Lale geht nach Schleswig ins Internat...

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Ute
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Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#1

Beitrag von Ute »

... und mir ist ganz schlecht. Dabei ist es nur ein 6wöchiger Kursus und sie kommt jedes Wochenende nach Hause.
Aber sie ist doch erst 6 und ausserdem fühl ich mich jetzt schon total alleine und heule wie ein Schloßhund.
Und morgen muß ich so tapfer sein, damit sie nicht mitheult und ich weiß gar nicht wie *seufz*
Naja, wollt ich nur mal eben loswerden, war ja lange nicht mehr bei euch....
:(
Nina M.
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#2

Beitrag von Nina M. »

Oh je... dass das schwierig wird, kann ich mir gut vorstellen.

Für mich und für meine Mutter war das auch ziemlich komisch und ich war immerhin schon 17 als ich ins Internat bin! Bei einem 6jährigen Kind sieht das ja ganz anders aus...

Warum ein 6-wöchiger Kursus? Wozu ist das gut? Vorbereitung auf die Einschulung? Oder Hospitation?

Viele Grüße,
Nina
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Ute
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#3

Beitrag von Ute »

Es ist so eine Art Vorschule, Sprach und Hörtraining für die Kleinen.
Sie ist nun mal mein einziges Kind und wir waren auch noch nie solange voneinander getrennt.
Ich seh mich schon Dienstag nach Schleswig fahren im Nachthemd und sie abholen... :dep:

Gudrun
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#4

Beitrag von Gudrun »

Hallo Ute,

ich weiß, das hilft dir nicht viel, aber deine Tochter wird vielleicht neue Freunde gewinnen und es wird für sie ein großer Gewinn in Sachen Selbständigkeit sein.

Kann sie telefonieren? Wenn nicht, kannst du ihr ja ab und zu eine Karte schicken, die ihr jemand vorliest.

Liebe Grüße,
Gudrun
Ute
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#5

Beitrag von Ute »

So, nun ist sie in Schleswig, und ich hoffe, daß sie schlafen kann.
Unglaublich, wie ruhig es ist im Haus ohne diesen kleinen Wirbelwind...
Aber Lale war total cool und hat meinen Mann und mich fast rausgeworfen:-)
Ich weiß (oder hoffe es sehr stark), daß sie das alles schafft, sie ist ein starkes Persönchen und ich bin ja auch froh, daß sie diese Möglichkeit bekommt.
Morgen meld ich mich nochmal, wie die erste Nacht gelaufen ist.
Ute
Nina M.
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#6

Beitrag von Nina M. »

Hallo Ute!

Na, das klingt doch toll. Wird schon alles klappen, ihr schafft das!

Viele Grüße,
Nina
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Ute
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#7

Beitrag von Ute »

Tja, es läuft leider nicht so wirklich gut.
Lale hatte tierisch Heimweh, die Erzieherinnen waren zu streng und der Unterricht teilweise zu langweilig *seufz*
Am Liebsten würd ich sie zuhause lassen, aber das kanns ja auch nicht sein, oder?
Wir warten diese nächsten Tage nochmal ab. Heute fährt sie mit dem Bus nach Schleswig *graus*...
Drückt die Daumen!
Gruß
Ute
Andrea Heiker
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#8

Beitrag von Andrea Heiker »

Liebe Ute,

das ist schade. Aber wenn sich Lale quält, ist es vielleicht besser, die Maßnahme abzubrechen? Kann Lale soviel hören, dass Du mit ihr jeden Tag telefonieren kannst?

