Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

Meteor
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Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#1

Beitrag von Meteor »

Hallo,

unser Pflegesohn (10 J., 2. Klasse, auf einem Ohr taub) besucht die KB-Schule, hauptsächlich wegen einer Darmschädigung. In der Sprachentwicklung hinkt er seiner sonstigen (verzögerten) Entwicklung um weitere etwa zwei Jahre hinterher. Bei 60 dB Störschall hat er mit HG ein Sprachverständnis von 80 %.

Wir haben jetzt einen Antrag auf Überprüfung des Förderbedarfs gestellt. Begründet haben wir das damit, dass im Förderplan bisher nicht auf die Hörschädigung eingegangen wird. Außerdem haben wir geschrieben, dass es uns nicht gefällt, dass die Klasse zu groß ist (die zulässige Klassengröße ist überschritten) und damit ein ungünstiger Geräuschpegel verbunden sei.

In der Klasse sind immer mehrere Lehrer und Pfleger gleichzeitig anwesend, wird teilweise in Kleingruppen gearbeitet, oft im selben Raum. Der Fußboden ist auch nicht durch Teppich oder so gedämmt. Eine FM-Anlage wird von uns gerade erst beantragt. Das Kind sitzt unmittelbar neben dem Lehrerpult genau 1 m vor der Tafel, "weil es sich sonst zu sehr ablenken läßt".

Die Schule hat jetzt beleidigt reagiert. Das Kind höre "gut", und in der Klasse sei es "leise".

Nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Klasse optimal für ein hörgeschädigtes Kind ist. Sonst wäre er ja in der Sprachentwicklung sicher nicht soweit zurückgefallen. Weil ich mich aber noch nicht auskenne, würde ich deshalb gerne wissen, wie man das fachlich argumentieren kann.

Schon mal vielen Dank!
Meteor

Andrea Heiker
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#2

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Meteor,

fachlich so argumentieren, dass eine einseitige Taubheit erwiesenermaßen erhebliche Auswirkungen im Störschall hat. Er läßt sich ablenken, weil er keine Geräusche zuordnen kann. Richtungen kann er eh nicht raushören, also muss er schauen. Bei größerem Lärm verschwimmt außerdem alles zu einem Geräuschebrei.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Gudrun
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#3

Beitrag von Gudrun »

Hallo Meteor,

auch in einer leisen Klasse ist ein gewisser Geräuschpegel vorhanden, der sich bei Vorliegen einer Hörschädigung sehr intensiv auswirken kann. Außerdem hört man mit zwei Ohren um 15 dB lauter als mit einem Ohr.

Bei zwei Ohren kann man nicht Richtungshören, wie Andrea schon sagte. Das ist sehr ungünstig, weil man dann nicht weiß, wo man hinschauen soll, wenn jemand spricht oder wenn der Lehrer herumgeht und plötzlich von einer anderen Ecke des Raums spricht (aber dafür kann man sich die Stimmen und den zugehörigen Sitzplatz einprägen; geht nur, wenn der Sitzplatz nicht ständig gewechselt wird).

Wie fühlt dein Sohn sich denn in der Schule? Fühlt er sich überfordert oder gestört? Denn Hauptsache ist, was er denkt, nicht so sehr, wie der Eindruck der Eltern ist. :)

Die Sprachentwicklung kann aber nicht Aufgabe der Schule sein, das ist die der Eltern. In einer KB-Schule sind doch Geistigbehinderte, oder? In solchen Schulen wird in einer vereinfachten und verkürzten Sprache gesprochen, der sprachliche Umsatz ist nicht besonders hoch.

Gudrun[size=small]

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Gudrun
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#4

Beitrag von Gudrun »

Hallo Bettina,

das mit den KB-Schulen war keine Aussage, sondern eine Frage. Wenn die Mehrheit der Schüler gb ist, wird die allgemeine Unterrichtssprache auch vereinfacht sein. Es ist eine Tatsache, dass mit geistigbehinderten Menschen vereinfacht und verkürzt gesprochen werden muss. Was soll daran abwertend sein? Ich habe die gb Menschen nicht als dumm hingestellt, sondern nur erklärt, dass man sich mit ihnen nicht so umfassend unterhalten kann wie mit nicht gb Menschen.
Auch wenn du es nicht glaubst: Ich habe vor diesen Menschen Hochachtung.

