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Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 14:14
von Flyer
Hallo liebes SH-Forum!

Nachdem ich hier schon wochenlanger Mitleser bin und euch hier immer als sehr konstruktiv, freundlich und hilfsbereit wahrgenommen habe, habe ich mich nach langem Zögern entschlossen, hier auch mal meine Geschichte zu teilen:

Ich bin 35 Jahre alt und arbeite in der Rhein-Neckar-Region als Lernberater für ein Consulting-Unternehmen. Ich kommuniziere beruflich und privat gerne und viel (vor allem labern 😉 ) und sehe das als eine meiner Stärken an. Meine Hör- bzw. Ohrenreise hat schon vor ca. 13 Jahren begonnen und hat quasi diese Chronik:

- 2012 hatte ich monatelang einen Druck auf dem rechten Ohr. Man hat nie was gefunden und auch mein Hören war normal, ich habe ein temporäres Paukenröhrchen bekommen und das Problem kam wieder.

- 2019 hatte ich mein „Medical“ vor Augen: Mein Traumberuf war immer Pilot und als die Überlegung reifte, es beruflich zu machen, stand die große medizinische Prüfung vor der Tür. Ich bin leider ein Mensch, der sich in Sachen ziemlich schnell reinsteigert und emotional wird. Genau an der Stelle hatte ich auch den Verdacht, ich höre weniger gut und bin ständig zum Arzt gerannt, in der ewigen Angst, ich bekomme kein Medical und kann meine Piloten-Pläne über den Haufen werfen kann. Zu der Zeit hatte ich dann auch meinen ersten Tinnitus rechts bekommen, der auf ca. 8000 Hz liegt. Ein paar Wochen später habe ich links einen Tinnitus auf ca. 1000 Hz bekommen. Beide sind bis heute geblieben.

- Anfang 2023/Anfang 2024: Ich hatte mittlerweile meine Privatpilotenlizenz gemacht, habe ich mich auch 1,2 Mal reingesteigert und aus dem Nichts manchmal das Gefühl gehabt, ich höre schlechter. Also wieder zum Arzt gerannt, alles im Internet nachgelesen, aber Hörtest unauffällig 2023. Nach ein paar Tagen habe ich mich jeweils wieder beruhigt. Anfang 2024 war schon eine leichte Ausbeulung bei 1000 Hz da, da lag ich dann schon bei ca. 25 db.

- August 2024: Selbe Situation, diesmal nach einem Urlaub. Ich bin zum Arzt und diesmal: Hörverlust in den Mittelfrequenzen in beiden Ohren, ungefähr so:

125 | 250 | 500 | 1000 | 2000 | 4000 | 8000
20 | 20 | 20 | 45 | 40 | 5 | 10

Der Arzt meinte nur: Ich müsste ein Hörgerät tragen und ich hätte etwas ganz „schlimmes gemacht“. Dem habe ich erwidert, dass ich auf meine Ohren aufpasse, da ich mittlerweile eine Privatpilotenlizenz habe, die ich nicht verlieren möchte. Ich habe mich wieder reingesteigert, erstmal auch dagegen gewehrt und vor allem verdammt viel gegoogelt, um so irgendwie wieder die Kontrolle zu erlangen. Erst so habe ich erfahren, dass ich einen „Cookie Bite“ Hörverlust habe, der höchstwahrscheinlich genetisch und verdammt selten ist und oft in den 30ern auftritt. Meine Eltern haben beide keinen Hörverlust, meine Schwester auch nicht. Flüstern nicht mehr richtig zu verstehen habe ich allerdings schon so 2022 wahrgenommen.

Ich habe dann nach 1000 Ängsten und Gedanken und nach 2-3 Monaten probieren mich für ein Hörgerät bei Amplifon entschieden. Der Akustiker hat sich verdammt viel Zeit genommen, mir alle Fragen beantwortet und meine Bedanken auch verstanden. Ich trage jetzt – leider habe ich es zwischenzeitlich ein paar Wochen abgelegt, ein GN Resound Nexia 9 60S-DRWC. An sich bin ich damit ganz zufrieden, aber ich habe das Gefühl, dass meine Psyche, meine Ängste mir derart im Wege stehen, dass ich die Vorteile des Hörgeräts gar nicht voll ausschöpfen kann. Ich habe seit knapp 2 Monaten auch eine Psychotherapie am Laufen, um diese Ängste und Gedanken in den Griff zu kriegen. Es ist auch nach wie vor schwierig, die richtigen Einstellungen zu finden, oft ist die Umgebung zu laut oder leise Sprache wird nicht gut verstärkt. Liegt das daran, dass die inneren Haarzellen nicht von einer Verstärkung profitieren?