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Ute
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#9

Beitrag von Ute »

Hallo, Andrea,
das ist ja gerade der Knackpunkt, Lale hört im Verhältnis zu den anderen Kindern richtig gut. Sie ist auch sprachlich total fit und hat dadurch natürlich nicht so den Leidensdruck aufgebaut, den die anderen Kinder vielleicht haben.
Ich werde es so machen, daß ich sie abhole, wenn sie wieder so Heimweh hat. Die Lehrerin hatte auch nochmal Bescheid gesagt, daß das dann die Beste Lösung wäre.
Andererseits ist es ja auch doof, nicht noch ein paar Tage zu probieren, denn sonst bliebe sie Schule ja immer in schlechter Erinnerung, und vielleicht braucht Lale sie ja später doch noch...
Ute
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#10

Beitrag von Ute »

tausche ein "s" gegen ein "d" :-)
Gudrun
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#11

Beitrag von Gudrun »

Hallo Ute,

ich persönlich finde eine Woche zu kurz, um sagen zu können, dass Heimweh sich nicht bewältigen lässt. Vielleicht sieht es am Mittwoch auch schon wieder besser aus?

Ich weiß nicht, was für eine Persönlichkeit Lale ist, aber vielleicht kannst du ihr sagen, dass sie den Kontakt zu anderen kindern suchen soll, dass sie nicht abwarten soll, bis jemand auf sie zukommt.

Ich wünsche weiter gutes Durchhaltevermögen!

Liebe Grüße,
Gudrun
Nina M.
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#12

Beitrag von Nina M. »

Hallo!

Na, ich muss sagen, ich wäre aber durchaus auch dafür Lale abzuholen, wenn das Heimweh wirklich so schlimm ist. Denn wenn ein Kind wirklich irrsinnig schlimmes Heimweh hat und man dann "hart" bleibt und das Kind zum Bleiben zwingt, dann kann DAS auch böse Erinnerungen hinterlassen. Möglicherweise weigert sich das Kind dann jahrelang auf Freizeiten zu fahren oder so, weil dann die Angst noch in den Knochen sitzt.
Ich bin da eher für die sanfte Methode, wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Außerdem ist Lale ja mit 6 Jahren wirklich noch extrem jung! Eigentlich ist das ja noch ein Alter, wo man ein Kind, wenn möglich, nicht unbedingt von den Eltern trennen sollte. Jedenfalls finde ich es da für ein Internat noch extrem früh. (Aber ich weiß, dass es leider manchmal nicht anders geht.)

Gruß,
Nina
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Barbara
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#13

Beitrag von Barbara »

HalloUte!

Zieht Ihr denn in Erwägung, dass Lale (übrigens ein schöner Name, gefällt mir) in Schleswig zur Schule gehen soll, wenn sie, so wie Du schreibst, besser dran ist als die anderen Kinder dort?
Wenn das so eine Quälerei für Euch ist, würde ich die Maßnahme abbrechen. Manch kleine Kinderseele steckt eine erzwungene Trennung nicht so ohne weiteres weg. Ich spreche aus eigener Erfahrung, ich bin auch ein Schleswigkind, allerdings ist es schon 35 Jahre her. Damals war ich vor der Einschulung in Schleswig 2 oder 3 Mal zum Hörtraining dort. Allerdings waren es nicht 6 Wochen mit Wochenendheimfahrten, sondern 4 Wochen am Stück. Und die Eltern durften ihre Kinder auch nicht besuchen. Meine Mutter erzählte, dass ich, zumindest nach dem ersten Mal im Alter von 3 Jahren, danach eine andere war, meine Eltern nicht mehr kannte. Ich denke mal, das prägt so ein Kind schon irgendwie, das eine mehr, das andere weniger.

Meine Mutter sagte, die Lehrer hätten gesagt, ich würde das Hören und Sprechen sonst nicht richtig lernen. Und sie wollte das Beste für mich, auch wenn ihr das Herz blutete.

Bei meiner ebenfalls schwerhörigen Tochter habe ich Gott sei Dank nicht das Problem. Sie besucht mit FM-Anlage eine I-Klasse, und selbst wenn das nicht klappen sollte, könnte sie zur Schwerhörigenschule wechseln, da wir in Hamburg wohnen.

Ich wohnte früher mit meinen Eltern in und dann in der Nähe von Kiel. Wo wohnt Ihr denn? Könnte Lale vielleicht als Fahrschülerin nach SL fahren, wenn Ihr das ernsthaft in Erwägung zieht?

Kriegt Ihr denn Frühförderung von Schleswig oder ist die jetztige Maßnahme alles in der Richtung?

