Freunde???

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Esther
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Freunde???

#1

Beitrag von Esther »

Hallo ich wollte mich mal wieder melden da wir z.Zt. ein RIESEN großes Problem haben.
Unsere Laura besucht die 3. Klasse der Regelschule (Grundschule).
Sie ist ein aufgeschlossenes selbständiges Mädchen.
Nur will in der Schule keiner mit ihr spielen. Sie hatte eine BESTE Freundin mit der sie sehr viel und auch gerne zusammen war. Jetzt streitet sie sich ständig mit Ihr weil unsere Laura sie zu sehr einnimmt ( d.h. ihre Freundin darf nicht mit anderen spielen).
Nun steht sie ganz alleine da was uns und auch Laura sehr belastet. Kennt jemand das Problem ?
Andrea Heiker
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Re: Freunde???

#2

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Ester,

ich frage mich warum Laura so dominant auftritt, dass ihre beste Freundin nicht auch mit anderen Kindern spielen durfte. Die Schwerhörigkeit verstärkt das Problem. Wenn man als Sh erstmal Außenseiter ist, ist es schwierig da wieder rauszukommen. Da Kinder leider grausam sind und jemanden, den sie erst einmal auf den Kieker haben, nichts verzeihen, vor allen Dingen keine Hörgeräte und da daraus entstehende evtl. vermehrte Zuwendung.

Ich war selbst auch auf der Schule außen vor (allerdings viel später, mit Beginn der Pubertät). Wenn sich das Problem bis zu den nächsten Sommerferien nicht gegeben haben sollte, dann würde ich Laura in eine Schwerhörigenschule geben. Emotional wird ihr das sicher gut tun. Eine Außenseitererfahrung ist etwas, das ich keinem Kind wünsche.

Gruß
Andrea

seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Esther
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Re: Freunde???

#3

Beitrag von Esther »

Keine Ahnung warum das auf einmal so ist Laura war eigentlich schin immer ein "Einzelkind" und hat sich lieber mit sich selbst beschäftigt. Ich glaube gerade deshalb war ihr diese Freundin sehr wichtig da sich auch die gleichen Intressen hatten und haben. In eine Sh schule möchte ich sie eigentlich nicht geben. Ich denke eher sollte sie lernen zu tolerieren das ihre Freundin im gegensatz zu ihr auch noch andere Freunde hat...
Für sie ist das wirklich sehr sehr schwer und ich leide auch wenn sie alleine da steht und keiner mit ihr spielt. Ich kann mir auch nicht vorstellen das das in der Sh schule anderes ist.
Andrea Heiker
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Re: Freunde???

#4

Beitrag von Andrea Heiker »

Trotzdem,

wenn es nicht besser wird, müsst ihr etwas unternehmen, sonst gerät Eure Tochter immer weiter ins Abseits, was sich mit Sicherheit auch seelisch auswirkt. Sicher kann man die Situation noch eine Weile beobachten, aber ich weiß nicht, ob es sich ändert. Es ist aber interessant zu erfahren, dass sehr viele schwerhörigen Regelschüler die Außenseitererfahrung irgendwann machen. Vieles davon hat damit zu tun, dass eine Schwerhörigkeit eine Kommunikationsbehinderung ist. Wenn die Situation sehr zerfahren ist, dann ist ein Schulwechsel oft eine Lösung.

Ich habe eine gewisse Theorie, warum Leura sich so an eine Freundin festhält. Laura hat wahrscheinlich schon erkannt, dass sie vieles nicht versteht, was andere Kinder sagen und gemerkt, dass sie in einer Zweiersituation problemlos kommunizieren und aktiv gestalten kann, während sie bei einer größeren Gruppe nur hinterherlaufen kann und nicht nach Belieben eingreifen kann. Wenn z.B. eine größere Gruppe von Kindern beschließt, Mutter, Vater, Kind spielen wollen, dann sind die attraktivsten Rollen schon verteilt bis Laura überhaupt mitbekommen hat, was angesagt ist und dann bleiben ihr vielleicht nur die Rolle als Familienhund etc. Kein Wunder, dass sie sich deswegen auch an eine Freundin klammert. Ich hatte selbst während der ersten sechs Schuljahre auch nur eine einzige beste Freundin und darüberhinaus auch kaum mit anderen Kindern (abgesehen von meinem nur wenig jüngeren Bruder) gespielt.

