese immer wieder wie schwer dieser Weg Ci ist wie viel ängste man als Eltern durchstehen muss...
Versteht mich bitte richtig ich will niemand auf die Füsse treten ich will verstehen!!!
Ich habe wie ihr lesen konntet fünf Kinder drei HD und eins leicht Schwerhörig und eins Hochgradig Schwerhörig...
Versuche einen Weg zu finden der für mein Kind gut ist und wo ich auch nicht diese wie hier so beschriebenen Ängste um das Leben meines Kindes durchleben muss.
Ich möchte wie jeder hier das beste für meine Kinder, oft ist die Frage was ist das beste? Hören, Nicht Hören, stark machen für diese Gesellschaft und gleichzeitig kämpfen um am Bewusstsein unserer Gesellschaft was zu ändern???
Ich gehe Bewusst den Weg der DGS und werde weiterhin versuchen andere Wege aufzuzeigen aber ich will auch wissen!!!

Ihr habt so viel zum Nachlesen über Ci hier im Forum das ist gut und Informativ, aber ich würde gerne wissen warum so viele sich für Ci entscheiden obwohl so hohe Risiken dabei sind?

Also Füsse bitte bei sich behalten,denn hab keine Lust wieder Verantwortlich gemacht zu werden wenn sich jemand von ein paar Schuhen angezogen fühlt
:rolleyes:
Bin Gespannt auf Antworten und einfach Dankbar wenn ich Verstehe
Gruß Phil

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 10:13
von Gudrun
Wenn du es beim Lesen hier im ganzen Forum schon nicht nicht verstanden hast, wirst du es auch jetzt nicht verstehen. Mein Tipp: Lese Erfahrungsberichte von CI-Trägern und Eltern mit CI-Kindern. Vor allem: Lerne sie persönlich kennen. Man begreift durch direkte Auseinandersetzung mit diesen Menschen viel besser als durch sich bloßes Erklären-Lassen.

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 12:53
von Birgit
Hallo Phil,
es ist sicher schwierig zu erklären, aber vielleicht ist Claudia ein gutes Beispiel dafür, was DGS NICHT leisten kann: ein hochgradig Sehbehinderter kann Gebärder nicht erkennen; klar gibt es Körpergebärden, bzw. man kann bei manchen die Gebärden so nah ausführen, dass der Sehrest ausreicht. Was dann? Noch hat Claudia kein CI, aber die Chancen für ihre Zukunft, weiter kommunizieren zu können sind aufgrund eines CI (falls sich ihr Hören noch weiter verschlechtert) wesentlich besser.
Außerdem leben wir in einer Welt von Hörenden und Du wirst es nicht schaffen, dass Deine gesamte Ugebung DGS lernt; so wie eben auch nicht jeder mehrere Fremdsprachen erlernt. Manche können es nicht, manche wollen es nicht und wieder andere brauchen es nicht...

Was ist, wenn ein Gehörloser mit zunehmendem Alter sehbehindert wird wegen z.B. einer Maculadegeneration (diese Erkrankung ist nicht selten und führt sehr häufig zu einer Erblindung); sofort ist er angewiesen auf andere in JEDEM Lebensbereich. Wo bleibt dann die so wichtige Selbstbestimmung?
Vielleicht sind das Gedankenanregungen?
tschüss

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 13:34
von Momo
Erstellt von phil71
Ich verstehe das sprechen lernen sehr wichtig ist mache aber immer wieder in Begegnungen mit Schwerhörigen die Erfahrung das ich sie nicht richtig verstehe :(
Oft denke ich das diese Menschen doch total frustriert sein müssen wenn sie so bemüht versuchen einer wie mir etwas verständlich zu machen...und dann doch Zettel... zur Hand nehmen müssen.
Eigentlich gibst du dir die Antwort schon selbst, oder etwa nicht? Wir leben nun mal in einer hörenden und lautsprachlichen Welt und es wird keiner, der nicht irgendwie betroffen ist, ausgerechnet DGS als "Wahlfremdsprache" wählen. So ist das nun mal.

Die Anregung mal CI Familien zu treffen zwecks Erfahrungsaustausch ist sicher sinnvoll, genau wie der Weg auch "DGS Familien" kennenzulernen.