- Heute, Anfang 2025 befinde ich mich in einer Situation, in der ich echt schlecht mit dem Hörverlust, dem Gefühl der Ohnmacht und den Einschränkungen Zurecht komme. Mein komplettes Umfeld ist liebevoll, hilfsbereit und verständnisvoll. Trotzdem plagen mich Ängste, dass es immer schlechter wird, dass der Job verloren geht etc. Das ist belastend. Ich bin so im Kopf gefangen, dass Geräusche mich schnell erschrecken. Mein Ohrendruck und Tinnitus sind beide noch da, ich sehe sie mittlerweile als Indikator für Stress, um dem etwas Positives abzugewinnen.

In meinem Kopf drehen sich folgende Fragen an euch:

- Ist ein Tinnitus nicht eigentlich immer da, wo der Hörverlust liegt? Warum ist mein erster Tinnitus auf ca. 8000 Hz? Ich habe eine leichte Skoliose und bin stressbedingt sicherlich verspannt, aber ich habe es schon mit Osteopathie, Physio etc. probiert. Der Tinnitus ändert sich übrigens, wenn ich den Kopf neige
- Kann mein Hörtest gleich „gut“ bleiben und ich trotzdem schlechter hören, weil meine äußeren Haarzellen das Signal beim Hörtest verstärken, auch wenn meine inneren Haarzellen beschädigt sind?
- Hat hier auch jemand einen Cookie Bite und hat ähnliche Erfahrungen bzw. weiß, wie der in der Regel verläuft?
- Was kann ich von einem Hörgerät erwarten? Wenn meine Freundin 1 Meter von mir entfernt flüstert, verstehe ich das nicht
- Was kann ich mit dem Akustiker tun, um das Sprachverständnis zu stärken? Ich höre ja alles, aber es ist oft entweder zu leise oder zu undeutlich
- Eine meiner Gedanken dreht sich um Demenz. Wir haben familiär keine Vorgeschichte, aber das ist für mich die Schauder-Krankheit schlechthin. Ich habe ja auch durch das Forum erfahren, dass HG’s dem entgegenwirken können. Jetzt frage ich mich: Wenn das ständige Hinhören mein Gehirn stresst, was kann ich tun, um es nicht zu überfordern, wenn ich schlecht verstehe? Sport? Bewegung?
- Wie lange muss ich denn eigentlich damit rechnen, dass die Eingewöhnung an HG’s dauert?
- Kann es sein, dass meine Psyche gerade auch sehr stark dazu beiträgt, dass ich schlechter höre? Ich arbeite schon mit der Psychologin und verschiedenen Entspannungstechniken dran, mental auf die Beine zu kommen.
- Wäre ich irgendwann mit einem CI besser dran, da sich meine Kurve dann vermutlich irgendwo auf 30 db verbessert?
- Was genau heißt „sensorineural“? Ich lese oft: Haarzellen kaputt, aber / oder auch der Hörnerv. Wäre dann ein CI dann aber nicht ausgeschlossen oder bezieht sich der Begriff „sensorineural“ auf die Nerven der Haarzellen?
- Hilft mir ein Hörgerät denn, wenn die inneren und äußeren Haarzellen beschädigt sind? Das HG hebt ja auf das Niveau an, ab dem ich im db-Bereich höre, aber müsste man für die inneren Haarzellen nicht eigentlich die Frequenzen verschieben?
- Lässt sich ein Recruitment / Hyperakusis denn mit Hörtraining normalisieren?

Ich freue mich auf den Austausch mit Gleichgesinnten hier! Danke für eure Worte und Hilfe vorab 😊

Vielen Dank fürs Lesen und liebe Grüße aus der Rhein-Neckar-Region 😊
Flyer

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 14:39
von gereon
Ich würde es an Deiner Stelle mal mit einer Tinnistus Reha probieren. Hier bist Du unter gleichgesinnten und kannst fachliche Hilfen erfahren, da die Therapeuten häufig auch schwerhörig oder Tinnitus Betroffene sind. Die Tinnitus Reha kannst Du in der Kaiserbergklinik in Bad Nauheim, in der Bosenbergklinik St. Wendel, in Bad Salzufflen, Bad Grönebach oder Bad Berleburg machen.
Kostenträger ist in der Regel die Rentenversicherung, wenn Du nicht gerade Student, arbeitslos, Rentner oder selbstständig bist. In diesem Fall ist die Krankenkasse der Kostenträger

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 14:40
von Flyer
Danke @geron! Gibt es eigentlich eine Verbindung zwischen "Tinnitus wird besser" + "Hören wird besser / einfacher?"

LG

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 14:53
von gereon
Flyer hat geschrieben: 13. Jan 2025, 14:40 Danke @geron! Gibt es eigentlich eine Verbindung zwischen "Tinnitus wird besser" + "Hören wird besser / einfacher?"