Ja, die Schulen sind MIT verantwortlich für die Lautsprachentwicklung, aber die HAUPTverantwortung liegt immer noch bei den Eltern. Das beweist eine Reihe von lautsprachkompetenten Hörgeschädigten, deren Eltern verstanden haben, dass nicht die Frühförderstellen oder die Schulen für die Sprache HAUPTverantwortlich sind, sondern die Eltern selbst. Ich rede hier übrigens von der Lautsprache, nicht von der Gebärdensprache.

Gudrun[size=small]

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Gudrun
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#5

Beitrag von Gudrun »

Liebe Bettina,

jetzt verdrehst du wieder etwas. Ich habe nicht die KB-Schule mit der GB-Schule verwechselt, sondern gefragt, ob GB an der KB-Schule sind.

Kann es sein, dass ich die Abkürzung falsch verstehe? Heißt KB körperbehindert oder doch was anderes?

Ich habe über GB mehr Ahnung als du denkst. ;) An den GB-Schulen wird in vollständigen Sätzen gesprochen, aber trotzdem verkürzt und vereinfacht und nicht so komplex wie an der Regelschule. Ich habe diverse Praktika an GB-Schulen gemacht, von der SVE hin bis zur Werkstufe, zusätzlich in einer Tagesstätte, war ein Jahr Babysitterin für ein Kind mit Down-Syndrom und habe einen gb Cousin. Guck dich z.B. bei der sonderpädagogischen Hörnchenseite rum (weiß den Link grad nicht), dort findest du vereinfachte Texte vor. Ich habe Freundinnen, die an GB-Schulen und an Schulen für lern- und geistig behinderte Hörgeschädigte arbeiten (und an diesen Schulen sind auch die Behinderungen durcheinander gewürfelt, nicht jeder ist gb oder lb, aber die Unterrichtssprache ist vereinfacht).

Über die Gebärdensprache habe ich hier doch gar nichts gesagt.

Ist Meteors Pflegesohn an der Westfälischen Schule? Ich lese hier nicht überall mit.

Gudrun[size=small]

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Birgit
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#6

Beitrag von Birgit »

Ups, nun prügelt euch doch nicht gleich; Bettina: auch in KB-Schulen sind Teppichböden möglich! (Markgröningen ist dafür ein gutes Beispiel)
Gudrun: du hast in gewisser Weise recht, dass in KB-Schulen inzwischen verstärkt gb Kinder unterrichtet werden, da die anderen in den letzten Jahren immer mehr integrativ beschult werden, wobei wir wieder beim alten Problem angekommen sind, dass nichtsprechende Kinder oft als geistig behindert angesehen werden, dabei sind sie oft einfach "nur" hörgeschädigt.
Auch dafür ist Markgröningen ein gutes Beispiel, dass man differenzieren kann.
Und nicht einfach nur mehrfachbehindert in den raum stellt.
(zumindest war es das, als mein vater noch Chef war, er ist Gehörlosenlehrer gewesen und war irgendwann Chef an der KB-Schule geworden und ich kenne Lehrer, die wegen ihm die Kombination KB und GH studiert haben).

So und wegen dem Lärmpegel zur Argumentation:
Es geht nicht nur um den Gesamtlärm, sondern vor allem auch um den Hall und der ist ohne Teppichboden wesentlich höher, damit sinkt die Verständlichkeit.
tschüss
Birgit +
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#7

Beitrag von Gudrun »

Hallo Birgit,

danke für deine Antwort auf meine Frage. Mehr wollte ich nicht wissen.