Gruß
Andrea
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Esther
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Re: Freunde???

#5

Beitrag von Esther »

Danke für deine überaus ehrliche Antwort. Als "Normal" hörender sieht man vieles nicht so. Eine wirklich intressante Blickrichtung so habe ICH es noch nicht gesehen.Du wirst sicher Recht haben wenn andere Kinder die Situation schon erfasst haben reimt sich Laura vieles zusammen. Daher sagt man Schwerhörigen auch oft Misstrauen nach. Dem Schulwechsel gegenüber bin ich sehr aufgeschlossen wenn auch skeptisch. Nur das Problem hierbei ist das Laura dies selbst nicht möchte. Warum auch immer. Wir waren schon oft mit ihr in der Hörgeschädigten Schule dort sind regelmäßig Veranstaltungen und Foren und da nehmen wir sie immer mit. Laura hat die anderen Kinder erlebt und war sichtlich "irritiert" wie schwerhörige Kinder ( manche mit noch anderen körperlichen Behinderungen) reden. Da sie ja auch sonst damit keinen Umgang und Erfahrungen hat. In dem Jahrgang in dem Laura ist sind nur Kinder die Gebärdensprache sprechen und KAUM Lautsprache. Laura wär das einzigste Kind mit Lautsprache. Ich weiß hört sich irgendwie nach Ausrede an. Vielleicht ist es auch eine ??? Auf diesem Gebiet sind wir eben doch noch irgendwie Laien.
1 x in der Woche kommt von eben dieser Schule eine Sprachtherapeutin und unterricht Laura. Und diese meint auch das Laura nicht da hin passt??? Ich bin da echt noch etwas hin und her gerissen.
Karin
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Re: Freunde???

#6

Beitrag von Karin »

Hallo Ester, also meine Kleine heißt auch Laura, 11 Jahre! (nicht schwerhörig)
Ich sehe es nicht mal so sehr als Problem mit der SH.
Meine Kleine hat, seit ich geschieden bin, die größten Verlustängste. Sie war auf alles was sich mir näherte eifersüchtig. Sie hatte auch eine Freundin, auch nur eine!! mit den anderen Kindern ging es nie gut. Die Freundin hat sich auch eingeengt gefühlt und die Eltern hatten den Beiden sogar den Kontakt verboten, weil Laura zu sehr eingeengt hat. Besitzergreifend ist das bessere Wort! Das fing schon im Kindergarten an.

Mir ging es wie dir. Sie tat mir leid. Aber sie kann sich nur selbst daraus holen, helfen kannst du ihr nur bedingt: Sicherheit geben, ihr gut zureden auch mal mit anderen was zu tun, mal auszuprobieren ein Wochenende ohne die Freundin was zu machen und ihr Selbstbewußtsein fördern.

Laura ist nun 11 Jahre, wie oben geschrieben, es wird besser, aber gut ist es immer noch nicht. Aber das Grundproblem solltest du versuchen zu finden. Bei Laura war es eindeutig die Situation mit ihrem Vater, die sie so hat werden lassen.

Ach noch was, auch die beiden haben sich zeitweise bis aufs Blut gestritten, weill eben die Freundin sich vereinnahmt gefühlt hat.
Lieben Gruß
Karin

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Esther
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Re: Freunde???