LG
Früher gab es die Meinung, dass Tinnitus zu Schwerhörigkeit führt. Dies ist mittlerweile klar widerlegt. Eher ist es andersherum. Bei einer unversorgten Hörschädigung kann eine Hörentwöhnung entstehen, wenn dem Gehirn bestimmte Information fehlen. Das ständige Ausgleichen und Kompensieren der fehlenden Informationen kann im Gehirn zu Stress und zu einer Überreaktion (Tinnitus) führen. Mit Hörgeräten gerät dann die Wahrnehmung des Tinnitus in den Hintergrund.
Bzgl. Deiner Gewöhnung an Hörgeräte gibt es folgende statische Aussagen. Liegt schon eine Hörentwöhnung vor, so kann es drei bis sechs Monate dauern, bis man sich an Hörgeräte gewöhnt hat. Ansonsten wird in der Regel die Gewöhnung an Hörgeräte sechs bis zwölf Wochen dauern, wobei der ein oder andere sich auch schneller an Hörgeräte gewöhnt hat während wiederum andere sich auch nach zwölf Wochen noch nicht an Hörgeräte gewöhnt haben.
Hast Du denn Deine Geräte noch einmal nachjustieren lassen?

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 14:57
von Flyer
Danke dir!

Da hätte ich nochmal zwei Rückfragen: Mein "großer" und lauter Tinnitus liegt bei ca. 8000 Hz, da habe ich keinen Hörverlust. Was kann die Ursache sein?

Ich habe einen genetischen Hörverlust. Was ich so rauslese, sind dadurch die inneren und äußeren Haarzellen geschädigt. Kann das HG Abhilfe schaffen (durch Sprache und Geräusche lauter machen), auch wenn die inneren Haarzellen nicht mehr so gut weiterleiten können?

LG

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 15:08
von gereon
Flyer hat geschrieben: 13. Jan 2025, 14:57 Danke dir!

Da hätte ich nochmal zwei Rückfragen: Mein "großer" und lauter Tinnitus liegt bei ca. 8000 Hz, da habe ich keinen Hörverlust. Was kann die Ursache sein?

Ich habe einen genetischen Hörverlust. Was ich so rauslese, sind dadurch die inneren und äußeren Haarzellen geschädigt. Kann das HG Abhilfe schaffen (durch Sprache und Geräusche lauter machen), auch wenn die inneren Haarzellen nicht mehr so gut weiterleiten können?

LG
Da ich leider weder HNO Arzt noch Akustiker bin, kann ich Dir leider Deine Fragen nicht beantworten. Es gibt aber auch Akustiker im Forum, die hier auch sehr aktiv sind (Ohrenklempner). Vielleicht kann er Dir dazu mehr sagen.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 15:40
von Mukketoaster
Es gibt unheimlich viele Ursachen, von denen wir glauben, dass sie für Tinnitus verantwortlich sind. Leider bleibt es beim glauben - Hörsturz, Stress, Verspannungen im Kiefer bis zum Nacken, verklebte Haarsinneszellen, Reproduktion von nicht mehr hörbaren Frequenzen, Knalltraumata, hoher Blutdruck etc. nur im mal einige Beispiele zu nennen.

So lange du noch in der Lage bist, die Frequenzen zu hören, ist deine Chance gar nicht mal so schlecht. Gibt es denn ein aktuelles Sprachaudiogramm? Dort können wir gemeinsam herausfinden, wie gut Du die gehörten Reize noch verarbeiten kannst. Leider ist das rückläufig, wenn nicht behandelt.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 15:43
von Flyer
Hi Mukketoaster! Danke dir :-)

Mein Sprachaudiogramm zur Feststellung des HG hat einen Hörverlust von 20% ergeben. Ich habe das Audiogramm selber leider nicht mehr zur Hand.

LG

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 15:51
von Mukketoaster
So lange du noch in der Lage bist 100% zu diskriminieren ( Sprache verstehen) ist das eine sehr gute Voraussetzung.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 15:59
von Flyer
Das ist leider nicht mehr der Fall. Im Störgeräusch / in großen Runden vertausche ich auch schon mal Wörter :-( Und ich glaube, mein Diskriminationsverlust lag ebenfalls bei 20%.

Wofür wären eigentlich die 100% eine gute Voraussetzung? Das ist mir nicht ganz klar :-)

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:00
von muggel
Hallo,
- Ist ein Tinnitus nicht eigentlich immer da, wo der Hörverlust liegt? Warum ist mein erster Tinnitus auf ca. 8000 Hz? Ich habe eine leichte Skoliose und bin stressbedingt sicherlich verspannt, aber ich habe es schon mit Osteopathie, Physio etc. probiert. Der Tinnitus ändert sich übrigens, wenn ich den Kopf neige
Das klingt eher nach einem TInnitus, der durch Verspannungen oder Blockaden in der HWS ausgelöst wird.
Ansonsten hat Tinnitus dann etwas mit Hörschädigung zu tun, wenn es als "Phantomschmerz" für die nicht mehr gehörten Frequenzen auftritt... es kann aber auch ohne Hörverlust auftreten.
- Kann mein Hörtest gleich „gut“ bleiben und ich trotzdem schlechter hören, weil meine äußeren Haarzellen das Signal beim Hörtest verstärken, auch wenn meine inneren Haarzellen beschädigt sind?
Hören ist auch sehr von der körperlichen und psychischen Verfassung abhängig. Wenn man müde ist, dann kann es sein, dass man schlechter versteht, wenn man eine Erkältung hat, wenn man Heuschnupfen hat, wenn man Stress hat usw.
- Hat hier auch jemand einen Cookie Bite und hat ähnliche Erfahrungen bzw. weiß, wie der in der Regel verläuft?
Nur weil Herr Google sagt, dass es das ist, ist es das noch lange nicht. Wurde eine humangenetische Untersuchung gemacht, um das, was Dr. Google sagt zu verifizieren?

