drohung in eine Sonderschule

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fam.babaoglu
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drohung in eine Sonderschule

#1

Beitrag von fam.babaoglu »

hallo,
wir haben einen sohn der ist schwerhörig und geht in die erste klasse.
er bekam immer unterstützung von der frühforderung und heute haben wir von der terapeuttin gesagt bekommen das unser sohn in die sonderschule abgeschoben werden soll.Laut der Klassenlehrerin ist unser sohn hochbegabt in mathe, deutsch, und sehr kreativ.
aber durch sein stressverhalten soll er abgeschoben weren.
kann jemand uns rat geben oder hat jemand erfahrungen mit so situationen gemacht.
gruß fam.babaoglu
Maike
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Re: drohung in eine Sonderschule

#2

Beitrag von Maike »

Hallo Familie Babagliou,

erst mal herzlich Willkommen hier im Forum!

Frage: Habt Ihr Unterstützung durch einen Mobilen Sonderpädagogischen Dienst, der von einer Schwerhörigenschule aus Euren Sohn in der Regelschule begleiten kann udn z.B. Aufklärung / Beratung etc. bietet?

Grüßle
Maike
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
Maike
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Re: drohung in eine Sonderschule

#3

Beitrag von Maike »

P.S.: Mich macht die Ausdrucksweise, dass Euer Sohn in die "Sonderschule abgeschoben" werden soll, sehr stutzig:

- "Sonderschule" hat hier so einen abfälligen Klang. Das fällt mir sehr stark auf. Woran liegt es, dass Ihr so eine negative Vorstellung von der Schwerhörigenschule habt? Sicherlich wisst Ihr, dass es sehr gute SH-Schulen gibt, in denen es sogar Klassen gibt, die nach dem Regelschullehrplan unterrichtet werden? Ob und wo das geschieht, kommt sher auf die jeweilige Schule an. Ein Anschauen einer solchen Schule lohnt sich also immer - unabhängig davon, ob Eurer Sohn auf der Regelschule oder auf der Schwerhörigenschule besser aufgehoben ist.

- "Abgeschoben" hat für mich einen sehr abfälligen Klang. Ihr benützt diesen Ausdruck sogar zweimal - das fällt stark auf. Was hat die Logopädin eigentlich genau gemeint mit diesem Ausdruck? Warum wäre es ein "Abschieben"?

Es ist in der Tat so, dass manche hörgeschädigte Schüler besser auf der Regelschule, manche besser auf der SH-Schule aufgehoben sind. - Ich selbst war bis zu meinem Abitur ausschließlich auf SH-Schulen - und ich bin meinen Eltern heute noch sehr dankbar dafür, dass ich dort war. SchulkameradInnen von mir, die auch ihr Abitur auf der SH-Schule machten, sind heute z.B. Ingenieure, promovierte Physiker, Chefärzte, Pädagogen, Politologen (einer sitzt sogar im Landtag)... etc. geworden. Das wären sie z.T. nicht geworden, hätten sie nicht die Chance gehabt, eien erstklassige Schulbildung auf der SH-schule bekommen zu haben... - manchmal bereitet die SH-schule jemanden besser auf ein Leben in der hörenden Arbeitswelt vor als eine Regelschule dazu in der Lage wäre (z.B. ist es sicherlich für sh Schüler in einem kleinen Deutsch-LK an einer SH-Schule eher möglich, eine "Diskussionskultur" zu entwickeln als es in einer Regelschule möglich wäre, in der der SH ständig ums Verstehen kämpfen muss...)...

Wie gesagt: Es kommt auf das Kind und auf die jeweilige SH-schule (deren Niveau ja sehr unterschiedlich ist von Schule zu Schule und von Bundesland zu Bundesland) an, ob es (das Kind) dort oder auf der Regelschule besser aufgehoben ist...