Ich würde auch die nächste Woche abwarten, vielleicht ist Lale ja ein bisschen kontaktfreudiger als ich damals und findet in der zweiten Woche mehr Anschluss. Und wenn alles nichts hilft, würde ich sie ohne schlechtes Gewissen rausnehmen. Du schaffst das schon, Lale gegebenenfalls auch ohne diese Maßnahme zu fördern.

Liebe Grüße
Barbara

Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
Barbara
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#14

Beitrag von Barbara »

Huch, mein Beitrag hat sich mit Ninas überschnitten, die vom Sinn her ja dasselbe schreibt. Und ich bin froh, das auch andere das so sehen. Ich hatte schon überlegt, ob ich Ute mit meinen negativen Erfahrungen überhaupt verunsichern soll, denn das tue ich bestimmt.
LG Barbara
Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
Sabine
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#15

Beitrag von Sabine »

Hallo,

in diesem Fall möchte ich gerne bei Nina abschreiben ;-)
Ich schreib' noch meine eigenen Gedanken dazu.

Kinderseelen sind so zerbrechlich ... Ich habe selber ja vier Kinder, der Älteste ist auch 6 Jahre (normalhörend). Er hat sich anfangs so schwer getan, sich im Kiga einzuleben. Jeden Morgen hat er bitterlich geweint. Das ging über zwei Jahre, und es war furchtbar. Auf gar keinen Fall wäre er in der Lage gewesen, sich für mehrere Tage und Nächte von uns zu trennen. Auf KEINEN Fall.
Es ist für mich auch nur schwer vorstellbar, dass es Kinder gibt, die das gut wegstecken würden?
Christian (gestern 5 geworden) ist ein ganz anderer Typ, sehr unabhängig, trennt sich leicht etc.
Aber selbst bei ihm könnte ich mir niemals eine Internatsunterbringung vorstellen.
Im Jugendalter ist das ja etwas anderes, aber Kinder können doch "Zeit" noch gar nicht so richtig abschätzen.

Und egal, wie gut die Erzieher sind, können sie wirklich das geben, was das Kind im Elternhaus bekommt? Für mich, wie gesagt, gar nicht vorstellbar.

Wenn es um Leben und Tod ginge, wäre es ja noch etwas anderes, aber so ... Du sagst ja selber, dass der Leidensdruck gar nicht vorhanden ist.
Und in Deinem ersten Beitrag schriebst Du, dass Du Dich schuldig fühlst (dazu besteht sicherlich kein Grund, aber es ist eben Dein Gefühl). Kinder haben so feine Antennen, Lale spürt ja auch, wie es Dir geht mit dieser Entscheidung.

Auf jeden Fall würde ich Lale bei der nächsten gravierenden Heimweh-Attacke abholen. Hoffentlich informieren die ErzieherInnen Dich auch wirklich.
Ich glaube auch, dass die Schule in schlechterer Erinnerung bleibt, wenn diese Maßnahme jetzt auf Biegen und Brechen durchgezogen wird, als wenn man sie einvernehmlich abbricht, sich aber offenhält, es bei BEDARF noch einmal zu versuchen (in späteren Jahren).

Ich kenne ja die Abläufe und den Sinn und Zweck dieser Maßnahme nicht, aber wäre es möglich, dass Du Dich in einem Hotel in der Nähe einquartierst und Lale nur für die Förderung tagsüber dort ist?
Entschuldige, wenn das jetzt ein völlig unpassender Gedanke ist.

Vertraue auf Dein Gefühl, und wenn Du meinst, es sei an der Zeit, Lale abzuholen, dann tu's.

Alles Gute für diese schwierige Zeit,

Gudrun
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#16

Beitrag von Gudrun »

Hallo Nina und Barbara,

mein Posting war auch auf keinen Fall so gemeint, dass man das auf Biegen und Brechen durchziehen muss. Ich dachte nur, dass eine Woche eventuell zu kurz ist, um sagen zu können, ob die Eingewöhnung klappt oder nicht, aber letztendlich kann das nur Ute beurteilen. 6 Jahre ist wirklich sehr jung und wenn es das erste Mal ist, dann ist eine Woche auch verdammt lang. Und wenn die Erzieher streng sind, dann ist das Scheiße.

