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In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 30. Jan 2022, 14:25
von Jobser
Hallo an alle,

auf dem linken Ohr brauche ich ein Hörgerät und am liebsten wäre mir dort eins, dass nicht sichtbar ist.

Inwieweit ist das Hörvermögen zu vergleichen mit einem hinter-Ohr- Hörgerät ?

Und wäre ein In-Ohr Hörgerät für mich sinnvoll/machbar ?

Ich habe die Verordnung Mal geschwärzt angehängt.

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 31. Jan 2022, 11:28
von Ohrenklempner
Hallo,
im Grunde ist (fast) alles machbar, sofern anatomisch nichts dagegen spricht. Man kann sehr kleine Im-Ohr-Geräte fertigen, die tief im Gehörgang sitzen. Nachteilig bei kleinen Im-Ohr-Geräten ist die Energieversorgung (10er Batterie, hält nur wenige Tage), die zur Verfügung stehende Technik (nur ein Mikrofon statt zwei) und ein recht hoher Reinigungs- und Pflegeaufwand.
Durch die Tatsache, dass das rechte Ohr aber noch ganz gut hört, bist du wahrscheinlich mit einem recht günstigen Hörgerät ohne großen technischen Schnickschnack gut bedient. Probiere einfach mal was aus.
Wenn du bei ner Beratung beim Akustiker warst, schreibe gerne mal rein, wie es so war und was dir empfohlen wurde. Gerne schreiben wir dann unseren Senf dazu. :D

Viel Erfolg!

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 31. Jan 2022, 16:22
von Jobser
Danke Dir, dass werde ich machen !

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 31. Jan 2022, 21:55
von MarkoPlus
Ich würde dich fragen. Ist Ihnen besseres Hören wichtiger oder soll es unsichtbar sein?

Ich weiß, es ist schwer für Sie, vor allem wegen der Scham, wegen des Spotts der Umwelt, aber einen Hörverlust zu haben, ist kein Grund, sich zu verstecken.
Ich würde hier ein Bild der RIC-Version des Hörgeräts einfügen, das fast nicht wahrnehmbar ist. Wenn Sie langes Haar haben, bedeckt Ihr Haar Ihr Hörgerät.
https://www.newhopehearing.ca/wp-conten ... /RIC-2.jpg
Dieses Kabel zum Empfänger ist fast nicht wahrnehmbar.

Der Vorteil ist, dass es einfacher und billiger zu reparieren ist. Zum Beispiel, wenn Ihr Empfänger ausfällt oder das Kabel bricht. es wird praktisch so ersetzt, sehen Sie sich das Video an
https://www.youtube.com/watch?v=g9TZ5MiGtMg

Und Sie erhalten eine längere Akkulaufzeit, besonders wenn Sie Ton über Bluetooth streamen möchten.

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 31. Jan 2022, 22:08
von svenyeng
Hallo!

Ich würde auch immer ein hdO Hörgerät nehmen.
idO hat nur Nachteile.

Als ich als jugendlicher die ersten HGs bekam ginge mir ja genauso.
Ich wollte nicht das man die HGs sieht. Um Gottes Willen, wie sieht denn das aus? Was denken die Leute?
Also bekam ich zum testen idO. Damit wurde ich verrückt. Das war als hätte ich nen Korken im Ohr. Ein Propfgefühl war ds.
Also gab ich die idO sofort dem Akustiker zurück und wollte am liebsten gar keine.

Der Akustiker sagte dann zu mir: "Du trägst doch eine Brille, das ist eine Sehhilfe und die sieht man."
Klar, stimmt, ich gab ihm recht.
Weiter sagte der Akustiker: "Ein Hörgerät ist eine Hörhilfe, warum soll man die denn nicht sehen?".
Da musste ich ihm recht geben. Es wurden Otoplastiken mit große Lüftungsbohrungen gefertigt und ich testete hdO HGs.
Und was soll ich sagen, tolles, komfortables Tragegefühl, kein Korken mehr im Ohr, kein Propfgefühl mehr.