Euch alles Gute!
Maike
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[Editiert von Maike am: Montag, April 23, 2007 @ 23:50][/size]
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Karin
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Re: drohung in eine Sonderschule

#4

Beitrag von Karin »

Liebe Familie Babaoglu, auch von mir herzlich Willkommen.
Wie sehen denn die Probleme aus, die euer Sohn hat?
Ist er gut mit HG versorgt, kann er /wenn er will :-) dem Unterricht folgen?
Haben die Lehrer schon mal etwas angedeutet?
Wie sehen die Noten aus und habt ihr schon mit einer SHG aus der hochbegabten Ecke gesprochen, denn viele Hochbegabte sind ja auffällig im Verhalten.
In welche Art "Sonderschule" soll er, in eine für Hochbegabte oder in eine Schwerhörigenschule?
Wurden schon Gutachten erstellt?
Ich weiß, viele Fragen, aber wenn wir raten sollen müssen wir ein wenig mehr wissen.
Viele Grüße
Karin
http://www.kestner.de/ - alles rund um die Gebärdensprache
Kaja
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Re: drohung in eine Sonderschule

#5

Beitrag von Kaja »

Hallo,

wenn ich die Informationen aus eurem Profil richtig gedeutet habe, kommt ihr aus Hessen.

Nach § 54 Absatz 3 Hess. Schulgesetz „entscheiden die Eltern darüber, ob ihr Kind die allgemeine Schule oder die Förderschule besucht. Der Wahl einer allgemeinen Schule muss das Staatliche Schulamt widersprechen, wenn an ihr die räumlichen und personellen Voraussetzungen für die notwendige sonderpädagogische Förderung nicht gegeben sind oder die erforderlichen apparativen Hilfsmittel oder die besonderen Lehr- und Lernmittel nicht zur Verfügung stehen. Es kann der Entscheidung widersprechen, wenn auf Grund der allgemeinen pädagogischen Rahmenbedingungen erhebliche Zweifel bestehen, ob die Schülerin oder der Schüler in der allgemeinen Schule angemessen gefördert werden kann. Halten die Eltern an ihrer Wahl fest, entscheidet das Staatliche Schulamt unter Abwägung der von den Eltern dargelegten Gründe und auf der Grundlage einer Empfehlung des Förderausschusses, sofern dessen Einrichtung nach Abs. 5 beantragt worden ist, endgültig.“

Ihr seid also in der glücklichen Lage, dass nach dem für euch geltenden Landesrecht ein“Abschieben“ an eine Förderschule rein rechtlich so nicht einfach möglich ist.

Wenn ihr auch den Eindruck habt, dass euer Sohn hochbegabt ist, wendet euch an den Regionalverein Rhein-Main-Hessen der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (www.dghk-rmh.de), die euch weiterhelfen können, was den Bereich Diagnostik und schulische Förderung anbelangt.

Ansonsten müsst ihr berücksichtigen, dass es eurem Sohn langfristig nichts nutzt, wenn er gegen den Willen der Lehrer sich an einer Regelschule quält. Sprecht mit der Schule, lasst euch die Probleme konkret schildern und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden. Wenn das alles nicht zielführend ist, kann auch ein Schulwechsel wirklich sinnvoll sein. Es muss dann aber nicht unbedingt in Richtung Förderschule gehen, die ihr euch aber dennoch anschauen solltet.

Viele Grüße

Kaja

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[Editiert von Kaja am: Dienstag, April 24, 2007 @ 08:07][/size]
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
mondsche
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Re: drohung in eine Sonderschule

#6

Beitrag von mondsche »

Hallo,

vielleicht könnt ihr Euch ja auch mal an die Psychologische Beratungsstelle vom Schulamt wenden.Unter anderen werden dort auch teilweise Hochbegabungstest durchgeführt.
Geklärt sollte auch werden woher dieses Sressverhalten resultiert.Vielleicht ist er einfach nur unterfordert und bräuchte mehr Förderung .Da wäre so ein Test schon sehr sinnvoll.
Unsere Tochter wurde jedenfalls durch gezielte Förderung ( ich sag mal salopp :p ) umgänglicher, ruhiger.