- Was kann ich von einem Hörgerät erwarten? Wenn meine Freundin 1 Meter von mir entfernt flüstert, verstehe ich das nicht
Flüstern in 1 Meter Entfernung? Wie "laut" flüstert denn deine Freundin? An sich flüstert man Leuten ja ins Ohr und nicht aus 1 m Entfernung ...
- Was kann ich mit dem Akustiker tun, um das Sprachverständnis zu stärken? Ich höre ja alles, aber es ist oft entweder zu leise oder zu undeutlich
Nachdem ich deine Postings gelesen habe, solltest du das Hören erst mal in den Hintergrund stellen und dich nicht darauf fixieren, dass du schlecht hörst. Natürlich kannst du auch irgendwelche Hörübungen machen, aber ich garantiere dir: je mehr du dich hineinsteigerst irgendwas nicht zu verstehen, desto weniger verstehst du.
- Eine meiner Gedanken dreht sich um Demenz. Wir haben familiär keine Vorgeschichte, aber das ist für mich die Schauder-Krankheit schlechthin. Ich habe ja auch durch das Forum erfahren, dass HG’s dem entgegenwirken können. Jetzt frage ich mich: Wenn das ständige Hinhören mein Gehirn stresst, was kann ich tun, um es nicht zu überfordern, wenn ich schlecht verstehe? Sport? Bewegung?
Gegen Demenz kann man nicht wirklich vorgehen, entweder man bekommt es oder man bekommt es nicht. Man kann jedoch vorbeugend -- genau wie für eine gute körperliche Gesundheit -- etwas tun. Ausgeglichen und gesund ernähren, Sport treiben, die Gehirnzellen immer mal wieder benutzen usw.
Warum Hörverlust und Demenz stark zusammenhängen hat aber einen anderen Hintergrund als von dir hier skizziert. Aufgrund zunehmender Verstehprobleme ziehen sich Hörgeschädigte zurück, kommunizieren weniger. Damit fehlt der Austausch mit anderen Menschen. Das Ergebnis ist halt, dass "Input" durch Fernseher oder Radio zu Stande kommt, wo es eigentlich vollkommen egal ist, ob man etwas verstanden hat oder nicht ... und folglich zum geistigen Abbau. Das ist dann die Ursache für Demenz und nicht die Schwerhörigkeit an sich.
- Wie lange muss ich denn eigentlich damit rechnen, dass die Eingewöhnung an HG’s dauert?
Das ist individuell verschieden. Es hängt von sehr vielen Faktoren ab. Aber von jetzt auf gleich wird das nichts, sondern kann durchaus auch mehrere Monate dauern.
- Kann es sein, dass meine Psyche gerade auch sehr stark dazu beiträgt, dass ich schlechter höre? Ich arbeite schon mit der Psychologin und verschiedenen Entspannungstechniken dran, mental auf die Beine zu kommen.
Das unterstreiche ich ganz dick. Du versteifst dich auf etwas, was nicht da ist...
- Wäre ich irgendwann mit einem CI besser dran, da sich meine Kurve dann vermutlich irgendwo auf 30 db verbessert?
Ich weiß jetzt nicht, woher du dein Unwissen hast. Ein CI kommt erst dann in Frage, wenn man auch mit den stärksten HGs keine Sprache mehr versteht. Ob dann die so genannte Aufblähkurve bei 30 dB liegt oder nicht, ist vollkommen irrelevant. Du hörst gerade mal in 2 Prüffrequenzen etwas schlechter und sprichst von einer Hörprothese für taube Menschen... also sorry, aber da ist eindeutig deine Psyche gerade, die total spinnt.
Und nebenher: mit CI hört man auch nicht ab 30 dB, geschweige denn versteht Flüstern, auch wenn es direkt ins Ohr gesprochen wird.
- Was genau heißt „sensorineural“? Ich lese oft: Haarzellen kaputt, aber / oder auch der Hörnerv. Wäre dann ein CI dann aber nicht ausgeschlossen oder bezieht sich der Begriff „sensorineural“ auf die Nerven der Haarzellen?
Eigentlich heißt es nur, dass der "Defekt" im Innenohr oder dahinter liegt. Ohne genaue Untersuchungen kann man gar nicht sagen, wo genau das Problem liegt. In vielen Fällen sind es einfach Alterserscheinungen, d.h. die Haarsinneszellen in der Hörschnecke verkümmern / sterben ab und übertragen da die Informationen nicht mehr adäquat an den Hörnerv.
- Hilft mir ein Hörgerät denn, wenn die inneren und äußeren Haarzellen beschädigt sind? Das HG hebt ja auf das Niveau an, ab dem ich im db-Bereich höre, aber müsste man für die inneren Haarzellen nicht eigentlich die Frequenzen verschieben?
Ein Hörgerät verstärkt die Frequenzen, die derjenige nicht mehr laut genug hört, um das Nicht-gehörte wieder hörbar zu machen. Ich gehe mit dir jede Wette ein, dass du noch nicht mal sagen kannst, was die äusseren und die innen Haarzellen sind und welche Funktion diese haben.
- Lässt sich ein Recruitment / Hyperakusis denn mit Hörtraining normalisieren?
Sicher, dass du das hast? Ich wette nämlich dagegen bzw. dass du noch nicht mal genau weißt, was das ist bzw. wie es sich zeigt bzw. wie man dieses diagnostiziert.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:01
von muggel
Flyer hat geschrieben: 13. Jan 2025, 15:59 Das ist leider nicht mehr der Fall. Im Störgeräusch / in großen Runden vertausche ich auch schon mal Wörter :-( Und ich glaube, mein Diskriminationsverlust lag ebenfalls bei 20%.