#7

Beitrag von Esther »

Hallo Karin,

Laura hat ausser ihrer schwerhörigkeit keine >weiteren Probleme glaub mir ich hab mit ihr gesprochen und sie auch aufschreiben lassen (man kennt das, daß man besser über Sorgen schreiben kann als reden) wo der "Schuh" drückt.
Sie hat mir mal um die Weihnachtszeit auf einen Zettel geschrieben sie wünscht sich nichts sehnlicher als "NEUE OHREN "!!!! Und ich denk das ist irgenwo genug Grund SO zu sein !
Aber das sehen irgenwie nicht alle so und es ist ja auch nicht richtig.
Ich bin auch der Meinung das sie es selber aus diesem Tal schaffen muss und doch will ich nichts unversucht lassen ihr dabei zu helfen.
Karin
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Re: Freunde???

#8

Beitrag von Karin »

Ahja, dann sieht es natürlich anders aus. Ich habe dir von meiner Laura geschrieben, weil man, wenn ein Kind sh ist, vielleicht nicht auf die Idee kommt, es könnte auch was anderes sein. Wenn sie aber das auf einen Wunschzettel schreibt, hat sie mit der Schwerhörigkeit sehr zu kämpfen.
Als Außenstehende Ratschläge zu geben ist einfach, für euch ist es schwer. Ich bin sicher ihr macht schon alles was in euer Macht steht, aber könnte es sein, dass sie denkt ihr seit nicht zufrieden mit ihr, so wie sie ist? Bitte, nicht falsch verstehen.

Lieben Gruß Karin

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Esther
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Re: Freunde???

#9

Beitrag von Esther »

Nein quatsch ich versteh es nicht falsch !
Im Gegenteil freut mich das Du so unbefangen damit umgehst. Ich weiß es ist schwer die Ursache zu finden. Das sie glaubt wir wären mit ihr nicht zufrieden kann nicht sein da sie sonst keinerlei Probleme macht. Sie ist unter den 3 besten Schülern in der Klasse worauf wir naürlich sehr sehr stolz sind. Und das weiß sie auch.
Wir haben auch großes Vertrauen zu ihr sie darf z.Bsp. nach der Schule alleine nach Hause fahren bis wir gegen 17 Uhr nach Hause kommen.- Und es hat noch nie Probleme gegeben. Sie Fähr mit dem Fahrrad 1 km. Und auch darauf sind wir stolz auch wenn ich jeden Tag "sterbe" vor Sorge das sie z.Bsp. ein Auto nicht hört und einen Unfall hat. Vielleicht wären ja unsere zwei genau richtig füreinander ;-) !
Karin
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Re: Freunde???

#10

Beitrag von Karin »

:-) puh erleichtert.
Ja, vielleicht sollten wir uns mal mit den Kindern treffen, dann können die sich gegenseitig einengen:-)

Aber im Ernst...
Was kann man machen? Was sagt sie denn jetzt, wo ihre Freundin nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte?
Vielleicht ist ja wirklich Andrea auf der richtigen Spur.
Kinder groß zu kriegen ist wirklich nicht so einfach, wie manch einer es sich vorstellt. Sag, gibt es bei euch eine Gruppe mit sh Kindern oder auch nur ein oder zwei Kinder, die nicht gebärden? Vielleicht hat sie Angst davor irgendwann später auch darauf angewiesen zu sein? Dann könntet ihr vielleicht mal mit diesen Kindern Kontakt aufnehmen?
Ein Versuch wäre es wert.
Lieben Gruß Karin
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Andrea Heiker
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Re: Freunde???

#11

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Esther,

es klingt ja so, dass in Lauras Jahrgang an der Schwerhörigenschule nur resthörige und gl Kinder sind. Ich habe schon fast vermutet, dass Laura in der Schule sehr gut ist. Ich erkenne mich in Eurer Tochter wirklich wieder. Ich wollte übrigstens auch um keinen Preis in der Welt auf eine SH-Schule. Laura ist sich also Ihrer Schwerhörigkeit sehr bewusst. Wie stark ist sie denn schwerhörig?

Gut, in der der oben beschriebene Klasse wäre Laura unterfordert, was auch heftige Probs nach sich ziehen würde. Habt ihr mal versucht in eurer Gegend ein etwas gleichaltriges schwerhöriges Mädchen zu finden? Gibt es möglicherweise eine andere Schule (vielleicht mit Integrationsklasse) in der Nähe? Kennt Laura junge erwachsene Schwerhörige, also nicht Oma und Opa, die sie vielleicht als Identifikationsfigur kennen lernen kann?

