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Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 10:38
von Josef Most
Was ist an den (über-)teuren Geräten definitiv "besser" wie z.B. bei den typischen Kassengeräten?
Servus Oli,

diese Frage wird sich oftmals auch schon der eine oder andere Akustiker gestellt haben.
Die technische Ausstattung betreffend, könnte man das leicht klären. Teurere Geräte:
haben mehr Kanäle
interagieren zwischen links und rechts auf komplexere Art und Weise
bieten eine Situationsautomatik, welche akustische Grundsituationen (Ruhe, Störschall, Musik, Sprache im Störschall) erkennen und darauf reagieren
sind fernbedienbar
haben die Möglichkeit z.B. via Bluetooth Handy, Navy, PC, MP3 usw. anzubinden
sind oftmals kosmetisch ansprechender bzw. kleiner

Das sind jetzt einige der Punkte, welche ein teureres Hörgerät teurer machen, von der allgemeinen Preispolitik mal abgesehen.

Ich meine aber, daß es der alte Herr Siemens so sagte: "Jede technische Errungenschaft muß man daran messen, welchen Wert sie für den Menschen hat".
So sehe ich das auch und muß damit gleichzeitig sagen, daß einige der oben aufgezählten Punkte nur zweifelhaften Wert haben.

Ein sehr wichtiges Ausstattungsmerkmal ist die Rückkopplungssicherheit moderner Hörgeräte. Ich behaupte hier mal, daß Phonak der erste Hersteller war, der es gewagt hat, bis hinunter ins Festbetragssegment die fast gleiche Rückkopplungssicherheit anzubieten, wie sie in Spitzengeräten verbaut wird.
Damit hat man im günstigsten Preisbereich bereits die Möglichkeit, offene Anpassungen zu realisieren, wenn auch noch nicht mit dünnen Schläuchen und winzigen Geräten.
Früher hätte man (fast schon vertragswidrig) dem Kunden sagen müssen: Für ihren Hörverlust ist eine offen Anpassung unbedingt notwendig, kostet aber.
So langsam ziehen aber scheinbar alle anderen Hersteller nach, was natürlich auf Kosten der Stückzahlen bei den teuren Geräten geht.

Gäbe es die Möglichkeit, doppelblind (weder Akustiker, noch Kunde weiß, was er ans Ohr bekommt) eine Hörgeräteanpassung zu machen, würden so manche Leute staunen. Gibts aber eben nicht. Nur "halbblind", also der Akustiker weiß.

Nun gibt es zum einem eine Fraktion, die jahrelang darum streitet, ein teureres Hörgerät vom Kostenträger erstatten zu bekommen (warum nur?).
Zum anderem kommen vermehrt Stimmen, die behaupten, daß diese teureren Geräte gar nicht besser wären. Ja was jetzt?

Wichtig ist also nach wie vor eine gute Analyse, für welche Zwecke das Hörgerät benötigt wird. Klar, natürlich zum besseren Hören, aber da gibt es schon unterschiedliche Präferenzen zwischen den Menschen.
Gäbe es nämlich ein bestes Hörgerät, bräuchte man nur noch dieses und das hätte dann jeder. Bis vor einigen Jahren gab es einen solchen Staat, wo man so arbeitete. War aber auch nicht so toll.

Hat man einen Akustiker gefunden, wo die Chemie und alles drumherum stimmt, darf man also als "User" durchaus auf den eigenen Höreindruck gehen. Als Akustiker werde ich jeden auch darin bestärken, die richtige Wahl getroffen zu haben, wenn der meiner Ansicht nach mit einem billigeren Hörgerät gut zurecht kommt.

Mein Fazit: Wir haben noch lange nicht alle Möglichkeiten im Griff, um zu sagen, welches Hörgerät mit welcher Einstellung das optimalste ist, aber wir können das schon sehr gut.
Es ist jedoch nicht so sehr von den vielen Features in den Werbeprospekten und dem Preis abhängig.