Gruß

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 13:37
von Sandra
Hallo Phil,

das mit Risiken ist bei jeder andere OP genauso da. Bei CI-OP sind diese zwar da und muss wie bei jeder anderen OP darauf hingewiesen werden. Jede Patient bzw. Erziehungsberechtigte müssen diese nach Aufklärung unterschreiben.
Prozentual gesehen bekommt man keine/kaum bleibende Schäden. z.B. Schwindel, Kopfschmerzen, Gesichtslähmung, Geschmackveränderung o.ä. können auftreten, vergehen meistens nach einiger Zeit.

Und wenn Du den Eindruck hast, dass Dir bekannte CI´ler nicht richtig sprechen oder Dich nicht verstehen o.ä. ...... dann muss man schauen, wie dessen Vorgeschichte war. Wenn jemand von Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig/Gehörlos war und erst im Erwachsene Alter sich implantieren lässt - sind die Erfolge anders ausgelegt als wenn jemand bei gleicher Voraussetzung aber schon in ersten 2 oder 3 Lebensjahren implantiert wird. Die Kinder lernen das meist besser.
Auch Erwachsene die nach Ertaubung relativ Zeitnah implantieren lassen, haben ebenso bessere Voraussetzungen.

Zusammenfassend: Es kommt auf Hörschädigung - wann aufgetreten - ob als Kind Hörgeräte trug - wie sieht Kommunikationsform aus (LS oder DGS/LBG oder beides)- wann Ertaubung geschieht - in welchem Alter implantiert wurde - wielang der Abstand zwischen Ertaubung bis zu Implantation verging - im welchen Umfeld befindet man sich meistens - Erwartungshaltung sollten realistisch sein etc.

Lies doch mal die div. Erfahrungsberichte von einigen CI´ler....... z.B. http://www.gschwaninger.de/ohrenseite/e ... ichte.html

Ansonsten hat Birgit schon einige Punkte angesprochen. Man muss das Umfeld sehen indem man sich befindet. Nicht jeder ist bereit die DGS/LBG zu erlernen. Nicht alle sind/können tolerant auf Hörgeschädigte eingehen etc.

Aber es sagt auch keiner, dass durch CI die ganzen Probs beseitigt werden. Man hat nach wie vor seine Grenzen z.B. in Grossen Gruppengespräche wird man trotz CI nicht alles verstehen können, einige können nicht (eingeschränkt) telefonieren o.ä.

Jedoch muss man immer von dem Standpunkt ausgehen, wie es im Vergleich vor/nach der OP aussieht! Eine Profitiert mehr vom CI andere weniger!

Und überhaupt durch das CI schliesst sich doch die DGS/LBG nicht aus - man kann doch beides nutzen! Ich selbst nutze beides je nach Umfeld und Gesprächspartner. z.B. im Familien-/Verwandtenkreis und Arbeitskollegen kann NIEMAND die Gebärden. Und nicht alle können auf Hörgeschädigte eingehen, sind tolerant o.ä.
In der Freizeit bin ich meistens unter Hörgeschädigte ABER auch da kann nicht jeder bzw. will nicht jeder die Gebärden nutzen!

Vielleicht überdenkst Du mal die div. Situationen die mal hier und da gibt und verstehst dadurch einige CI´ler!?

Gruss Sandra

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 13:45
von Gudrun
"Es ist gut, verschieden zu sein." Die Gehörlosen, die man bei Veranstaltungen fröhlich miteinander plaudern sieht, die erlebt man nicht in für sie frustrierenden Situationen im Alltag.

Ich habe die volle Lautsprache, ein passables Resthörvermögen gemessen an meinem Audiogramm und meiner Hörbiographie, ich kann mich mühelos mit Familie, Freunden, Bekannten, Verwandten und Fremden unterhalten, aber nur wenn sie sich auf mich einstellen. Und dieses "aber" ist der Grund, warum ich so sehr für ein CI bin.