Wofür wären eigentlich die 100% eine gute Voraussetzung? Das ist mir nicht ganz klar :-)
Das ist dein subjektives Empfinden. Ich wette, der Hörtest zeigt etwas anderes. Und mit Garantie hast du bei entsprechener Lautstärke ein 100% Einsilberverstehen.
Und das bedeutet, dass du mit Hörgeräten ebenfalls auf 100% Einsilberverstehen kommen kannst... das meinte Mukketoaster.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:11
von all_ears
Hallo Flyer und Grüße zurück aus der Nachbarschaft (Pfalz)! Ich kann deine Fragen konkret nicht beantworten, aber ich bin mir relativ sicher, dass bei dir die Psyche eine große Rolle spielt und an dem Thema arbeitest du ja auch schon. Bin selbst noch relativ neu (weniger als 1 Jahr) mit Hörgeräten unterwegs und habe immer wieder mal schwierige Situationen. Die Gewöhnung dauert bei jedem unterschiedlich lang und du solltest versuchen, deine Hörgeräte möglichst viel zu tragen. Aber gönn dir trotzdem auch Pausen, wenn du sie brauchst. Tinnitus ist fies, aber er wird besser/leiser, wenn man ihn irgendwann nicht mehr zu sehr in den Mittelpunkt stellt.

Wenn du das Gefühl hast, dass du Sprache schlecht verstehst, dann versuche deinem Akustiker konkrete Beispiele mitzubringen. Vielleicht einen Podcast? Oder einen bestimmten Sprecher im Fernsehen, den du schlecht verstehst? Oder deine Freundin geht einfach selbst mal mit? Im Rahmen der Feinjustierung habe ich mit meinem Akustiker z.B. ziemlich viel YouTube geguckt/gehört.

Versuche dich nicht zu sehr reinzusteigern, sondern lass dich in Ruhe auf das neue Hören mit den Hörgeräten ein. Arbeite eng mit deinem Akustiker zusammen und geh anfangs ruhig auch wegen "Kleinigkeiten" hin und lass es nachjustieren. Hab Geduld mit dir und hab keine Panik.

PS: Zum Thema Flüstern gab es hier schon mal einen eigenen Thread. Flüstern ist ja kein Alltagsgeräusch (finde ich) und aus 1m Entfernung schon gar nicht. Wichtig ist erstmal Sprache in normaler Lautstärke.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:12
von Flyer
Hi Muggel,

Danke für deine Antworten! Ich schätze es, dass du kritisch hinterfragst und kommentierst!

Ich versuche, auf ein paar deiner Antworten einzugehen, ich bekomme das mit dem Zitieren noch nicht hin:

- Funktionen Haarzellen: Was ich mit Laienwissen verstanden habe, verstärken die äußeren Haarzellen den Schall und die inneren Haarzellen übertragen über den Hörnerv ins Gehirn.

- Es kann bei mir gut sein, dass der Tinnitus vom Stress kommt. Das ist bei mir eben das Ding mit dem Hineinsteigern. In den letzten Jahren gab es auch oft Phasen, in denen ich den Tinnitus nicht wahrgenommen habe.

- Nein, ich habe keinen Gentest, der einen Cookie Bite untermauert. Was ich las, hat sich eben immer wieder gezeigt im Internet, dass diese spezielle Form eben eine genetische Ursache hat. Ich kann mir für mich persönlich keine andere Erklärung herleiten, ich habe immer versucht, auf meine Ohren (gerade wegen der Fliegerei) acht zu geben, aber ich stimme dir zu: Es kann viele Gründe haben.

- "Flüstern" war nicht das richtige Wort, ich tue mich mit leisen Stimmen schwer und flüstern manchmal auch kurz vor dem Ohr

- Danke nochmal für deine Einordnung Schwerhörigkeit <> Demenz. Ich habe hier gelesen, dass Überforderung ein beitragender Faktor sein kann und dadurch andere Bereiche (Hippocampus) vernachlässigt werden.

