Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

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HifiHearing
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Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

#1

Beitrag von HifiHearing »

Hallo zusammen,

Kann man sagen, wie hoch in etwa der Verstärkungswert pro dB Hörverlust auf einer bestimmten Frequenz erreicht werden sollte?
Oder ist das sehr individuell auf das Gesamtbild gesehen oder auch bei unterschiedlichen Frequenzen nochmal jeweils anders?

Mir ist aufgefallen, dass bei den verschiedenen Anpassformeln der Hersteller sehr deutliche Abweichungen in den First Fit Berechnungen stattfinden.
Teils mit Unterschieden von 1/4 zu 2/3 des an der jeweiligen Frequenz gemessenen Hörverlustes laut Audiogramm...wobei dann natürlich jeweils nachkorrigiert wurde nach Percentilanalyse.

Bsp: Hörverlust Audiogramm bei 4khz ist 45db
Phonak berechnet 20db Verstärkung
Starkey berechnet 10db Verstärkung
Usw...
Wieso berechnen die Programme das aber dann so unterschiedlich?

VG
Akustik Alex
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Re: Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

#2

Beitrag von Akustik Alex »

Hey Hifi,

das ist recht einfach zu erklären. Verstärkung ist nicht gleich Verstärkung. Früher galt die Faustformel "HV-Halbe", also anders ausgedrückt: Hörverlust in dB : 2 = Verstärkung in dB. Das ist aber längst überholt, weil bspw. jeder Hersteller eigene Anpassformeln nutzt. Die haben in ihrem kleinen Kämmerchen ausgerechnet, was wie wo am meisten Akzeptanz erzielt. Hinzu kommen die genormten Anpassformeln wie NAL und DSL. Die Verstärkung, die letztlich voreingestellt wird, hängt also von diversen Faktoren ab. Darunter zählen:

- Anpassformel
- Alter
- Trageerfahrung
- Audiogramm oder InSitu-Audiogramm
- Art der Hörminderung (Schallleitung, Schallempfindung oder eine kombinierte Variante)

Zudem verstärken Geräte nicht pauschal 20dB bei 4 kHz. Sondern 20dB bei einem Eingangspegel von 60dB bei 4 kHz. Bei 55 oder 65dB kann der Wert schon wieder anders aussehen, weil eine Kompression vorliegt. Ein letzter Stolperstein ist die Anzeige. Manches wird in dB HL, manches in dB SPL dargestellt. HL bezieht sich auf eine genormte 0-Kurve der Hörermpfindung, SPL auf den physikalischen Schalldruckpegel.

Besten Gruß,
Alex
Zuletzt geändert von Akustik Alex am 29. Jan 2023, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
HifiHearing
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Re: Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

#3

Beitrag von HifiHearing »

Akustik Alex hat geschrieben: 29. Jan 2023, 14:43 Hey Hifi,

das ist recht einfach zu erklären. Verstärkung ist nicht gleich Verstärkung. Früher galt die Faustformel "HV-Halbe", also anders ausgedrückt: Hörverlust in dB : 2 = Verstärkung in dB. Das ist aber längst überholt, weil bspw. jeder Hersteller eigene Anpassformeln nutzt. Die haben in ihrem kleinen Kämmerchen ausgerechnet, was wie wo am meisten Akzeptanz erzielt. Hinzu kommen die genormten Anpassformeln wie NAL und DSL. Die Verstärkung, die letztlich voreingestellt wird, hängt also von diversen Faktoren ab. Darunter zählen:

- Anpassformel
- Alter
- Trageerfahrung
- Audiogramm oder InSitu-Audiogramm
- Art der Hörminderung (Schallleitung, Schallempfindung oder eine kombinierte Variante)

Zudem verstärken Geräte nicht pauschal 20dB bei 4 kHz. Sondern 20dB bei einem Eingangspegel von 60dB bei 4 kHz. Bei 55 oder 65dB kann der Wert schon wieder anders aussehen, weil eine Kompression vorliegt. Ein letzter Stolperstein ist die Anzeige. Manches wird in dB HL, manches in dB SPL dargestellt. HL bezieht sich auf eine genormte 0-Kurve der Hörermpfindung, SPL auf den physikalischen Schalldruckpegel.

Besten Gruß,
Alex
Danke für die Erklärung, wieder was gelernt.

Die Kompressionen finde ich spannend. Meine Beobachtung bezog sich jeweils auf einen Vergleich der Verstärkung bei IG50...

Mir stellt sich die Frage wieso in den Programmen die Kompression idR nur für IG50/65/80 angesetzt werden kann. Wieso nicht frei konfigurierbar?

Mit einem wie bei mir moderaten Hörverlust würden doch engere oder darunter liegende "Schwellenwerte" dann viel mehr Sinn machen?!
Akustik Alex
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Re: Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

#4

Beitrag von Akustik Alex »

Der Sinn dieser Einteilung liegt bei der Dynamik der menschlichen Sprache. LE50 = Flüsterlautstärke, LE65 = normale Sprachlautstärke und LE80 = laute Sprache. Es gibt aber durchaus Hersteller, die auch sehr leise Pegel noch mit einbeziehen bzw. einbezogen haben. Da geht es aber dann auch um Nuancen der Sprache. Kompression heißt ja letztlich nur, je lauter es wird, desto weniger Verstärkung. Ein gesundes Ohr komprimiert in dem Sinne aber ja auch nicht. Der Grund, warum das bei einem Hörverlust interessant wird, ist der, dass die Dynamik MEIST eingeschränkt ist. D.h. man hört die Töne später als ein normal Hörender, findet sie aber früher unangenehm laut. (Recruitment, Hyperakusis)
Das System muss also die Dynamik des gesunden Ohres in den Bereich des Hörverlusts "quetschen". Wenn bspw. eine reine Schallleitungshörminderung vorliegt, ist das theoretisch überflüssig.
HifiHearing
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Re: Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

#5

Beitrag von HifiHearing »

Akustik Alex hat geschrieben: 29. Jan 2023, 15:01 . Es gibt aber durchaus Hersteller, die auch sehr leise Pegel noch mit einbeziehen bzw. einbezogen haben. Da geht es aber dann auch um Nuancen der Sprache.
Danke erneut:)

Welche denn zB?
Akustik Alex
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Re: Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

#6

Beitrag von Akustik Alex »

Bspw. Phonak mit dem TK Steller. Den es aber, wenn ich das grad richtig im Kopf habe, nicht mehr gibt?!
HifiHearing
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Re: Wieviel Verstärkung ca. für Ausgleich Hörverlust

#7

Beitrag von HifiHearing »

Akustik Alex hat geschrieben: 29. Jan 2023, 15:22 Bspw. Phonak mit dem TK Steller. Den es aber, wenn ich das grad richtig im Kopf habe, nicht mehr gibt?!
Hab ich auch irgendwo gelesen.
Hilft natürlich dann bei der Suche nicht wirklich weiter :(
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