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 18:41
von Uli R.
Hallo,
Gudrun es ist Dir wunderbar gelungen das in drei Sätzen zu verdeutlichen.
Es ist genau so wie Du es schilderst.
Die Gebärdensprache ist wunderbar, aber sie funktioniert eben nur im äußerst stark eingeschränkten Bereich. Ist dieser Bereich verlassen, dann kommen die Probleme.
Ein CI ist für Spätertaubte und taub geborene Kinder eine wunderbare Sache. Der Spätertaubte kann in die Welt der Hörenden zurück kehren und den Kindern wird durch das CI das Tor zu dieser Welt weit geöffnet. Geringe Einschränkungen gibt es allerdings auch mit CI.
Gruß Uli

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 18:42
von Uli R.
Habe ich noch vergessen: Eine Fahrt mit dem Auto birgt mehr Risiken als eine CI-OP!!
Gruß Uli

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 18:51
von phil71
Hallo Birgit
Du hast mir doch einiges zum Nachdenken gegeben ;)Du hast Recht mit der Blindheit aber gibt es da nicht auch diese Gebärden Abc in der Hand "Lormen "??? Sorry kenn mich noch nicht so gut aus. Es stimmt das nicht jeder im Umfeld Gebärden lernt. Das ist auch nicht das was ich erwarte. Ich fände es schön wenn man wenigstens Akzeptiert. Hoffe Du verstehst was ich mein.
Ich kenne nur eine junge Frau mit Ci,hat sie erst mit 17 Selbstständig entschieden. Ihre Mutter hatte einfach nur angst... Sie wollte es! Für sie ist es gut sie hört kann Telefonieren. Seit zwei Monaten hat sie eine Tochter bei ihr würde sie nie ein Ci implantieren lassen. Auf meine GFrage warum denn bei Deiner Tochter nicht wenn du eins hast, sagte sie mir das das ihre Tochter selbst entscheidet wenn sie alt genug ist. Obwohl sie vorher sagte das es sehr schwer war für sie das hören zu lernen was sie vorher noch nicht wahrgenommen hatte. Sie sagte mir sie kennt Menschen die von ihren Eltern eine Ci-Versorgung bekamen und sauer auf ihre Eltern sind weil es nicht geklappt hat und nicht der Erfolg kam den die Ärzte vorhersagten. Sie sagt sie hatte glück aber rät ihrem Mann ab..
Ich werde nicht ganz so schlau aus diesen Aussagen, denke aber mich in diese Gefühl von Verantwortung hinein versetzen zu können.
Es ist so schwer die Verantwortung für oder gegen Ci zu tragen :(
Mir macht es angst wenn ich lese das man doch auf Feiern wo es laut ist einfach an Grenzen stößt und dann so Deprimiert ist. Vermutlich gehört das einfach dazu!
Werde auf jeden Fall versuchen Eltern persönlich kennen zu lernen deren Kids Ci Versorgt sind.

Eine Frage Ihr lasst Eure Tochter also noch nicht mit Ci Versorgen weil sie so Musikalisch ist, hoffe es noch richtig in Erinnerung zu haben, weil man mit Ci "Blächern" oder einfach anders hört?
An Dich ein Danke für die Anregeung
Phil

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 18:58
von phil71
Sandra ein dickes danke für den Link werde mich heute Abend wenn die Kids liegen dran machen und lesen.
Habe im letzten Posting versucht mal die für mich so widersprüchlichen Aussagen auf die Reihe zu bekommen.
Denke muss vielleicht wirklich einfach Kinder sehen mit Ci
Danke Phil

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 19:10
von phil71
hallo welchen stark eingegrenzten Bereich bei Gebärden meinst Du Uli?
Bin am lernen von DGS mir ist bei den Menschen die es wirklich gut können nichts aufgefallen. Oder ist es auf die Ebene DGS`ler trifft Hörend bezogen?
Was mir auffällt ist aber auch das Gebärdende oft nicht allein auftauchen sondern es sind immer mehrere und leider sind einige auch nicht so Selbstbewußt das sie den dummen Blicken stand halten...
Das ist es was mich eigentlich am meisten stört diese dummen abwertenden Blicke...aber ich glaube da bin ich auch etwas vorgeschädigt bei fünf Kindern schauen die Menschen auch ab und zu dumm :upsidown:
Aber auch hier gilt nicht ALLE und nicht JEDER
Also wieder am Anfang, es ist sau schwer aber wie ist es man bekommt immer etwas zum lernen:rolleyes:
Phil

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 19:22
von timtom
Habe ich noch vergessen: Eine Fahrt mit dem Auto birgt mehr Risiken als eine CI-OP!!
Gruß Uli
Na das meinst Du hoffentlich nicht ernst, Uli!