Ich hoffe das hat ein bischen geholfen

Grüße
jomo

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 10:45
von fast-foot
santiago hat geschrieben:Letztendlich zählt aber nicht ob man nun HG/CI trägt oder GL ist sondern wie viel man in einer bestimmten Situation eben versteht bzw. wie viel Konzentration man dafür aufbringen muss.
Daraus schliesse ich, dass eine Hörhilfe nicht sein MUSS.

Abgesehen davon hängt es auch davon ab, wie weit das Umfeld dazu bereit ist, Zugeständnisse zu machen (ruhiges Restaurant, Kommunikation etc.).

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 12:37
von santiago
Hallo!
fast-foot hat geschrieben:Daraus schliesse ich, dass eine Hörhilfe nicht sein MUSS.
Ich persönlich mag Dein Kernanliegen "Hinterfrage stetig den Wert des Hörens!" wirklich sehr gerne da ich dadurch eine Chance sehe das wir SH mehr Selbstbewusstsein entwickeln und auch das Verständnis/der Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Gruppen von Hörgeschädigten steigt :}

Bei einer massiven SH wie bei mir würde es aber in der Praxis natürlich bedeuten dass ich entweder alles von den Lippen ablesen müsste oder die Kolleginnen mit Schreibblöcken beim Mittagessen sitzen...

Was die Zugeständnisse betrifft muss ich auch meine Kolleginnen etwas in Schutz nehmen. Ich arbeite in der Sozialbranche und meine Damen haben sicher eine überdurchschnittlich hohe soziale Intelligenz. Das sind nicht unbedingt Hörende die in meiner Anwesenheit über mich sprechen als wenn ich nicht da wäre oder gleich direkt Witze über meine SH machen ;)

Würde die Situation eher so sehen - wir sind mit einem GL befreundet der mit einer amerikanischen GL zusammen ist. Vor kurzem haben uns daher 3 GL Amerikaner besucht und wenn die untereinander gebärden tut sich auch fast jeder ASL kompetente Mitteleuropäer schwer weil die Gebärden dann einfach zu schnell werden. Ich würde also nicht immer gleich böse Absicht unterstellen wenn man den Gesprächen der Hörenden nicht immer voll folgen kann.

Gruß
santiago

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 13:14
von EinOhrHase
@Fast-Foot

Zum besseren Verständnis:
Was mit meiner Aussage gemeint ist, ist lediglich die Notwendigkeit der Hörhilfen die man in dem Geräusch-Chaos heutzutage einfach tragen muss als Schwerhöriger. Dass ein gesunder Mensch im Allgemeinen (sofern keine Einschränkungen !!) keine Hörhilfe braucht dürfte selbsterklärend sein.
Ich habe bis jetzt noch keinen Menschen angetroffen, der sich z.B. bei mir von sich aus (ausgenommen Freundes- und Bekanntenkreis) lauter, deutlicher geredet hat, damit ich ihn besser verstehe, wenn ich es nicht explizit anspreche. Von daher bin ich eben der Meinung, die Gesellschaft interessiert es nicht wirklich, was es heisst, schlecht, sehr schlecht zu hören und zu verstehen.

Gerade am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können ist ja schlussendlich das A und O eines Schwerhörigen. Ich denke nicht, dass es hier Leute gibt, die sich zurückziehen wollen - nur weil sie selbst nicht verstanden werden oder sie die Gesellschaft nicht verstehen (im Sinne des Hörens und Verstehen der Wörter).

Was wäre denn ein Schwerhöriger ohne HG? Er würde zwar in der gesellschaftlichen Runde sitzen - stumm, ohne gezielt an Gesprächen teilnehmen zu können, ähnlich wie ein GL bei "Normalos", die nicht auf die Idee kommen, GS einzusetzen, sofern sie imstande sind.
Ich durfte in meiner Berufsausbildung beide Seiten kennenlernen, sowohl SH wie GL. Beide Gruppen wurden von der Gesellschaft eher gemieden als aufgenommen !

@JoMo
ja, das ist denk ich mal für einen "Laie" wie viele hier mal besser verständlich erklärt. Danke für deine Mühen !
Es ist immer besser, wenn der HG-Tragende auch um die Qualitäten der verschiedenen HGs weiss.
Ich möchte hier nicht zum Ausdruck bringen, alle Akustiker sind schwarze Schafe, sondern lediglich ein besseres (technisches) Verständnis für die HGs aufzeigen.
Was nützt z.B. ein High-tech-Gerät, dass man nicht voll ausschöpfen kann, wenn einem nur die Hälfte erklärt wird?