Die hdO sind heute so klein geworden, man sieht die doch gar nicht mehr,
Wer nicht weiß das man HGs trägt, der merkt das gar nicht.

Ich muss aber sagen das ich das offen kommuniziere und Leuten die ich nicht kenne sofort sage das ich HG Träger bin.
Das ist sehr wichtig, weil es ja doch vorkommen kann das man öfters mal nachfragt weil man ggf. was nicht nicht verstanden hat.
Das kann einem dann schnell so ausgelegt werden das man nicht zuhört, was ja nicht der Fall ist.
Daher kann ich nur empfehlen, mit der Schwerhörigkeit offen umzugehen und das offen zu kommunizieren.
Es ist nichts schlimmes.

Gruß
sven

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 1. Feb 2022, 07:18
von Carla
Stopp:
1. Ich trug zuerst ein HdO, nun ein IdO, ich habe wedercein Pfropfgefühl noch sonstiges. Ich würde immer wieder IdO nehmen. Meine sind allerdings prominent, da sie Akku und BLE haben. Es macht mir aber nichts aus, dass man die sieht. Warum auch?
2. Das von Marko eingefügte Bild eines HdO ist toll. So hätten es vermutlich viele gern. ABER: Da ist keine Otoplastik. Ich sehe da Schirmchen/Domes. Folglich wird das Ganze dann nicht mehr so unsichtbar sein, wenn der Akustiker eine Otoplastik anfertigt. Auf den meisten Werbefotos mit RIC sind nur Schirmchen abgebildet. Da fallen viele Newbies drauf rein.
3. Ich persönlich fand es mehr als unkomfortabel mit Brille, Maske und HdO. Und die Maske bleibt uns erhalten, vermute ich.
Das ist meine Meinung dazu.

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 1. Feb 2022, 07:26
von Ohrenklempner
Ich sage immer, schlecht hören fällt mehr auf als ein Hörgerät zu tragen.

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 1. Feb 2022, 08:01
von fras12
Ich trage nun schon über 2 Wochen diese prominenten, gut sichtbaren IdO und meinen Kollegen fällt es kaum auf.

Gut, sie wissen ja schon lange, dass ich Hörgeräte trage. Die alten IIC haben sie eigentlich nie gesehen.
Dafür können die neuen Geräte jetzt Bluetooth-Streaming mit dem Handy und dem Fernseher, und Akku-Geräte sind es auch.

Ich bin sehr überzeugt von IdO-Geräten. HdO kam für mich aus den gleichen Gründen wie bei Carla nicht in Frage. (Ich bin mittelgradig schwerhörig.)

Gruß, Frank

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 1. Feb 2022, 18:20
von Dani!
Carla hat geschrieben: 1. Feb 2022, 07:18 2. Das von Marko eingefügte Bild eines HdO ist toll. So hätten es vermutlich viele gern. ABER: Da ist keine Otoplastik. Ich sehe da Schirmchen/Domes. Folglich wird das Ganze dann nicht mehr so unsichtbar sein, wenn der Akustiker eine Otoplastik anfertigt. Auf den meisten Werbefotos mit RIC sind nur Schirmchen abgebildet. Da fallen viele Newbies drauf rein.
Hm, bei üblichen Gehörgängen fallen die Otoplastiken bei RIC auch nicht auf. Man muss schon explizit hinschauen und dann auch noch wissen, was man da sieht. Ich finde, da fallen die Geräte auf der Ohrmuschel schon mehr auf als die Otoplastiken, wenn letztere nicht gerade mit Absicht kontraststark gegenüber der umspülten Hautfarbe sind. Ich kenne ja doch so einige HG-Träger. Darunter auch welche, die die Dinger auch zur Schau stellen/präsentieren wollen (meist hochgradig Schwerhörige). Allein das fällt trotzdem den gewünschten Zielpersonen nicht auf.

