Hörsturz legte Lärmschaden offen
Verfasst: 24. Jul 2023, 15:51
Hallo zusammen,
zunächst einmal danke für dieses Forum. Schön, dass es sowas gibt und man sich mit Hörproblemen nicht so alleine fühlt.
Ich habe viele Betroffenenberichte hier gelesen und werde dabei sehr demütig. Bei mir liegt unter dem Strich nur eine leichte Hörminderung vor (in einem Frequenzbereich aber durchaus schon mittelgradig) und ich komme soweit klar im Leben bislang damit. Es ist nur so, dass ich beim Genuss von Sprache und Musik eingeschränkt bin. Für mich lispeln viele Menschen und Musk klingt flacher als früher. Aber das stellte sich komischerweise erst einige Wochen nach dem Hörsturz ein.
Ich weiss, dass das lächerlich ist im Vergleich zu dem, was hier einige durchmachen und ich hoffe, dass mein Post nicht falsch verstanden wird. Ich weiss sehr wohl, dass viele gerne tauschen wollen würden. Dennoch ist diese Höreinschränkung für mich neu und macht mich teilweise psychisch immer noch völlig fertig, verursacht Schlafstörungen, depressive Stimmung etc .. das nur einleitend.
Zu meiner Geschichte (sorry, das wird echt lang):
Ich (männlich, 51 Jahre, lange Zeit unbehandelter Bluthochdruck und unbehandeltes erhöhtes Cholesterin, jetzt alles gut eingestellt) hatte im März 2023 beim Kraftsport wahrscheinlich sowas wie einen Hörsturz. Ich habe beim Sport immer Earpods drin und da klang alles gut. Als ich dann nach dem Sport nach Hause kam guckte ich noch nen Youtube Video und dachte, dass die den Ton im Saal aber echt schlecht aufgenommen haben weil der Sound so ein bischen 'angeschrabbelt' war (die tiefen Frequenzen vor allem). Als ich am nächsten Morgen aufwachte waren alle Youtube Videos so. Und da habe ich natürlich geschaltet. Das irre war, dass wenn ich mit nur einem Ohr gehört habe (das andere zugehalten), das angeschrabbelte dann weg war. Es entstand wohl nur beim Mischen im Hirn?
Und das linke Ohr machte komische Geräusche wenn man mit dem Finger in das Ohr geht und wieder heraus zieht. Das knallte regelrecht. Wind auf dem Fahrrad machte links auch einen komischen lauten Sound. Also irgendwas stimmte da nicht. Ein Gefühl wie Watte im Ohr hatte ich allerdings absolut nicht.
Zwei Tage später sass ich dann beim HNO Arzt und der nahm ein Audiogramm auf. Das offenbarte dann einen typischen Lärmschaden (C5 Senke) mit ca. 40dB bei 4KHz auf beiden Ohren mit nahezu perfekter Symmetrie. Die restlichen Frequenzen waren fast im normalen Bereich. Die tiefen Frequenzen bis ca. 2KHz waren leicht abgesenkt (10db).
Ich hatte noch ein Audiogramm vom gleichen HNO Arzt von 2018 von einer Routinekontrolle. 2018 war das Audiogramm fast flat aber mit einer leichten Senke bei 4KHz um 5dB gegenüber den umgebenden Frequenzen, die eine Messungenauigkeit sein könnte oder aber der Beginn des Hörschadens.
Der HNO Arzt meinte dann, dass ich wohl zu laut Musik gehört hätte wegen der C5 Senke. Das komische ist nur, dass ich die Earpods ja nur 3-4x die Woche für jeweils max. 2 Stunden drin hatte, die Audio Schutzfunktion am iPhone aktiviert und auf 85dB Grenze eingestellt war und es niemals eine einzige Warnmeldung vom iPhone gab. Wenn das 2018 der Beginn des Lärmschadens war, frage ich mich woher der zu diesem Zeitpunkt gekommen sein soll (zu einem späteren wars mir dann schon klar aber dazu gleich). Ich fragte den HNO Arzt, ob meine Ohren evtl. schon vor 85dB leiden und der meinte nein, das sei bei allen Menschen gleich diese 85dB Grenze. Die Expositionsdauer war ja auch nicht extrem bei mir. Ist diese Aussage richtig? Ist es nicht möglich, dass ich einfach vulnerable Innenohren habe sozusagen und einfach nur leise Musik hören sollte?