Gruß
Andrea
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Esther
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Re: Freunde???

#12

Beitrag von Esther »

Hallo Andrea
Ja mit den gleichaltrigen Kindern bin ich schon seit Jahren auf der Suche aber bis jetzt völlig erfolglos. LEIDER hat auch hier im Forum noch keiner aus unserer Gegend "angebissen". Leider kenne ich auch keinen jungen Erwachsenen mit dem Laura mal zusammen sein könnte und über Probleme unter vier Augen zu besprechen.In unserer Verwandschaft sind alle über 50 - 60 Jahr sh. Laura ist hochgradig schwerhörig.
dazu muss ich mich gleich mal aufregen: Heute morgen war ein HG kaputt so das sie mit einem in die Schule ist ein dummer Zufall das dort auch das zweite HG versagt und wißt ihr was eine Lerherin zu Laura gesagt hat als sie ihr dies mitteilte " Sie solle sich doch mal etwas konzentrieren und dann ginge es auch ohne HG"!!!!! IST DAS NICHT DER HAMMER!!!!!!!!!!!!! GUT JETZT HAB ICH MICH ABGEREGT !!!
Aber das ist doch mal wieder ein Bsp. viel viel viel Unverständnis !
Schade das wir keinen kennen ich würde es vor allem Laura gönnen.
rhae
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Re: Freunde???

#13

Beitrag von rhae »

Esther Hörgeschädigten Schule (...) In dem Jahrgang in dem Laura ist sind nur Kinder die Gebärdensprache sprechen und KAUM Lautsprache. Laura wär das einzigste Kind mit Lautsprache. Ich weiß hört sich irgendwie nach Ausrede an.
Das klingt keineswegs nach Ausrede. Auch ich bin gegenüber Schwerhörigen-Schulen aufgeschlossen, aber wenn es dort nur Klassen für hochgradig hörgeschädigte bzw. an Taubheit grenzende Kinder gäbe, dann wäre das nichts für uns (und für Laura sicher auch nicht).

Das mit der sozialen Vereinsamung ist wohl eines der wichtigsten Themen bei der Schwerhörigkeit. Es fängt im Kindergarten an, steigert sich in der Schule, hat in der Pubertät einen Höhepunkt und hört eigentlich nie auf. Darauf mein Kind gut vorzubereiten ist mein großes Ziel und am besten helfen dabei die Berichte der hier (und auch in anderen Foren) schreibenden Schwerhörigen.

Viele Grüße Ralph :fred:
Andrea Heiker
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Re: Freunde???

#14

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Esther,

ganz klar, die Lehrerin unterschätzt das Problem völlig, ohne Hörgeräte wird Laura die Sprache kaum verstehen. Ich hoffe, die Lauscher sind nun wieder heile.

Von wo kommt ihr denn?

Gruß
Andrea
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Esther
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Re: Freunde???

#15

Beitrag von Esther »

Hallo rhae

Ich denke vorbereitet habe ich meine Laura genug und bis jetzt, sie ist jetzt 9 Jahre, haben wir wirklich NIE Probleme im Umgang mit anderen Kindern gehabt. Wir wussten das dieser Tag kommt aber irgendwie ist es jetzt doch PLÖTZLICH geschehen.
Eine Super Idee fand ich von Andrea das mit dem Treffen von jungen Erwachsenen wo Laura sich mal Identifizieren kann. Da bin ich jetzt ganz fest dran!!!
Ich habe mir auch vorgenommen in Laura's Klasse eine Infostunde über Schwerhörigkeit zu geben. Vielleicht hat ja von Euch jemand Kindgerechtes Infomat. ? Ich dachte so an Oropax in die Ohren und dann mal ne Geschichte vorlesen das die Kinder mal ein Feeling erhalten wie es Laura so geht bzw. wie sie hört ?
Esther
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Re: Freunde???

