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Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 16:31
von schlaumsi
Hey, ich möchte hier nicht für Unbehagen sorgen. Ich denke das Thema ist ausreichend erörtert und jeder hat das Recht auf seine Meinung.
Und timtomm, du sagst es gibt 1000 Gründe für SH. Recht hast Du! Und wenn Du einen davon ausschließen kannst, konzentrierst Du Dich danach voll auf 999 Gründe. Ich glaube die Notwendigkeit der Ursachenforschung sollte nicht zur Debatte stehen. Sicherlich hilft es dem eigenen Kind in einer Vielzahl der Fälle nicht mehr. Aber ist es kein Erfolg, andere Kinder durch Aufklärung (keine Panikmache!) vor dem gleichen Schicksal zu bewahren. Ich habe akzeptiert, dass meine 12 Wochen alte Tochter für ihr Leben lang mit einer Behinderung leben muss. Ich kann es derzeit leider, leider nicht ändern. Wie gern würde ich das für sie ertragen was ihr bevorsteht. Und sag jetzt nicht es wird für sie genauso einfach wie für nicht Behinderte.
Ich verbeisse mich nicht in irgendeine Sache der ich die Schuld gebe für mein Schicksal.
Aber ich bin nicht der Mensch, der dann sagt. "Na gut, das ist nunmal so."
Also, nochmal ich werde versuchen in meinen zukünftgien Beiträgen jegliche Panikmache zu vermeiden. So, und jetzt noch einmal deine Meinung dazu und dann lass uns das Thema als abgehakt betrachten. ("abgehakt" sieht komisch aus, na ja egal)
Mike
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 16:34
von schlaumsi
Hi, Mago, nun ja teilweise überschnitten, ge?
Nun ja, doppelt hält manchmal besser.
LG an ALLE
Mike
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 16:53
von mago
Ja, das Thema macht mich immer noch sehr zornig, Ich kenne schon zuviele Betroffene und konnte den Werdegang im Umgang mit Gentamicin schon so lange verfolgen. Übrigens Talspiegel zur Absicherung macht man bei Kindern auch erst seit dem die Hörscreenings aufgetaucht sind, davor wurde das nur bei den Erwachsenen gemacht. Aber jetzt müssen sich die Ärzte ja besser absichern. Auch wurden die Dosen und die Intervalle in den letzten Jahren bei Kindern verändert. Ich halte es immer für wichtig, dass nach der Ursache geschaut wird, nicht nur wegen Gentamicin sondern weil auch bei Syndromen z.B. auch beim Refsum-Syndrom, das schnelle Erkennen, die Schädigungen deutlich minimieren kann.
mago
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 16:57
von Andrea Heiker
Liebe Mago,
ich bin wie Du der Ansicht, dass man das Medikament nicht wie Bonbons verteilen darf. Und In Fällen wie bei Mikes kleinem Mädchen sollte man dagegen auch gerichtlich vorgehen.
Nur was die chinesische Studie angeht. Die "Mycine" schädigt vor allen Dingen Kleinkinder, ein Teil davon wäre sowieso taub geworden (Meningitis). Mich würde doch mal sehr interessieren, ob die Chinesen in ihrer Untersuchung auch die Gruppe "Ertaubungsursache unbekannt" berücksichtigt haben. Prof. Müller Würzburg) sagte mal in einem Vortrag, dass man heute davon ausgeht, dass 40%-60% aller kindlichen Hörstörungen von bisher noch unbkannten genetischen Defekten ausgeht. Du hast außerdem das Thema Antibiotika auch bei älteren Kindern und sogar Erwachsenen in den Raum gestellt.
Gruß
Andrea
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[Editiert von Andrea Heiker am: Montag, Juni 25, 2007 @ 15:58][/size]
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 17:18
von Cashelfamily
Aufklärung ist ja ganz gut, aber wer sich hier im Forum wiederfindet ist meistens schon "geschädigt" und dem nützt die Aufklärung wenig. Es macht nur noch wütender! Ich habe anfänglich auch eine große Wut und Enttäuschung darüber empfunden, dass wir weder über die möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt wurden noch wussten ob es Alternativen gibt.