Zumal: Jeder Einzelne hier macht eben seine persönlichen Erfahrungen.
Und genau dieser Umstand sollte hier zum Tragen kommen für Alle.
Wir, als SH kennen die Umstände mit denen wir täglich kämpfen müssen und es wäre nur kontraproduktiv, das Hören an sich in Frage zu stellen.
Der Knackpunkt ist das Verständnis und Verstehen von Wörtern, Gesprächen untereinander - hören "können" wir ja, der Eine mehr der Andere weniger. ;)

Das macht meiner Meinung nach auch den HG-Herstellern zu schaffen, wie hebt man die Sprache im HG hervor und dämmt Nebengeräusche - je nach Situation. Dazu noch genau DAS richtige HG dem Patienten anpassen ist auch eine "Kunst" für sich und Bedarf eher 2 und mehr Wochen, bis eine endgültige Entscheidung für ein HG-Gerät gefällt werden kann.
Früher hiess es: DAS Gerät nehmen Sie, wir haben nichts anderes - obwohl das nicht stimmte !

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 13:18
von fast-foot
Hallo santiago,

ich bin einverstanden.
santiago hat geschrieben:Ich würde also nicht immer gleich böse Absicht unterstellen wenn man den Gesprächen der Hörenden nicht immer voll folgen kann.
Auch hier.

Gruss fast-foot

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 15:23
von serik
Hallo,

wie ich denke, könnte man allgemein jede Eitelkeit als etwas Persönliches/Subjektives betrachten:

Um eine Gesellschaft zu bilden, braucht man mindestens zwei Personen. Jede einzelne Person kann unterschiedlich denken. Selbst wenn sie alle zusammen so tun, als hätten sie alle gleiche Meinungen, bedeutet es noch lange nicht, sie hätten die gleichen Gedanken. Manche Personen scheuen es, der Mehrheit zu widersprechen, manche Anderen benutzen gar den eigenen Kopf nicht. Auf dieser Basis könnte man allgemein sagen, wie eine Gesellschaft auf etwas reagiert.
Das stimmt aber nicht ganz. Je unterschiedlicher die einzelnen Personen sind (Alter, Charakter, bürgerlicher Status, Religion, politische Ansichten, Erziehung, Rasse und noch viele andere Faktoren), umso schwieriger wird es zu überblicken, wie eine Gesellschaft in Wirklichkeit auf etwas reagiert. Und je größer, vielkantiger eine Gesellschaft wird, umso komplizierter wird es sein, was diese Gesellschaft denn überhaupt denkt. Wenn man noch bedenkt, dass eine unendlich große Gesellschaft aus unendlich vielen, kleineren Gesellschaften besteht, wird es deutlicher, dass unsere Eitelkeiten nicht mit der allgemeinen Gesellschaft zu tun haben, sondern etwas Persönliches sind. Wenn unsere Bundeskanzlerin sagt, was "wir" alle denken, dann vertritt sie nicht die ganze Gesellschaft. Ich will hier nicht weiter noch aus psychologischer Sichtweise erklären, wie eine Gesellschaft zusammenhängt.
Nur ein Beispiel: Ich steige in ein vollbesetztes Bus ein, was sehe ich da?
Eine ganze Gesellschaft? - Richtig.
Einige kleinere Gesellschaften? - Richtig.
Noch mehr noch kleinere Gesellschaften? - Richtig.
Oder vielleicht nur einzelne Personen? - Richtig.
Frage: Was denken die denn alle einzeln? - Ich weiß es nicht.
Frage: Was denken die denn alle zusammen?

Schöne Grüße,
Sergej

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 16:15
von fast-foot
An seriks Gedanken möchte ich noch einen weiteren hinzu fügen:

Ich kann mich so verhalten, wie ich es gut finde. Oder so, wie ich denke, dass "die Gesellschaft" es gut findet (bzw. letzlich von mir erwartet).