Gudrun
Gudrun
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#8

Beitrag von Gudrun »

(wieder off topic, Meteor, verzeih mit bitte)

Hallo Bettina,

ich möchte mich doch nicht mit dir streitent. Ich wollte GB-Schulen mit Sicherheit nicht abwerten, im Gegenteil, ich habe durch die Kontakte mit gb Menschen viel gelernt. Die vereinfachte Sprache ist notwendig, sonst können sie kein Wissen erwerben, auch wenn das jetzt paradox klingt. Und der deutlich gb Bruder meiner damaligen besten Schulfreundin hat sogar das Lesen gelernt. Das gilt nicht für alle GB, es gibt auch welche, die die komplexe Sprache verstehen können.
Bei der sonderpädagogischen Hörnchenseite muss ich mich nicht umschauen, schliesslich moderierte ich dort mal mit im Forum
Ja, das weiß ich, drum nannte ich sie. Das mit dem Link sagte ich für die anderen Leser.

Was meine Aussage zur Gebärdensprache/Lautsprache betrifft, ging es mir nur darum, wer die Hauptverantwortung für die lautsprachliche Förderung trägt. Was die Verantwortung für die Vermittlung der Gebärdensprache betrifft, können das andere besser beurteilen.

Meine Freundinnen sind den ganzen Tag in den Schulen und nicht die Eltern. ;) Und sie alle wissen besser, wie an den Schulen mit den Kindern gesprochen wird. Bettina, die reduzierte Sprache ist an GB-Schulen ist einfach notwendig, sonst wären die Kinder überfordert. Aber hier geht es ja um KB- und nicht um GB-Schulen.
Im übrigen ist es egal ob der Junge an der Westfälischen Schule geht, alle Sonderschulformen haben im Sommer diese Anpassung, also Schwerpunktitel erhalten.
Ich kann nicht für Westfalen sprechen, aber für Bayern kann ich sagen, dass dieser Titel noch lange nicht besagt, dass Kinder an Förderschulen auch eine umfassende Sprache erfahren.
Selbstverständlich sind die Eltern besonders in den ersten Jahren für die Förderung zuständig und natürlich auch nach den ersten Jahren, aber was meinste wo die Kinder wohl ab Schulalter die meiste Zeit sind?
Es ist ein beliebtes Argument zu sagen, dass die Schulen die HAUPTverantwortung tragen (sofern das Kind nicht im Internat ist). Aber das ist nicht so. Die Basis legen die Eltern.
Hätte meine Mutter sich bei mir auf die sprachliche Förderung durch die Schule verlassen, wäre ich sprachlich nicht sehr weit gekommen. Sie hat mit mir zuhause intensiv nachgearbeitet und gelernt. In der Regelschule verstand ich akustisch sehr wenig, ich war auf schriftliche Texte angewiesen, um überhaupt folgen zu können, und zuhause brauchte ich nochmal Erklärungen. Wie gesagt, es geht mir um die HAUPTverantwortung. Natürlich sind Schulen MIT verantwortlich für die Sprachförderung, aber das beste sprachliche Vorbild sind immer noch die Eltern, sofern das Kind die Muttersprache der Eltern lernt.
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[Editiert von Gudrun am: Samstag, Dezember 17, 2005 @ 10:51 PM][/size]
Meteor
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#9

Beitrag von Meteor »

Ups, da habe ich ja was ausgelöst.

Sorry, dass ich nicht eher wieder an den Rechner konnte. Also, erstmal vielen Dank für die fachlichen Ratschläge, die mir sehr hilfreich sind. Danke! Wir haben ja momentan erstmal den Antrag auf Überprüfung des Förderbedarfs gestellt, was dabei herauskommt, ist noch völlig offen.

Also, unser Pflegesohn ist gerade 10 Jahre alt, seine Sprachentwicklung liegt bei gut 5 Jahren, während seine sonstige Entwicklung bei 7 Jahren liegt. Die Ärzte sagten, dass es für diesen Unterschied von knapp 2 Jahren keine Begründung gebe.

In der Klasse gehört er zu den fitteren. Es ist eine Ganztagsschule, mit Ganztagsschulpflicht, also können wir zu Hause nicht mehr so viel fördern, wie das bei einer Halbtagsschule möglich wäre. Da müßte also schon die Schule mehr bringen. Es geht nicht um verkürzte Sätze oder so, richtig wir es ja sein, was die Lehrer sprechen. Mir geht´s drum, dass er überhaupt alles verstehen kann, und da habe ich Zweifel. Wenn er also z.B. erzählt, die Klasse war bei „Nidl“ einkaufen anstatt bei Lidl, dann klingt das nach Hörproblem, oder liege ich da falsch? Auch beim Schreibenlernen habe ich den Verdacht, das manche Fehler auf Hörprobleme zurückzuführen sind. Z.B. „Papa on Mama“ anstatt „Papa und Mama“.