Ganz davon abgesehen, dass ich der festen Überzeugung bin, dass es auch ausreichend Fälle gibt, in denen die Gabe von otho. Antibiotika notwenig ist/war und eine Entscheidung ob das eine oder andere AB vielleicht aufgr. möglicher Nebenwirkungen garnicht eingesetzt wird nicht praktikabel ist, da es um "Leben oder Tod" geht. Diese Fälle sollte man also von jenen abziehen, die scheinbar unbegründet mit entspr. AB behandelt wurden.
Warum z.B in China so viele Kinder im Säuglingsalter mit othotoxen AB behandelt wurden ist unerwähnt geblieben.
Eigentlich schade, dass sich hierzu nicht mal ein praktizierender Arzt (z.B. einer Säuglingsstation) oder Pharmazeut zu Wort meldet, denn ich glaube momentan wird sehr viel Wut generiert ohne eine Gegenpartei zu hören.
Wir leben in einem ausgesprochen hochentwickeltem "Gesundheitsstaat" und es erweist sich eben doch mal wieder, das weniger manchmal auch mehr sein kann. Antibiotika ist hierzulande das Mittel der Wahl. Und die Allgemeinheit erhöht den Anspruch hinsichtl. medizinischer Versorgung stetig. (z.B. schön zu sehen an der stetig steigenden Zahl der Kaiserschnitte (25%), und bitte, diese sind nicht alle med. begründbar oder sind wir tats. anatomisch so anders gebaut als die Niederländerinnen, die nichtmal 10% erreichen!)
Homöopathen, Antroposophen und jene die sich der Allgemeinmedizin gegenüber kritisch zeigen sind die Minderheit. Sorry, klingt jetzt vielleicht hart - aber in gewisser Hinsicht ist das der Preis, den wir für dieses Leben in der westl. Welt und unserm Gesundheitsystem "zahlen"...
Die Erfahrung und möglicherweise auch die Aufklärung, wird vor allem Betroffene in Zukunft vielleicht zurückhaltender machen, aber ich befürchte es wird die Minderheit bleiben...
Sorry, für den kleinen Excours, aber irgendwie bringt mich dieses Thema auf...
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[Editiert von Cashelfamily am: Montag, Juni 25, 2007 @ 16:20][/size]
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 18:03
von mago
Hallo Andrea,
ich glaube der Text spricht für sich. Auch zum Thema Meningitis, ist folgendes anzumerken. Die Nebenwirkung der Ertaubung bei einer Meningitis-Erkrankung beträgt etwa 30 %. Nicht jede Menigitis führt also zur Ertaubung. Der durch die Menigitis folgende Hörschaden, setzt Wochen und Monate langsam zunehmend nach der Erkrankung ein, durch die zunehmende Verknöcherung des Innenohres. Wenn also der Hörschaden schon in den ersten Tagen der Erkrankung auffällt, ist nicht die Meningitis ursächlich.
Auch hier kommt leider dann auch Gentamicin in Betracht.
Hat denn Herr Prof. Müller erklärt vorher sich diese 40%-60% ableiten?
Ich glaube in ein paar Jahren wird man auch die letzten genetisch bedingten Defekte aufgeschlüsselt haben und wir wissen dann alle mehr.
Es ist aber schon sehr auffällig, dass die Schallempfindungsschwerhörigkeit mit großem Abstand, der am häufigsten auftretende Hörschaden ist. Wenn wir das mal auf die Augen übertragen würden ????
Früher sind ja leider etliche Frühchen blind gewesen, es wurde immer mit der Frühgeburt begründet, heute weiss man, dass die
zu hohen Sauerstoffgaben dies oft ausgelöst haben.
Aber wird bestimmt langsam zu medizinisch, ist für viele Mitleser auch ermüdend und geht zu weit vom Thema ab.
Gruß mago
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 18:26
von Timtomm
Leute, Leute...dieser Thread ist so was von daneben...und das in so einem hilfreichen Forum...diese Panikmache ist ja nicht mehr zu ertragen!
