Hier ein paar Gedanken aus meiner Sicht:
muggel hat geschrieben:Als ich Hörgeräte getragen habe, hatte ich immer High-End-Geräte (zB Phonak Perseo / Savia), die heute preislich fast in der Pauschale liegen würden.
BT-Streaming gab es damals noch nicht, ebenso andere Features, die die heutigen modernen Hörgeräte haben. Mir scheint es, dass mit der Veränderung der Technik der Hörgeräte sich auch die Ansprüche der Kunden verändert haben.
Selbstverständlich. Oder sollen nur noch jene vom technischen Fortschritt profitieren, welche "es sich leisten können"? Wenn es immer weniger Leute gibt, für welche dies zutrifft, sinkt die Nachfrage (und damit steigt vorerst der Preis, aber letztlich wird das Produkt nicht mehr angeboten).
muggel hat geschrieben:Der Mensch gibt soviel Geld für Schwachsinn aus..
Das liegt in der Natur einer funktionierenden Marktwirtschaft* nach westlichem Muster (bzw. würde darin liegen). Man kann diesen Schwachsinn auch als Luxus bezeichnen. Ein Kriterium für den Wohlstand könnte sein, wie viel Luxus "man" (wer? bspw. auch die unteren Schichten) sich leisten kann. Wer auf eben diesen Schwachsinn verzichten muss, damit er etwas finanzieren kann, was nicht Luxus (sondern gemäss Deiner Aussage) eben notwendig ist), muss eben auf Luxus und damit auf Wohlstand verzichten (sein Spielraum, wofür er Geld ausgibt (ein Kriterium für Wohlstand), ist stärker eingeschränkt - dies ausschliesslich auf Grund einer Krankheit/Behinderung; dies ist eigentlich nicht im Sinne einer sozialen Gesetzbebung).
*) das Anbieten von nicht zwingend notwendigen Dientstleistungen/Gütern (bei Gütern je nachdem auch deren Herstellung) etc. ist ein wichtiger Faktor in einer Gesellschaft mit hoch entwickeltem Wohlstand - einerseits kann man sich Luxus leisten und andererseits genau aus diesem Grunde (weil sich auch andere Luxus leisten können, hat man Arbeit (die z.B. durch das verrichten eigentlich nicht zwingend benötigter (und damit "sinnloser") Dienstleistungen bzw. Arbeiten etc. zu Stande kommt)
muggel hat geschrieben:Kurzum: wer das neuste und aktuellste haben will (unabhängig davon ob Smartphone, Fernseher, Computer, Auto etc pp) muss dafür in die Geldbörse greifen. Das gleiche gilt auch für Hörgeräte und andere Hilfsmittel. Wer stets das neuste und beste haben will, der muss halt in die Tasche greifen, indbesondere dann, wenn es auch günstige Alternativen gibt.
Bei Rollstühlen zB gibt es auch eine große Bandbreite von Produkten und um einen Rollstuhl der oberen Preisklasse zu bekommen, muss man entsprechende medizinische Begründungen der Notwendigkeit anführen und oft auch dafür kämpfen!
So auch bei Hörgeräten, nur scheint mir der Aufschrei hier besonders groß zu sein..
Laut Gesetz hat ein Hörgerschädigter, bei welchem Hörgeräte indiziert sind, Anspruch auf Geräte, welche dem aktuellen Stand der Technik* entsprechen. Das heisst also (für mich jedenfalls), dass das Tragen veralteter Geräte nicht im Gesetz vorgesehen ist.
*) das ist auch definiert: digital, mindestens vierkanalig (da nicht definiert ist, ob sich dies auf die Frequenz oder (auch) die Dynamik bezieht, muss man meiner Ansicht nach auch von in vier Kanälen unabhängig einstellbarer Dynamik ausgehen) etc.
Da sich die Technik der Hörgeräte laufend verbessert, sehe ich einen gewissen Widerspruch darin, bspw. die Anzahl der Kanäle fest zu legen (zumal ja mittlerweile auch "mit so etwas wie frequenzunabhängigen Kanälen gearbeitet wird").
Ein Hörgeschädigter gilt zwar je nachdem als schwerbehindert, sollte jedoch das selbe leisten wie ein Nichtbehinderter. Hier sehe ich das Problem. Die Tatsache, dass bei der Finanzierung von Hörgeräten geknausert* wird, verschärft die Problematik.
*) wenn man berücksichtigt, dass trotz massiver Einschränkung (bspw. im Beruf) die volle Leistung erwartet wird; hier sehe ich den Widerspruch
muggel hat geschrieben:Unfassbar für viele: wir haben erst letztes Jahr unseren dicken, fetten Röhrenfernseher durch einen Flat ersetzt... weil dieser nach 15 Jahren den Geist aufgegeben hat.
Es geht ja nicht darum, was man sich effektiv leistet, sondern, was man sich leisten kann (ob nun die aktuellsten und teuersten Geräte oder zwei mal jährlich Luxusurlaub der Karibik etc.) - problematisch beginnt es zu werden, wenn man sich keinen Luxus mehr leisten kann (bspw. auf Grund der Behinderung - ich denke, dies sollte nicht der Fall sein dürfen).
muggel hat geschrieben:Bei Rollstühlen zB gibt es auch eine große Bandbreite von Produkten und um einen Rollstuhl der oberen Preisklasse zu bekommen, muss man entsprechende medizinische Begründungen der Notwendigkeit anführen und oft auch dafür kämpfen!