Seid mir nicht böse, Hörgeräte fallen ausschließlich den Träger derselben an sich selbst auf, praktisch nie den anderen, vor denen man sie verstecken oder präsentieren möchte. Ich treibs mit meinen riesigen und gepimpten Geräten ja noch auf die Spitze, trotzdem sind die scheinbar nicht existent für die meisten anderen - ich muss regelmäßig auf meine Einschränkung explizit aufmerksam machen.

Es gibt auch Leute, die regelmäßig mit Hörgeräten konfrontiert sind, denen fallen aber auch die unsichtbarsten Geräte auf, es hat also keinen Zweck.

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 1. Feb 2022, 18:46
von Brittany
Naja,

natürlich ist das mit dem "das-soll-niiiiieeemand-sehen" i.W. im Kopf des Schwerhörigen ein Problem. Damit aber wischt man es ja auch nicht o.W. beiseite. Das hat mit Akzeptanz und zu-sich-stehen und einer entspannten Haltung zu tun, und die hat man eben nicht sofort. Jobser ist "Einsteiger". Er ist ja noch sozusagen in der Schockphase. Das zu akzeptieren und damit dann auch noch selbstbewusst umzugehen, ist ja oft Ergebnis eines Prozesses, und das Tempo bestimmt Jobser letztlich selbst. Da kann man ja auch niemanden "hinkatapultieren". Die meisten Leute brauchen eben ihre Zeit. Man muss sich ja auch sozusagen selbst neu sehen lernen.

Brittany

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 2. Feb 2022, 10:46
von Hups
Hallo Brittany,

Du triffst den Nagel auf den Kopf. Hinkatapultieren geht sicher nicht. Vielleicht kann man Denkanstöße geben. Wer mich ohne HGs toll findet, der wird es auch mit HGs tun. Und wer mich ohne HGs doof fand, der wird das auch mit HGs tun :-)

Vor einigen Jahren hatte ich mal eine etwas aufwändigere OP im Nacken, von der ich noch eine ca. 15 cm lange Narbe habe. Anfangs gab mir die Physio, die meinen Nacken in der Reha-Phase wieder geschmeidig machte, eine Salbe, mit der ich die Narbe täglich einschmieren musste. Nach wenigen Tagen des Schmierens habe ich die Physio dann mal gefragt, was denn die Salbe so macht und warum die so toll ist. Darauf die Physio: "die Salbe ist völlig wurscht. Es geht darum, dass Sie sich an die Narbe gewöhnen, sie regelmäßig berühren und als Teil Ihres Körpers akzeptieren. Sie müssen lernen, die Narbe lieb zu haben..."

Akzeptanz ist das A und O. Alles andere findet sich dann ;-)

Liebe Grüße
Hubert

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll

Verfasst: 2. Feb 2022, 11:15
von Blümle
Für mich sind das schon zwei Paar Stiefel, - die Akzeptanz und die Ästhetik. Ich finde den „Schmuck“ im Ohr schlicht und ergreifend nicht schön. Das hat mit der Akzeptanz eines Hörgerätes null und nix zu tun.
Vom Hören her liebe ich die Dinger, m-chte sie nie und nimmer missen, auch wenn sie leider noch nicht so sitzen, dass auch das Hören so optimal ist, wie es dank der Wunderwerke sein könnte, weil es eben noch immer verrutscht.
Ästhetisch kann ich den Dingern nix abgewinnen, - ich weiß nicht, was daran „stylisch“ oder sonstwie schön sein soll, weder die Bauteile hinter den Ohren, noch die Teile in den Ohrmuscheln, ganz gleich ob hautfarben, klar, matt, groß oder klein. Mir gefallen auch Airpods o.ä. nicht, obwohl ich sie habe und sehr gerne nutze. Aber schön? Naja, da fallen mir andere Dinge ein… Ich mag auch Ohrenpiercings nicht, oder diese riesigen Ohrlochteile. Wem’s gefällt, gerne, - kann ja jede/r rumlaufen, wie er/sie das hübsch findet.
Dass allerdings denjenigen, die das eben nicht „schön“ finden, damit die Akzeptanz eines Hörgerätes abgesprochen wird, finde ich nicht gut.
Für mich ist und bleibt das zweierlei. ( Und es ist für mich wirklich herb, dass mein nächster Otoplastikversuch nun aus diesem so massiv sichtbaren Titan sein wird, und ich mich ggf. an diesen für mich unschönen Anblick meiner Ohren gewöhnen muss)