Mögliche Konsequenz für eine Gesellschaft von zwei Menschen:

Der eine will ins Kino, denkt aber, der andere wolle schwimmen gehen.
Der andere will ins Kino, denkt aber, der eine wolle schwimmen gehen.

So gehen beide schwimmen, obwohl beide ins Kino wollen.

Jeder Einzelne ist Teil der Gesellschaft.

Gruss fast-foot

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 18:31
von santiago
Hallo!
Sicher hat die "Eitelkeit" der SH auch eine sehr starke persönliche Komponente.
Niemand will gerne behindert sein und bei Hörschädigung kommt dann auch noch der frustierende "Taub=Dumm" Beigeschmack dazu.

Die im Vergleich zu anderen Behinderungen (z.B. Querschnttlähmung) leichtere Möglichkeit die eigene Behinderung vor der Gesellschaft zu verstecken verführt dann natürlich dazu dies mit langen Haaren und "überspielen" auch zu tun.

Am Besten werden wohl manche GL mit ihrer Behinderung klarkommen. Da ein durchschwindeln häufig nicht gehen würde sagen sie einfach "ich bin GL" und die Hörenden sollen sich dann mal anstrengen sich verständlich zu machen :)

SH bräuchten halt etwas mehr Selbstbewußtsein aber das ist natürlich viel leichter gesagt als getan ;)

Gruß
santiago

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 19:55
von EinOhrHase
@Santiago

wenn man so wollte, könnte man als Schwerhöriger sich "taub" stellen, damit sich die "Normalos" mehr Mühe geben *lach

Zum einen bin ich "froh" auch etwas GS zu können, da es nicht ausgeschlossen ist dass mein Hörvermögen sich irgendwann stark verschlechtert. Nur: was tun, wenn viele Leute in meinem Umfeld nicht mal Ansätze der GS kennen, geschweige diese lernen wollen um mit mir weiterhin reden zu können........

Spätestens dann dürfte jedem normal Hörenden klar werden, was für einen Stellenwert das Hören an sich hat.
Ganz egal um welche Behinderung es geht, wenn man diese nicht hat, kann man sich "glücklich" schätzen. Wenn man z.B. nach einem Unfall im Rollstuhl sitzen muss, wird einem klar, was es heisst "gesund" zu sein....

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 20:10
von fast-foot
EinOhrHase hat geschrieben:Spätestens dann dürfte jedem normal Hörenden klar werden, was für einen Stellenwert das Hören an sich hat.
In Bezug auf Das Hören gibt es nicht einen "Stellenwert an sich". Ich erinnere an die taube Weltklassepercussionistin Evleyn Glennie, die sich besusst gegen eine gehörverbessernde Operation entschieden hat.

Wenn es jedoch für einen Einzelnen so ist, wie oben zitiert, könnte es sich für ihn lohnen, darüber nachzudenken, wie man das Gehör möglichst lang erhalten könnte.
EinOhrHase hat geschrieben:Zum besseren Verständnis:
Was mit meiner Aussage gemeint ist, ist lediglich die Notwendigkeit der Hörhilfen die man in dem Geräusch-Chaos heutzutage einfach tragen muss als Schwerhöriger.
Kannst Du mir den entsprechenden Gesetzesartikel nennen?

Gruss fast-foot

Uebrigens: Damit es nicht zu Missverständnissen kommt: Ich mockiere mich nicht über den Verlust eines Sinnes, sondern glaube mir vorstellen zu können, was es für einen Einzelnen bedeuten kann, möchte mir aber andererseits auch nicht anmassen, dazu WIRKLICH in der Lage zu sein.

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 20:28
von serik
Hallo,

ja, ein bisschen mehr Selbstbewusstsein würde SH nicht schaden, aber noch mehr würde uns Allen nutzen, wenn die ganze Gesellschaft etwas mehr Selbstbewusstsein bekommen würde. Und deswegen hab' ich ja halbwegs erklärt, wie unstabil unsere Gesellschaft eigentlich ist.
Wenn ich mich als Beispiel nehmen würde, dann fehlt es nicht in mir etwas an Selbstbewusstsein, sondern in meiner Umgebung.