Gruß Mondsche
timtom

Re: drohung in eine Sonderschule

#7

Beitrag von timtom »

Nur mal so als Tip: Ich kenne jemanden, dessen Kind ging auf die
Oswald von Nell-Breuning-Schule. Dort gibt es spezielle Klassen, die Kinder fördern und wieder fit machen für die Regelschule. Diese Kinder sind hochbegabt. Diese Kinder gehen alle auf eine Art Sonderschule oder nenne es Förderschule, wenn es Dir besser gefällt. NAch einem gewissen Training werden sie wieder integriert in Regelschulen, wenn denn möglich. Die Klassen sind extrem klein, auch ein Vorteil gegenüber einer Regelschule.

Sollte Euer Kind eine Hochbegabung haben, dann sollte es speziell gefördert werden. Da wird es dann wahrscheinlich nicht sinnvoll sein, das Kind auf eine ganz normale Sonderschule zu schicken, aber ebenso wird es nicht sinnvoll sein, wenn es Schweirigkeiten hat, die Augen zu verschließen, nur damit das Kind den üblichen Weg geht. Du musst die optimale Förderung für Dein Kind finden und da geht es in erster Linie nicht darum, wo diese stattfindet, sondern, DAS sie stattfindet! Du solltest schnellstens den Gedanken des "Abschiebens" verwerfen!!!!! Das nützt keinem von Euch!

Zuvor sollte aber erstmal herausgefunden werden, was denn Dein Kind "hindert" am normalen Unterrichtsgeschehen teilzunehmen. Ist es die Schwerhörigkeit oder die Hochbegabung?

Hier noch einen Link zur Hochbegabtenförderung in Hessen:

http://grundschule.bildung.hessen.de/Pa ... k/Begabung

Das ist glaube ich sehr nützlich und da findest Du entsprechende Ansprechpartner!
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[Editiert von timtom am: Dienstag, April 24, 2007 @ 11:25][/size]
Momo
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Re: drohung in eine Sonderschule

#8

Beitrag von Momo »

Hallo Babaoglu

welche Form der Sonderschule meinst du denn? Mir fiel auch der negative Klang auf, aber ich kenne Fälle von sh Kindern, die eben schlecht oder gar nicht vom Mobilen Dienst betreut werden und dann aus Unwissenheit an eine Sonderschule für Lernbehinderte oder Verhaltensauffällige Kinder "abgeschoben" (da finde ich den Begriff passend, da es der falsche Förderschwerpunkt wäre) wurden. Da müsste man natürlich "eingreifen". Ist es aber so, dass dein Kind einfach nicht mitkommt (akustisch) oder eben besondere Förderung bräuchte (in welche Richtung auch immer) muss eine Sonderschule, heissen ja jetzt Förderschulen Schwerpunkt XYZ, nicht unbedingt die schlechtere Wahl sein!

Gruß
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Birgit
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Re: drohung in eine Sonderschule

#9

Beitrag von Birgit »

Ich hab ja nun auch das "Problem", dass unsere Kleinste in der 1. Klasse sich nur langweilte; daraufhin hab ich sie dann auch testen lassen und sie hat, weil nachgewiesen hochbegabt, dann eine Klasse übersprungen. (Ich bin KEIN Fan des Überspringens, aber manchmal kann es sinnvoll sein). Bei ihr war es dann so, dass sie sehr schnell in der neuen klasse reundschaften schloss und deutlich lebhafter wurde (was ihrem Naturell entspricht. ) In der ersten Klasse fiel sie in keinster Weise auf, aber sie hatte weder Freunde noch Freundinnen (weil es für die durchweg älteren Jungs "ehrenrührig" war mit Mädchen zu spielen und die Mädchen ihr geistig tatsächlich so unterlegen waren, dass sie keine gemeinsamen Gespräche, Spiele etc. fanden.)Außerdem war sie eher ruhig, weil sie auf Unterforderung mit mehr oder mnder schlafen oder aber anderweitig beschäftigen reagiert.

Es kann aber oft auch genau umgekehrt sein. Und da ca.2% der Menschheit zu den Hochbegabten zählen (IQ >120) ist es nur natürlich, dass das auch für Menschen mit irgendwelchen Einschränkungen (in Form von Behinderunegn) gilt!

