Schwerhoerigenforum.de

Die andere Hand dreht eine Zigarette.

Klara,

ich weiss nicht, inwiefern Du - humoristisch gesehen - zu deinen Höris stehst.
Hatte schon die Situation, bei der die Batterie ausging und ich musste meiner Bekannten, die in dem Moment anwesend war, schlicht und ergreifen sagen: Du hab grad Stromausfall - bin gleich wieder da..... ja - sie reagierte anfangs irritiert wurde aber schnell klar um was es ging, da ich ihre Frage nimmer verstand.
Danach entstand dann ein Gespräch, dass länger dauerte als erwartet - nein, nicht im negativen Sinne, eher so, dass sie nachhakte, warum und wieso, "was ist wenn"........
Was soll da schief gehen? Die Dinger könnten rausfallen.......aber das merkt man vorher schon, dass "der Vogel das zwitschern anfängt" (kann man auch so sagen, ja).
Man könnte auch sagen "Wir sind eben unterbrochen worden"......... nimms einfach mit Humor und er wird sehen, Du STEHST zu deiner Schwerhörigkeit.

Würdest Du dich stattdessen "beschweren"....... könnte das wirklich zum Problem werden - nicht nur für diesen Mann, auch die anderen Mitmenschen sehen dann diese Lage kritischer und stufen dich anders ein wie Du es gerne hättest

Also: Ran an den Mann - wer weiss, vielleicht ergibt sich was? Wenn nicht....... ja......dann isses halt mal so.
Wie sagte doch einst Forrest Gump? Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, man weiss nicht was drin ist.........

@Batteriewechsel,
wieso Hardliner? Das mache ich praktisch seit dem ersten Tag der Testphase so... Ich nehme das Hörgerät zum Batteriewechsel nie aus dem Ohr.

@Batteriewechsel im Restaurant,
ich mache ich das so nebenbei am Tisch. Ist ja ne Sache von 30 Sekunden.

@Eigentliches Thema,
ich finde immer: Wenn man etwas extrem betonen muss oder "sich outen", dann stellt man es selbst als "Handicap" und "etwas besonderes" dar. Und das finde ich ziehmlich bescheuert. Ich würde gerne in einer Welt leben, in der es völlig egal ist, ob jemand hetero oder schwul, schwarz oder weiß, gut hörend oder nicht ist... Daher würde ich das nicht betonen. Meine "Datingpartnerin" sieht die HGs schon selbst. Wie die Brille, die dunklen Haare oder die weiße Hautfarbe. Das ist einfach nicht relevant... Und wenn es für meine Datingpartnerin so relevant ist, dann ist sie sowieso die Falsche.

Dann bist du ein Hardliner.

Mit 675er Batterien problemlos. Alles darunter schwierig.

312

Also doch Hardliner Wenn du dann eine fallen lässt, krabbelst du auf dem Boden herum, wie jemand der seine Kontaktlinse sucht

Sorry, wenn ich ein älteres Thema hochhole, aber mir geht das ziemlich nahe, was hier geschrieben wurde.

Er sprach von arglistiger Täuschung! Er ist aber eh ein krasser Mensch.

Bitte was? Eine Behinderung ist im 21. Jahrhundert immer noch etwas, worüber sich Menschen in dieser Art äußern? Wie verroht ist die Gesellschaft denn bitte?

Ich selbst bin behindert (außerhalb der Ohren), meine Frau ist Diabetikerin und so weiter. Wir beide wären nie auf die Idee gekommen, uns gegenseitig deshalb zu verwerfen. Wenn noch ein wenig "Zubehör" mit dazu kommt, finden wir das eher... amüsant. Sie hat Sensoren zum BZ-Messen bekommen, ich bin gerade dabei mir ein HG anzuschaffen - meine Frau so "wir werden immer mehr zu Cyborgs ".

Mich juckt es nicht, wenn meine Frau sich in der Öffentlichkeit Insulin spritzt (ja in den Bauch) - mich würde es auch überhaupt nicht stören, wenn sie ihre HG-Batterien tauschen müsste (sie trägt keines, nur "wenn")... soll se sich etwa dafür schämen, sich aufs Klo verziehen oder, noch schlimmer, einfach taub am Tisch sitzen? In der Schule wurde sie wegen des Spritzens von Idioten gemobbt ("brauchst wieder dein Heroin", "bäh eklig, mach das doch woanders" und so weiter). Aber in der Welt der Erwachsenen ist so etwas - noch - indiskutabel. Würde mich aber nicht wundern, wenn auch das wieder salonfähig würde, seit zehn/zwanzig Jahren verrohrt doch hier alles zusehends...