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 19:32
von timtom
Erstellt von phil71
Sie sagte mir sie kennt Menschen die von ihren Eltern eine Ci-Versorgung bekamen und sauer auf ihre Eltern sind weil es nicht geklappt hat und nicht der Erfolg kam den die Ärzte vorhersagten. Sie sagt sie hatte glück aber rät ihrem Mann ab..
Ich werde nicht ganz so schlau aus diesen Aussagen
ich denke, das Problem dieser BEtroffenen ist, dass ihre Eltern das Schicksal ihrer Kinder nie wirklich akzeptiert haben. Wenn Eltern immer darauf drängen, dass da doch noch etwas zu machen sei, wenn Eltern irgendwann eben nicht akzeptieren, dass ihre Kinder nicht so aufwachsen, wie normalhörende Kinder, auch mit CI ist das ja nicht möglich, dann spüren das auch die Kinder. Diese Kinder werden doch dann von ihren eigenen Eltern unterbewusst total unter Druck gesetzt. Sie müssen etwas leisten, was sie eben nicht leisten können. Und dann verstehen das die Kinder eben falsch und daraus entsteht dann auch Trauer oder Wut.

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[Editiert von timtom am: Sonntag, April 1, 2007 @ 18:37][/size]

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 19:58
von Birgit
Hallo Phil: Zum Lormen: es ist ein reines Buchstabieren; versuch dabei mal Gefühle rüberzubringen...es ist wie das geschriebene Wort - sehr nüchtern...außerdem dauert es natürlich länger, einen Satz zu buchstabieren als ihn zu sprechen....also wird Kommunikation auf das Wesentliche gekürzt und dabei bleibt schon wieder gan viel auf der Strecke.

Zum Ci für Claudia: Du hast recht, es geht um die Musik. Denn solange sie mit ihrem Restgehör doch noch gut klarkommt (für die Sprache würde ihr das CI sicherlich was bringen) warten wir ab. Aber wenn ihr Hören noch schlechter wird, dann wird sie ein CI bekommen (das sie übrigens selber auch will, wobei ihr eben noch nicht klar ist, dass es ein ganz anderes Hören ist als bisher).
Und Uli hat tatsächlich recht! Die Chance beim Autofahren einen Unfall zu erleiden ist sicherlich vergleichbar den Komplikationen eines CI, bloß da denkt keiner drüber nach!
tschüss

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 20:31
von Uli R.
Phil71,
mit der starken Einschränkung meine ich, dass man sich nur mit Leuten unterhalten kann die gebärden können. Die Gebärdensprache selber halte ich selbstverständlich nicht als eingeschränkt.

Timtom,
Birgit hat ja schon für mich geantwortet: Es ist in der Tat so.

Wenn jemand schreibt er/sie lässt das Kind selber über die Implantation entscheiden, dann ist der Zug beriets abgefahren.
Gruß Uli

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 22:54
von timtom
Birgit, Uli:
Solche vergleiche find ich total daneben. Ich würde gern mal Eure Gesichter sehen, wenn ihr vor einem Arzt sitzt und dieser Euch dann solch eine Antwort gibt bezüglich Risiken bei einer CI-OP.

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 23:03
von Nina M.
Was ist an dem Vergleich daneben? Es ist Tatsache, dass Autofahren gefährlich ist und es ist mit Sicherheit so, dass die Gefahr beim Autofahren zu sterben um einiges höher ist als die bei einer CI OP zu sterben (oder Komplikationen zu erleiden).
Und wieso soll ich doof gucken wenn mir das ein Arzt sagt? Es spricht doch dafür, wie sicher die CI OP's inzwischen sind!

Gruß,
Nina
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[Editiert von Nina Mo. am: Sonntag, April 1, 2007 @ 22:03][/size]

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 23:13
von timtom
Sorry, Nina, aber wenn Du mir sagst, dass Autofahren gefährlicher ist als ne CI-OP, warum überlegen denn die Eltern dann so lange? Dann würd ich doch denken: Ein Versuch ist es wert. Ist ja nicht schlimm. Kaum Risiken, kaum Schmerzen, da die OPs im Ohrbereich aufgrund der physischen Gegebenheiten kaum schmerzhaft sind. Naja...
Ich find das ein merkwürdigen VErgleich und nicht passend. Meine Meinung. Und wenn ich mir vorstelle, dass mir damals mein Operateur so ne Antwort gegeben hätte (und die OPs waren sicher so "gefährlich" wie eine CI-OP), dann hätte ich ihn gefragt, ob er mich vera.... will.
Ich stimme ja vielen Sachen zu, die hier geschrieben werden, aber das find ich wirklich ne Verharmlosung!