Mago, musst Du jetzt hier auch noch mit chinesischen Studien kommen und gleich alle Ärzte und die gesamte Pharmaindustrie verteufeln?
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 18:36
von clara10
Also ich finde den Thread nicht daneben, ich verstehe die Gefühle von Mike total.....
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 18:41
von Andrea Heiker
Liebe Mago,
ja der Endeffekt ist aber derselbe, ob man durch Verknöcherung oder durch Antibiotika ertaubt, ist doch gehupft wie gesprungen, oder? Das Problem bei einer Verknöcherung kann doch viel fataler sein als eine Ertaubung durch die Antibiotika. Wenn die Kinder erst nach und nach ertauben, ist u.U. die Schnecke schon zu, bis es es überhaupt auffällt. Und wenn ich als die Mutter die Wahl hätte zwischen taub oder tot, würde ich doch lieber die Taubheit vorziehen.
Prof Müller hat das auf einem Vortrag auf dem ersten deutschen CI-Tag vor zwei oder drei Jahren in Hamburg erwähnt, und von "je nach Quelle" gesprochen (40% oder 60%, ich habe seinerzeit extra nachgefragt).
Schwerhörigengene kennt man heute auch nicht viel mehr als vor vier oder fünf Jahren. Man weiß einigermaßen über Syndrome Bescheid, die mehrere Organe betreffen. Reine Schwerhörigengene kennt man bisher meines Wissens nach nur drei. Mir ist z.B. eine Familie bekannt, in der von vier Geschwistern zwei hörgeschädigt sind und der Nachwuchs der hörgeschädigten Geschwister ist auch etwa zur Hälfte hörgeschädigt: Das Gen in dieser Familie hat man z.B. bis heute nicht gefunden.
Viele Leute, bei denen eine Schwerhörigkeit ganz klar an den Genen fest gemacht werden kann, haben das Connexin 26. Das wird rezessiv vererbt. Im Schnitt hat jeder 36. Mitteleuropäer diese Gen. Dann besteht bei jedem 36*36=1296. Paar eine Wahrscheinlichkeit von 25%, dass das Kind hörgeschädigt ist. Wenn man jetzt mal Zwillinge außen vorläßt ist sind von 10000 Neugeborenen schon fast zwei Kinder, die aufgrund des Connexin 26 hörgeschädigt sind.
Im Jahr 2005 sind laut statistischen Bundesamt in Deutschland 686 000 Kinder geboren. Man spricht davon, dass pro Jahr 1000 Kleinkinder erstmals mit Hörhilfen versorgt werden. Und von diesem 1000 Kindern sind statistisch gesehen schon 132 Kinder allein wegen Connexin 26 hörgeschädigt. Wenn man dann bedenkt, dass es außer Connexin 26 noch eine Reihe weiterer Schlappohrgene gibt, denke ich dass die Zahl von 40%-60% ungefähr hinkommt.
Gruß
Andrea
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 19:05
von Andrea Heiker
Timtom ich habe es auch gelöscht[size=small]
[Editiert von Andrea Heiker am: Montag, Juni 25, 2007 @ 18:07][/size]
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 19:10
von Birgit
OK, nun muss ich doch noch meinen Sermoon loslassen
als Ärztin (Allgemeinmedizin), die im PJ Pädiatrie als Wahlfach hatte und 3-fache Frühchenmutter (und somit auch in diesem Bereich engagiert - habe z.B. einen Verein mitgegründet, um Eltern zu unterstützen, damit das Rad nicht immer wieder von Neuem erfunden werden muss).
<<Übrigens Talspiegel zur Absicherung macht man bei Kindern auch erst seit dem die Hörscreenings aufgetaucht sind, davor wurde das nur bei den Erwachsenen gemacht.>>
Dies stimmt NICHT! Bereits in meiner PJ-Zeit wurden bei allen Kindern auf Intensiv (also Frühchen bis ca. 18 jährige) die Gentamicinspiegel (und auch alle anderen damals bereits bestimmbaren Wirkspiegel, wie z.B. Barbituratspiegel etc.) bestimmt. Das war im Herbst 1986!!!