Ich war selbst mit 13 Jahren in einem Zeltlager und wurde vom Leiter richtig gezwungen, dazubleiben. Es war ausgerechnet ein Zeltlager für Behinderte und Nichtbehinderte, aber auf meine Hörschädigung wurde NIE Rücksicht genommen, was mir bei einem "integrativen" Zeltlager besonders sauer aufgestoßen ist. Ich musste mich selbst darum kümmern, dass ich nicht unterging. Meine Mutter hätte mich abgeholt, aber der Zeltlagerleiter war dagegen. Diese Erfahrung mit dem Zeltlager hat dazu geführt, dass ich zwei Jahre lang keine Reise allein mehr durchführen wollte. Ich habe zwei jahre später an dem Zeltlager wieder teilgenommen, da war es dann viel besser, auch wenn meiner Hörschädigung immer noch kein Thema war. Aber ich ging aktiv auf Leute zu und es gab diesmal eine Gruppe gehörloser Mädchen (teils lautsprachkompetent, teils nur gebärdensprachkompetent), mit denen ich mich auch zusammengetan habe (auch wenn ich mich darüber ärgern musste, dass die alle in dasselbe Zelt kamen und ich allein unter Hörenden in einem Zelt war).

Ute, kannst du mit deiner Kleinen telefonieren? Sucht sie den Kontakt zu den anderen? Ich schließe mich den anderen auch an, wenn du denkst, dass diese Maßnahme doch mehr Schaden anrichtet als nutzt, und wenn sie nicht notwendig ist, dann brich sie ab. Aber vielleicht ist deine Kleine auch bereit, es bis Mittwoch zu versuchen? Hat sie schon ein Gefühl für Wochentage bzw. die Anzahl der Tage und Nächte?

Gudrun
Maike
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#17

Beitrag von Maike »

Hallo Ute,

mir tut das Herz richtig weh, wenn ich von Lale lese... -
irgendwie geht es mir ueberhaupt nicht in den Kopf, ein
Vorschulkind fuer 6 Wochen (SECHS!!!! Wochen) in einem Internat zu
unterbringen. Kommt mir vor wie eine Schilderung aus der
Altsteinzeit...

Es ist voelliger Quatsch, wenn man behauptet, dass man "nur so"
richtig hoeren / sprechen lernen koennte. - Es geht anders - und
das auf eine Weise, wie es dem Kind und Dir viel besser tut!

Mir geht es gar nicht in den Kopf und noch weniger ins Herz, ein
Kind wochenlang wegzustecken, nur damit es besser hoeren/sprechen
lernt.

Dabei bin ich selbst von Geburt an gehoerlos und habe eine
intensive lautsprachliche Fruehfoerderung bekommen und war niemals
von meiner Familie getrennt (erst als ich 15 war und in ein
Internat einer Schwerhoerigenschule kam und da war es voellig ok
fuer mich). Ich glaube, wenn ich von meinen Eltern getrennt waere,
haette ich niemals so gut sprechen gelernt. - Gut, das kann man
nicht auf andere uebertragen, aber es muss echt Wege geben, wo das
Kind auf KEINEN Fall von den Eltern getrennt wird.

In Friedberg/Hessen z.B. gibt es Mutter-Kind-Wechselgruppen, in
denen ein Elternteil mit dem hoergeschaedigten Vorschulkind
ZUSAMMEN eine Woche lang im Internat untergebracht ist, wo sie
ZUSAMMEN zur Therapie etc. gehen. Da lernt dann auch gleich das
Elternteil mit, worauf es bei der Hoer- und Spracherziehung achten
soll. - Wie sollst Du es tun, wenn Du Lale unter der Woche nicht
bei der Therapie erlebst?