#16

Beitrag von Esther »

Hallo Andrea ,

Ja die lieben Lehrer ich vermute immer das Laura auf Grund ihrer guten Leistungen im Bezug aufs hören jämmerlich überschätzt wird. Es wird teilweise gedacht das sie nur markiert und eigentlich gar nicht schwer hört. DAS IST TOTAL SCHRECKLICH!!!!
Aber irgenwie bekommt Laura es immer hin dies zu übergehen.
Wir wohnen im Raum Halle/Leipzig!
Andrea Heiker
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Re: Freunde???

#17

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Esther,

fragt mal die Hörgeschädigtenschule, mit der ihr Kontakt habt. Es müsste dort Videos bzw. Cassetten, auf denen das Gehör eines Schwerhörigen nachempfunden ist, geben. Da fehlen Frequenzen und einige Wörter und aus dem was übrig bleibt, muss man sich dann alles zusammenreimen. Das hätte vielleicht auch auf die Lehrerin den gewünschten Aha-Effekt. Eine dauerhafte Änderung des Verhaltens ist da nicht sehr wahrscheinlich, aber es sensibilisiert vielleicht für eine gewisse Zeit. Du als Mutter könntest auch das Thema immer wach halten, also immer zum Elternsprechtag hingehen und auch danach fragen, wie Laura sich in den Pausen verhält, ob sie da soziale Kontakte hat usw. Vielleicht wird die Lehrerin dann auch etwas sensibler. Laura bekommt diese spitzen sehr wohl mit und behält sie auch, diese Erfahrungen vergisst man nicht, aber Laura kann ja nichts an der ansicht der Lererin ändern.

Gruß
Andrea
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Esther
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Re: Freunde???

#18

Beitrag von Esther »

Dort hab ich mich natürlich als erstes erkundigt und die haben mir auch bloß ein paar zettelchen gegeben wo draf steht das Laura ab z.bsp. Flugzeuglärm hört. Und für Kinder find ich das nicht so toll wenn sie es nicht am eigen Körper also OHR erfahren. Die haben mir da nicht wirklich helfen können, und deshalb meine Frage.
Gestern hat Laura im übrigen in der Schule genau das andere Extrem angewandt sie hat ihre beste Freundin ignoriert. Die arme kleine wusste nun gar nicht mehr was los ist. Man ich bein echt mit meiem Latein an Ende. Wie kann ich es Laura nur klar machen ???
Andrea Heiker
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Re: Freunde???

#19

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Esther,

ich habe mal selbst so ein Video gesehen, weiß aber nicht mehr wo. Ich habe eine solche Anfrage mal ins SH-Netz gestellt, vielleicht bekomme ich da Antwort.

Mir fällt auf der Schnelle auch kein erwachsener Schwerhöriger bei Euch ind er Gegend ein. Ich selbst komme aus Hannover.

Gruß
Andrea
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Esther
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Re: Freunde???

#20

Beitrag von Esther »

Danke Dir Andrea das ist nett das du dich auch kundig machst! Ist doch schön das man sich auf dieser Plattform informieren kann und anderen helfen kann oder???
Na Hannover ist ja auch nicht soooo weit weg !
Andrea Heiker
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Re: Freunde???

#21

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo,

wenn ihr herkommen möchtet, dann seit ihr herzlich willkommen.

Gruß
Andrea
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Esther
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Re: Freunde???

#22

Beitrag von Esther »

ECHT ???? Super würde gern mal bei Dir mit Laura vorbei kommen !
Sag einen Termin wann es dir recht ist?
Gudrun
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Re: Freunde???

#23

Beitrag von Gudrun »

Hallo liebe Esther,

es tut mir leid, dass Laura solche Probleme mit ihrer Freundin hat. Ich kann es aus der Ferne nicht abschätzen, wie sie damit zurecht kommt, aber ich denke auch, dass sie es schaffen kann, sich da allein rauszuholen. Wieviele Schüler sind in ihrer Klasse, wieviele Mädchen und Jungen? Du könntest Esther ermutigen, mit den anderen Kindern Kontakt aufzunehmen. Immer und immer wieder: "Mit wem hast du dich heute unterhalten?", "Hast du Melanie gefragt, wie das Spiel geht?"

