Ich seh das auch so, zwar nicht mit Hörgeräten, weil ich (noch) nicht betroffen bin, aber man kann diese Risikoabwägung auf viele Lebensbereiche übertragen.
Vereinsame und verhungere ich lieber zu Hause, weil ich draußen auf der Straße von einem Auto überfahren oder einem herabfallenden Dachziegel erschlagen werden könnte?
Riskiere ich eine hypertone Krise, um den sehr seltenen Nebenwirkungen meines Blutdrucksenkers aus dem Weg zu gehen?
Nach meiner Einschätzung liegt einer der beiden Fälle vor:
1. Ohrfein65 hört noch grenzwertig gut und hat wirklich keinerlei Probleme mit dem Sprachverstehen. Eine Indikation für ein Hörgerät ist zwar gegeben und vom HNO wurde eine Hörhilfe verordnet, aber es besteht noch keine Notwendigkeit, eine zu tragen. Das kann sein und kommt vor, dennoch ist die Schlussfolgerung für die Allgemeinheit ("Hörgeräte werden zu früh verordnet") nicht korrekt.
2. Ohrfein65 sorgt sich verständlicherweise um seine Gesundheit, aber fühlt sich noch zu jung, um Hörgeräte zu tragen. Das verhältnismäßig gute Sprachverstehen in Ruhe füttert die eigene Argumentation, dass die Ohren doch noch gar nicht so schlecht seien. Defizite beim Sprachverstehen in lauter Umgebung werden ignoriert, kleingeredet und fremdprojiziert ("die nuscheln alle nur!"). Es wird nach Argumenten gesucht, dass Hörgeräte eher schaden als nutzen. Als nächstes wird die Diskussion folgen, warum aufladbare Hörverstärker bei Aliexpress weniger als 20 Euro kosten, beim Akustiker aber mehr als das Hundertfache. Die Befürchtung, mit Hörgeräten auf einmal alt zu wirken, ist der Grundvater dieser Einstellung. Ich möchte aber dazu sagen, dass diese Abwehrhaltung und das schlechtere Hören (ohne Hörgerät) sehr viel "älter" wirken als die Einsicht, dass einem nachlassenden Sinnesorgan mit einem Hilfsmittel geholfen werden sollte.
Steile Thesen, ich weiß. Es sind aber nur Vermutungen und sollen nicht als Vorwürfe verstanden werden.
Sorry auch von mir für das Zweckentfremden dieses Themas. Wenn der TO seine Fragen als beantwortet betrachtet, möge er mir (uns) verzeihen.