Wenn jemand aus meiner Umgebung mir sagen würde, ich sei nicht selbstbewusst, würde ich dann sagen: "Wenn du schon selbstbewusst bist, warum ignorierst du mich, wenn fremde Leute da sind, als wäre ich gar nicht da?" (Das kommt bei mir schon lange nicht mehr vor, denn ich auf falsche Freunde einfach verzichte.)

Ich habe schon mal anderswo "Gesunde Erwachsene Gesellschaft" angesprochen, da ging es um das Schulsystem. Ich glaube, da sollte man was machen. Nicht die behinderten Menschen sind unselbstbewusst, sondern unsere "Kranke Erwachsene Gesellschaft" hat zu wenig selbstbewusstsein.

Ich erzähle mal ein Beispiel aus meinem Leben:
Am Hauptbahnhof steht ein blinder, etwa 60-jähriger Mann. In mehreren Metern um ihn herum stehen 3-4 Menschen. Als ich nah am blinden Mann vorbeigehe, fragt er mich höflich, aber unsicher, wie lange er noch auf den Zug "xy" warten müsse. Kurz danach antworte ich ihm auf seine Frage genauso höflich. Dieser Mann hat sich dann so fröhlich bei mir bedankt, dass ich mich selbst noch lange danach viel besser als vorher gefühlt habe. Andere Menschen haben mich irgendwie komisch angeschaut, als hätte ich etwas "Ungesellschaftliches" getan. Das hat mich überhaupt nicht beeindruckt, im Vergleich zu dem blinden Mann.

Schöne Grüße,
Sergej

PS: Auch behinderte Menschen haben etwas Gutes.

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 20:35
von EinOhrHase
@Fast-Foot

so, wie ich die Menschen in meiner Umgebung wahrnehme, sind für sie ihre Sinne völlig selbstverständlich - wozu das Hören ebenso zählt.
Sie wissen es dann zu schätzen, wenn sie selber schlecht hören - das war damit gemeint.

Es gibt kein Gesetzesartikel diesbezüglich Fast-Foot.
Es mag durchaus Einzelfälle geben, wo medizinisch nichts mehr zu verbessern ist, ja.
Wenn ich mich sehe im Strassenverkehr - ich würd heut sicher nicht mehr leben, wenn ich kein HG tragen würde. Nur um mal ein Beispiel zu nennen.

Wer meint, keine Hörhilfe zu brauchen - aus welchen Gründen auch immer - sollte sich dessen bewusst sein, was ihm hörtechnisch entgeht.

Die Diskussion des Ganzen ist schwierig, da jeder darüber anders denkt und es anders empfindet. Es wird nie sowas wie ein Patentrezept geben, dass für alle gleich gilt.

Wäre das Ganze so einfach wie ein Schubladenschrank, bräuchte man die Fälle nur in die entsorechenden Schubladen legen und schon könnte man nach Schema F vorgehen.......

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 20:47
von santiago
Hallo!
Was Evleyn Glennie betrifft kommt dabei natürlich auch ein gewisser geschäftsfördernder "Exotenbonus" dazu. Es gibt tausende talentierte hörende Musiker die niemand kennt :}

Dieser durch die GS verstärkte Effekt ist wahrscheinlich auch der Grund warum die GL Helene Jarmer bei uns für die Grünen im Parlament sitzt aber ich mich nicht an einen einzigen SH Parlamentarier erinnern kann :help:

Gruß
santiago

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 20:52
von fast-foot
EinOhrHase hat geschrieben:Wer meint, keine Hörhilfe zu brauchen - aus welchen Gründen auch immer - sollte sich dessen bewusst sein, was ihm hörtechnisch entgeht.
Absolut. Hingegen... (das ist eine andere Diskussion, also lass' ich das hier).
EinOhrHase hat geschrieben:Die Diskussion des Ganzen ist schwierig, da jeder darüber anders denkt und es anders empfindet. Es wird nie sowas wie ein Patentrezept geben, dass für alle gleich gilt.

Wäre das Ganze so einfach wie ein Schubladenschrank, bräuchte man die Fälle nur in die entsorechenden Schubladen legen und schon könnte man nach Schema F vorgehen.......
Die sei hier nochmals hervor gehoben.