Du könntest mal die wichtigsten Klassenkameraden zu euch nach Hause einladen, wenn Laura bald Geburtstag hat; wenn nicht, mach etwa ein kleines Gartenfest im Sommer. So eine kleine Party kann die Kinder näher zusammenbringen.

Weißt du, welche Spiele die Schüler/innen in ihrer Klasse spielen? Kennt Laura die Regeln dieser Spiele? Wenn nicht, kannst du Klassenkameraden, Eltern, Lehrer fragen, was die Klassenkameraden in der Pause spielen, damit du zuhause mit Laura die Spielregeln lernen kannst.

Ich habe damals in der Grundschule sämtliche wichtigen Kinderlieder und Spieltexte mit Hilfe meiner Mutter auswendig gelernt, das hat sehr geholfen, denn ich wollte dann auch mitspielen, nachdem ich wusste, was die Kidner spielten. Ich habe die schüer gefragt, ob ich mitspielen darf... Als ich älter war, ließ ich mir von meinen Freundinnen die Texte, die bei den Spielen aufgesagt wurden, aufschreiben.

Eine Info-Stunde über das Thema Hörschädigung finde ich toll; es gibt da z.B. ein Video, wie hörgeschädigte Schüler an der Hörgeschädigtenschule unterrichtet werden und wie sie in etwa hören (was Andrea schon vorgeschlagen hat).

Ich finde es auch eine großartige Idee, die Schüler eine Schwerhörigkeit nachempfinden zu lassen. Das geht mit Ohropax; zusätzlich sollte der Schüler dann noch über einen Walkman Musik hören. Dieser Schüler tritt mit einem anderen Schüler in den Dialog. Danach werden die Rollen getauscht. Die Klasse beobachtet die beiden.
Ich habe (als Erwachsene) mal so ein Spiel mitgemacht. Ich finde es ziemlich effektiv, denn nicht nur der Hörende lernt dabei etwas, auch der Hörgeschädigte lernt, dass er konkrete Fragen stellen muss, wenn er einen Teil verstehen konnte und den Rest noch herausbekommen möchte.

Vielleicht hat die Schwerhörigenschule in eurer Gegend einen Mobilen Dienst, d.h. einen Lehrer, der so eine Info-Stunde halten könnte. Eventuell ist es sinnvoller, als wenn es die Mutter des Kindes macht. Verstehe mich bitte nicht falsch. Wenn die Klasse dich kennt und mag, kannst du diese Stunde auch abhalten. Aber so ein Lehrer ist eben neutraler. Andererseits hast du den Vorteil, dass du Laura sehr gut kennst.

Ich kann dir sagen, diese Fixierung auf eine Freundin kenne ich von mir selber. In der Grundschule war es nicht so schlimm, als meine Freundin sich von mir löste, weil wir uns nicht gestritten haben und ich andere Freundinnen gefunden habe. Am Gymnasium war ich zeitweise Einzelgängerin. War nicht schön, aber ich war wenigstens keine Außenseiterin und bin hin- und hergependelt zwischen Freundinnen - aber ich habe daraus gelernt, nicht zu klammern und die Initiative zu ergreifen. Die Erfahrungen waren äußerst nützlich für mich, denn später habe ich meine Freundinnen wiedergewonnen.

Solange Laura damit halbwegs zurecht kommt, kann sie es auch schaffen, sich da rauszuholen.

Besuchst du Tagungen und Elternseminare, wo sie andere regelbeschulte (!), hörgeschädigte Kinder kennenlernen kann? Auch wenn es solche Treffen nur ein bis dreimal im jahr gibt, können sie psychisch sehr entlastend sein.