- Stichwort Recruitment / Hyperakusis: Ich habe verstanden (gerne korrigieren im Zweifel), dass ein Recruitment ein fehlender Lautstärkeausgleich und eine Hyperakusis eine Geräuschempfindlichkeit ist. Ich habe z.B. das Problem, wenn du neben mir eine Papiertüte knüllst (jetzt nicht wie ein Wahnsinniger, sondern ganz normal), dann verstehe ich dich nicht mehr.

Danke für deine Antwort :-)

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:14
von Flyer
all_ears hat geschrieben: 13. Jan 2025, 16:11 Hallo Flyer und Grüße zurück aus der Nachbarschaft (Pfalz)! Ich kann deine Fragen konkret nicht beantworten, aber ich bin mir relativ sicher, dass bei dir die Psyche eine große Rolle spielt und an dem Thema arbeitest du ja auch schon. Bin selbst noch relativ neu (weniger als 1 Jahr) mit Hörgeräten unterwegs und habe immer wieder mal schwierige Situationen. Die Gewöhnung dauert bei jedem unterschiedlich lang und du solltest versuchen, deine Hörgeräte möglichst viel zu tragen. Aber gönn dir trotzdem auch Pausen, wenn du sie brauchst. Tinnitus ist fies, aber er wird besser/leiser, wenn man ihn irgendwann nicht mehr zu sehr in den Mittelpunkt stellt.

Wenn du das Gefühl hast, dass du Sprache schlecht verstehst, dann versuche deinem Akustiker konkrete Beispiele mitzubringen. Vielleicht einen Podcast? Oder einen bestimmten Sprecher im Fernsehen, den du schlecht verstehst? Oder deine Freundin geht einfach selbst mal mit? Im Rahmen der Feinjustierung habe ich mit meinem Akustiker z.B. ziemlich viel YouTube geguckt/gehört.

Versuche dich nicht zu sehr reinzusteigern, sondern lass dich in Ruhe auf das neue Hören mit den Hörgeräten ein. Arbeite eng mit deinem Akustiker zusammen und geh anfangs ruhig auch wegen "Kleinigkeiten" hin und lass es nachjustieren. Hab Geduld mit dir und hab keine Panik.

PS: Zum Thema Flüstern gab es hier schon mal einen eigenen Thread. Flüstern ist ja kein Alltagsgeräusch (finde ich) und aus 1m Entfernung schon gar nicht. Wichtig ist erstmal Sprache in normaler Lautstärke.
Ah, ich habe den Zitier-Button entdeckt!

Danke dir für deine Antwort und LG in die Palz :-)

Ja, ich glaube auch, ich muss Google mal eine Weile schließen, mit den aktuellen Problemen beim Hören einfach umgehen / das mal akzeptieren und dann wird es hoffentlich ruhiger in der Birne, gerade mit der Therapeutin im Verbund.

LG

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:23
von muggel
Huhu,
also ohne Gentest weißt du doch gar nicht, ob es genetisch bedingt ist. Das kann es sein, kann es auch nicht sein.
Auch wenn du deine Ohren immer geschont hast, heißt es nicht, dass es nicht Umweltfaktoren sind, die zu dem minimalen Hörverlust geführt haben, den du hast.
Ich z.B. war nie als Kind / Jugendliche in Diskos, hab nie Walkman oder so gehört, geschweige denn laute Musik. Demnach müssten meine Ohren super gut sein.. aber ich bin taub, während andere in meinem Alter trotz vieler Disko-Besuche und stundenlangem Walkman-Hören ein absolut normales Gehör haben.

Zur Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen: das hat mit Hyperakusis nichts zu tun. Das meinte ich ja damit, dass du einiges durcheinander wirfst bzw. meinst das zu haben.
Bei einer Hyperakusis ist es so, dass man eine herabgesetzte Unbehaglichkeitsschwelle hat. Wenn man normalerweise bei 100 dB sagt, dass der Ton unangenehm laut wird, dann hat jemand mit Hyperakusis dieses Gefühl schon bei 80 dB. Wobei eine raschelnde Papiertüte nicht so laut ist, dass sie an der Unbehaglichkeitsschwelle herankommt. Aber ja, es gibt halt Frequenzen, die andere überlagern und man deswegen dann nichts mehr versteht. Viele beschweren sich ja über laute HIntergrundmusik in Filmen, während andere die Dialoge problemlos verstehen.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:28
von gereon
Flyer hat geschrieben: 13. Jan 2025, 16:14
Ja, ich glaube auch, ich muss Google mal eine Weile schließen, mit den aktuellen Problemen beim Hören einfach umgehen / das mal akzeptieren und dann wird es hoffentlich ruhiger in der Birne, gerade mit der Therapeutin im Verbund.