Im Gegensatz dazu wurden Medikamente bei Erwachsenen meist nur an ihrer Wirkung kontrolliert und eben NICHT am Wirkpiegel. Dies geschieht insbesondere bei Antiepileptika oder Antidepressiva inzwischen in zunehmendem Maße, wird jedoch bei Antibiotika nur selten gemacht.
<<Früher sind ja leider etliche Frühchen blind gewesen, es wurde immer mit der Frühgeburt begründet, heute weiss man, dass die
zu hohen Sauerstoffgaben dies oft ausgelöst haben>>
auch hierzu kann ich einen Kommentar als betroffene Frühchenmutter geben: Man behandelt die Frühgeborenenretinopathie inzwischen teilweise sogar mit hohen Sauerstoffgaben, da es nicht am absoluten Sauerstoffgehalt sondern am Sauerstoffpartialdruck liegt, der bereits in der normalen Raumluft deutlich höher ist als im Mutterleib. Zunächst versucht man natürlich möglichst wenig Sauerstofff zu geben, wenn aber die Krankheit einsetzt, dann erhält das Auge tatsächlich zuwenig Sauerstoff, da sich die Blutgefäße eng stellen wegen des hohen Partialdruckes. Dann muss man Sauerstoff in hoher Konzentration geben, damit am Auge wenigstens einigermaßen was ankommt.
Dies wird aber sehr engmaschig überwacht und seit Jahren wird die Sauerstoffsättigung im Blut der Frühchen ebenso wie der CO²-gehalt auf unblutige Weise permanent gemessen.
Aber auch hierfür gilt, genau wie bei den verschiedenen Antibiotika: Manche Kinder wären heute zwar nicht sehbehindert oder gar blind wenn sie den Sauerstoff nicht in dieser Konzentration bekommen hätten, aber sie wären dafür tot.
Nun hoffe ich, dass die Diskussion endlich ein Ende hat. Ich wollte eigentlich auch nix mehr schreiben, denn auch mir tut dieses Thema weh und auch ich wüsste gerne, warum unsere Tochter heute so ist, wie sie ist, zumal sie selber es auch verstehen möchte, aber ich habe irgendwann angefangen nicht mehr zu fragen: "Warum??" sondern "warum nicht?" Man kann diese Frage genausowenig beantworten,aber sie tut nicht so weh!
Geschrieben habe ich, weil die beiden oben zitierten Aussagen so nicht stimmen.
Übrigens hat man bei Schäden, die aus "Vertrag" entstehen (also in dem Fall den Behandlungsvertrag mit der Klinik) volle 30 Jahre Zeit (ab dem Zeitpunkt da man Kenntnis von der Schädigung hat) sein Recht einzuklagen.
Dies gilt NICHT für Schmerzensgeldklagen, da sind die Fristen deutlich kürzer.
Aber wenn es um die langfristige Versorgung geht (also HG-Bezahlung, Batterien etc..)hat man zum Glück ZEIT.
Also Infos sammeln ist sicher hilfreich, genauso wie Unterlagen. Sich fertigmachen hilft nicht weiter. Viel wichtiger ist es, sich dennoch an und mit unseren Kindern am Leben zu freuen und versuchen zu akzeptieren, dass es eben so ist und nicht anders.
Letztendes müssen auch nicht wir mit der Behinderung leben sondern unsere Kinder. Und ich glaube, dass unsere Kinder sehr wohl mitkriegen, dass wir über die Situation unglücklich sind und sie wollen doch, dass wir sie so wie sie sind gut und richtig finden.
Aber manchmal müssen wir auch jammern dürfen und dafür find ich auch z.B. das Forum ganz toll, denn hier muss ich nicht immer erklären, warum ich grad traurig bin, weil ich weiß, dass es den anderen Eltern genauso geht.
tschüss
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 19:14
von Timtomm
AHHH...Andrea,jetzt muss ich meine Antwort zur Antwort auch löschen:rolleyes:;)...die Welt ist scho' komliziert!