Toll finde ich übrigens das Buch "Ein Fest für Merle" von Elisabeth Gänger, da geht es um ein hörgeschädigtes Kind, das einen Regelkindergarten besucht und Schwierigkeiten hat, Anschluss zu finden. Ideal als Kinderbuch zum Vorlesen (ab 5 Jahre), zum Selberlesen, als Eltern- und auch als Lehrerratgeber, und es ist schnell gelesen. Zwar eher teuer, aber ich finde, das Buch ist seinen Preis wert.

Liebe Grüße,
Gudrun
Esther
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Re: Freunde???

#24

Beitrag von Esther »

Danke liebe Grudrun für deine Antwort.
In Lauras Klasse sind mit ihr 5 Mädchen und 5 Jungs also idealbesetzung. In unserer Gegend gibt es eib Schule von dort kommt auch 1x die Woche jemand der Laura unterrichtet. Ich bin auch der festen Überzeugung das Laura das alleine schafft aber bis dahin wird es ein langer harter Weg und wie schon gesagt ich will nichts unversucht lassen ihr zu helfen. Sie ist ja nicht prinzipell Aussenseiter aber sie kann sich schwer anpassen und möchte auch immer "Bestimmer" sein. Klar dann macht sie ja die Regeln und kennt sich aus. Aber auch das ist mir erst durch dieses Forum klar geworden ich dachte immer sie sei einfach nur so sehr dominant. Wir nehmen immer wenn an der Hörgeschädigten Schule Foren sind daran teil. Aber da Laura nicht so ein SORGENKIND ist (da sie mit Hg gut hört und auch normal spricht" nützt uns das nicht wirklich viel weil natürlich die Kinder mit größeren Problemen wichtiger sind. Was ja auch völlig normal ist.
Das Buch werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen. Wie gesagt wir sind seit Jahren auf der Suche nach einem gleichaltrigen Mädchen mit ungefähr der gleichen Hörschädigung damit Laura auch mal sieht das sie nicht alleine diese Probleme hat. Aber irgendwann wird es schon klappen.
Inga
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Re: Freunde???

#25

Beitrag von Inga »

Hallöchen!
Ich hab mit sehr viel Neugier eure Berichte und Eindrücke gelesen!

Wie ich schon einmal berichtete, bin ich selber ja auch SH von Geburt an und habe auch die Regelschule besucht!
Tja und wenn ich da mal zurück denke, geht es mir nicht anders als Laura! ich habe auch immer eine beste Freundin in der Grundschule gehabt, ich war auch immer sehr besitzergreifend, (zudem kommt, dass ich auch ein Einzelkind bin) und reagierte mit einer panischen Angst davor das mir jemand meine Freundin weg nehmen könnte. Ich prügelte teilweise auf andere Mädels und Jungs ein und erklärte sie als mein EIGENTUM!
Ich erklärte mir diese Situation eben so, wie es oben schon erwähnt wurde! Ich merkte, dass die andern mich ANDERS sehen als meine beste Freundin. Ihr war egal wie ich bin, wir haben uns verstanden und das war wichtig!
"Die anderen waren alle "doof" verstehen mich ja nicht, sie haben ja gar keine Ahnung, sie sind einfach nur daneben und mit denen will ich nichts zu tun haben!".....das waren MEINE Gedankengänge, obwohl ich mir jetzt im Nachhinein im Klaren bin, dass es alles nur eine AUSREDE war.
Ich SEHNTE mich danach mit anderen zu spielen, ich wollte auch "blinde Kuh" spielen können, ich wollte auch verstecken spielen können, und die Antwort auf "Guck guck, wo bist du!" hören können, ich wollte so vieles und konnte es nicht, weil ich ANDERS war! Und die anderen mich nicht akzeptierten! Ich war die Aussenseiterin!
Das wird einem Kind (bei mir war es zumindest so!) sehr schnell bewußt und in diesem Moment beginnt der eigentliche Teufelskreislauf, mit dem Kinder nach außen hin "so gerade eben mit zurecht kommen! und doch fröhlich erscheinen", aber im Inneren tagtäglich mit zu Kämpfen haben!
Ich fragte mich ständig, WAS ich alles tun muss, damit ich sein kann wie andere Kinder, dass ich mit Ihnen spielen kann, das sie mich auch verstehen und mich einfach akzeptieren wie ich bin! Ich überlegte wie ich zu neuen OHREN kommen könnte, etc.