Für die ersten Jahre können wir übrigens nichts, das Kind kam erst mit 3 zu uns und hatte da einen Wortschatz von 20 – 30 Wörtern, wenn ich mich recht erinnere, mit ebenso einer Gesamtentwicklung (Motorik, Wahrnehmung, einfach alles).

Andrea,
hat eine beidseitig gleichmäßige Taubheit nicht so gravierende Probleme mit Störschall wie die einseitige Taubheit?

Gudrun,
wie er sich in der Schule fühlt, wüsste ich auch gern. Er geht gern hin, kommt aber oft extrem aggressiv und unruhig heim.
Was meinst Du mit „sonderpädagogische Hörnchenseite“?

Bettina,
gern würde ich mehr über Deine Erfahrungen hören.
Und: was sind denn „Talker“?

LG
Meteor

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Gudrun
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#10

Beitrag von Gudrun »

Hallo Meteor,

das klingt nicht so gut, wenn dein Pflegesohn aggressiv heimkommt. Man müsste herausfinden, woran das liegt - Probleme mit Klassenkameraden, Lehrern, dem Unterricht?

Die sonderpädagogische Hörnchenseite ist für dich nicht wichtig; aber ich habe den Link jetzt gefunden, hier ist er: http://www.sonderpaed.de/

Gudrun
Andrea Heiker
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#11

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Meteor,

prinzipiell ist eine beidseitige Taubheit schlimmer als eine einseitige. Aber im Störlärm ist der Unterschied zwischen beidseitiger und einseitiger Taubheit (eher hochgradiger Schwerhörigkeit) kaum noch vorhanden. Beidseitig Hörgeschädigte können im Lärm durch zusätzlichen Absehen sehr oft vieles kompensieren, was einseitig Beeinträchtigte wegen weniger geübten Absehfähigkeiten nicht können. Außerdem können Schwerhörige, die beidseits Hörgeräte oder ein CI tragen, die Vorteile nutzen, die man mit zwei Ohren eben so hat. Schwierigkeiten im Störlärm haben die meisten Hörgeschädigten und bei einseitig Betroffenen wird das Problem leider oft unterschätzt.

Wenn Dein Sohn total überdreht wieder kommt, sollte man mal nachforschen, woran das liegt. Nidl und Lidl zu verwechseln kann tatsächlich an dem Hörproblem liegen, aber "on" und "und" zu verwechseln ist eher untypisch und würde ich - ohne Deinen Pflegesohn - zu kennen eher unter Schreibfehler abhaken. Es kann allerdings auch sein, dass bei deinem Sohn die akustische Merkfähigkeit herabgesetzt ist. Das würde auch die stärkere Sprachentwicklungsverzögerung erklären. Wenn Ruhe herrscht, müsste Dein Sohn wegen dem gesunden Ohr nahezu so gut verstehen, wie ein Normalhörender. Ist das so?

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Meteor
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#12

Beitrag von Meteor »

Ja, genau Andrea, das ist so. Vielen Dank! Die auditive (ist das die akustische?) Merkfähigkeit ist sehr stark herabgesetzt. (Was bedeutet das?) Wenn man mit ihm allein im Raum ist, hört er eigentlich alles (deshalb haben wir das Hörproblem ja auch so spät bemerkt).
Die Lehrer sagen, in der Schule sei der Junge ruhig. Dort ist er eher nicht aggressiv. Erst zu Hause reagiert er dann so. Das hängt sicher nicht nur mit dem Hörproblem zusammen, aber seit ich darum weiß, führe ich es auch zu einem Teil darauf zurück. Seit ich um die Probleme mit dem Störschall weiß, denke ich, dass es ihn sehr viel Energie kosten muss, alles mitzukriegen. Besonders aggressiv und unruhig kommt er heim, wenn nachmittags Theater-Ag gewesen ist. Wahrscheinlich sind dann die Störgeräusche am schlimmsten, so erkläre ich es mir jedenfalls
vg
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[Editiert von Meteor am: Montag, Dezember 19, 2005 @ 10:46 AM][/size]
Sabine
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#13

