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KB-Schule und FM-anlage

Verfasst: 21. Apr 2006, 21:11
von Meteor
Hallo, ich möchte mich gerne noch einmal mit einer Frage an Euch wenden.

Unser Pflegesohn, 10 J., einseitig mittelgradig schwerhörig 60 dB, anderes Ohr normalhörend, besucht eine KB-Schule, 2. Klasse, ist außerdem ausgeprägt lernbehindert. Seit Mitte Januar hat er eine FM-Anlage, außerdem machen wir (nicht die Schule) Intensiv-Logopädie (vorher jahrelange HG-Fehlversorgung). Wir haben uns sehr mit ihm über die FM-Anlage gefreut, dass er damit plötzlich so gut hören konnte, direkte Ansprache im Kinderchor, beim Fahrradfahren usw., war super.

Die Lehrerin hat jetzt uns aber folgendes mitgeteilt: "Das FM-Gerät habe ich jetzt mehrfach probiert und es auch in ähnl. räuml. Situationen weg gelassen. Einen immanenten Unterschied konnte ich nicht feststellen!"

Die Schule will die Anlage also nicht mehr benutzen. Unser Sohn selber sagt, dass er ohne die Anlage im Unterricht auch alles hören könnte, ihm ist es anscheinend egal. Vorher hatte er aber viele Jahre uns und viele andere - einschl. 2 HNO-Ärzten - über seine Hörfähigkeit getäuscht, deshalb ja auch die jahrelange Fehlversorgung.

Meine Frage, kann das wirklich sein, dass nach wenigen Wochen schon die FM-Anlage im Unterricht überflüssig ist? Mindestens müßte sie ihm doch Energieaufwand ersparen, die er statt für das Hören für das Lernen einsetzen könnte, oder sehe ich das falsch? (Die Klasse ist zu groß und hat bis zu 8 Lehr- und Pflegepersonen, das dürfte reichlich Störschall ergeben.) Er spricht zwar flüssig, aber nicht alles richtig, manches scheint falsch gehört zu sein, z.B. "enklich" statt "endlich", auch hat er eine auditive Wahrnehmungsstörung, multiple Dyslalie, und seine morphologisch-syntaktischen Leistungen sind eingeschränkt (z.B. reduzierte und fehlerhafte Verwendung von Präpositionen usw.). Das Lesenlernen fällt ihm auch nicht gerade leicht.

Wie sollen wir mit dem Problem umgehen? Was denkt Ihr, was habt Ihr für Erfahrungen?

Viele Grüße
Meteor

PS: Wohnen in NRW


Re: KB-Schule und FM-anlage

Verfasst: 30. Aug 2006, 01:06
von Birgit
Hallo Meteor,
ich kann jetzt nicht sagen, macht es so oder so....aber: wenn er zusätzlich zu seiner schwerhörigkeit eine auditive Wahrnehmungsstörung hat, dann würde ich gefühlsmäßig auf der FM-Anlage in der schule bestehen, weil er bei dem Störschall, den du nennst mit ziemlicher Sicherheit einfach sein Hören ganz "abschaltet". Dazu braucht er auch die HGs nicht auszuschalten! Die FM-Anlage blendet ja in dem Moment, in dem der Lehrer spricht, den gesamten Störschall aus.
Ich habe das heute in ähnlicher Form selbst erlebt: Meine Kleinste war in der Kinderuni Karlsruhe in einer Vorlesung- die Eltern, Geschwister etc. dürfen das Ganze dann in einem anderen Raum über Video mitverfolgen. Der Professor hat immer wieder um Ruhe gebeten, was wir alle gar nicht nachvollziehen konnten, da wir nur hörten, was er in sein Kopfmikro sprach. Selbst als er selbst in die Hände klatschte konnten wir das nicht hören. Meine Tochter bestätigte später, dass es teiweise schon sehr unruhig und laut gewesen sei....So stelle ich mir eben auch das Hören über die FM-Anlage vor. Es fordert natürlich wesentlich mehr Konzentration von deinem Sohn als "wegzuhören". Insofern verstehe ich ihn, wenn er gerne darauf verzichtet, denn es ist ja schon sehr anstrengend permanent hören zu müssen.
tschüss Birgit