Vielleicht noch als Ergänzung:
AkustikerMeister hat geschrieben:Leider ist es aber so, dass die Fähigkeit laute Schallsingnale auf "mechansiche" Weise zu dämpfen gestört ist. Zumindest bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit. Hier kann ich näher drauf eingehen (falls gewünscht).
Und genau deshalb sollte das Hörgerät (im Idealfalle) diese Aufgabe übernehmen und als (zu) laut empfundene Geräusche abschwächen, sicher jedoch nicht noch zusätzlich verstärken bzw. Nutzschall in einen als von der Lautstärke her als unangenehm empfundenen Bereich verschieben.
Grundsätztlich muss die Einstellung durch den Kunden akzeptiert werden. Ein Paradigma bei der Anpassung lautet denn auch, dass sich keine Unbehaglichkeit (durch zu hohe Lautstärke) einstellen sollte (weil eben dann die Gefahr besteht, dass die Geräte nicht getragen werden etc.). Zu diesem Zwecke werden ja auch bspw. die Unbehaglichkeitsschwellen ermittelt.
Ich spreche aber hier ausdrücklich nur von den Geräuschen, welche sich vom Schalldruckpegel her gesehen nahe an den Unbehaglichkeitsschwellen befinden und nicht von bspw. Störgeräuschen, welche einfach (nur schon deshalb) stören, weil sie wieder gehört werden etc.
Es ist aber vermutlich nicht ganz einfach heraus zu finden, wo nun genau das Problem liegt. Eine sorgfältige Einstellung mittels in-Situ-Messung o.ä. dürfte die Sache erleichtern, da man immerhin weiss, ob die Zielverstärkung inetwa in dem Bereich liegt, in welchem sie sollte.
AkustikerMeister hat geschrieben:Folgendes Beispiel: Wenn Morgens Jemand in dein Schlafzimmer stürmt und das Licht einschaltet, siehst Du durch das Licht sofort mehr. Allerdings ist das Licht sehr grell und blendet und somit ist es sehr unangenehm die Augen offen zu halten.
Einige Zeit später hat sich das Auge an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt und es ist wieder ein angenehmes sehen.
Den Vergleich finde ich nicht so treffend, denn:
Eine Blendung kann tatsächlich statt finden, weil zu viel Licht in das Auge eindringt. Das kann dem Auge schaden. Gewisse natürliche Reflexe bzw. Mechanismen sorgen dafür, dass das Auge geschützt wird (Lidschlussreflex, Augen zukneifen etc.). Durch eine Verengung der Pupillen wird dann auf eine potentiell schädliche Ueberflutung mit Licht reagiert, und in der Folge gelangt weniger Licht ins Auge (womit die Sinneszellen vor Zerstörung geschützt werden (und sie auch optimal arbeiten können)).
Hier geschieht eine rein optische Regulierung des Lichteinfalls (welche eine Herabsetzung der Intensität des Lichts bewirkt, welches die Sinneszellen reizt).
Es geht bei diesem Bild also um einen Schutz vor bzw. eine Anpassung an die intensivsten Lichtreize, welche auf optischem Wege ("durch Verkleinerung der Blende") geschieht.
Und weil dieser Regulierungsprozess möglich ist, werden auch höhere Lichtinensitäten unbeschadet überstanden, und die Verarbeitung der Lichtreize kann in einem optimalen Bereich statt finden.
Beim Ohr existieren aber keine Mechanismen, welche den einfallenden Schall auch nur ansatzweise ähnlich effizient und vor allem dauerhaft regulieren könnten. Und es ist nicht sinnvoll, sich (zu) lauten Geräuschen auszusetzen, da diese auch von gesunden Ohren nicht auf effiziente Art und Weise "zurück reguliert" werden können (gewisse Ausnahmen bestätigen die Regel) - geschweige denn von einem Ohr mit Dysfunktion der OHCs.
Ein Ohr hat also bei weitem nicht die selben Möglichkeiten, Reize mit (zu) hohen Intensitäten ab zu schwächen, wie das Auge.
Ausserdem sollte es natürlich nicht primär darum gehen, die Unbehaglichkeitsschwellen an zu heben (und in Bezug auf den Vergleich sich an intensiveres Licht zu gewöhnen bzw. in einem gewissen Sinne "aus einem Ohr ein Auge machen zu wollen"), sondern, sich vermehrt an die Geräusche, welche von der Lautstärke her im tolerierten Rahmen liegen, zu gewöhnen.
Kurz zusammengefasst:
Das Auge kann sehr effizient die Intensität des einfallenden Lichts regulieren - auf der optischen Ebene. Beim Ohr ist kein entsprechender Mechanismus vorhanden, welcher dies auch nur annähernd ähnlich effizient (auf der Ebene der Schallleitung) bewerkstelligen könnte.
Bei der "Gewöhnung an höhere Lautstärken" geht es in erster Linie um Geräusche mit eher geringen (bzw. nicht unbedingt hohen) Schalldruckpegeln, so paradox dies klingen mag. Die Unbehaglichkeitsschwellen sollten nicht (nach oben) verschoben werden, zumindest sollte dies nicht primäres Ziel sein.
Gruss fast-foot
Nachtrag:
Als Möglichkeit, die Problematik zu entschärfen, sehe ich nebst einer Reduktion der Verstärkung auch eine Herabsetzung der Kniepunkte der Kompression als auch der Begrenzung, ohne im Moment näher darauf ein zu gehen.