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 2. Feb 2022, 11:36
von Brittany
Hups, das ist eine tolle Geschichte. :-) Auch wenn ich es bis jetzt noch nicht geschafft habe, meine Schwerhörigkeit so richtig "lieb zu haben". ;)

Blümle: Dies hier -
"Dass allerdings denjenigen, die das eben nicht „schön“ finden, damit die Akzeptanz eines Hörgerätes abgesprochen wird, finde ich nicht gut" -
ist ein Missverständnis, und ich zumindest habe nie dergleichen gesagt.

Bei den allermeisten, die den großen Wunsch haben, dass man "das nicht sieht", ist das der Wunsch, die Schwerhörigkeit zu verbergen. Das war auch damals bei der Reha Thema; das treibt sehr viele um. Man soll es nicht "merken", keiner soll es wissen. Und das hat dann sehr wohl was mit Akzeptanz zu tun.

Brittany

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 2. Feb 2022, 12:02
von Blümle
Sorry, Brittany, dass Du Dich damit angesprochen fühlst, - ich habe mich mit dem Beitrag nur hierauf bezogen:
Hups hat geschrieben: 2. Feb 2022, 10:46 Akzeptanz ist das A und O. Alles andere findet sich dann ;-)
In diesem Tenor wurde hier schon öfters diskutiert, dass es ein Zeichen der Akzeptanz der Behinderung sei, die Hörgeräte auch (massiv) sichtbar tragen zu können.

Die Behinderung zu akzeptieren und zu „lieben“ ist das eine, die Behinderunsgminderungshilfen zu akzeptieren und schön zu finden, das andere.
Das kann miteinander zu tun haben, muss es aber nicht.

Meiner Erfahrung nach ist es sogar tückisch, die beide Aspekte zu vermischen: wie lange musste ich mir im Zusammenhang mit meinen nicht passen-wollenden Otoplastiken anhören, es sei ein Akzeptanzproblem. Mir wurde vielfach schlichtweg nicht geglaubt, dass sie nicht passen, weil die Branche ziemlich drauf getrimmt ist, an der „Akzeptanz der Geräte/Behinderung“ zu arbeiten.

Drum ist mir der Unterschied, -so kleinkariert es sich für manche hier auch lesen mag-, wichtig.
Wenn es nicht anders geht, dann werde ich mir auch so dicke schwarze Bollen in die Ohren stecken, - keine Frage, - aber schön werde ich das trotzdem nicht finden können.

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 2. Feb 2022, 13:21
von Hups
Naja, ich habe die Einschränkungen auf der rechten Körperhälfte, die ich durch die Rückenmarks-OP im Nacken habe, auch nicht richtig lieb. Bin im Bereich rechter Arm und Schulterblatt gefühllos und habe ganz leichte Einschränkungen in der rechten Hand (die nur ich beim Klavierspielen bemerke). Daraufhin habe ich erstmal meinen rechten Oberarm zutackern lassen (schönes, großes, buntes Tattoo). Die Dame mit der Nadel war ganz überrascht, dass ich bei 3 Sitzungen á 6 Stunden nicht über Schmerzen geklagt habe. Ich habe sie dann aufgeklärt, dass sie mir auch mit einem Metzgermesser im Oberarm rumbohren könnte - wir haben herzlich gelacht ;-)

War halt meine Art, die fehlende Sensorik zu akzeptieren - einfach ein Bild drübertackern. So wird jeder seinen eigenen Weg finden...

Liebe Grüße
Hubert

Re: In-Ohr Hörgerät: ab wann möglich/sinnvoll ?

Verfasst: 2. Feb 2022, 18:37
von Brittany
Lieber Hubert,

einfach nur: :yes:

Brittany