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 23:19
von Birgit
Ich will doch nicht die Risiken einer CI-OP herunterspielen!
Interessanterweise wird hier immer nur die eigentliche OP herangezogen: auch die Narkose hat ihre Risiken, dennoch lassen viele Menschen bedenkenlos irgendwelche Wahleingriffe (also OPs die nicht unbedingt nötig sind - damit meine ich übrigens keineswegs sogenannte schönheits-operationen!)über sich ergehen, weil sie das Narkoserisiko nicht berücksichtigen wollen. Oder sie lassen OPs, die man mit örtlichen Betäubungen machen könnte oder zumindest in Teilnarkosen in Vollnarkose machen..... Wieviele lassen sich beim Zahnarzt "eine Spritze geben für eine kleine Füllung, ohne zu wissen, ob dieser Zahnarzt im Notfall wirklich fit ist bei einem Zwischenfall????? Das wird auch hier im Forum gerne vergessen.

Aber wirklich ernsthaft: Das Ganze ist natürlich immer Statistik: wer garantiert mir, dass ich bei den x% die keine Probleme haben dabei bin und nicht zu den y% gehöre, bei denen Komplikationen auftreten? (Bei meinem Glück ist das y häufiger.....schließlich gibt es auch eine Statistik, die besagt, dass Angehörige von medizinischen Berufen und deren Angehörige tatsächlich öfter Komplikationen haben als andere....warum??)

Aber wenn ich von Statistiken rede, dann muss ich ehrlich sein und auch mal absolut verständliche Vergleiche heranziehen. Das heißt NICHT, dass ich über die Risiken nicht aufklären soll. Übrigens ist ein Arzt dran, der nicht nachweisen kann, dass er einen Patienten ausreichend aufgeklärt hat. (Ich mach das täglich, diesen Kram, z.B. bzgl. Impfungen, diversen Untersuchungen etc., ihr glaubt gar nicht, wie wenig die meisten zuhören/wollen! ich krieg oft genug gesagt: "das will ich alles gar nicht wissen"- ich sags übrigens TROTZDEM! weil ich Aufklärung für wichtig finde, damit Leute sich FÜR - oder eben GEGEN etwas entscheiden können).
Ich hoffe, dass ich meinen Standpunkt - dass ich Risiken wirklich NICHT runterspiele, aber eben dennoch auf das richtige Maß setze klargemacht habe.
Ich verordne z.B. trotz inzwischen vieler Nachfragen die neue Antiraucherpille NICHT, een weil die Nebenwirkungen zu hoch sind im Vergleich zum Nutzen!!

Ganz liebe Grüße

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 1. Apr 2007, 23:45
von Birgit
Hallo Timtom,

<< aber wenn Du mir sagst, dass Autofahren gefährlicher ist als ne CI-OP, warum überlegen denn die Eltern dann so lange? Dann würd ich doch denken: Ein Versuch ist es wert. Ist ja nicht schlimm. Kaum Risiken, kaum Schmerzen, da die OPs im Ohrbereich aufgrund der physischen Gegebenheiten kaum schmerzhaft sind>>

Genau das ist doch der springende Punkt: Die Eltern denken zurecht über die Risiken der OP nach, aber das Autofahren halten sie für absolut notwendig (ist es im Endeffekt auch, denn ob ich jetzt selber fahre oder Bus, oder laufe ist letzlich egal, ich nehm am Straßenverkehr teil)und denken nicht übeer die tatsächlichen Risiken nach.
Wenn Du plötzlich heftigste Bauchschmerzen hast, die eine sofortige OP nötig machen, da Du eben eine akute Erkrankung hast, die wahrscheinlich bei Nichtbehandlung dazu führen würde, dass Du stirbst, dann wirst Du Dir trotz aller Risiken keine gedanken machen und alles unterschreiben, damit esDir bald wieder bessergeht und Du Deine Chancem zu überleben nutzen kannst. Wenn es sich um eine OP handelt, die sinnvoll ist, aber nicht dringlich, weil nicht lebensnotwendig, dann wirst Du Dir wahrscheinlich auch Zeit lassen, es sei denn, Du gehörst zu den (zum Glück) wenigen, die ihren Körper immer "noch schöner" haben wollen....
(Ich bin AUCH KEIN Gegner einer verantwortungsvollen plastischen Chirurgie, wenn es z.B. um Unfallfolgen oder auch angeborene Veränderungen geht, die es dem Betroffenen z.B. schwer machen, sich selbst zu akzeptieren - da gibts ja hier auch genügend Threads z.B. zum Ohraufbau....und ich denke, da kannst Du mir auch zustimmen, denn Du hast ja auch intensiv darüber nachgedacht und Dich nicht leichtfertig entschieden).