Gruss fast-foot

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 20:58
von serik
Hallo,
santiago hat geschrieben:Dieser durch die GS verstärkte Effekt ist wahrscheinlich auch der Grund warum die GL Helene Jarmer bei uns für die Grünen im Parlament sitzt aber ich mich nicht an einen einzigen SH Parlamentarier erinnern kann :help:
Was willst du damit aussagen?

Schöne Grüße,
Sergej

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 21:15
von fast-foot
Hallo santiago,

eine gehörverbessernde Operation hätte Evelyn Glennie in ihrem Musikmachen behindert. Sie benutzt nämlich ihre anderen Sinnesorgane mehr, als wenn sie gut hören würde. Wahrscheinlich dient ihr dies unter Anderem auch als Inspiration, besseres Hören würde sie nur ablenken.

Dies gilt nicht nur für ihre Musik, sondern für ihr ganzes Leben. Dies laut eigenen Angaben, die für mich glaubwürdig klingen.

Natürlich kann man sich fragen, ob sie ohne ihre Behinderung so bekannt geworden wäre. Andererseits kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass sie ein absoluter Profi ist (Profi im Sinne von sehr hoher Qualität) und dass es genug andere ohne Behinderung gibt, bei denen man sich fragt, ob der Bekanntheitsgrad gerechtfertigt ist.

Im klassischen Bereich ist eine solide Grundqualität auf höchstem Niveau absolute Voraussetzung für eine Karriere, wie sie Evelyn Glennie gelungen ist.

Gruss fast-foot

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 21:29
von santiago
Hallo!
Ich habe auch schon Interviews von Evelyn Glennie gelesen und bin von ihrem Können voll überzeugt. Die Frage ist eher ob ihr Selbstbewußtsein nicht auch mit ihrer GL zusammenhängt und ob sie daher diese Karriere auch als SH geschafft hätte?
serik hat geschrieben:Was willst du damit aussagen?
Ähnliches sehe ich auch bei der Frau Jarmer. Eine attraktive selbstbewußte GL Frau scheint in der Politik vielleicht besser anzukommen als ein SH der lautsprachlich die Hälfte nicht mitbekommt...

Gruß
santiago

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Jul 2011, 22:59
von serik
Hallo,

für die beiden Damen freue mich auch.
Aber: Es hängt nicht nur vom Selbstbewusstsein jeder einzelnen Person ab. Außerdem ist nicht alles Gold, was glänzt. Für mich zählen Endergebnisse mindestens so viel wie Anfänge.

Schöne Grüße,
Sergej

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 10. Jul 2011, 10:22
von serik
Hallo,

bevor ich überhaupt mein Selbstbewusstsein in Betracht ziehe, müsste ich erstmal meine Anfänge durchanalysieren.
Seit meiner Geburt bin SH. Die SH wurde von meinen Eltern nicht Ernst genommen, weil sie nicht aufgeklärt wurden, welche Schwierigkeiten diese mir bereiten würde. Unter diesen Umständen hab' ich mein Kindergarten und meine Schule besucht. Mir persönlich ist es immer noch nicht verständlich, dass man mich auf meine SH aufmerksam machte, als ich erst 20 J. alt ward. Außer dass ich als SH HG's bekommen kann, hab' ich danach sonst nichts erfahren. Und wenn ich erst mit 30 J. erfahren hab', ich könnte ein Schwerbehindertenausweis beantragen, macht es deutlich, dass allein mein starkes Selbstbewusstsein mich nicht weit bringen würde. Für die mittel- bis hochgradig SH-en wird es nicht schwer nachzuvollziehen, mit welchen Schwierigkeiten man unter solchen Umständen zu kämfen hat. Und so wird es klarer, dass es nicht nur vom Selbstbewusstsein abhängt, ob ich irgendwann im Parlament sitzen oder vor diesem stehen darf.