LG
Google kann häufig dazu hören, dass Du Dich noch mehr in etwas hinein steigerst. Grundsätzlich ist es nicht schlecht sich zu informieren, wer aber wer psychisch angeschlagen ist, sollte Google nicht zu sehr mit Informationen über Tinnitus und Hörschädigung füttern. Denn dies ist nicht gut für die Psyche und oft erscheinen bei Google und anderen Suchmaschinen auch nicht immer die seriösen Seiten zuerst.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 16:53
von Flyer
Vielen Dank nochmals für eure Einschätzungen. Das hilft mir definitiv!

Danke!

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 13. Jan 2025, 17:36
von cleo99
Hallo Flyer!

Da du eh schon einige sehr ausführliche Antworten erhalten hast, möchte ich nur ein paar kurze Sätze anbringen:

Das Wichtigste, was du jetzt machen kannst, ist, dich an deine HG zu gewöhnen und mit dem Akustiker zu schauen, dass die Einstellung passt

Ein sehr großes Thema scheinen deine Ängste und das Hineinsteigern zu sein; hier ist es ideal, dass du schon eine Therapie gestartet hast, um "herunterzukommen"; der Tinnitus ist sicherlich auch eine Folge davon

Vergiss jetzt einmal Dr. Google - da steht so viel Wahres und noch viel mehr Unwahres darin, das ist zum Vergessen

Vergiss bitte auch das Thema CI, das ist für dich nicht relevant. Oben wurde schon beschrieben, wieso

Vergiss bitte auch das Thema Demenz - gerade weil du nun schon HG trägst, tust du ja schon aktiv etwas dagegen, also ist das abgehakt

Was das Flüstern betrifft - da muss ich dir leider sagen, dass das keine Stärke von HG ist, Flüstern wieder hörbar zu machen; das wird man in den meisten oder vielen Fällen nicht schaffen. Sich das als Ziel zu stecken, davon würde ich dringend abraten. Wobei das kein Drama ist aus meiner Sicht, Flüstern ist nichts Notwendiges....

Und das Thema innere oder äußere Haarzellen, ganz ehrlich, die können dir auch egal sein, die sind nicht relevant. Wichtig ist, dass du nun zur Ruhe kommst und einfach schaust, dass du dich an die HG gewöhnst, neben der Therapie. Das ist aus meiner Sicht absolut genug ☺

Ganz liebe Grüße
Cleo

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 14. Jan 2025, 09:24
von Flyer
Guten Morgen zusammen!

Also erstmal vielen Dank nochmal für eure ehrlichen, wohlgemeinten Worte gestern :-) Mir hat das wirklich geholfen, die Lage etwas rationaler und sachlicher zu sehen, was in Sachen hören wirklich nicht meine Stärke ist.

Es gibt noch einen Punkt, da würde mir ein Rat, eine Erfahrung oder auch eine klare Kante wirklich helfen:

Für mich ist das Thema hören seit Monaten Stress. Ich habe zwar eine einigermaßen gesunde Lebensweise, rauche nicht, trinke wenig Alkohol und habe einige Techniken, u.a. Meditation, um zu entspannen.

Was mich aber eher stresst, ist allein die Tatsache: Gleich wird es laut, gleich reden viele, gleich spricht jemand evtl. leiser. Es ist seit Monaten eine mentale Belastung. Ich schlafe damit ein und wache damit auf.

Mir ist bewusst, das ist bei mir vor allem ein mentales Thema und genau darum habe ich mir Hilfe gesucht. Eine Therapie ist definitiv kein Zuckerschlecken und schnell geht es bekanntermaßen auch nicht.

Ich habe also die irrationale Angst "Ich denke den ganzen Tag an das Thema hören, ich mache mir die Ohren noch schlechter". Ich weiß, das ist reinsteigern, aber wie würdet Ihr an meiner Stelle damit umgehen? Ich habe - wie gesagt - seit Tagen (eine extreme Phase gerade) das Gefühl, mein Sprachverständnis ist runtergegangen. Mein letzter Hörtest (Nur eine Reintonaudiometrie) ist eine Woche alt, der hat sich nicht verändert.

Habt Ihr hier - gerne auch sehr ehrlich, sehr klare Kante - ein paar Worte / Einschätzungen für mich?

LG und einen schönen Dienstag euch!

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 14. Jan 2025, 11:22
von all_ears
Hallo Flyer, ich sag mal so: du hast "dein Problem" ja eigentlich schon gut erkannt. Weiß nicht, wie du so drauf bist, aber wenn du für rationale Argumente/Messungen empfänglich bist, wäre mein Vorschlag: Geh zu deinem Akustiker und erzähl ihm, dass du das Gefühl hast, Sprache schlechter zu verstehen. Er soll mal ein Sprachaudiogramm mit dir machen und vergleichen, ob es schlechter geworden ist. Wenn nein, weißt du dass alles ok ist und wenn doch, könnt ihr gleich gemeinsam nachjustieren.