Leider gibt es auch (ebenfalls zum Glück) wenige Fälle, in denen sich Eltern für ihre Kinder schnell entscheiden müssen für eine OP (in dem Fall die Entscheidung für oder eben gegen ein CI), weil es aufgrund des Krankheitsbildes nur ein kleines Fenster gibt, in dem das möglich ist.
Ich hatte es an anderer Stelle schon geschrieben: ich bin froh, dass ich nicht an deren Stelle stand, denn egal, wie man sich entscheidet: wenn man Pech hat, wird man immer Vorwürfe ernten können, egal, ob man sich für- oder -gegen ein CI entschieden hat.
Auch im Falle der relativ wenigen gehörlosen Kinder, die auch mit den tollsten HG kein Hören erlernen können muss ides Entscheidung von den Eltern relativ zügig gefällt werden, denn sonst ist im Falle einer Entscheidung gegen das CI eine spätere Entscheidung für das CI durch das Kind(das dann ja erwachsen oder so gut wie erwachsen sein sollte) nicht mehr möglich, weil nicht mehr sinnvoll...
Und eine ganz ähnliche Entscheidung habe ich im Übrigen treffen müssen, als noch nicht mal klar war, ob unsere Tochter überhaupt die extreme Frühgeburt überleben wird...ok, es ging nicht um ein CI, auch noch nicht um ein Retinaimplantat, das derzeit leider immer noch im Versuchsstadium ist, sondern eine OP, die dafür sorgen sollte, dass ihre Netzhaut wenigstens einigermaßen anliegt. (Ist nach mehreren OPs wenigstens einigermaßen geglückt); allerdings hatten wir dann wochenlang wieder die Angst, ob sie jemals von der Beatmung loskommen wird, denn das Problem war damals eben ihre Lunge und die Narkose. (Übrigens wusste ich das im Voraus! Zeit hatten wir genau 8 Stunden, inkl. einer Verlegung in ein anderes Krankenhaus....)
Glaub nicht, dass so eine Entscheidung für Dein Kind einfach ist. (Ich hab übrigens Jahre später, als es um ein anderes Problem ging den Satz zu hören gekriegt: "Was wollen Sie denn, Ihre Tochter ist doch sowieso behindert, da kommt es doch darauf auch nicht mehr an!) Dden Satz hätten auch die Kinderärzte und der operierende Augenarzt sagen können und mich damit von der OP fernhalten...fragt mal, was meine Tochter davon gehalten hätte; sie nutzt nämlich ihren kleinen Sehrest, den sie den OPs zu verdanken hat und ist froh darüber. In der Zwischenzeit ist sie alt genug, das zu äußern.

OK, das war jetzt ein Blick ins Eingemachte von mir, aber ich lass mir nicht so gern unterstellen, dass ich unsensibel bin.
tschüss

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 2. Apr 2007, 00:10
von timtom
Ich hab nicht gesagt, dass Du unsensibel bist, sondern, dass ich den Vergleich eine Verharmlosung finde.
Für mich sind Risiken übrigens nicht nur welche, die sich auf die OP am Ohr beziehen, sondern da gibt es noch so viele andere Risiken, wie Narkose und auch die Folgen nach der OP. Sicherlich sind die Risiken gering, aber es gibt auch viele unangenehme BEgleiterscheinungen, die sicher sehr häufig auftreten, die aber nirgends in einer Statistik auftauchen. Und mir gings auch gar nicht darum, dass man solche Risiken nicht eingehen soll, sondern einfach nur um diesen merkwürdigen Satz, der für mich verharmlosend klang.