Ehrlich gesagt, so ein Konzept, bei dem ein Vorschulkind im Jahr
2005 SECHS Wochen lang von seinen Eltern getrennt in ein Internat
gehen muss, nur um besser hoeren/sprechen zu lernen, das finde ich
dermassen abwegig. Ich frage mich allen Ernstes, was hier
versaeumt worden ist in den letzten 30 Jahren... - es mutet an wie
ein Konzept aus den 60er/70er Jahren... - und so wuerde ich
sowieso an der Paedagogik zweifeln, dass ich von vornherein mein
Kind gar nicht hergeben wuerde! Schon ein Tag Trennung waere
zuviel! Meine Mutter war in JEDER Logopaedenstunde von mir dabei
und hat mitgemacht und -gelernt. Das hat sich absolut
ausgezahlt!!!

Irgendwie kommt mir das Konzept so abstrus vor, dass ich sogar
Schwierigkeiten habe, zu glauben, dass es wirklich existiert...

Ich moechte Dich nicht verunsichern, aber es ist doch wichtig,
dass wir hier ehrlich unsere Meinung aeussern.

Und wenn das Schleswiger Konzept TATSAECHLICH so ist, wie Du es
beschreibst, dann waere es vermutlich allerhoechste Zeit, hier was
zu aendern am Konzept! Ich weiss von KEINER anderen Schule in
Deutschland, die sowas macht und bin daher sowohl sehr ueberrascht
als auch schockiert, dass es sowas ueberhaupt heute noch gibt... -
und ich moechte nicht wissen, was mit den Kinderseelen passiert,
die so getrennt werden.

Frueher hat man gehoerlose Kinder im Alter von 6 Jahren an der
Gl-Schule abgegeben, diese haben nicht gewusst, was mit ihnen
passiert und haben erst Wochen spaeter ihre Eltern zu den
naechsten Ferien wieder gesehen, teilweise nohc viel spaeter -
also Sommer - Weihnachten - Ostern - Sommer etc. - Die
Schilderungen der erwachsenen (aelteren) Gehoerlosen ueber das
Trennungstrauma in diesem Alter gehen mir jedes Mal unter die Haut
und mir dreht sich der Magen schier um...

Gruessle
maike
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Sabine
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#18

Beitrag von Sabine »

Liebe Maike,

Du sprichst mir mit Deinem Beitrag vollkommen aus der Seele.
Ich bin auch hin- und hergerissen, ob ich hier meine Meinung überhaupt schreiben soll(te), weil das ja die Situation für Ute nur noch schwieriger macht.
Aber mir geht's wie Dir, auch mir geht der Gedanke sehr zu Herzen, dass da Vorschulkinder für so lange Zeit von ihren Eltern getrennt werden.
Als ich heute abend die Kinder ins Bett brachte, blieb ich bei Alexander besonders lange hängen. Könntest Du Dir ihn im Internat vorstellen?

Ute, wenn das für Euch der richtige Weg ist, wenn Du den Eindruck hast, dass Lale doch irgendwie zurechtkommt (besser als letzte Woche), dann soll es wohl so sein. Aber wenn Du den Eindruck hast, dass sie leidet, dass sie so großes Heimweh hat, dann brich das Unterfangen ab.
Ich war und bin die Hauptperson, wenn es um die Förderung meines hörgeschädigten Kindes geht. Ganz ehrlich, so überheblich bin ich mittlerweile, niemand könnte mir auch nur annähernd das Wasser reichen in bezug auf seine Förderung.
Was bieten die denn da so Großartiges, dass diese Fachleute ein derartiges Konzept für so junge Kinder für gut und richtig befinden?
Auch ich kann es kaum glauben.

Ute, Lale und Deine Familie, Ihr steht im Mittelpunkt, lass Dich von keinem zu irgendetwas drängen, und nimm die Fäden lieber selber in die Hand.

Deine Beiträge lesen sich so, als sei auch Dein Herz zerrissen und als sähest Du den Nutzen der ganzen Sache auch nicht wirklich.

Denn was ist schon ein 6-wöchiger Kurs? Du als Bezugsperson bist nicht dabei, kannst somit auch nichts für die ganz normale Alltagsförderung lernen ... das ergibt für mich keinen Sinn.