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 14. Jan 2025, 12:46
von gereon
Hallo Flyer,
ich kenne Deine Gedanken, da es mir oft ähnlich ging. Daher kann ich Dir nur dazu raten nicht im Vorfeld schon alles schwarz zu malen. Also bitte nicht so vorgehen: Gleich ist wieder ein Meeting mit vielen Personen. Da wird es laut, es reden viele Personen. Wie soll ich denn da bloß verstehen?"
Dies führt führt nur dazu, dass Du total verkrampfst in solche Situationen hinein gehst und dann erst recht nichts verstehst.
Mir hat es sehr geholfen folgendermaßen vorzugehen: " Mal schauen, wie es heute läuft. Wenn es wieder zu laut oder zu unangenehm wird, bitte ich um eine Pause!"

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 14. Jan 2025, 18:44
von KatjaR
Flyer hat geschrieben: 13. Jan 2025, 16:12
- Danke nochmal für deine Einordnung Schwerhörigkeit <> Demenz. Ich habe hier gelesen, dass Überforderung ein beitragender Faktor sein kann und dadurch andere Bereiche (Hippocampus) vernachlässigt werden.
Der Hippocampus ist der Gehirnteil der dafür (u.a) zuständig ist, Gedächtnisinhalte vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zu überführen.
Wenn wir durch Höranstrengung bereits viel unserer kognitiven Ressourcen für akustisches Verstehen verbrauchen, weil wir uns darauf (stark) konzentrieren müssen, bleibt für inhaltliches Verständnis und Gedächtnisbildung in schwierigen Situationen evt. nicht genügend Energie übrig.
Das ist aber dann eine temporäre, situative Überforderung, keine Demenz.
Wir können uns dann akustische Informationen bei schlechten akustischen Bedingungen schwerer merken, aber das visuelle Lernvermögen und durch Lesen angeeignetes Wissen ist davon nicht betroffen.
Nach jetzigem Stand der Wissenschaft ist der Zusammenhang zwischen Demenz und Hörschädigung wie von Muggel skizziert, die fehlende geistige Anregung, durch Rückzug und Isolation.
Wichtig ist es Probleme aktiv anzugehen, nicht sich mit antizipierten Horrorszenarien verrückt zu machen.
Auch wenn eine Hörschädigung fortschreitet, gibt es heute gut Möglichkeiten und Wege diese händelbar zu machen und der Zusammenhang zwischen Hörschädigung und Demenz ist keine determinierte, unabänderliche Sache.
Nur Mut und ran an die Hörgeräteversorgung wünscht
Katja

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 14. Jan 2025, 22:41
von Flyer
Guten Abend zusammen!

Vielen Dank nochmals für eure Ergänzungen.

@all_ears: ich war heute übrigens beim Akustiker. Siehe da: mein HG wurde vom alten Akustiker vor seinem Jobwechsel nicht mehr auf meinen Hörverlust angehoben, das hat mein neuer Aku nachgeholt. Er hat mir auch gleich das Tinnitus-Programm draufgespielt, dafür bin ich sehr dankbar.

Jetzt ist die Welt nochmal eine Ecke lauter, aber ich freue mich drauf :-) wir haben auch gleich eine Reintonaudiometrie (und zum ersten Mal überhaupt) über die HG gemacht. Das Resultat war im Prinzip dasselbe wie beim HNO letzte Woche oder auch bei der Erstanpassung vom Gerät.

Eine andere Frage bleibt für mich noch offen: Neben meinem 1000 Hz Tinnitus links und dem ca. 8000 Hz Tinnitus rechts der seit ein paar Monaten zischt, habe ich seit knapp 3 Wochen einen kleinen, nicht lauten, neuen Tinnitus rechts ebenfalls so bei 1000 Hz. Er ist nicht immer da, sondern kommt sporadisch.

Wäre das ein Fall für nochmal HNO und Kortison? Ich bin sicher, hier wurde das Thema Kortison schon oft behandelt, mein Halbwissen beschränkt sich darauf, dass Kortison wohl umstritten sei.

Mein erster HNO meinte mal lapidar: Einfach nicht drauf konzentrieren, egal, wie viele usw...

Wie ist da eure Meinung dazu?

Gute Nacht schon mal!

Re: Meine (Schwer)Hörgeschichte - Vom Ohrendruck zum Cookie Bite - Grüße aus der Rhein-Neckar-Region!

Verfasst: 15. Jan 2025, 09:19
von gereon
Umso mehr Du Dich mit Deinem Tinnitus beschäftigt, umso stärker wirst Du diesen wahrnehmen. Auch wenn die Aussage Deines HNO für Dich zunächst lapidar klingt, so hat er hiermit leider recht.
Eine Behandlung mit Kortison ist ziemlich umstritten. Daher wird Kortision bei Tinnitus nur dann eingesetzt, wenn eine Schwellung im Ohr vorliegt. Auch die Wirkung von Teubonin und Gingko ist wissenschaftlich nicht erwiesen und Akkupunktur hilft nur um Verspannung zu lössen.
Die drei Säulen einer Tinnitus Behandlung sind Entspannung, der Einsatz von Tinnitus Noisern sowie das Re Training (psychotherapeutische Begleitung)