Gutes Nächtle!
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[Editiert von timtom am: Donnerstag, Mai. 17, 2007 @ 10:30][/size]

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 2. Apr 2007, 00:58
von Sandra
Hallo,

Birgit hat ja schon so einige Punkte angesprochen und es ist in der Tat oft so, dass im Grunde genommen nur an die eigentliche OP herangezogen wird!

Keiner spielt die Risiken herunter - aber es wird ab und zu gerne hinein interpretiert!

Man kann ja immer so oder so auslegen......
Von einigen wird gesagt, man soll warten bis das Kind selbst entscheidet! Jedoch ist dies je nach Hörverlust bei Kleinkinder nicht sinnvoll, weil dann im späteren Alter mit dem CI schwerer werden kann bzw. die Möglichkeit nicht mehr gegeben ist!

Jetzt hier 2 Beispiele die Vorkommen könnten.........
Kind wird frühzeitig implantiert - was letztenlich beim Kind mit CI rauskommt, kann niemand voraussagen/garantieren. Falls man Pech hat wird das Kind später evtl. die Eltern vorwerfen, warum man implantieren lies.

Im Umkehrschluss kann aber auch so kommen
Kind wird NICHT frühzeitig implantiert - erfährt später, dass diese Möglichkeit früher evtl. mit gute Chance machbar wäre - kann das Kind genauso Eltern vorwerfen und sagen, warum habt Ihr mich nicht damals implantiert!

ABER genau das weiss man nie vorher wie (wenn überhaupt) das Kind im späteren bzw. erwachsene Alter reagieren wird. Diese Situation kann beliebig mit andere Möglichkeit pro/kontra (nicht nur im Bezug auf OPs) kombiniert werden - wenn um Entscheidungen geht.

Es sollte jedem klar sein, dass die meisten Eltern - egal um was für Entscheidungen geht - nie sich leicht machten.

Gruss Sandra

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 2. Apr 2007, 08:02
von Karin
Hallo Timtom, das Sternchen wird von Ralph vergeben, für Menschen, die sich hier engagieren und für andere die Zeit hergeben und helfen ;-)

Liebe Gruß
Karin

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 2. Apr 2007, 12:29
von Maike
Erstellt von phil71
Habe nun schon seit einiger Zeit hier mitgelesen und mit geschrieben... Oft angeeckt und will einfach mal mehr verstehen warum einige Ci für so wichtig halten?
Boah, kaum ist man mal wech, schon tut sich hier was... - bin nur kurz da und muss jedoch was loswerden :D

Erstellt von phil71

Ich will gleich vorab sagen das ich KEINEN/E angreifen will und auch wenn einigen mein Schreibstil zu aggressiv erscheint würde ich mich freuen wenn weinige mir auf die Sprünge helfen :upsidown:


Hier fragst Du echt freundlich, dann sollst Du auch wirklich freundliche Antworten bekommen! :)

Erstellt von phil71
Warum ist Ci so wichtig? Nur für`s sprechen lernen oder auch damit man leichter in unserer Gesellschaft durchkommt oder beides?
Ich verstehe das sprechen lernen sehr wichtig ist mache aber immer wieder in Begegnungen mit Schwerhörigen die Erfahrung das ich sie nicht richtig verstehe :(
Oft denke ich das diese Menschen doch total frustriert sein müssen wenn sie so bemüht versuchen einer wie mir etwas verständlich zu machen...und dann doch Zettel... zur Hand nehmen müssen.


Ja, genau deshalb gibts das CI. Ich selber kann nur deshalb so gut "labern", weil meine Mutter (auch mein Vater!) sich total für mich hergegeben haben; sie haben täglich (als ich ein Kind war) bis zu 3 Stunden mit mir gearbeitet. Bin ihnen heute noch dafür dankbar!
:cool:

ABER: Hätte ich ein CI von klein an: mir und meinen Eltern wären viele viele viele Stunden erspart geblieben. Ich wäre wesentlich LEICHTER ins Sprechen gekommen.

Ich trauere dem NICHT nach. Aber wenn ich ein Kind hätte, das so "hört" wie ich, wäre es für mich gar keine Wahl: Es würde noch im 1. Lebensjahr beidseitig implantiert werden, damit ich seine Kindheit nicht "verpädagogisieren" muss, wenn es mit CI viel leichter geht als ohne.