Ich bekam die übliche Therapie (Kortison Infusionen 3 Tage 250mg Prednisolon). Das Audiogramm hatte sich danach leider nicht geändert. Zunächst jedenfalls noch nicht. Eine Hörscheinschränkung hatte ich da bewusst noch gar nicht wahr genommen. Ich wusste ich muss mein Ohr schützen und hatte fortan auf die Earpods verzichtet natürlich. Das 'Schrabbeln' gab sich in den nächsten Wochen auch. Ich war richtig gut gelaunt.
Etwa 6 Wochen später, im Mai 2023 fing gefühlt mehr oder weniger über Nacht an das Radio dumpfer zu klingen und plötzlich lispelten die Menschen im Radio und Fernsehen. Das machte mich total fertig. Ich bin also wieder zum HNO Arzt und der machte wieder ein Audiogramm. Die hohen Frequenzen ab 2KHz waren gleich geblieben (die C5 Senke). Im Bereich bei 8KHz gab es sogar eine kleine Verbesserung. Aber die tiefen Frequenzen bis ca. 2KHz waren aber durchschnittlich um 5dB nach oben gekommen, wurden also besser. Eigentlich ist das ja gut. Nur lispelten die Leute um mich herum eben plötzlich. Ich vermute, dass das am Frequenzgemisch liegt? Wenn die tiefen Töne präsenter sind, machen sich Einschränkungen bei 4KHz nach stärker bemerkbar beim Hören?
Zu dem Lärmschaden mit der C5 Senke: ich hatte leider von 2019 bis Herbst 2022 einen sehr lauten magnetischen Antrieb bei mir im Büro mit dem ich gearbeitet habe. Wenn der schaltet macht er das mit einem kurzen lauten Knall. Da war ich häufiger mal ungeschützt exponiert und das war mit Sicherheit ein grosser Anteil am Lärmschaden. Seit Herbst 2022 war der aber weg. Und ich hatte bis zu dem Hörsturz im März 2023 überhaupt gar keine Einschränkung wahr genommen. OK, in sehr lauter Restaurantatmosphäre gab es schon mal Situation wo ich dachte ich verstehe schlecht. Also der Lärmschaden war auf jeden Fall auch 2022 schon da aber nicht so ausgeprägt evtl.
Hat evtl. Jemande eine Idee, was da im März 2023 beim Hörsturz passiert sein könnte als es beim Hören mit beiden Ohren angeschrabbelt klang aber nicht bei einem Ohr isoliert? Und dass direkt nach dem Hörsturz die Menschen für mich noch nicht lispelten sondern erst als 6 Wochen später die tiefen Frequenzen bis 2KHz um 5dB nach oben kamen ist das plausibel? Schade, dass sich das Ohr ab 2KHz nicht mehr weiter verbessert bis jetzt. Irgendwie ist es auch komisch, dass erst ca. 1,5 Monate nach dem Hörsturz sich die tiefen Frequenzen verbesserten. Oder ist das möglich, dass durch das Absterben der Härchen für die hohen Frequenzen mehr Energie aus der Schallwelle an die Rezeptoren für die tiefen Frequenzen kommt und damit im Audiogramm bei tiefen Frequenzen eine Steigerung sichtbar ist? Das wäre ja dann logisch als Erklärung.
Ist es evtl. möglich, dass der laute Magnetantrieb die Ohren sozusagen vorgeschädigt hat und auch als der weg war, die Earpods den Ohren den Rest gegeben haben obwohl <85dB? Ich will nur verstehen was passiert ist um weiteren Schaden zu vermeiden. Alle HNO Ärzte sagen ich könne weiter die Earpods benutzen (mit leiser Musik) aber ich habe aktuell viel zu viel Sorge davor.
Vielen lieben Dank jedenfalls für Antworten. Und bitte bitte nicht falsch verstehen. Ich weiss, dass ich aktuell noch eher ein 'Luxusproblem' habe im Vergleich zu vielen anderen. Ich hoffe, ich darf hier dennoch schreiben.
zunächst einmal danke für dieses Forum. Schön, dass es sowas gibt und man sich mit Hörproblemen nicht so alleine fühlt.
