akopti hat geschrieben:Hörsysteme mit einem Ausgangschalldruck von 115 dB werden bei "an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit" benötigt, betrifft also eine Gruppe von 1,6% aller Schwerhörigen.
Na ja, die Unbehaglichkeitsschwellen können auch bei Personen mit leichteren Hörverlusten so (oder ähnlich) hoch liegen. Ausserdem wurde durch Studien belegt, dass die von Hörgeräten effektiv abgegebenen Schalldruckpegel sehr stark von den Sollwerten abweichen können (auch nach oben).
Und darüber hinaus fand die Beschallung nur zwei mal über wenige Stunden statt - das ist noch lange nicht das selbe wie über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg abgegebene Lärmdosen.
Ich persönlich wundere mich, wie behauptet werden kann, dass Hörgeräte keine zusätzlichen Lärmschäden verursachen könnten, obwohl die wenigen (mir bekannten) diesbezüglich durchgeführten untersuchungen und Studien genau zum gegenteiligen Schluss gelangen ("there's a risk of damage" etc.), wobei ich selbst längst bewiesen habe, dass Schäden nicht ausgeschlossen werden können.
Quotenkrüppel hat geschrieben:Hieraus könnte ich folgern wenn ein Schaden vorhanden ist, dann machts ein zweites Mal auch nichts mehr. Also das genaue Gegenteil.
Laut Dieroff kann dieser Fall tatsächlich eintreten ("Schädigungssättigung"), was auch nahe liegt ("zunächst geht das kaputt, was am Empfindlichsten ist" - danach braucht es mehr Energie, um weitere Schäden an zu richten). Allerdings kann sich durch die Schädigung eine besondere Empfindlichkeit auch erst einstellen etc.
Der Punkt ist nun aber, dass ein geschädigtes Ohr mehr Schalldruck benötigt, um nur schon einen Ton überhaupt zu hören. Die Schalldruckpegel, mit welchen das Ohr versorgt werden müssen, nehmen also zu - womit die von Dir beschriebene Situation eben gerade nicht gegeben ist (weitere Beschallung mit gleichem Schalldruckpegel (sondern mit erhöhtem)).
Quotenkrüppel hat geschrieben:Auf den 110 Seiten der Arbeit handeln insgesamt ca 15 Sätze überhaupt von Hörgeräten...
Bspw. findet man auch:
"Es gibt audiometrische Untersuchungen, die das Silben-, Wort- und Sprachverständnis im Störgeräusch analysieren. Unmittelbar nach der Anpassung von Hörgeräten kommt es häufig zu einem besseren Abschneiden in diesen Untersuchungen. Im zeitlichen Verlauf können sich diese Ergebnisse verändern. Es gibt Untersuchungen, die mittelfristig keine Verbesserung des Sprachverständnisses im Störgeräusch fanden [121].
In einer anderen Untersuchung wurde das Sprachverständnis von Hörgerätträgern zu
verschiedenen Zeitpunkten nach der Hörgerätanpassung gemessen. Sowohl 6 als auch
12 Monate nach der Anpassung fand sich eine signifikante Verschlechterung in den
auditorischen Messung im Vergleich zu den Ergebnissen, die die Patienten einen Monat nach der Anpassung erzielt hatten [122]."
Was zumindest den Aussagen von akopti widerspricht (es sei denn, das Sprachverstehen bessere sich langfristig geshehen wieder, was ich als nicht sehr wahrscheinlich ansehe):
akopti hat geschrieben:...ich habe Daten aus ca 40 Jahren Hörgeräteanpassung ( ca 5000 Datensätze) und konnte daraus die von fast-foot angegebenen Untersuchungsergebnissen nicht herauslesen.
Es ist eher so, dass Kunden, die ihre Hörsysteme konsequent und regelmäßig getragen haben über viele Jahre ihre max. Diskrimination (max. Verstehensquote) erhalten konnten. In gegensatz dazu diejenigen Kunden, die die Geräte nur ab und zu, oder zu bestimmten Anlässen eingesetzt haben. Deren max. Verstehensquote ging nach und nach herunter. Zudem haben sie nicht gelernt Geräusche und Lärm zu erkennen, definieren und aus zu blenden. Dadurch haben sie im Störgeräusch eher schlechter verstanden als ein gut trainierter HG-Träger.
Ich jedenfalls schenke den Aussagen eines Verkäufers bezüglich seiner angebotenen Produkte nicht vorbehaltslos Glauben.
Quotenkrüppel hat geschrieben:Auf den 110 Seiten der Arbeit handeln insgesamt ca 15 Sätze überhaupt von Hörgeräten und dann auch ganz anders als du, lieber fast-foot das verstanden hast.