Ich denke an Euch und wünsche Euch alles Gute, vor allem der kleinen Maus,

Petra
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#19

Beitrag von Petra »

Hallo Ute,

ich habe keine Ahnung welche Therapien in Schleswig gemacht werden, deshalb kann ich auch nur meinen meinen persönlichen Eindruck wiedergeben... Aber 6 Wochen ohne Mama mit 6 Jahren????? Für mich völlig unvorstellbar... Der Nutzen OHNE Mutter erklärt sich mir auch nicht!? Sollst du dir nach 6 Wochen dann das "neue Wissen" zu Hause aus den Rippen schneiden? Oder ist man als Mutter die Fragen stellt oder "in-Frage-stellt" vielleicht auch gar nicht erwünscht? Egal, mir scheint, dass du von Anfang an ein nicht ganz tolles Gefühl dabei hattest, oder!? So, jetzt hat die Kleine fürchterlich Heimweh, die Erzieherinnen sind streng, der Unterricht ist langweilig und ihr beide fühlt euch schlecht- was hält dich davon ab, sie sofort zu holen? Man kann ja mal eine Fehlentscheidung getroffen haben! Sprachlich ist sie fit, also musst du dir doch da schon mal keine Sorgen machen... Hörtraining + Vorschule kann man auch zu Hause machen, meine ich. Also rein ins Auto und ab nach Schleswig!

LG Petra

Maike
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#20

Beitrag von Maike »

Liebe Sabine,

Alexander im Internat??? Eher fliessen die Fluesse aufwaerts und
die Hasen erschiessen die Jaeger als dass ich mir Alexander im
Internat vorstellen koennte... - er wuerde vermutlich auf Grund
seiner hohen Intelligenz und seiner Persoenlichkeitsstruktur voll
rebellieren - indem er sich einfach "quer" stellen wuerde. Er
wuerde sich vermutlich gar nicht oder nur schwer einfuegen und
somit es den ErzieherInnen nur schwer machen... (dann zu sagen:
Alexander ist ein schwieriges, verhaltensauffaelliges Kind - das
waere dann sehr leicht und wuerde gar nicht mal annaehernd
beschreiben koennen, was wirklich Sache waere...)

Gruessle
Maike
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Maike
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#21

Beitrag von Maike »

P.S.: Fakt ist - und das erlebe ich in meinem Beruf staendig, dass
es tatsaechlich Kinder gibt, denen es im Internat VIEL VIEL besser
geht als daheim, die sogar die ganzen Ferien darauf warten,
ENDLICH wieder im Internat sein zu koennen. - ABER: selbst fuer
diese Kinder, denen es "fernab" der Familie besser geht, waere es
eine grosse Chance, wenn ein Elternteil dabei waere - dann gaebe
es auch Moeglichkeiten, das eigene Familienleben zu reflektieren
bzgl. der Sprach- und Hoersituation des Kindes und somit das
Umfeld des Kindes evtl. zu verbessern. - Sechs Wochen ohne
Elternteil - man moege mir das paedagogische Konzept bitte mal
erklaeren...
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Ute
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#22

Beitrag von Ute »

Oh, Wahnsinn, so viele neue Nachrichten, ich musste erstmal in Ruhe lesen...
Also, es ist wirklich so, daß Lales Lieblingslehrerin (denn Lale liebt den Unterricht, aber nicht das Internat) anruft, sobald der Krümel Heimweh zeigt. Ich glaube auch nicht, daß wir die 6 Wochen durchziehen, es sei denn, sie findet richtig gute Kumpel mit denen sie weiter dort sein möchte.
Ich hätte auch nicht gedacht, daß mein kleines Töchterchen überhaupt nur einen Tag da bleiben würde, aber sie ist doch stärker, als zunächst gedacht.
Zu den Regeln im Internat muß ich noch sagen, daß es ganz normale Regeln im Zusammenleben sind, wie z.B. beim Essen sitzenbleiben, nicht ständig pfeifen (auch wenn man´s grad erst gelernt hat) und auch mal darauf hören, was die Erzieherinnen sagen.
;)
Für Lale sind das ganz andere Erfahrungen als zuhause, hier ist alles eher locker, ich bin selbst leicht chaotisch veranlagt.
Und es sind ja auch noch so viele andere Kinder da, teilweise noch viel kleiner, und dieser Hör und Sprachtrainingskurs ist extra für kiddies im Vorschulalter, ich denke schon, daß da langjährige Erfahrungen vorhanden sind.
Heute und morgen sind wohl noch Gespräche zwischen den Lehrern und Erziehern geplant, ich bin ja mal gespannt.
Typisch Lale, 3 Tage da und schon alles in Aufruhr.
Das Gute ist, das sie ihre Gefühle nicht verbirgt, sobald sie Kummer hat, zeigt sie das auch und eben auch, wenn sie sich ärgert.
Insofern hoffe ich schon fast, daß morgen das Telefon klingelt, und ich sie abholen kann, mir gehts echt bescheiden...
Ich melde mich aber, sobald was Neues passiert.
Vielen Dank für eure Antworten!
Ute