Ich habe viele Betroffenenberichte hier gelesen und werde dabei sehr demütig. Bei mir liegt unter dem Strich nur eine leichte Hörminderung vor (in einem Frequenzbereich aber durchaus schon mittelgradig) und ich komme soweit klar im Leben bislang damit. Es ist nur so, dass ich beim Genuss von Sprache und Musik eingeschränkt bin. Für mich lispeln viele Menschen und Musk klingt flacher als früher. Aber das stellte sich komischerweise erst einige Wochen nach dem Hörsturz ein.
Ich weiss, dass das lächerlich ist im Vergleich zu dem, was hier einige durchmachen und ich hoffe, dass mein Post nicht falsch verstanden wird. Ich weiss sehr wohl, dass viele gerne tauschen wollen würden. Dennoch ist diese Höreinschränkung für mich neu und macht mich teilweise psychisch immer noch völlig fertig, verursacht Schlafstörungen, depressive Stimmung etc .. das nur einleitend.
Zu meiner Geschichte (sorry, das wird echt lang):
Ich (männlich, 51 Jahre, lange Zeit unbehandelter Bluthochdruck und unbehandeltes erhöhtes Cholesterin, jetzt alles gut eingestellt) hatte im März 2023 beim Kraftsport wahrscheinlich sowas wie einen Hörsturz. Ich habe beim Sport immer Earpods drin und da klang alles gut. Als ich dann nach dem Sport nach Hause kam guckte ich noch nen Youtube Video und dachte, dass die den Ton im Saal aber echt schlecht aufgenommen haben weil der Sound so ein bischen 'angeschrabbelt' war (die tiefen Frequenzen vor allem). Als ich am nächsten Morgen aufwachte waren alle Youtube Videos so. Und da habe ich natürlich geschaltet. Das irre war, dass wenn ich mit nur einem Ohr gehört habe (das andere zugehalten), das angeschrabbelte dann weg war. Es entstand wohl nur beim Mischen im Hirn?
Und das linke Ohr machte komische Geräusche wenn man mit dem Finger in das Ohr geht und wieder heraus zieht. Das knallte regelrecht. Wind auf dem Fahrrad machte links auch einen komischen lauten Sound. Also irgendwas stimmte da nicht. Ein Gefühl wie Watte im Ohr hatte ich allerdings absolut nicht.
Zwei Tage später sass ich dann beim HNO Arzt und der nahm ein Audiogramm auf. Das offenbarte dann einen typischen Lärmschaden (C5 Senke) mit ca. 40dB bei 4KHz auf beiden Ohren mit nahezu perfekter Symmetrie. Die restlichen Frequenzen waren fast im normalen Bereich. Die tiefen Frequenzen bis ca. 2KHz waren leicht abgesenkt (10db).
Ich hatte noch ein Audiogramm vom gleichen HNO Arzt von 2018 von einer Routinekontrolle. 2018 war das Audiogramm fast flat aber mit einer leichten Senke bei 4KHz um 5dB gegenüber den umgebenden Frequenzen, die eine Messungenauigkeit sein könnte oder aber der Beginn des Hörschadens.
Der HNO Arzt meinte dann, dass ich wohl zu laut Musik gehört hätte wegen der C5 Senke. Das komische ist nur, dass ich die Earpods ja nur 3-4x die Woche für jeweils max. 2 Stunden drin hatte, die Audio Schutzfunktion am iPhone aktiviert und auf 85dB Grenze eingestellt war und es niemals eine einzige Warnmeldung vom iPhone gab. Wenn das 2018 der Beginn des Lärmschadens war, frage ich mich woher der zu diesem Zeitpunkt gekommen sein soll (zu einem späteren wars mir dann schon klar aber dazu gleich). Ich fragte den HNO Arzt, ob meine Ohren evtl. schon vor 85dB leiden und der meinte nein, das sei bei allen Menschen gleich diese 85dB Grenze. Die Expositionsdauer war ja auch nicht extrem bei mir. Ist diese Aussage richtig? Ist es nicht möglich, dass ich einfach vulnerable Innenohren habe sozusagen und einfach nur leise Musik hören sollte?