Also, wenn noch nicht geschehen, dann lasst euren Sohn testen und versucht danach, die optimale Förderung für ihn zu finden, die ihm und seiner Hörschädigung angemessen ist. Vielleicht reicht es ihm ja bereits, nachmittags irgendwas anderes zusätzlich zu unternehmen (Conni lernt z.B. italienisch...bei uns wird auch "kreatives Schreiben, cghnesisch, verschiedene naturwissenschaftliche Sachen, Astronomie etc. angeboten)
So ich hab mal das "Abschieben" auf die Hochbegabung und nicht auf die Schwerhörigkeit geschoben, aber ich denke, da sind oft ombinationen vorhanden und es ist nie einfach, den richtigen Weg zu finden. Viel Glück dabei (ich denke, dass ein guter Weg auch oder sogar gerade in einer sonderschule sein kann, wo der Unterricht sehr viel individueller gestaltet werden kann als in einer Regelschule. Ohne diese Individualität könnte unsere mittlere Tochter niemals einen Schulabschluss machen!).
Viele Grüße
Birgit +
Christiane 5/86
Claudia 10/92, an Taubheit grenzend,fast blind und....
Cornelia 06/97
Dragon74
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Registriert: 9. Okt 2006, 17:05
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Re: drohung in eine Sonderschule

#10

Beitrag von Dragon74 »

Hallo!
Meine Eltern haben das folgendermaßen gemacht:
Wir haben uns eine Schule ausgesucht (in meinem Fall eine reguläre Realschule). Einen Termin mit dem zuständigen Direktor vereinbart, um mich vorzustellen. Der hat das dann mit dem Lehrerkollegium abgesprochen. Ich bekam einen Platz ziemlich weit vorne, damit ich alles verstehen konnte und gut war.
Ich weiss gar nicht, wie manche Schwierigkeiten im Bezug auf die Schulen zustande kommen. Habe noch zwei Bekannte, die Schwerhörig sind und Regelschulen besucht haben.
Warum muss es eigentlich eine SH- Schule sein, wenn das Kind mit Hörgeräten versorgt ist? Kommt man mit Brille auch auf ne andere Schule? Weil da vielleicht die Tafel nur zwei Zentimeter vorm Gesicht steht?
Die Eltern sollten zusammen mit den Kindern entscheiden.
P.S.: Meine damalige Grundschuldirektorin war im übrigen der Meinung, dass ich UNBEDINGT auf die Schwerhörigenschule nach Essen sollte.
Gruß
Robin
An taubheit grenzende SH. Ohrmuscheldysplasie re.
BAHA RULEZ !
Andrea Heiker
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Registriert: 10. Jul 2002, 11:39
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Re: drohung in eine Sonderschule

#11

Beitrag von Andrea Heiker »

Robin,

Du machst es Dir zu einfach. Die meisten Kinder können mit Brille genauso gut gucken wie die Kidner ohne Brille. Bei Hg ist das jedoch nicht der Fall. Man hört mit Hg nicht so gut wie Normalhörende. Bei jedem Kind muss man neu schauen, ob die Regelschule wirklich das Richtige ist.

Ich war auch ausschließlich auf Regelschulen und aus heutiger Sicht muss ich sagen, in der gymnasialen Oberstufe wäre ich auf einer SH-Schule besser aufgehoben gewesen.

GRuß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
carole

Re: drohung in eine Sonderschule

#12

Beitrag von carole »

hallo an alle die geantwortet haben:

also ich denke abschieben ist echt kein nettes wort.
ich selber habe die schwerhörigenschule stegen besucht und bin heute froh darüber - später habe ich viele regelberufschulen besuht und ich weiss dass ich der einen schule meinen realabschluss verdanke und den jahren danach meine verbesserte lautsprache durch ausschliesslichen kontakt mit normalhörenden.
heute würde ich jedem elternteil empfehlen die kinder unbedingt mitenscheiden lassen wie gut sie den unterricht befolgen könne und wie gut sind die klassenkameraden im umgang mit dem schwerhörigen mitschüler - denn das ist entscheidend: klappt es so gut dann ist es recht - ist man isoliert und abgekapselt dann ist das sicher nicht gut.

in diesem sinne wünsche ich die richtige entscheidung bei betroffenen....

gruss carole :D
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