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[Editiert von Timtomm am: Montag, Juni 25, 2007 @ 18:16][/size]
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 20:16
von mago
Ich habe geschieben, dass man früher die Blindheit und Sehbehinderung bei Frühchen, mit der Frühgeburt begründet hat, dass es aber oft durch die Sauerstoffgaben ausgelöst wurde. Es ist doch wunderbar, dass man hier geschaut hat nach dem warum, damit hat sich nämlich die Situation für die Frühchen heute deutlich verbessert. Die Aussage von mir war also absulut richtig.
Meine Tochter ist 1987 geboren, übrigens eine sehr selbstbewußte, fröhliche junge Frau mittlerweile. Sie wurde im September 87 mit Gentamicin behandelt, keine Talspiegel, auch bei den anderen Betroffenen, die Klagen geführt haben und später geboren sind, keine Talspiegel. Alles unterschiedliche Kliniken. Ist toll zu hören, dass es wohl doch eine Klinik ( oder Kliniken ?) gab die es früher anders gemacht haben. Freut mich sehr für die Kinder!
Übrigens bei dem gewonnen Prozess im Sommer 2006, auch keine Talspiegel.
Gruß mago
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 20:44
von schlaumsi
Leute, Leute
kommt mal alle wieder runter. Das bringt uns nicht weiter. Ich habe schon x-mal geschrieben, wie ich die Situation sehe. Wenn es welche gibt, die das anders sehen, okay!
So und jetzt ist Schluss. Basta, Ruhe!
So, und bitte tut nicht so, als würde ich mein Kind vor lauter Trauer, Wut, Enttäuschung was auch immer vernachlässigen. So ist es nicht!!!
Also, piep piep piep, wir hamm uns alle lieb.
Mike
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 20:48
von Sabine
Hallo,
jetzt muss ich doch auch nochmal, obwohl ich mich eigentlich bewusst raushalten wollte. Wie Birgit tut auch mir dieser Thread weh.
Erstmal vorweg: Im Jahr 2000 wurde an einer renommierten Kölner Kinderklinik Refobacin verabreicht, ohne die mögliche ototoxische Wirkung auch nur zu erwähnen, geschweige denn dass ein Hörtest oder Talspiegel oder sonst etwas gemacht worden wäre.
Nochmal meine Frage (die Stammleser bitte ich um Nachsicht, irgendwann werde vielleicht auch ich das Thema ruhen lassen können):
Wenn nach Meningitis eine Ertaubung eintritt durch die Krankheit - geschieht das dann immer durch die Verknöcherung?
Da bei Christian 4 Monate nach der Meningitis die Verknöcherung zwar eingesetzt hatte, aber nicht vollständig war, muss ich davon ausgehen, dass er auf jeden Fall durch das AB ertaubt ist?
Ich kann leider nicht sagen, wann er ertaubt ist (also gleich nach der AB-Gabe oder erst Wochen später).
Viele Grüße,
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 20:56
von mago
Hallo Andrea,
meine Tochter hat 3 mal eine Pnemokokken-Menigitis und eine schwere Pneumokokken-Sepsis ohne Gentamicin überlebt. Das Gentamicin hat sie viele Monaten vorher bekommen, für eine angebliche NEC, waren aber gerichtlich bestätigt, starke Blähungen. Sie war 10 Wochen alt, als sie Gentamicin erhalten hat und wir wußten, dass sie gehört hat. Haben uns damals nach dem Krankenhausaufenthalt nur erst gewundert, dass sie sich plötzlich immer so erschreckt.Sie mußte durch alle schweren Erkrankungen mit an Taubheit grenzend. Trotz 10 Jahren Prozess, sind wir noch bis zum Verfassungsgericht gegangen, um zu erreichen, dass bei solchen Antibiotika, Eltern aufgeklärt werden müssen. War für uns auch nicht mehr von nutzen, sollte aber für andere Kinder die Situation verbessern. Leider mangels öffentlichen Interesse nicht zur Entscheidung angenommen.