Ich bekam die übliche Therapie (Kortison Infusionen 3 Tage 250mg Prednisolon). Das Audiogramm hatte sich danach leider nicht geändert. Zunächst jedenfalls noch nicht. Eine Hörscheinschränkung hatte ich da bewusst noch gar nicht wahr genommen. Ich wusste ich muss mein Ohr schützen und hatte fortan auf die Earpods verzichtet natürlich. Das 'Schrabbeln' gab sich in den nächsten Wochen auch. Ich war richtig gut gelaunt.
Etwa 6 Wochen später, im Mai 2023 fing gefühlt mehr oder weniger über Nacht an das Radio dumpfer zu klingen und plötzlich lispelten die Menschen im Radio und Fernsehen. Das machte mich total fertig. Ich bin also wieder zum HNO Arzt und der machte wieder ein Audiogramm. Die hohen Frequenzen ab 2KHz waren gleich geblieben (die C5 Senke). Im Bereich bei 8KHz gab es sogar eine kleine Verbesserung. Aber die tiefen Frequenzen bis ca. 2KHz waren aber durchschnittlich um 5dB nach oben gekommen, wurden also besser. Eigentlich ist das ja gut. Nur lispelten die Leute um mich herum eben plötzlich. Ich vermute, dass das am Frequenzgemisch liegt? Wenn die tiefen Töne präsenter sind, machen sich Einschränkungen bei 4KHz nach stärker bemerkbar beim Hören?
Zu dem Lärmschaden mit der C5 Senke: ich hatte leider von 2019 bis Herbst 2022 einen sehr lauten magnetischen Antrieb bei mir im Büro mit dem ich gearbeitet habe. Wenn der schaltet macht er das mit einem kurzen lauten Knall. Da war ich häufiger mal ungeschützt exponiert und das war mit Sicherheit ein grosser Anteil am Lärmschaden. Seit Herbst 2022 war der aber weg. Und ich hatte bis zu dem Hörsturz im März 2023 überhaupt gar keine Einschränkung wahr genommen. OK, in sehr lauter Restaurantatmosphäre gab es schon mal Situation wo ich dachte ich verstehe schlecht. Also der Lärmschaden war auf jeden Fall auch 2022 schon da aber nicht so ausgeprägt evtl.
Hat evtl. Jemande eine Idee, was da im März 2023 beim Hörsturz passiert sein könnte als es beim Hören mit beiden Ohren angeschrabbelt klang aber nicht bei einem Ohr isoliert? Und dass direkt nach dem Hörsturz die Menschen für mich noch nicht lispelten sondern erst als 6 Wochen später die tiefen Frequenzen bis 2KHz um 5dB nach oben kamen ist das plausibel? Schade, dass sich das Ohr ab 2KHz nicht mehr weiter verbessert bis jetzt. Irgendwie ist es auch komisch, dass erst ca. 1,5 Monate nach dem Hörsturz sich die tiefen Frequenzen verbesserten. Oder ist das möglich, dass durch das Absterben der Härchen für die hohen Frequenzen mehr Energie aus der Schallwelle an die Rezeptoren für die tiefen Frequenzen kommt und damit im Audiogramm bei tiefen Frequenzen eine Steigerung sichtbar ist? Das wäre ja dann logisch als Erklärung.
Ist es evtl. möglich, dass der laute Magnetantrieb die Ohren sozusagen vorgeschädigt hat und auch als der weg war, die Earpods den Ohren den Rest gegeben haben obwohl <85dB? Ich will nur verstehen was passiert ist um weiteren Schaden zu vermeiden. Alle HNO Ärzte sagen ich könne weiter die Earpods benutzen (mit leiser Musik) aber ich habe aktuell viel zu viel Sorge davor.
Vielen lieben Dank jedenfalls für Antworten. Und bitte bitte nicht falsch verstehen. Ich weiss, dass ich aktuell noch eher ein 'Luxusproblem' habe im Vergleich zu vielen anderen. Ich hoffe, ich darf hier dennoch schreiben.