Beitrag von Sabine »

Hallo ;-)

Nidl für Lidl ist sicherlich ein Zeichen dafür, dass das Wort falsch gehört wurde.
"on" für "und" dagegen könnte ja auch daher kommen, dass Kinder eben oft so schreiben, wie sie's hören. Und nur die wenigsten von uns sagen ja wirklich ganz sauber "UND".
Meine Kinder sind jünger, aber sie bringen auch manchmal in freien Texten sehr abenteuerliche Konstruktionen zu Papier.
Wenn ich ihnen die entsprechenden Wörter dann deutlich vorspreche, korrigieren sie sich meist selber.
Unsere Kinder wachsen zweisprachig auf, so dass auch von daher einige Verwechslungen auftreten und mir der Schriftspracherwerb sehr wichtig ist, eben um bestimmte Unterschiede etc. zu verdeutlichen.

Bringt jetzt in der Sache nicht wirklich weiter, wollte nur nochmal betonen, wie komplex der Schriftspracherwerb ist.

Allerdings wäre ich auch immer SEHR aufmerksam, ob die Förderung an der KB-Schule für ein bestimmtes Kind angemessen ist.
Ich bin selber Sonderpädagogin und habe an KB-Schulen gearbeitet.
Je nach Klassenzusammensetzung ist es sehr, sehr schwer, alle Kinder wirklich optimal zu fördern und voranzubringen.
Die Fitteren müssen oft zurückstecken, weil pflegerische Tätigkeiten anfallen und der Personalschlüssel eher ungünstig ist (bzw. die Realität oft so aussieht, dass der Zivi krank ist, die FSJlerin gerade in eine andere Klasse abgerufen wurde etc.).

Mich als Lehrerin haben die Bedingungen in den KB-Schulen, die ich kennengelernt habe, sehr unzufrieden gemacht.

Ich hoffe, dass es bei Euch zu Eurer Zufriedenheit läuft und Euer Sohn bestens gefördert wird.
Hast Du die Möglichkeit, dort 'mal zu hospitieren, um Dir ein eigenes Bild zu machen?

Viele Grüße,

nur kurz: ich denke doch, dass auch "on" für "und" ein Ergebnis von
Andrea Heiker
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#14

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Meteor,

auditive Merkfähigkeit ist die Fähigkeit, gehörte Dinge zu merken aber auch gehörte Geräusche sofort zu erkennen. Wenn Dein Pflegesohn erst einmal überlegen muss, was war das jetzt für ein Geräusch, dann ist für diese Zeit für andere Dinge nicht aufnahmebereit.

Gruß
Andrea
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Nina M.
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#15

Beitrag von Nina M. »

Hallo!

Wurde denn mal auf AVWS getestet und nicht nur auf Schwerhörigkeit??? Evtl. ist ja auch DAS das Problem (würde auch erklären, warum euer Sohn in ruhigen Situationen fast alles mitbekommt).

Zu der Diskussion oben... Gudrun, ich hab dich da auch nicht so ganz verstanden. Was meinst du denn mit "vereinfachter Sprache"? Natürlich wird an GB-Schulen nicht mit Fremdwörtern rumgeschmissen, aber trotzdem spricht man dort in ganz normalem Deutsch mit den Kindern. Daher würd ich das nicht als "vereinfachte Sprache" bezeichnen. (Ich sag ja schließlich auch zu einem GB-Kind: "Komm wir gehen jetzt auf die Toilette." und nicht "Komm. Klo gehen.") Versteh nicht so wirklich wie du das also gemeint hattest.

Und KB-Schulen sind eigentlich auch KB-Schulen und keine GB-Schulen. Wobei es hier natürlich - wie leider immer - wahrscheinlich auch Fälle gibt die eben beide Behinderungen haben und dann muss eben geschaut werden welche Schule in Frage kommt...