Ich mache es mir hier also auch nicht leicht.
Aber deine Schlußfolgerung , ob durch Menigitis oder Antibiotika ertaubt, ist so nicht richtig. Es gibt eben nicht nur Gentamicin. Also ein Kind kann auch eine Menigits überleben, ohne Gentamicin und trotzdem hören. weil nicht jede Menigitis taub macht. Tot oder taub, passt hier nicht immer. Außerdem werden die beginnenden Verknöcherungen medizinisch überwacht, um dann gegebenenfalls sofort ein CI einzusetzen.
Jetzt sollte hier aber wirklich Schluß mit dem Thema sein, da gebe ich Euch recht.
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 20:57
von Karin
Sabine, ich werde jetzt keine Nachsicht walten lassen! Ich wußte, dass du dich meldest!
Wenn Verknöcherung - dann durch Meningitis - und er wäre in jedem Falle ertaubt durch die Verknöcherung von der Meningitis.
Bitte, Sabine!!
Sei noch mal herzlich gedrückt und ich will die Frage nicht mehr von dir hören!
Karin - die hier graue Haare beim Thread bekommt.
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[Editiert von Karin am: Montag, Juni 25, 2007 @ 20:05][/size]
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 22:28
von Sabine
Hallo Karin,
er wäre sowieso ertaubt ... ist letztlich aber "vorzeitig" tatsächlich durch das AB ertaubt. Richtig so?
Das hatte ich vorher so noch nicht verstanden. Muss auch das jetzt erstmal sich setzen lassen.
Viele Grüße,
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 22:36
von Birgit
Nee Sabine, so einfach ist es wahrscheinlich nicht....möglicherweise haben auch die Keime, bzw. die Entzündung direkt einen Schaden verursacht....siehe auch die Muskelhypotonie....
aber wie hat Christian das mal formuliert: "Da hab ich aber Glück gehabt, dass ich wieder gesund geworden bin" (das war doch so ähnlich oder??
ganz liebe müde Grüße
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 22:45
von Sabine
Hallo Birgit,
die Keime haben gewütet, keine Frage, aber haben sie das auch im Ohr getan? Ich möchte es einfach nur verstehen, wenigstens für einen Augenblick lang :-/
Einen Einfluss auf unseren Alltag hätte es nicht, aber Du weißt ja selber, wie es immer so ist mit den Gedanken ...
Derweil hat Christian sich vom Taschengeld die Christina-Stürmer-CD (kennt die hier jemand *gg*) gekauft und singt lauthals mit:
"Ich kriege nie genug vom Leben, ich kriege nie genug, da geht noch mehr ..."
Viele Grüße,
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 23:11
von Karin
er wäre sowieso ertaubt ... ist letztlich aber "vorzeitig" tatsächlich durch das AB ertaubt
NEIN!
LG
Karin
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 25. Jun 2007, 23:32
von Sabine
Okay, dann habe ich die vorherigen Beiträge nicht verstanden.
Kann ich das irgendwo nachlesen?
Karin, wodurch ist er denn dann ertaubt? Die Verknöcherung war ja erst in den Anfängen, daran kann es doch nicht gelegen haben.
Wie äußert sich eigentlich die Ototoxizität des AB? Auch durch Verknöcherung oder in zerstörten Sinneshärchen?
Viele Grüße,
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 26. Jun 2007, 09:24
von Andrea Heiker
Liebe Sabine,
lass Dich drücken.
Also, Gentamycin (im Refobacin enthalten) macht bei Kleinkindern oft (auch nicht imemr) eine Schwerhörigkeit oder Taubheit.
Eine andere Möglichkeit zu ertauben ist, dass gerade bei einer Pneumokokkenmeningitis die Hörschnecken verknöchern (nicht immer, aber oft). Und mit verknöcherten Hörschnecken kann man auch nichts hören. Mit dem Fortschreiten der Verknöcherung schwindet das Gehör in den Wochen nach der Meningitis.