Aehem, gleich der erste Satz in der Zusammenfassung ganz am Anfang lautet:
"Bisher gibt es keine kurative Lösung bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit. Mittel der Wahl sind stark verstärkende Hörgeräte, die die Klanginformation bis auf 115 dB SPL verstärken. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss von hochverstärkenden Hörgeräten auf die durch Lärm vorgeschädigte Hörbahn zu prüfen."
Und selbstverständlich bin ich gar nicht in der Lage, die Aussagen richtig zu verstehen (immerhin scheine ich zumindest verstanden zu haben, worum es in der Studie überhaupt geht
Quotenkrüppel hat geschrieben:Also bitte: Wenn schon, dann richtig wissenschaftlich...
So wie Du hier (oder soll ich es so verstehen, dass Du schon gar nicht erst versuchst, auf wissenschaftlicher Basis zu argumentieren und daher eben - im Gegensatz zu mir - jeden Unsinn (wie bspw. gleich unten angeführt) behaupten darfst und dies auch nicht verantwortungslos ist?):
Quotenkrüppel hat geschrieben:Nun ja, das Ohr ist ein Gebrauchsgegenstand der sich mit den Jahren abnutzt. Bei jedem egal ob der nun gut oder schlecht hört (deswegen werden im Alter ja die hohen Töne schlechter gehört: Über diesen Teil am Anfang der Cochlea laufen die tiefen Töne hinweg, also nutzen sich diese Töne schneller ab.)
Leider ist dies völlig falsch. Die Basilarmembran besitzt die Eigenschaft, dass sie in Abhängigkeit des Ortes maximal durch eine ganz bestimmte Frequenz zum Schwingen angeregt wird (resoniert). An der Basis der Cochlea bspw. ist sie ganz steif - folglich absorbiert sie praktisch keine Energie aus tieffrequenten Schwingungen (dafür aber um so mehr aus hochfrequenten). Damit werden dort letztlich durch tiefe Frequenzen auch die Kaliumkanäle der betreffenden OHCs nicht geöffnet, womit bspw. keine Schädigung durch in hohem Masse entstehende giftige und nicht mehr abgebaute Abfallprodukte eines (zu) intensiven Stoffwechsels letztlich für den Zelltod verantwortlich zeichnen können (mechanische Beschädigungen kommen schon gar nicht in Frage).
Das ist übrigens ein elementares Funktionsprinzip der Cochlea, dessen Verständnis für mich "zu den Basics der (Patho-) Physiologie des Gehörs" zählen.
Quotenkrüppel hat geschrieben:Lärm schädigt das Ohr, klar. Wenn ich mein Ohr immensen Lärm aussetze dann ist das nicht gut. Allerdings trifft das nur auf hochleistungs HG zu die dem Hörgeschädigten mit mehr als 120 dB ins Ohr pusten, alle anderen HGs regeln vorher ab.
Leider verwendest Du hier eigentlich die falsche physikalische Einheit. Entscheidend ist nicht alleine der Schalldruckpegel, sondern auch die Einwirkdauer. Eine kurze Schalldruckspitze von 120 dB (A) (ein Knall) kann zwar bereits Schäden verursachen, wenn es dumm geht (näher möchte ich dies nicht ausführen); im allgemeinen bleiben derartige Knalle jedoch ohne (zumindest audiometrisch nachweisbare) Folgen.
Entscheidend ist also der L_eq (der so genannte "energieäquivalente Dauerschallpegel"; etwas vereinfacht ausgedrückt der (A-) Pegel, welcher während acht Stunden einwirken muss, um die selbe (Schädigungs-) Wirkung auf das Ohr aus zu üben (frequenzabhängig - "tiefe Töne besitzen bei gleicher Energie weniger Schädigungspotential als hohe (zwischen bspw. 1 kHz und 4 kHz - hier "kommt auch noch eine physiologisch begründete Komponente ins Spiel")". Die kritische Grenze liegt bereits bei 85 dB (A). Es ist sogar so, dass Schäden durch Lärm erst sicher ausgeschlossen werden können, wenn der L_eq deutlich tiefer liegt.
Natürlich muss auch die Impulshaftigkeit des Schalls berücksichtigt werden (das Gehör verfügt über Mechanismen, welche es in einem bestimmten Ausmasse schützen können - allerdings gilt dies nicht für in der Intensität rasch zunehmende Schallereignisse).
Quotenkrüppel hat geschrieben:Es kann sein, dass man nach einiger Zeit mit HGs dann ohne weniger hört als vorher. Das ist aber nicht unbedingt wirklich so. Es liegt eher...
Ja ja, sein könnte vieles...
Gruss fast-foot