Einstellung mit insitu Messung

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HansPeter
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Einstellung mit insitu Messung

#1

Beitrag von HansPeter »

Sorry, wenn das eine Anfängerfrage ist.

Mein diverse Testgeräte wurden jewweils mit diesem kleinen Schlauch im Ohr eingestellt. So weit so gut.

Aber was bewirkt diese Einstellung? Gemessen wird wenn ich das richtig verstehe der Schallpegel am Trommelfell. Aber was da ankommt heisst doch noch lange nicht, dass ich das dann auch höre. Der Schall muss doch erst noch im Ohr über die diversen Bahnen weiter geleitet und hörbar gemacht werden.

Vielleicht kann mir einer kurz erklären, wozu dann diese Messung dient.

Besten Dank.

Ansonsten habe ich heute mein bestelltes Phonak P50 R mit Otoplastik bekommen und der erste Eindruck ist wirklich gut. Die Otoplastick sitzt gut. Hat ein kleines Fädchen mit dem man die gut rausziehen kann. Ich spüre sie schon gar nicht mehr.
Akustik Alex
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Re: Einstellung mit insitu Messung

#2

Beitrag von Akustik Alex »

Hallo Hans Peter,

vielleicht kann ich das etwas vereinfacht aber verständlich aufbröseln:

Der Standardweg ist der, dass die Herstellersoftware den Hörtest als Basis nimmt und anhand von weiteren Faktoren, wie z.B Alter, Geschlecht, Erst- oder Folgeverorgung, Schirmchen oder Otoplastik, Anpassformel usw. eine Vorberechnung errechnet. Danach ergeben sich Versstärkungszielkurven. Abwerten gesagt ist das alles aber ja geraten, denn faktisch messen tut das niemand. (Außer dem Hörtest)
Bei einer InsiTu-Messung misst man aber, was am Trommelfell ankommt. Dabei wird nicht nur die Einstellung des Hörgerätes ersichtlich, sondern auch die Wirkung der Ohrmuschel, die akustischen Eigenschaften der Schirmchen/Otoplastiken, des Restvolumens usw. Somit sieht man tatsächlich, was ankommt und vergleicht das mit dem Hörtest. Ist der Lautstärkepegel am Trommelfell nun passend zur Kurve des Hörtests, stimmt alles. Das was nun ans Innenohr weitergeleitet wird ist alles "perfekt" hörbar.

Besten Gruß,
Alex
Ohrenklempner
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Re: Einstellung mit insitu Messung

#3

Beitrag von Ohrenklempner »

Sehr gute Frage!
In der Tat ist das ein vernachlässigter Haken an der in-situ-Messung.
Die Software glaubt, dass die Luftleitungs-Hörschwelle (Kopfhörer) auch deine in-situ-Hörschwelle ist. Das ist sie aber nicht. Dazu müsste man eine Audiometrie mit in-situ-Sonde machen, die den Pegel entsprechend korrigiert.
Der Fachmensch könnte jetzt zwischengrätschen und sagen, wir hätten ja die REUG (Real Ear Unaided Gain, natürliche Verstärkung des unversorgten Ohrs) gemessen, aber die addiert die Ohrmuschel- und offene-Gehörgangs-Verstärkung, wobei die Ohrmuschel ja bei der Audiometrie als Verstärker nicht existiert. Zudem messen wir bei der REUG einen einseitig offenen Gehörgang, bei der Audiometrie ist der Gehörgang durch den Kopfhörer mehr oder weniger geschlossen.

An dieser Stelle glaube ich immer, mir kann niemand folgen. :D
Selbst die Dozenten in der Meisterschule wussten nicht, was ich meine. Oder sie fanden die Vorstellung, jemand könnte den heiligen Gral der in-situ-Messung in Frage stellen, zu abstrus. :D

Naja, wie auch immer... Ich bin in meiner täglichen Arbeit dazu übergegangen, mich auf die in-situ-Audiometrie der Hörgerätesoftware zu verlassen. Da weiß das Hörgerät ganz genau, was bei dir im Kopf ankommt und was nicht.
HansPeter
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Re: Einstellung mit insitu Messung

#4

Beitrag von HansPeter »

Danke schon mal für die Antworten. Es scheint ja auch ganz gut zu klappen, den mit dem HG komm ich gut zurecht. Vor der Insitu Messung wurde noch ein Hörtest über das HG gemacht.
Akustik Alex
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Re: Einstellung mit insitu Messung

#5

Beitrag von Akustik Alex »

Ohrenklempner hat geschrieben: 29. Mär 2021, 20:15 Sehr gute Frage!
In der Tat ist das ein vernachlässigter Haken an der in-situ-Messung.
Die Software glaubt, dass die Luftleitungs-Hörschwelle (Kopfhörer) auch deine in-situ-Hörschwelle ist. Das ist sie aber nicht. Dazu müsste man eine Audiometrie mit in-situ-Sonde machen, die den Pegel entsprechend korrigiert.
Der Fachmensch könnte jetzt zwischengrätschen und sagen, wir hätten ja die REUG (Real Ear Unaided Gain, natürliche Verstärkung des unversorgten Ohrs) gemessen, aber die addiert die Ohrmuschel- und offene-Gehörgangs-Verstärkung, wobei die Ohrmuschel ja bei der Audiometrie als Verstärker nicht existiert. Zudem messen wir bei der REUG einen einseitig offenen Gehörgang, bei der Audiometrie ist der Gehörgang durch den Kopfhörer mehr oder weniger geschlossen.

An dieser Stelle glaube ich immer, mir kann niemand folgen. :D
Selbst die Dozenten in der Meisterschule wussten nicht, was ich meine. Oder sie fanden die Vorstellung, jemand könnte den heiligen Gral der in-situ-Messung in Frage stellen, zu abstrus. :D

Naja, wie auch immer... Ich bin in meiner täglichen Arbeit dazu übergegangen, mich auf die in-situ-Audiometrie der Hörgerätesoftware zu verlassen. Da weiß das Hörgerät ganz genau, was bei dir im Kopf ankommt und was nicht.
Doch, ich kann dir noch folgen. Das habe ich jüngst auch mal hier irgndwo bemängelt, mit einem etwas anderen Ansatz. Die InSitu-Messung als solche ist objektiv, bezieht sich aber auf eine subjektive Basis. Damit meinte ich zwar die Tonaudiometrie als subjektive Fehlerquelle, aber nicht nur durch tatsächliche Fehler, sondern auch durch ein rein objektiv anderes Empfinden. Begründet durch deine Aussagen ;)
Dennoch halte ich sie für deutlich zuielführender und die Abweichungen dürften um einiges geringer sein, als geschätzte Werte.
Akustik Alex
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Re: Einstellung mit insitu Messung

#6

Beitrag von Akustik Alex »

Das mit der Insitu-Audiometrie ist natürlich auch eine gute Variante. Hab ich glatt überlesen :-D
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