Es kann auch bei Chritian durchaus sein, dass die Antibiotika die Ertaubung verursacht haben.
ABER: Du hast mir erzählt, dass zum Zeitpunkt der CI-OP (zwei Monate nach der Meningitis?) die Hörschnecken schon ziemlich verknöchert waren und man deswegen sogar während der OP auf ein anderes Fabrikat umgestiegen ist, weil man den damals üblichen Positioner von AB bei Christian gar nicht mehr in die Hörschnecke reingekriegt hätte. Wenn die Hörschnecke nur zwei Monate nach der CI-OP derartig in Mitleidenschaft gezogen gewesen war, wäre Christian auf jeden Fall taub geworden, weil mit Verknöcherungen hört es sich schlecht.
Um noch mal ganz deutlich zu sagen. Antibiotika lösen kein Verknöcherungen aus, es sind tatsächlcih die Pneumokokken. Antiotika schädigen die Haarsinneszellen, die Lymphe in der Hörschnecke bleibt bei der Gabe von ototoxischen Antibiotika jedoch flüssig und verknöchert nicht.
Bitte quäle Dich nicht weiter.
GRuß
Andrea
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[Editiert von Andrea Heiker am: Dienstag, Juni 26, 2007 @ 08:26][/size]
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 26. Jun 2007, 09:25
von mago
Hallo Sabine,
antworte heute abend ausführlich, habe jetzt leider zu wenig Zeit.
LG
mago
Re: Taub?? nicht taub aber.....
Verfasst: 26. Jun 2007, 22:06
von mago
Hallo Sabine,
die Antworten haben sich heute morgen wohl überschitten. Es ist richtig, Gentamicin führt nicht zur Verknöcherung. Es werden die Haarzellen geschädigt, beginnend im Hochtonbereicht und je nach Ausmaß bis zum komplettausfall.
Die Verknöcherung die durch die Menigitis ausgelöst wird, setzt Wochen nach der Meningitiserkrankung ein und führt zu einem Gehörverlust bis zu Taubheit. Diese Verknöcherung ist wohl auch bei eurem Sohn aufgetreten. Es wäre in disem Fall sicher auch durch die Menigitis zur Taubheit gekommen.
Nur wenn schon in den ersten Wochen unter der Erkrankung eine Taubheit auftaucht, kommt es nicht durch die Menigitis.
Bei unserer Tochter stand der Termin für die BERA schon seit 2 Monaten, als wir mit der 1. Meningitis in die Uniklinik eingeliefert wurden. 2 Wochen nach der Erkrankung wurden wir dann direkt rübergeschickt zur HNO zur BERA, Ergebnis an Taubheit grenzend. Meine Befürchtung, dass man nun im Gentamicinprozess sicher zum Schluß kommen würde, die Meningitis hätte das ausgelöst, wurde sofort von der Ärztin verneint. Aussage:" So schnell geht das nicht bei der Menigitis. Da brauchen sie sich gar keine Gedanken machen."
Wurde auch von dem HNO Arzt so beurteilt und auch von den gerichtlichen Sachverständigen.Die Erklärung dafür ist hier jetzt ja auch schon mehrfach genannt worden.
Aber es ist eben auch nicht so, dass jede Meningits zur Verknöcherung und damit zur Taubheit führt, wie gesagt etwa in 30 % der Fälle. Leider ist eurer Sohn davon betroffen.
Thema, ob nun durch Gentamicin oder Meningits, ist gehüpft wie gesprungen. Nein !
Gentamicin ist eben nicht das Antibiotika der 1. Wahl bei Pneumokokken.
Enterokokken, Pneumokokken und andere Streptokokken unterschiedlicher serologischer Gruppen sind bei Gentamicin wenig empfindlich bis resistent.
Aber Sabine, wie ja hier schon geschrieben, in eurem Fall, wäre der Hörschaden leider wirklich so oder so eingetreten.
Umso schöner ist es zu hören, dass er sich doch so toll entwickelt hat und die Erkrankung so gut gemeistert hat. Auch sowas ist schon ein großes Glück.
LG
mago