Gruß,
Nina
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Gudrun
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#16

Beitrag von Gudrun »

Hallo Nina,

irgendwie wundere ich mich, dass man mich nicht versteht. Vereinfacht meint, dass man sich um eine einfachere Wortwahl und einfachere Erklärungen bemüht. Es ist so, dass man mit einem gb Menschen weniger komplex spricht als mit einem, der nicht gb ist.

Natürlich gibt es viele Themen, wo man sich ganz normal mit gb Menschen unterhalten kann, aber bei abstrakteren Themen wird es schwierig, wenn man größere Erklärungen machen will. Mit meinem Cousin z.B. darf man nicht 10 Sätze hintereinander sprechen, sonst wäre er heillos überfordert. Er versteht auch kein Hochdeutsch, sondern nur Mundart. Und die Sätze müssen kurz sein. Aber das ist nur ein Beispiel, andere gb Menschen können viel mehr Sprache verstehen.

Die schriftlichen Texte sind oft sehr kurz und reich bebildert. Hier ein Beispiel:

http://www.zum.de/Faecher/Sonder/BW/gb/ ... nkekse.pdf

Ein Text für ein nicht gb gleichaltriges Kind würde anders aussehen.

Dass KB-Schulen keine GB-Schulen sind, weiß ich und wusste ich.

Gudrun
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[Editiert von Gudrun am: Dienstag, Dezember 20, 2005 @ 07:54 PM][/size]
Sabine
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#17

Beitrag von Sabine »

Hallo,

nein, KB-Schulen sind offiziell keine GB-Schulen.
Die Realität sieht aber so aus, dass sie oft "Auffangbecken" sind für die Kinder, die sonst nirgendwo unterkommen.
Jedenfalls ist es hier in NRW so.
Ausnahmen sind natürlich die KB-Schulen, die ausdrücklich einen bestimmten Abschluss anbieten. So gibt es hier in Köln ein KB-Gymnasium.
Normalerweise sieht's aber anders aus in den KB-Klassen. Jemand schrieb ja schon, dass die "fitten" KB-Kinder überwiegend integrativ oder regelbeschult werden.

Meine Erfahrungen sind nicht mehr aktuell, da ich ja schon eine ganze Weile 'raus bin aus dem Beruf, aber ich hatte zum Teil Klassen mit 12 Kindern und 12 verschiedenen Richtlinien.
Der Wille zur Binnendifferenzierung war natürlich da, aber es war doch sehr schwierig, dass auch zu aller Zufriedenheit umzusetzen.

Damit mein Posting aber noch irgendwie Bezug zur Ausgangsfrage hat ;-)
Meteor, ich kann immer nur wieder Dr. Kuke am Klinikum II in Minden empfehlen. Er ist ein Neuropädiater mit sehr großer Erfahrung, der Euch vielleicht bei der Diagnose (Entwicklungsförderung, auditive Verarbeitungsstörungen etc.) weiterhelfen könnte.

Für uns ist es auch jedes Mal eine Fahrt von 2 Stunden, aber es lohnt sich wirklich.

Viele Grüße,

Meteor
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#18

Beitrag von Meteor »

Hallo,
danke für Eure Antworten.

@ Nina Mo
Was ist bitte AVWS?

@ Sabine,
bei Deinem Beitrag oben ist der letzte Satz nicht zu Ende, ich wär da noch neugierig drauf :-)
Kennt Dr. Kuke sich evtl. auch mit schwertraumatisierten Pflegekindern aus?

Also in der Klasse unseres Pflegesohns sind 14 Kinder und 8 Lehr- und Pflegepersonen. Die fittesten sind längst weg und gehen jetzt in Regelschulen. Dafür sind neue Kinder gekommen, teilweise mit Migrationshintergrund, ohne Deutschkenntnisse. Es stört mich sehr, dass nicht einmal höchstzulässige Klassenstärke eingehalten, sondern überschritten wird. Und das bei zwei hörgeschädigten Kindern!!! (Es ist noch ein anderes Kind dort, mit zwei HG´s). Ich war schon mal im Unterricht anwesend, letzte Stunde am Nachmittag: beide Lehrerinnen wirkten erschöpft, eine musste ständig ein Kind auf die Toilette begleiten, sodass die andere allein war. Morgens ist die Aufmerksamkeit und natürlich besser und mehr Personal da. Jetzt kürzlich war es so, dass unser Sohn ein Wochenende bei einer anderen Pflegefamilie verbracht hat. Die Pflegemutter hat 20 Jahre Erfahrung mit Behinderten und ihn in der Schule abgeholt und war die letzte Stunde Freitagmittag anwesend. Es sei in der Klasse sehr unübersichtlich gewesen, sie habe gar nicht gewusst, wer nun dazugehöre oder nicht. Sie war es, die uns erst auf die Defizite bei der Kommunikationsförderung aufmerksam gemacht hat. Gleichzeitig kam ein ärztliches Gutachten dazu, dass diese enormen Sprachdefizite aufzeigt. Somit hatten wir wieder ein Problem mehr. (Aber wenn wir es gelöst kriegen, ist es ja auch eines weniger...)

