Neue Hörgeräte - Erfahrungen?

[Julien]

Hey Leute,
ich bin 21 Jahre alt und habe nun nach 6 Jahren neue Hörgeräte bekommen. Die alten Geräte habe ich nie getragen, da ich auch so mehr oder weniger zurecht kam und weil es in der Schule eben "uncool" war (Jaja bitte nun keine Standpauken, ich habe nun vor sie immer zu tragen). Ich habe nun also neue bekommen, die vom Klang her ziemlich natürlich sind (die anderen waren immer eher blechern). Nun frage ich mich aber, wie das bei euch so war mit der Eingewöhnung. Mir kommen nun sehr viele Geräusche ungewöhnlich laut vor . Zum Beispiel das Rascheln von Plastik. Gestern wollte ich auch einen Batman Film sehen und konnte an den lauteren Stellen (zum Beispiel, wenn viel geschossen wurde oder die mit lauten Autos fuhren) nichts viel verstehen, wenn die dabei gesprochen haben (was ohne Hörgeräte bei passender Lautstärke gut Möglich war). Ich muss wohl auch dazu sagen, dass ich die tiefen Töne ohne Hörgerät ziemlich gut verstehe, jedoch die hohen Töne kaum (kann es sein, dass das Gehirn da eben noch zu viel arbeitet, weil ich nun auch hohe Töne normal höre, die ich ja dann ohne Hörgeräte beim Film sehen nicht so gehört habe und das nun erst mal "einstufen" muss?). Ich möchte gerne mal wissen, wie das bei euch ist. In manchen Situationen bin ich noch ein wenig überfordert, weil da so viele Menschen und so viele Geräusche sind und mein Gehirn alles aufnimmt. War das bei euch auch so? Legt sich das mit der Zeit? Lernt das Gehirn, welche Geräusche "wichtig" und welche "unwichtig" sind und blendet diese dann aus? Es wär schön, wenn ihr mal ein wenig erzählen könntet, wie das bei euch war, ob ihr evtl auch solche Probleme hattet und welche Lösungen ihr gefunden habt. Es ist für mich jedenfalls sehr wichtig, mich auch mit "gleichgesinnten" auszutauschen, weil ich dann nicht so das Gefühl habe, dass ich alleine bin, mit meinen Problemen.
Ich danke euch schon mal für eure Antworten.

LG

Julien

[Chocolate]

Hi Julien,

Ich bin 19 und habe gerade meine ersten Höris bekommen.
Das Problem mit den lauten Nebengeräuschen kenne ich, ich warte aber noch ab ob ich mich nicht noch irgendwie daran gewöhne. Immerhin ist mein Hirn es noch nicht gewohnt diese Geräusche so laut zu hören.
Mir sind die ganzen Geräusche manchmal ein bischen viel auf einmal, ich denk aber das das auch gewohnheitssache ist.

Was für HG hast du denn momentan?
Ich habe derzeit Phonak Bolero Q50.

LG

[Juli_Clueless]

Hey, ich habe nun einen Account, also nicht wundern.
Ja viele Geräusche hören sich für mich auch ungewohnt an und drängen sich in den Vordergrund. Hast du auch das Problem beim Fernsehen? Ich habe vor allem Probleme bei den neuen Fernsehern, deren Lautsprecher nach hinten gerichtet sind (Diese neuen flachen mit den Glasscheiben davor) Ich habe KINDavero HS, das ist noch testweise. Nächste Woche teste ich dann noch ein zweites, das in die engere Auswahl gekommen ist und dann entscheide ich mich. Ich muss sagen, dass die neuen grundsätzlich vom Klang her angenehmer sind. Meine alten waren recht "blechern". Ich bin auch schon von Anfang an bei KIND und fühle mich da gut aufgehoben, weil die sehr gut auf meine Bedürfnisse etc eingehen. Ich würde nur gerne wissen, wie es Leuten ergangen ist, die nun ihre Hörgeräte lang schon tragen und ob sie evtl Tipps/Tricks/Erfahrungen haben. Wie haben das bei dir deine Freunde etc. aufgenommen und wie wurde die Schwerhörigkeit entdeckt? Bei mir war das schon in der 2ten Klasse, aber damals wurde ich ausgelacht und habe die dann nicht mehr getragen. Meine Freunde haben auch nicht bemerkt, dass ich schwerhörig bin, bis ich ihnen das dieses Jahr erzählt habe. Viele waren erstaunt, aber im Prinzip war es allen auch egal. Ich bin derzeit vor allem beim Einkaufen noch etwas überfordert mit dem ganzen Piepen und so (Höre hohe Töne ja sonst nicht so )
Aber schön zu wissen, dass es auch andere in meinem Alter gibt, die auch Hörgeräte brauchen und das gleiche wie man selbst durchmacht

