Herausforderung durch Schwerhörigkeit in (sozialem) Beruf
Verfasst: 27. Mai 2019, 19:06
Hallo,
ich bin einseitig taub und trage eine Cros-Versorgung. In den letzten Jahren habe ich gelernt offener mit meiner Hörschädigung umzugehen.
Ich bin bald mit meinem Studium der Sozialen Arbeit fertig und merkte zuletzt, dass mich mein taubes Ohr im Beruf trotz Hörgerät und einem guten hörenden Ohr vor Herausforderungen stellt.
Zuletzt bin ich als Teamer zu einer Freizeit für Jugendliche gefahren:
- dort gab es Situationen in denen ich von der tauben Seite eben doch nicht immer alles mitbekommen habe (besonders in geräuschvoller Umgebung, wie z.B. am Essenstisch).
Wenn ich dann etwas ansprach, kam von den anderen Teamerinnen als Antwort zurück: "Darüber haben wir doch gerade erst gesprochen".
Mir ist bewusst, dass ich an dieser Stelle einfach mehr über die Folgen meiner Hörschädigung aufklären sollte (Hörgeräte sind keine Brillen etc.). Aber häufig ist es auch nicht immer leicht, die richtige Gelegenheit dazu zu finden.
- auch passieren mir insgesamt häufiger Missverständnisse wie dass ich statt "Fahrstuhl" "Fahrzeug" verstehe was dann dazugeführt hat, dass ich Dinge an die falsche Stelle tragen wollte
- dazu merke ich häufig, dass ich generell länger brauche um Abläufe welche mir auditiv mitgeteilt werden zu erfassen. Oft fällt es mir schwer mir alle Handlungsschritte in ihrer Reihenfolge zu merken, was mich dann unsicher macht.
Bereits in der Schule merkte ich, dass mir Spiele wie: "Ich packe meinen Koffer" wesentlich schwerer fielen, als meinen normalhörenden MitschülerInnen.
Wenn ich dagegen Spiele spielte, wo man sich die Reihenfolge von aufkommenden Farben merken musste, war es hingegen anders.
Insgesamt merke ich, dass ich mich gerade bei Störlärm oder wenn viele Menschen sprechen wesentlich mehr darauf konzentrieren muss andere zu verstehen. Dabei nutze ich dann auch kombiniertes Lippenlesen.
- außerdem bekomme ich oft das Feedback, dass meine Stimme in Gesprächen manchmal übermäßig laut wirkt. Wenn ich mich dann aber darauf konzentriere, gelingt es mir diese wieder zu regulieren.
Insgesamt führen diese Aspekte dazu, dass ich manchmal nicht die Leistung bringe, die ich bringen soll, was dann zu Kritik führt.
Andererseits kann ich aus meiner Hörschwäche aber auch positive Dinge schöpfen, welche ich auch als Sozialarbeiter nutzen kann.
Immerhin kann ich als Vorbild fungieren, für andere die ihre Hörschädigung (wie ich damals) über Jahre versteckten.
Als ehemalliger Förderschüler bin ich bereits mit unterschiedlichsten Formen von Körperbehinderungen in Kontakt gekommen, was mir bei der Gestaltung von unterschiedlichen Angeboten und auch in der Praxis sicherlich zu Gute kommt.
Außerdem habe ich eine gute Beobachtungsgabe und merke dass ich über ein gutes mimisches Verstehen verfüge.
Vor allem aber macht mir die Arbeit mit Menschen Spaß und ich bin sehr daran interessiert, die Erfahrungen welche ich gesammelt habe weiterzugeben und andere zu unterstützen.
Wie schätzt ihr es ein als hörgeschädigte Person einen Platz in einem so kommunikativen Beruf wie der Sozialen Arbeit zu finden? Hat jemand da vielleicht Erfahrungen? Und wie kommt man da am besten mit den aus der Hörschädigung resultierenden Auswirkungen zurecht?
ich bin einseitig taub und trage eine Cros-Versorgung. In den letzten Jahren habe ich gelernt offener mit meiner Hörschädigung umzugehen.
Ich bin bald mit meinem Studium der Sozialen Arbeit fertig und merkte zuletzt, dass mich mein taubes Ohr im Beruf trotz Hörgerät und einem guten hörenden Ohr vor Herausforderungen stellt.
Zuletzt bin ich als Teamer zu einer Freizeit für Jugendliche gefahren:
- dort gab es Situationen in denen ich von der tauben Seite eben doch nicht immer alles mitbekommen habe (besonders in geräuschvoller Umgebung, wie z.B. am Essenstisch).
Wenn ich dann etwas ansprach, kam von den anderen Teamerinnen als Antwort zurück: "Darüber haben wir doch gerade erst gesprochen".
Mir ist bewusst, dass ich an dieser Stelle einfach mehr über die Folgen meiner Hörschädigung aufklären sollte (Hörgeräte sind keine Brillen etc.). Aber häufig ist es auch nicht immer leicht, die richtige Gelegenheit dazu zu finden.
- auch passieren mir insgesamt häufiger Missverständnisse wie dass ich statt "Fahrstuhl" "Fahrzeug" verstehe was dann dazugeführt hat, dass ich Dinge an die falsche Stelle tragen wollte
- dazu merke ich häufig, dass ich generell länger brauche um Abläufe welche mir auditiv mitgeteilt werden zu erfassen. Oft fällt es mir schwer mir alle Handlungsschritte in ihrer Reihenfolge zu merken, was mich dann unsicher macht.
Bereits in der Schule merkte ich, dass mir Spiele wie: "Ich packe meinen Koffer" wesentlich schwerer fielen, als meinen normalhörenden MitschülerInnen.
Wenn ich dagegen Spiele spielte, wo man sich die Reihenfolge von aufkommenden Farben merken musste, war es hingegen anders.
Insgesamt merke ich, dass ich mich gerade bei Störlärm oder wenn viele Menschen sprechen wesentlich mehr darauf konzentrieren muss andere zu verstehen. Dabei nutze ich dann auch kombiniertes Lippenlesen.
- außerdem bekomme ich oft das Feedback, dass meine Stimme in Gesprächen manchmal übermäßig laut wirkt. Wenn ich mich dann aber darauf konzentriere, gelingt es mir diese wieder zu regulieren.
Insgesamt führen diese Aspekte dazu, dass ich manchmal nicht die Leistung bringe, die ich bringen soll, was dann zu Kritik führt.
Andererseits kann ich aus meiner Hörschwäche aber auch positive Dinge schöpfen, welche ich auch als Sozialarbeiter nutzen kann.
Immerhin kann ich als Vorbild fungieren, für andere die ihre Hörschädigung (wie ich damals) über Jahre versteckten.
Als ehemalliger Förderschüler bin ich bereits mit unterschiedlichsten Formen von Körperbehinderungen in Kontakt gekommen, was mir bei der Gestaltung von unterschiedlichen Angeboten und auch in der Praxis sicherlich zu Gute kommt.
Außerdem habe ich eine gute Beobachtungsgabe und merke dass ich über ein gutes mimisches Verstehen verfüge.
Vor allem aber macht mir die Arbeit mit Menschen Spaß und ich bin sehr daran interessiert, die Erfahrungen welche ich gesammelt habe weiterzugeben und andere zu unterstützen.
Wie schätzt ihr es ein als hörgeschädigte Person einen Platz in einem so kommunikativen Beruf wie der Sozialen Arbeit zu finden? Hat jemand da vielleicht Erfahrungen? Und wie kommt man da am besten mit den aus der Hörschädigung resultierenden Auswirkungen zurecht?