Viele Medizinprodukte dürften auch völlig überteuert sein. Das geht in Richtung Abzocke von Behinderten/Kranken, welche dringend darauf angewiesen sind. Dass viele (vom Schicksal eh schon schwer Gebeutelte) noch für berechtigte Leistungen kämpfen zu müssen, ist nicht nur eine absolute Zumutung, sondern auch gewollt (so spart man Kosten bei jenen ein, welche auf Grund ihrer Behindrung/Krankheit schlicht die Kraft fehlt für einen z.T. jahrelangen und zermürbenden Kampf, welcher sicher nicht dazu beiträgt, die gesundheitliche Situation zu verbessern - im Gegenteil).
Ohrenklempner hat geschrieben:Auf jeden Fall... das zieht sich aber durch alle Verbraucherprodukte, die vom technischen Fortschritt betroffen sind. Telefone, Autos, Fernseher... wer will denn heute noch ein Fahrzeug ohne Klimaanlage und elektrische Fensterheber haben? Wir sind einfach wohlstandsverwöhnt.
Zumindest die Werbung suggeriert einem, dass man immer das Neueste haben müsse. Was auch immer man davon halten mag, mutet es etwas seltsam an, wenn die Krankenkasse hier "eher auf das absolut Notwendige fokussiert" (das passt dann nicht mehr zur "Wohlstandsgesellschaft").
Und wenn sich nur noch Leute mit höherem Einkommen das leisten können, was (bspw. ihnen selbst) sehr viel bringen würde (wenn vielleicht auch nur subjektiv - aber der subjektive Klang ist eben auch wichtig, wenn man diesen rund um die Uhr "ertragen muss"), dann ist das nicht im Sinne einer "sozialen Versicherung".
Kommt hinzu, dass es (für mich jedenfalls sehr) fraglich ist, ob der Markt im Medizinberich überhaupt spielt (man bezahlt also einen überhöhten (oder zumindest nicht auf Grund des Spielens des Wettbewerbs zu Stande gekommenen) Preis, kriegt jedoch nur einen Teil davon vergütet.
Wenn man höhere Ansprüche stellt, verschärft sich die Problematik.
Ausserdem ist es ja auch so (wie bereits erwähnt), dass ein Hörgeschädigter im Beruf das selbe leisten muss wie jemand ohne Hörprobleme. Hier sehe ich einen Widerspruch. Er soll zwar so funktionieren, als wäre er nicht eingeschränkt, erhält jedoch nicht die hierfür* notwendige Unterstützung (auf den Punkt gebracht).
*) bzw. die Unterstützung, welche zumindest gewährleistet, dass wenigstens der bestmögliche Ausgleich efolgt
Wettbewerb bei Medikamenten:
Es mag sein, dass viele Mitbewerber irgendwann in der Forschung keine Erfolge mehr verbuchen können und dann Pleite gehen (oder zumindest nicht mehr in die Verbesserung oder gar Entwicklung eines ganz bestimmten Medikamentes investieren). Dies kann zur Folge haben, dass ein Anbieter bezüglich bestimmter Krankheiten eine Monopolstellung einnehmen kann und somit die Preise beliebig hoch ansetzen kann, da (bezüglich der Behandlung der betreffenden Krankheit) keine Konkurrenz vorhanden ist.
Man kann nun sagen, dass als Folge des Wettbewerbs die höchste Leistung bzw. die Entwicklung des besten Produkts belohnt werde. Allerdings wären die Ressourcen besser verwendet, wenn die verschiedenen Anbieter zusammen arbeiten würden.
Zumal ja die Vorteile von neuen Medikamenten objektiv gesehen nicht immer so gross sind, wie behauptet wird (bspw. weniger Nebenwirkungen, aber auch geringere Wirkung als bei(m) etablierten/s Medikament(en).
Abgesehen davon halte ich die Frage, ob der Markt im medizinischen Bereich spielt, für berechtigt (abgesehen davon, dass selbst ein funktionierender Markt sich nicht immer nur positiv auswirkt (bzw. auswirken würde), siehe Beispiel gerade oben). Jedenfalls ist es nicht im Sinne einer freien Marktwirtschaft, überhöhte Preise von Leuten abzuzocken, welche auf entsprechende Produkte und Leistungen angewiesen sind (bzw. ist dies kein Vorteil für die meisten Marktteilnehmer (also die "Kunden" bzw. Abnehmer der Produkte und Dienstleistungen).
Wettbewerb bei Hörgeräten:
Etwas einfach ausgedrückt werden auch bei teuren Geräten Billigteile verbaut (akustische Wandler, DAUs, ADUs, Chips generell etc.). Man könnte mit relativ geringen Mehrkosten deutliche Verbesserungen erzielen (also aus Kostensicht auf sehr effiziente Weise eine deutliche Qualitätssteigerung erzielen). Weshalb wird das nicht gemacht? Ich denke, das ist eine Folge der Funktionsweise (oder eben des Nichtfunktionierens*) der Marktwirtschaft, möchte dies jedoch nicht näher ausführen.
*) der Markt regelt eben nicht alles, selbst, wenn alles "mit rechten Dingen zugehen würde"
AlfredW hat geschrieben:Wenn ich sehe, was eine Autoversicherung (Vollkasko) im Jahr kostet und was die abdeckt und im Schadensfall bezahlt...
Kommt darauf an. Wenn wirklich teure (Personen-)Schäden bezahlt werden sollen (es also um Millionenbeträge geht), ist es ebenfalls fraglich, ob die Versicherung zahlt (nur merkt dies dann nur der Geschädigte).
KatjaR hat geschrieben:Ohne CI bin ich komplett taub...
Wer "ohne
CI komplett taub" ist, ist es auch mit... (dies ist eine Folge der Definition von Taubheit (da der Hörverlust ohne Hiflsmittel bestimmt werden muss)).
Gruss fast-foot