Die Schwerhörigkeit wurde immer mehr zu einer richtig großen Belastung für mich! Ich fraß alles in mich hinein!

Jetzt ist mir bewußt, dass ich mir gewünscht hätte Menschen kenne zu lernen die das selbe Problem haben wie ich, aber es nicht als Problem sehen!
Dieses Problem fand bei mir erst im Alter von 17Jahren ein Ende! Bis dahin hatte ich NUR eine beste Freundin und ein Pferd zum Freund!
In Cliquen war ich nie, hab die Gemeinschaft nie kennen gelernt und habe diese auch immer gemieden, weil ich sowieso nicht alles richtig verstehen konnte, weil mich sowieso keiner richtig verstanden hat, weil alle fragten warum ich "so komisch rede" und ich mich vor meiner SH immer mehr schämte!
Bis der Tag kam, wo ich auf einmal einen Schwerhörigen Menschen kennen gelernt habe. Ich war am Anfang so total geschockt von seiner Aussprache und seiner Art wie er sich gab. Ich merkte aber sofort an seine rArt wie er sich gab (fröhlich aufgeschlossen und sehr lebhaft!) , dass ich auch wieder anders war als er (ruhig, gute aussprache, etc.) und ABER trotzdem das selbe Problem hat wie ich!
In diesem Moment packte mich der Ergeiz und ich sagte meinen Eltern endlich die Wahrheit....und diese Wahrheit ermöglichste mir den Wechsel von der hörenden Schule auf die Schule für Hörgeschädigte (in Essen) mit 17Jahren. (höhere Schule mit Chance zum Abi)! und es war der wichtigste Schritt in meinem ganzen Leben!
Erst an dieser Schule fing ich an mich und meine SH zu mögen, erst dort entwickelte sich mein Selbstbewußtsein UND erst dort fand ich das wichtigste in meinem Leben: FREUNDE, INTERESSEN und SPASS am Leben!

Und ich frage mich.....musste das alles so lange dauern? Musste ich so lange drauf verzichten? Musste ich so lange drauf warten? Wäre ich anders wenn ich schon früher mit Schwerhörigen, mit "GLEICHSINNIGEN" in Kontakt gewesen wäre? ICH sag jetzt mal, ich wäre NOCH viel SELBSTBEWUßTER und würde auch jetzt nicht so oft an "Einsamkeit" leiden! Denn ich hatte nur 3 Jahre wo ich mit diesen GLEICHGESINNTEN zusammen sein konnte und mich "entwickeln" konnte. Und ich muss ehrlich zugeben, ich hätte mir gewünscht, spätestens ab der 5.Klasse auf eine Schule für SHs gekommen zu sein.....mein Leben würde anders aussehen! Lebhafter und noch viel Fröhlicher!

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass ich jetzt kein schönes Leben führe, doch ich genieße es nun, da ich den Kontakt jetzt auf meiner Arbeit mit diesen Menschen habe, und da sind alle Altersklassen vertreten! Und ich habe viele Leute aus meiner Schule als Kunde bei mir und ich kann mich jederzeit ausplaudern und Gedankengänge mit Ihnen austauschen und fühle mich verstanden! Aber auch der Kontakt mit meinen hörenden Freunden ist was besonderes! Sie akzeptieren mich, weil ich mich auch akzeptiere und zu meiner SH stehe!

Der Gang zur Regelschule begründeten meine Eltern damit, dass sie Angst hatten ich könnte meine gute Aussprache verlieren! Und ich muss sagen,.....FREUNDE sind wichtiger als eine gute Aussprache! FREUNDE können sich auch OHNE worte verstehen!!
Inga P.
Hörgeräteakustikerin mit angeborener Schwerhörigkeit (rechts hochgradig & links resthörig)
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