Nachdem ich hier schon wochenlanger Mitleser bin und euch hier immer als sehr konstruktiv, freundlich und hilfsbereit wahrgenommen habe, habe ich mich nach langem Zögern entschlossen, hier auch mal meine Geschichte zu teilen:
Ich bin 35 Jahre alt und arbeite in der Rhein-Neckar-Region als Lernberater für ein Consulting-Unternehmen. Ich kommuniziere beruflich und privat gerne und viel (vor allem labern
- 2012 hatte ich monatelang einen Druck auf dem rechten Ohr. Man hat nie was gefunden und auch mein Hören war normal, ich habe ein temporäres Paukenröhrchen bekommen und das Problem kam wieder.
- 2019 hatte ich mein „Medical“ vor Augen: Mein Traumberuf war immer Pilot und als die Überlegung reifte, es beruflich zu machen, stand die große medizinische Prüfung vor der Tür. Ich bin leider ein Mensch, der sich in Sachen ziemlich schnell reinsteigert und emotional wird. Genau an der Stelle hatte ich auch den Verdacht, ich höre weniger gut und bin ständig zum Arzt gerannt, in der ewigen Angst, ich bekomme kein Medical und kann meine Piloten-Pläne über den Haufen werfen kann. Zu der Zeit hatte ich dann auch meinen ersten Tinnitus rechts bekommen, der auf ca. 8000 Hz liegt. Ein paar Wochen später habe ich links einen Tinnitus auf ca. 1000 Hz bekommen. Beide sind bis heute geblieben.
- Anfang 2023/Anfang 2024: Ich hatte mittlerweile meine Privatpilotenlizenz gemacht, habe ich mich auch 1,2 Mal reingesteigert und aus dem Nichts manchmal das Gefühl gehabt, ich höre schlechter. Also wieder zum Arzt gerannt, alles im Internet nachgelesen, aber Hörtest unauffällig 2023. Nach ein paar Tagen habe ich mich jeweils wieder beruhigt. Anfang 2024 war schon eine leichte Ausbeulung bei 1000 Hz da, da lag ich dann schon bei ca. 25 db.
- August 2024: Selbe Situation, diesmal nach einem Urlaub. Ich bin zum Arzt und diesmal: Hörverlust in den Mittelfrequenzen in beiden Ohren, ungefähr so:
125 | 250 | 500 | 1000 | 2000 | 4000 | 8000
20 | 20 | 20 | 45 | 40 | 5 | 10
Der Arzt meinte nur: Ich müsste ein Hörgerät tragen und ich hätte etwas ganz „schlimmes gemacht“. Dem habe ich erwidert, dass ich auf meine Ohren aufpasse, da ich mittlerweile eine Privatpilotenlizenz habe, die ich nicht verlieren möchte. Ich habe mich wieder reingesteigert, erstmal auch dagegen gewehrt und vor allem verdammt viel gegoogelt, um so irgendwie wieder die Kontrolle zu erlangen. Erst so habe ich erfahren, dass ich einen „Cookie Bite“ Hörverlust habe, der höchstwahrscheinlich genetisch und verdammt selten ist und oft in den 30ern auftritt. Meine Eltern haben beide keinen Hörverlust, meine Schwester auch nicht. Flüstern nicht mehr richtig zu verstehen habe ich allerdings schon so 2022 wahrgenommen.
Ich habe dann nach 1000 Ängsten und Gedanken und nach 2-3 Monaten probieren mich für ein Hörgerät bei Amplifon entschieden. Der Akustiker hat sich verdammt viel Zeit genommen, mir alle Fragen beantwortet und meine Bedanken auch verstanden. Ich trage jetzt – leider habe ich es zwischenzeitlich ein paar Wochen abgelegt, ein GN Resound Nexia 9 60S-DRWC. An sich bin ich damit ganz zufrieden, aber ich habe das Gefühl, dass meine Psyche, meine Ängste mir derart im Wege stehen, dass ich die Vorteile des Hörgeräts gar nicht voll ausschöpfen kann. Ich habe seit knapp 2 Monaten auch eine Psychotherapie am Laufen, um diese Ängste und Gedanken in den Griff zu kriegen. Es ist auch nach wie vor schwierig, die richtigen Einstellungen zu finden, oft ist die Umgebung zu laut oder leise Sprache wird nicht gut verstärkt. Liegt das daran, dass die inneren Haarzellen nicht von einer Verstärkung profitieren?
- Heute, Anfang 2025 befinde ich mich in einer Situation, in der ich echt schlecht mit dem Hörverlust, dem Gefühl der Ohnmacht und den Einschränkungen Zurecht komme. Mein komplettes Umfeld ist liebevoll, hilfsbereit und verständnisvoll. Trotzdem plagen mich Ängste, dass es immer schlechter wird, dass der Job verloren geht etc. Das ist belastend. Ich bin so im Kopf gefangen, dass Geräusche mich schnell erschrecken. Mein Ohrendruck und Tinnitus sind beide noch da, ich sehe sie mittlerweile als Indikator für Stress, um dem etwas Positives abzugewinnen.
In meinem Kopf drehen sich folgende Fragen an euch:
- Ist ein Tinnitus nicht eigentlich immer da, wo der Hörverlust liegt? Warum ist mein erster Tinnitus auf ca. 8000 Hz? Ich habe eine leichte Skoliose und bin stressbedingt sicherlich verspannt, aber ich habe es schon mit Osteopathie, Physio etc. probiert. Der Tinnitus ändert sich übrigens, wenn ich den Kopf neige
- Kann mein Hörtest gleich „gut“ bleiben und ich trotzdem schlechter hören, weil meine äußeren Haarzellen das Signal beim Hörtest verstärken, auch wenn meine inneren Haarzellen beschädigt sind?
- Hat hier auch jemand einen Cookie Bite und hat ähnliche Erfahrungen bzw. weiß, wie der in der Regel verläuft?
- Was kann ich von einem Hörgerät erwarten? Wenn meine Freundin 1 Meter von mir entfernt flüstert, verstehe ich das nicht
- Was kann ich mit dem Akustiker tun, um das Sprachverständnis zu stärken? Ich höre ja alles, aber es ist oft entweder zu leise oder zu undeutlich
- Eine meiner Gedanken dreht sich um Demenz. Wir haben familiär keine Vorgeschichte, aber das ist für mich die Schauder-Krankheit schlechthin. Ich habe ja auch durch das Forum erfahren, dass
- Wie lange muss ich denn eigentlich damit rechnen, dass die Eingewöhnung an
- Kann es sein, dass meine Psyche gerade auch sehr stark dazu beiträgt, dass ich schlechter höre? Ich arbeite schon mit der Psychologin und verschiedenen Entspannungstechniken dran, mental auf die Beine zu kommen.
- Wäre ich irgendwann mit einem
- Was genau heißt „sensorineural“? Ich lese oft: Haarzellen kaputt, aber / oder auch der Hörnerv. Wäre dann ein
- Hilft mir ein Hörgerät denn, wenn die inneren und äußeren Haarzellen beschädigt sind? Das
- Lässt sich ein Recruitment / Hyperakusis denn mit Hörtraining normalisieren?
Ich freue mich auf den Austausch mit Gleichgesinnten hier! Danke für eure Worte und Hilfe vorab
Vielen Dank fürs Lesen und liebe Grüße aus der Rhein-Neckar-Region
Flyer