VG
Meteor

Andrea Heiker
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#19

Beitrag von Andrea Heiker »

AVWS = auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen.
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Nina M.
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#20

Beitrag von Nina M. »

Hallo!

Ja, wie Andrea schon sagte: AVWS ist eine Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung. Dazu würde passen, dass du sagst bei eurem Sohn wäre die auditive Merkfähigkeit stark eingeschränkt und dass er in ruhigen Situationen (fast) alles hört/versteht, im Lärm aber nicht.
Natürlich kann das alles auch andere Ursachen haben, ich denke nur, man sollte zumindest abklären ob da eine AVWS vorliegt oder nicht. Denn bei AVWS haben selbst sonst normalhörende Kinder große Probleme mit dem Verstehen im Störlärm.

Gruß,
Nina
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#21

Beitrag von Sabine »

Hallo Silvia,

könntest Du noch die Quelle angeben, von der Du diese Informationen hast?

Viele Grüße,

Sabine
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#22

Beitrag von Sabine »

Hallo Silvia,

vielen Dank! Ja, das hilft.
Christian hat zwar keine AVWS, aber ich bin in der Elternberatung sehr aktiv und bin für diese Zusammenfassung sehr dankbar.

Viele Grüße,

[size=small]

[Editiert von Sabine am: Samstag, Februar 25, 2006 @ 14:55][/size]
Silvia
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#23

Beitrag von Silvia »

Hallo zusammen,
ich hab einige meiner Emails heute morgen etwas überstürzt gelöscht. Mich hat jemand angemailt und ein paar "feine" Worte zu meinen Emails geschrieben.
Daraufhin habe ich meinen Bericht: Was ist AVWS! gelöscht und noch ein paar andere. Die wahrscheinlich der Grund für das Email waren. Wenn noch jemand interesse an meinen Bericht hat, schickt mir ein Email und ich schick in euch dann zu.
Liebe Grüße
Silvia
Liebe Grüße
Silvia
Tocher 11 mit AVWS geht auf Regelschule (Gymnasium)/ FM-Anlage / Edulink mit Sender Inspiro von der GEK per Einzelfallentscheidung bezahlt
Sabine
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#24

Beitrag von Sabine »

Hallo Silvia,

hä? Wie bitte? Waren die Mails anonym? Ich habe Interesse an Deiner Zusammenfassung und würde mich freuen, wenn Du mir die Infos, die Du teilen möchtest, an cleo@netcologne.de schicken würdest.

Danke schon im voraus.

Kopfschüttelnd,

Birgit
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Re: Nochmal KB-Schule und Schwerhörigkeit

#25

Beitrag von Birgit »

Und wo sind jetzt die schönen Infos zum Thema AVWS??? Ich hab das bereits an eine andere familie weiterempfohlen zum Lesen....ich fand deine Zusammenfassung nämlich absolut lesenswert und hilfreich! Ich habe auch Ralph gebeten, wenn möglich deine Zusammenfassung zu den FAQs zu nehmen, damit Eltern mit ihren Fragen nicht im Regen stehen bleiben und Hilfe finden können. (Mal ehrlich: unter KB-Schule und Schwerhörigkeit würde wahrschenlich kaum jemand nach AVWS suchen oder??)
Liebe Grüße und lass bloß deine Auflistung nicht in der Versenkung verschwinden!
Birgit +
Christiane 5/86
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