Schöne Grüße,
Sergej

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 10. Jul 2011, 11:27
von santiago
Hallo!
Ich habe beim posten irgendwie nicht ganz realisiert in welchem Thread ich schreibe und glaube wir sind inzwischen ganz schwer offtopic :angel:

Daher nur ganz kurz – es gibt so viele SH und trotzdem schafft es kaum einer von uns in einem Bereich wie Sport, Kunst oder auch in der Wirtschaft außergewöhnliche Leistungen zu erbringen :(

Von daher glaube ich das der Überlebenskampf in der hörenden Welt den SH so viel Kraft kostet das nur mehr wenig Energie für Selbstverwirklichung und die Erfüllung der eigenen Lebensträume übrigbleibt. Da wir gelernt haben durch Anpassung in der hörenden Welt zu überleben bleibt uns scheinbar dann halt auch nur die undankbare Rolle des Mitläufers…

Gruß
santiago

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Aug 2011, 19:32
von Senfei
Hallo Ihr LIeben,

wollte mich doch noch einmal zurückmelden.
Heute hat mein Probetragen ein Ende gefunden. Endlich!
Habe mich für die Mood Eco von AudioService entschieden.

Sie sind klein und ich bekomme noch eine braune "Lackierung" ( :lol: ) kostenlos vom Hersteller.
Die Zuzahlung beträgt nach einer Preissenkung nun nicht mehr 1500 sondern 1200€ für mich. Damit kann ich glaube ich leben.

Ich könnte noch eine Fernbedienung dazu bekommen.
Wie seht ihr das? Ist diese nützlich? (Programme und Lautstärke einstellbar).

Jetzt wo sie schon fast mir gehören, habe ich sie gleich ein Millimeter mehr lieb :p .

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Aug 2011, 20:00
von caddi
Naja, mMn ist das wirklich reine Geschmackssache. Der eine wünscht sich, die Lautstärke hin und wieder manuell zu verändern (oder eben sogar Programme), der andere macht das sowieso nicht...
Klar, es bringt nen gewissen Komfort, überhaupt die Möglichkeit zu haben, die Hörgeräte auch mal anders einzustellen (sehr praktisch bei Kopfschmerzen ;) ). Auf der anderen Seite ist es halt auch net ganz billig und man muss wissen, ob einem das Geld das wert ist.
Meine eigene Erfahrung ist auch zwiegespalten. Früher hab ich generell nie etwas verstellt, aber jetzt hab ich gerade das MyPilot (auch ne Fernbedienung) und schlepp das Ding rum wie mein Handy (ohne Handy? ohne mich :D )
Du kannst sie ja auch jederzeit noch nachkaufen, so ist es ja nicht.... Evtl könnte dein Aku sie auf Probe vom Hersteller bestellen und dir für ein paar Wochen mitgeben. Dann siehst du immernoch, ob du sie auch nutzt oder ob du sie sowieso nicht brauchst.

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 9. Aug 2011, 23:37
von santiago
Hallo!
Was die Fernbedienung betrifft würde ich es von den Finanzen (Selbstzahlung oder nicht) und den HG abhängig machen.

Meine Naidas kommunizieren sowieso miteinander wodurch ich die Programme und Lautstärke nur an einem HG einstellen muss. Sinnvoll ist die Fernbedienung bei mir hauptsächlich wenn man die Zoommikros gezielt (vorne, hinten, links, rechts) einschalten will. Für die normale Programmwahl oder Lautstärke brauche ich sie nicht unbedingt und wenn ist dann der Akku leer ;)

Gruß
santiago

Re: Höre den Preisunterschied nicht heraus

Verfasst: 10. Aug 2011, 06:58
von caddi
Santiago:
Phonak handhabt so etwas anders als Audio Service. Soweit ich mich erinnern kann (und google bestätigt das gerade), hat das Mood Eco keinen Schalter o.ä. sondern ist darauf aus, möglichst viel mit der Automatik in der RIC-Technologie zu übernehmen und sich den Platz für die manuelle Veränderung zu sparen, wobei die Möglichkeit der FB eben gegeben ist.
Daher ist es mMn wirklich eine Frage des Benutzens, denn über den Sinn sind wir uns vermutlich einig, aber wie gesagt, was der eine ständig in der Hand hat, kann den anderen gar nicht jucken.