LG

Julien

[Chocolate]

hi,

ich komme gerade vom Akustiker, bin gerade neu eingestellt und auch noch ziemlich überfordert
ich häng bei meinen Einstellungen immer zwischen den Stühlen, einerseits will ich es laut haben damit ich die Sprache gut verstehe, doch dann wirds mir wieder zuuu laut, aber leiser geht nicht wegen der Sprache.
Jetzt bin ich wieder recht laut eingestellt, und hoff das ich mich etwas dran gewöhne.
Ich hab ne Badewannen-Hörkurve, ich höre also die höhen und tiefen besser als die mittleren Frequenzen.
Da die Sprache in den mittleren Frequenzen liegt machte sich meine SHkeit bemerkbar, ich hab einfach nicht verstanden was man mir sagte.
Das fing an vor mitlerweile über 2 Jahren, und dann kam halt dazu das ich auch Dinge wie das Telefon und seit einiger Zeit auch die Klingel nicht mehr höre.

Also ich habe mich 2 Jahre lang vor dem HNO gedrückt obwohl ich wusste das ich schlecht höre, aber ich wollte da halt noch keine Höris.
Als ich mit der Schule dann durch war hab ich es eingesehen, das es wirklich nicht mehr ohne geht.
Meine Freunde haben eigentlich so gut wie alle recht gelassen auf die HG reagiert, bei mir war nur einer dabei der da ne etwas schei* Einstellung zu hat. Das hat sehr geholfen dabei überhaupt erst damit klarzukommen die Geräte tragen zu müssen.

lg

[Juli_Clueless]

Das Problem mit dem "entweder zu laut oder zu leise" kenne ich Ich habe die nun optimal laut, kann aber nach bedarf noch lauter oder leiser machen. Also bei mir ist die Stufe "2" so, wie ich es grundsätzlich brauche, wenn ich aber das Gefühl habe, es sei zu laut oder zu leise, kann ich noch mal manuell nachjustieren sozusagen und das finde ich bis jetzt recht praktisch. Allerdings lasse ich es erst mal auf Stufe 2. Ich denke es ist eigentlich nicht "zu laut" sondern einfach nur "lauter" man ist es halt nicht gewohnt und wundert sich, warum manche Geräusche nun plötzlich so in den Vordergrund geraten. Ich mache das nun auch gezielt, dass ich viel in laute Umgebungen gehe. Zum Beispiel in der Stadt, damit ich mich eben daran gewöhnte, dass eben alles lauter ist und mein Gehirn schneller lernen kann zu selektieren. Ich bin dann aber doch froh, wenn ich dann mal wieder in einer ruhigeren Umgebung bin. Ich finde das sehr erleichternd. Bei mir haben das soweit auch alle gut aufgenommen. Einer meinte die ganze Zeit, dass ich ihn doch verarschen würde und dass er das nicht glaubt. Fand ich ein wenig enttäuschend, weil er es so darstellt, als sei es etwas total anderes und "schlechtes". Aber ich denke, dass gutes Hören wichtiger ist, als blöde Meinungen und Kommentare. Heute am zweiten Tag klappt es mit den Geräten auch schon viel besser. Habe nur das Gefühl, dass ich hin und wieder leicht Ohrenschmerzen bekomme. Ich empfinde viele Geräusche nicht als "zu laut" also nicht so, dass es unangenehm ist. Es kommt wohl einfach daher, dass das Gehör nicht daran gewöhnt ist. Ich hoffe aber noch auf Kommentare von "Alteingesessenen"

