Auch wenn das ein bisschen off-topic wird grad, hast du natürlich recht damit, dass zwei Chips erstmal innovativ sind, genauso wie drei Mikrofone. Eine getrennte Signalverarbeitung gibt es in allen anderen Geräten aber auch, nur eben mit einem Chip. Was genau soll der zweite bringen? Noch mehr Rechenoperationen? Ein Hörgeräte-Chip kann über 1 Milliarden davon pro Sekunde ausführen (das wird exponentiell mehr) und das für den Menschen "latenzfrei". Mehr als latenzfrei geht nicht. Mehr als 1 Milliarden natürlich schon, aber einen Nutzen kann ich darin nicht sehen. Das Signal wird (wie vorher auch) aufgeteilt, bearbeitet und hinten raus wieder zusammengeschmissen. Ich finde das nur ein Verkaufsargument von Signia, denn Fakt ist, die Geräte haben nicht mehr (Verarbeitungs)Kanäle als andere. Dadurch, dass Nutz- und Störschall getrennt verarbeitet werden, sind es ja nicht doppelt so viele Kanäle (womit sie aber werben). Vereinfacht gesagt gibt es nur zwei Mal den Kanal 125Hz, zwei Mal den Kanal 150Hz usw. Das ist einfach Augenwischerei. Beides wird mit der gleichen Anzahl bearbeitet, wie eh und je.
Auch drei Mikrofone gab es in der Vergangenheit schon, sind aber ganz schnell wieder verschwunden (das ist übrigens ein Beispiel für die nicht gradlinige Entwicklung), was primär einfach am Eigenrauschen lag. Diese waren allerdings auch in den Hörgeräten selbst, nicht in den Ex-Hörern. Ich halte diese Kombi von Resound z.B. für durchaus erprobenswert. Ob es sich durchsetzt, wird sich zeigen. Vielleicht gibt es die in der nächsten Generation schon nicht mehr, vielleicht aber auch bald bei allen. AX hingegen versteh ich nicht. Manche Innovationen kommen zu früh und sind technisch vll. einfach noch nicht richtig umsetzbar (wie damals die 3 Mikrofone) oder sie erweisen sich als Muckefuck und werden wieder rausgenommen (bspw. Oticon) oder verkaufen sich einfach nicht (wie die wasserdichten Aquaris von Siemens). Andersrum setzen sich auch schnell Dinge wie Bluetoothkonnektivität durch oder eben auch Überarbeitungen wie die 360° Sprachfokussierung, die grade die ohnehin schon immer umstrittenen adaptiven Richtmikrofone ergänzen und teilweise ersetzen. Hier passt auch immer gut Oticons Werbespruch "Wir haben physikalische Grenzen durchbrochen". Konkret ging es hier darum, dass die OPN S angeblich rückkopplungsfrei sein sollten. Ähnliches hat GN schon 2011 propagiert. War beides Quatsch und gibt es bis heute nicht. Ich finde es toll, dass geforscht wird und hier und da auch Gutes dabei rumkommt und ich will auch nicht pauschal alles schlecht reden. Mit den Jahren (wie auch in anderen Branchen) lernt man aber einfach, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Es ist schon zum Running-Gag geworden, dass die Vertreter jedes Jahr das selbe erzählen. Übrigens ganz vorne bei den Phrasen dabei "Unser neuer Chip Hokuspokus kann jetzt fast doppelte soviele Rechenoperationen durchführen wie der Vorgänger." Da hab ich regelmäßig zum ersten Mal gegähnt. Das Active-Vent von Phonak finde ich übrigens auch interessant, gehört aber zu den Dingen, die ich für technisch zu früh halte. KI prinzipiell kann auch viel erreichen. Wie das letztlich genutzt wird, ist auch wieder eine andere Frage, aber es ist völlig neu und hat großes Potential. InSitu-Adiometrie, super Sache! Apps, super Sache! hands-free, super Sache! Auch diese Liste ist lang.
Ich bin kein Schwarz-Maler, nur ein Skeptiker
(Bitte mit etwas Humor lesen)
Besten Gruß,
Alex