Servus Oli,Was ist an den (über-)teuren Geräten definitiv "besser" wie z.B. bei den typischen Kassengeräten?
diese Frage wird sich oftmals auch schon der eine oder andere Akustiker gestellt haben.
Die technische Ausstattung betreffend, könnte man das leicht klären. Teurere Geräte:
haben mehr Kanäle
interagieren zwischen links und rechts auf komplexere Art und Weise
bieten eine Situationsautomatik, welche akustische Grundsituationen (Ruhe, Störschall, Musik, Sprache im Störschall) erkennen und darauf reagieren
sind fernbedienbar
haben die Möglichkeit z.B. via Bluetooth Handy, Navy, PC, MP3 usw. anzubinden
sind oftmals kosmetisch ansprechender bzw. kleiner
Das sind jetzt einige der Punkte, welche ein teureres Hörgerät teurer machen, von der allgemeinen Preispolitik mal abgesehen.
Ich meine aber, daß es der alte Herr Siemens so sagte: "Jede technische Errungenschaft muß man daran messen, welchen Wert sie für den Menschen hat".
So sehe ich das auch und muß damit gleichzeitig sagen, daß einige der oben aufgezählten Punkte nur zweifelhaften Wert haben.
Ein sehr wichtiges Ausstattungsmerkmal ist die Rückkopplungssicherheit moderner Hörgeräte. Ich behaupte hier mal, daß Phonak der erste Hersteller war, der es gewagt hat, bis hinunter ins Festbetragssegment die fast gleiche Rückkopplungssicherheit anzubieten, wie sie in Spitzengeräten verbaut wird.
Damit hat man im günstigsten Preisbereich bereits die Möglichkeit, offene Anpassungen zu realisieren, wenn auch noch nicht mit dünnen Schläuchen und winzigen Geräten.
Früher hätte man (fast schon vertragswidrig) dem Kunden sagen müssen: Für ihren Hörverlust ist eine offen Anpassung unbedingt notwendig, kostet aber.
So langsam ziehen aber scheinbar alle anderen Hersteller nach, was natürlich auf Kosten der Stückzahlen bei den teuren Geräten geht.
Gäbe es die Möglichkeit, doppelblind (weder Akustiker, noch Kunde weiß, was er ans Ohr bekommt) eine Hörgeräteanpassung zu machen, würden so manche Leute staunen. Gibts aber eben nicht. Nur "halbblind", also der Akustiker weiß.
Nun gibt es zum einem eine Fraktion, die jahrelang darum streitet, ein teureres Hörgerät vom Kostenträger erstatten zu bekommen (warum nur?).
Zum anderem kommen vermehrt Stimmen, die behaupten, daß diese teureren Geräte gar nicht besser wären. Ja was jetzt?
Wichtig ist also nach wie vor eine gute Analyse, für welche Zwecke das Hörgerät benötigt wird. Klar, natürlich zum besseren Hören, aber da gibt es schon unterschiedliche Präferenzen zwischen den Menschen.
Gäbe es nämlich ein bestes Hörgerät, bräuchte man nur noch dieses und das hätte dann jeder. Bis vor einigen Jahren gab es einen solchen Staat, wo man so arbeitete. War aber auch nicht so toll.
Hat man einen Akustiker gefunden, wo die Chemie und alles drumherum stimmt, darf man also als "User" durchaus auf den eigenen Höreindruck gehen. Als Akustiker werde ich jeden auch darin bestärken, die richtige Wahl getroffen zu haben, wenn der meiner Ansicht nach mit einem billigeren Hörgerät gut zurecht kommt.
Mein Fazit: Wir haben noch lange nicht alle Möglichkeiten im Griff, um zu sagen, welches Hörgerät mit welcher Einstellung das optimalste ist, aber wir können das schon sehr gut.
Es ist jedoch nicht so sehr von den vielen Features in den Werbeprospekten und dem Preis abhängig.
Ich hoffe das hat ein bischen geholfen
Grüße
jomo