Was ich sagen möchte: Jemand, der sich ernsthaft an einer Behinderung wie Schwerhörigkeit (die behandelt wird und bei der der Patient sich nicht weigert, etwas zu tun) stört, ist kein potenzieller Partner. Abgesehen davon weiß man doch vorher gar nicht, ob der bislang völlig "unauffällige" Partner nicht doch in zehn Jahren ein HG braucht - haut man dann ab oder was?

Wichtig ist vor allem der eigene Umgang mit einer Behinderung: Lässt man sich hängen und hat seinen Lebensmut eingebüßt (und weigert sich dauerhaft, sich helfen zu lassen) oder geht man aktiv und aufrecht damit um und kümmert sich? Ersteres kann auf Dauer echt schwierig werden (ist wie der Umgang mit depressiven Partnern, habe ich Erfahrung mit, das ist wirklich schwierig), dafür hätte ich Verständnis, wenn man das nicht auf Dauer mitmachen kann.

Liebe Klara,
alsoooo: dieses „Problem“ hatte ich noch nie, dass ich deshalb zurückgewiesen wurde.
Ich habe einfach gesagt „Huhu, ich trage übrigens Hörgeräte“ (Bei mir tatsächlich auch aufgrund Masern mit 4 Jahren). Und alles war bzw. ist gut. IMMER war die Reaktion „Echt? Kriegt man gar nicht mit. Sieht man ja gar nicht. Cool und interessant. Und alles gut“.

Das wünsche ich Dir vom Herzen auch.
Christian

Hallo Klara
Bei mir war es ziemlich lustig, ich habe meinen jetzigen Mann beim Tanzkurs kennengelernt (Fand sein Outfit cool bis auf die schrecklichen Stiefeln ♀
Da er relativ leise gesprochen hat musste ich meine damaligen kassengeräte lauter stellen .
Er fand das ebenfalls ziemlich lustig beide Hände an den ohren♀
Und so war das Thema für ihn erledigt
Was soll ich sagen wir sind seid 23 Jahren zusammen und es nervt ihn nur wenn ich mir keine gescheiten Hörgeräte besorge
Wünsche dir viel Glück und offen umgehen ist das beste und alle anderen können mir gestohlen bleiben.

Hach wie schön

Das dachte ich mir eben auch, als ich den Beitrag von Michaela Ender gelesen hab. Ein schönes Kennenlernen war das und witzig noch dazu! Man sieht, es ist überall möglich, den Richtigen oder die Richtige kennen zu lernen. Egal ob online oder offline.
Ich persönlich würde jetzt zu Coronazeiten eher niemanden kennenlernen wollen. Jeder ist da ja anders.

Hallo Klara,

auch wenn ich deine Sorge ein Stück weit nachvollziehen kann, sollte ein Hörgerät doch wirklich kein Problem darstellen - warum denn auch?
Du hast ja selbst geschrieben, dass sie kaum sichtbar sind.
Ist doch im Prinzip wirklich das gleiche wie bei einer Brille, wenn man schlechter sieht. Nur dass bei einer Brille natürlich keiner auf die Idee kommt, das als Makel zu betiteln.
Makel gehören aber zum Leben dazu und wenn jemand damit ein Problem haben sollte, ist er wohl eh nicht der richtige..

Angesichts des Zeitpunktes deines Beitrages wird der Mann es inzwischen wohl wissen?
Wie ist es denn ausgegangen?

Ganz liebe Grüße,
Merle

Hallo Klara,

gibt es mittlerweile ein Update? Wie hast du es ihm gesagt?

Ich dachte, ich teile man die Erfahrungen meiner Tante mit euch: Auch sie trägt Hörgeräte und hat sich dafür geschämt. Was sie ja logischerweise nicht muss. Als sie dann meinen Onkel kennengelernt hat, hat sie auch ewig überlegt wie sie das am besten ansprechen soll! Letztendlich hat sie es ihm gesagt, als er das erste Mal bei ihr übernachtet hat. Und es hat ihn natürlich überhaupt nicht interessiert!! Er war eher interessiert und hat viele Fragen gestellt, aber ihr versichert, dass es ihn nicht stört. Wenn ich euch sage, meiner Tante ist sooo ein Riesen Stein vom Herzen gefallen! Deshalb kann ich Klaras Angst gut nachvollziehen

Ich finde es schade, dass man sich im Jahre 2020 immer noch so viele Gedanken um seine Hörgeräte macht. Meine Tochter hat auch welche, und ich gebe mir alle Mühe ihr beizubringen, dass sie sich nicht dafür schämen muss. Gott sei Dank sind ihre Mitschüler nett und hänseln sie nicht. Vielleicht gibt es doch noch ein bisschen Hoffnung für unsere Gesellschaft