Es lohnt sich wirklich, wenn Du Dich mal umsiehst und Kinder mit CI kennen lernst, die früh implantiert worden sind, die einfach viel mehr damit "von selbst" in die LS reinwachsen können nach entsprechender Förderung (die aber kein Vergleich zu mir damals ist!). Die ALLERMEISTEN (!) der frühimplantierten Kinder lernen damit hören und sprechen.

Erstellt von phil71

Diese Menschen haben jahrelanges Sprechtraining hinter sich oftmals völlig für die Katz,was für ein Frust!


Da muss man mal genauer hinsehen... - und Du wirst dann merken, dass diese Menschen meist von Geburt an an Taubheit grenzend sh oder gar gehörlos aufgewachsen sind. Und zwar OHNE CI. Ja, da sind die Ergebnisse oft sehr dürftig. Wäre mit CI nicht so gewesen...

Erstellt von phil71

Ist es nicht viel wichtiger in unserer Gesellschaft tolleranter und vor allem das Bewußtsein zu wecken nicht alles "Reparieren" zu müssen?


Nee, ich bin trotz CI-OP NICHT repariert worden. :eek: Wenn man mit so einer Einstellung kommt, dann kann man auch gleich ein Postulat aufstellen:
Rollis, bitte runter von Euren Rollstühlen!
Schwerhörige, weg mit Euren Hörlies!
Herzleute, nehmt Euren Herzschrittmacher raus! (jaja, die sind wahrlich "repariert"!!!)
Zahnis, tut Eure Plomben und wunderschönen Krönchen raus! (die gabs auch nie in der Natur...)
Gehörlose, schmeißt Eure Dolmis in den Graben! (auch das ist doch irgendwie eine "Krücke" - wenn wir alle wirklich tolerant wären, bräuchten wir auch keine Dolmis etc., denn dann würden ALLE deutlich reden, gebärden können etc. - alle Filme wären untertitelt oder würden synchron mit Dolmi eingeblendet gesendet werden etc.)

Ok, man kann über das eine oder andere diskutieren - hier bestehen sicherlich mehrere Haken. Trotzdem - was ich damit aussagen möchte: Wenn jemand ein CI nimmt, ist es sicherlich NICHT aus "Reparaturgründen"...:rolleyes:

Erstellt von phil71
Ich lese immer wieder wie schwer dieser Weg Ci ist wie viel ängste man als Eltern durchstehen muss...


Ganz einfach: Weil man als Mutter sein Kind liebt. Das kannst Du sicherlich gut nachvollziehen...

Erstellt von phil71

Bin Gespannt auf Antworten und einfach Dankbar wenn ich Verstehe


Ich auch. Bin gespannt, ob Du nun verstehen kannst, warum sich viele von uns Betroffene oder auch Elternteile für ein CI entscheiden...

Übrigens steht hier irgendwo der Vergleich von Risiken mit dem Autofahren... - hierzu möchte ich nur soviel sagen, dass mir ein HNO-Operateur am Abend vor meiner 1. CI-OP erklärt hat, dass die KomplikationsRATE bei Mandel-OP viel höher sei als bei CI-OP's.

Nur mal so als Vergleich...

Grüßle
Maike

P.S.: Ich weiß nicht, wann ich hier wieder antworten kann - bin nämlich grad unterwegs...[size=small]

[Editiert von Maike am: Montag, April 2, 2007 @ 11:29][/size]

Re: Ci warum, wenn so hohe Risiken

Verfasst: 2. Apr 2007, 12:33
von Maike
P.S.: Ich kann auch DGS und habe im Studium ohne CI's auch DGS-Dolmetscher benötigt bei Diskussionen etc. Auch habe ich IMMER superfreundliche KommilitonInnen gehabt, die für mir die ganze Mitschrift zum Kopieren ausgeliehen haben... - und wenn ich jetzt sehe, wie viel einfacher manches akustisch für mich geworden ist... - ich kann echt stolz auf mich selbst sein, das ganze Studium ohne CI gemanagt zu haben. Insofern hab ich echt den Vergleich... - ja, DGS-Dolmetscher sind was Wunderbares. Auch heute noch brauche ich sie in bestimmten Situationen (da ich eben KEIN offenes Sprachverstehen habe, bin zu lange taub aufgewachsen). Trotzdem: Die Unabhängigkeit ist riesig - dank CI!