Ute
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#23

Beitrag von Ute »

Ach ja....
das mit der Alltagsförderung *hmmm* ... wie gesagt, Lale ist sprachlich fit, das einzige was auffällt ist das Lispeln, aber das ist schwer wegzukriegen, weil noch keine bleibenden Zähne da sind.
Wir gehen ja auch zum Logopäden - wobei ich das richtig sinnfrei empfinde - in den ersten 3 Tagen in Schleswig hat Lale das "s" schon besser hingekriegt als nach 6 wochen Logo...
Und sie wollte auch ins Internat, um Gebärden zu lernen - das wars ja auch noch.
So, nun hab ich hoffentlich nichts vergessen.
Gudrun
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#24

Beitrag von Gudrun »

Hallo Ute,

ihr könnt die Logopädie-Übungen ja auch zuhause fortsetzen. Da genügen jeden Tag ein paar Minuten.

Ich bin gepsannt, wie es weitergeht und euch beiden wünsche ich viel Power, egal, wie ihr euch entscheidet.

Gudrun
Tine J.
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Re: Lale geht nach Schleswig ins Internat...

#25

Beitrag von Tine J. »

Hallo Ute,

mich würde es auch noch interessieren, ob außer Lale noch andere Kinder, die einen sechswöchigen Kurs in Schleswig machen ,dabei sind ?
Ich kenne Schleswig, ich fahre immer mit meiner Tochter zu den Reha-Kursen, aber da bin ich immer dabei. Aber dass sie noch an so einem alten Konzept arbeiten, wundert mich auch sehr,als wäre die Zeit stehen geblieben.Im Internat stehen soviele Betten frei,da hätte man die Eltern gut mit unterbringen können.
Wenn Lale es dort noch gefällt und sie das verkraftet, ist es okay, aber wenn sie Heimweh kriegt, hol sie bitte ab!Ute, ich will es dir nicht noch schwerer machen,als es schon ist.
Ich bin auch so ne "Glucke" und könnte mir niemals ein Internat für meine Kinder vorstellen. Jedenfalls nicht mit 6 Jahren. Wir wohnen auch in Schleswig-Holstein und haben einen Antrag auf Gastschulbesuch in Hamburg gestellt, damit meine Kinder nach Hamburg in die Schule gehen können, sie fahren täglich ( ca.40 Minuten) mit der Bahn.
Inzwischen sind meine Kinder 15 und 13 Jahre alt, mein Sohn ( der 15jährige) ist auch ein sehr hochsensibles Kind ,könnte sich heute noch kein Internat für ihn vorstellen, in 2 Jahren wird er aber eventuell nach Essen auf eine weiterführende Schule gehen,dann muss er auch ins Internat. Meine Tochter hingegen hätte weniger Probleme mit der Trennung, sie hat immer sehr gerne woanders übernachtet .Dennoch ist es für mich sehr wichtig,
die Kinder zu Hause zu haben, solange,bis sie ihre eigenen Wege gehen.

Ute, wo wohnt ihr nochmal ? Ich denke viel an euch!

Ganz liebe Grüße

Tine
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