[fast-foot]

Hallo Juli. Clueless,

Mir kommen nun sehr viele Geräusche ungewöhnlich laut vor . Zum Beispiel das Rascheln von Plastik.

Hier könnte man vielleicht Abhilfe schaffen, indem man den Schwellenwert für die Verstärkung anhebt (mit so etwas wie einem Gate), falls das Hörgerät (und Deine Hörsituation) dies zulässt.

In manchen Situationen bin ich noch ein wenig überfordert, weil da so viele Menschen und so viele Geräusche sind und mein Gehirn alles aufnimmt.

Na ja, ein Problem ist, dass ein Hörgerät nicht in der Lage ist, aktiv die Maxima in bestimmten Frequenzbereichen hervor zu heben (und ein markantes akustisches Profil der Geräusche zu erstellen wie ein intaktes Innenohr), sondern den gesamten "Geräuschbrei" mehr oder weniger gleichmässig verstärkt.

Ich denke es ist eigentlich nicht "zu laut" sondern einfach nur "lauter" man ist es halt nicht gewohnt und wundert sich, warum manche Geräusche nun plötzlich so in den Vordergrund geraten.

Wenn das Hörgerät bei allen Frequenzen auf 85, maximal 90 dB begrenzt ist, sehe ich kein Problem, sofern eine in situ-Messung durchgeführt wurde.

Im anderen Falle wäre ich etwas vorsichtig. Die ucls können nämlich "künstlich" nach oben gehoben werden (indem man sich oft lauten Pegeln aussetzt). Ich würde von dieser Möglichkeit nur zurückhaltend Gebrauch zu machen.

Gruss fast-foot

[rebbe]

Ich finde es zeitgemäss, wenn die Geräte vom Nutzer direkt eingestellt werden können. Das ginge z.B. über Bluetooth und PC. Im moment will aber niemand den Akustikern das Geschäft vermasseln.
Im Prinzip muss bei einigermassen zeitgemässen Digital- Hörgeräten mit ausreichender Kanalzahl, sagen wir 16, der Equalizer manuel optimiert werden. Dies geht beim Akustiker nur begrenzt, schliesslich hat jeder zu Hause etwas andere Umgebung.
Das Experimentieren mit den Programmen ( die Krankenkasse verlangt minimal 4) würde beim Akustiker viel zu lange brauchen und das Fernsehgerät oder die Gattin hat man nicht dabei.
Nichts für Tattergreise, aber ein Mensch von Heute lebt autonom und gefährlich!

[Hear-me]

rebbe, das habe ich mir auch schon so manches Mal gewünscht, bestimmte Einstellungen von zu Hause aus vornehmen zu können. Es klingt beim Akustiker alles anders, man hat nur diese eine Stimme des Akustikers. Den Partner kann man ja noch mitnehmen, aber nicht den ganzen Freundeskreis, die Kollegen, den Chef, das Telefon, den Fernseher... Die schwierigen Hörsituationen kann man auch nur sehr begrenzt dort nachempfinden.

Andererseits bräuchte ich wahrscheinlich doch vorher eine Technik-Schulung...

[rebbe]

Wird man in Fluss geworfen, muss man schwimmen. Eine falsche Einstellung kann immer auf default zurückgeschaltet werden. Methode Versuch/Fehler führt nach einiger Mühe doch zum Ziel. Zu Haus habe ich einfach Zeit genug, für mein Fernsehgerät und meine Gattin die allerbeste Einstellung zu finden.