Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

Muss nichts mit Hören zu tun haben, kann aber ...
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tabbycat
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Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#1

Beitrag von tabbycat »

Moin,

ich bewege mich in einem internationalen Arbeitsumfeld, muß häufig auf englisch kommunizieren. - Eigentlich sind meine Sprachkenntnisse recht sicher - nicht perfekt, aber so daß ich gut verstehe und verstanden werde.

Mit zunehmender Schwerhörigkeit fällt mir auf, daß mir trotz guter HG-Versorgung die schriftliche Kommunikation in der Fremdsprache leichter fällt als die mündliche, gerade auch was die Umsetzungsgeschwindigkeit in meinem Hirn betrifft.

Sprich: Als ich noch annäherend normalhörend war, konnte ich einfach drauflos quatschen, inzwischen brauche ich länger zum Verarbeiten-Reagieren-Umsetzen.
Wenn ich allerdings was schreiben muß, kann ich das in der altgewohnten Geschwindigkeit.

Ist das allein mein persönliches Problem, oder gibt's hier noch mehr Leute, denen es so geht?
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Manche Menschen wollen immer glänzen,
obwohl sie keinen Schimmer haben. :69:
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(Heinz Erhardt)
Rondomat
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#2

Beitrag von Rondomat »

Ich bin sicher, da bist Du nicht alleine, ich habe das an mir selbst auch festgestellt. Je unsicherer ich in der Kette "Verarbeiten-Reagieren-Umsetzen", wie Du dies nennst, war, umso länger wurde die Kette. Es trifft den Zustand also ganz gut.

Aber es geht voran: Mit zunehmender Hörqualität, und nun nach einigen Jahren mit CIs, wird das Verarbeiten und die Reaktion darauf schon etwas schneller. Zug um Zug werden also alte, durch die Schwerhörigkeit verloren gegangene Hör-Mechanismen wieder zum Leben erweckt. Das macht sicherer und damit auch wieder etwas spontaner.
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
KatjaR
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#3

Beitrag von KatjaR »

Grade Englisch verstehen fand ich besonders schwierig, da th als Laut häufig vorkommt und mir Englisch insgesamt sehr hochtonlastig erscheint, was bei den oft besonders ausgeprägten Einschränkungen im Hochtonbereich eine Rolle spielt. Durch ein 2. CI, was den Hochtonbbereich besser abdeckt, verstehe ich Englisch wieder viel besser. Durch schlechteres Verstehen einzelner Laute, wird die automatische Worterkennung erschwert und das Gehirn braucht länger um die dadurch fehlende Lücke im Verständnis zu füllen, was bei Nichtmuttersprachen meist eh schon länmger dauert als in der Muttersprche. Insgesamt bleibt das Fremdsprachverstehen mit Hörschädigung eine klar schwerere Herausforderung als das Verstehen in Muttersprache auch bei guter Versorgugn, ist jedenfalls auch meine Erfahrung. Gewöhnung durch häufigen Gebrauch kann das zwar etwas ausgleichen, aber meist nicht vollständig eleminieren. LG Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Chocolate
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#4

Beitrag von Chocolate »

Ich habe das problem auch festgestellt und gehe da mit sehr viel üben gegen an. mir machen Vor allem Akzente Schwierigkeiten daher höre ich mir das vermehrt via youtube an um es zu trainieren
Beidseits mittlerweile hochgradig bis an Taubheit-grenzend SH
(Progredient, "Badewannen"kurve)
Versorgt mit (re) Marvel CI von AB 03/23 und (li) Phonak Naida Link M
Jaymesbond
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#5

Beitrag von Jaymesbond »

Bei mir war es so, dass bevor ich das Auslandssemester in Irland begonnen hatte, mir endlich Hörgeräte zugelegt habe, da ich wusste, dass es sonst ein Disaster gibt. Die Geräte haben mich dann einigermaßen über Wasser gehalten, zumindest was das Hörverständnis angeht. Auch heute, mit besseren Geräten und besserem Verständnis, ist es leider immer noch so, dass mein mündliches und schriftliches Englisch besser sind, als mein Hörverständnis. Ich arbeite ebenfalls in einem internationalen Umfeld und telefoniere täglich von Zuhause aus. Allerdings habe ich den Vorteil, dass ich überwiegend im HomeOffice tätig bin und dann ein Headset mit 2 Kopfhörern zum Telefonieren nutzen kann. Leider hilft das am Ende auch nur begrenzt - meine englischsprachigen Kollegen aus UK verstehe ich aufgrund des Akzents teilweise nur zu 50%:-(
Dani!
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#6

Beitrag von Dani! »

tabbycat hat geschrieben:inzwischen brauche ich länger zum Verarbeiten-Reagieren-Umsetzen.
Wenn ich allerdings was schreiben muß, kann ich das in der altgewohnten Geschwindigkeit.

Ist das allein mein persönliches Problem, oder gibt's hier noch mehr Leute, denen es so geht?
Dieses Phänomen habe ich selbst bei meiner Muttersprache Deutsch. Manchmal überlege ich 2 Sekunden, komme trotzdem nicht drauf und will schon nachfragen. Und plötzlich habe ich einen sinnvollen Satz gefunden und breche meine Frage ab. Meine Tochter weiß, dass ich z.T. lange überlege. Nach 4-5 Sekunden fragt sie aber dann doch mal nach, ob ich sie überhaupt gehört hätte. Habe ich. So gesehen ist es schon fast wieder faszinierend, wie lange der Klang vom nicht verstandenen Gesprochenes im Kopf bleibt und nach passenden Mustern geforscht werden kann.
Wie lang die Verarbeitungskette ist hängt halt stark von der Ausprägung des Hörverlusts ab.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
hoerwelt3
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#7

Beitrag von hoerwelt3 »

Ich kenne dieses Problem auch im Englischen. Da hilft nur viel üben! Tandem-Partner haben sich bei mir schon als sehr hilfreich erwiesen, da ich im Schriftlichen auch besser und schneller bin als im Mündlichen. Kann ich nur empfehlen, denn man unterhält sich ungezwungen über normale Themen und kann aber auch spezifischere Themen einbringen, und man lernt, spontan auf Sachen zu antworten und mit Situationen umzugehen, wenn man mal was nicht verstanden hat :)
Hören beginnt mit Stille.
hören2020
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#8

Beitrag von hören2020 »

Ich glaube die Probleme mit Akzente im Englischen haben viele Menschen vom Hörproblem abgesehen....sobald die Sprache abgewandelt ist wird es schwierig bzw. kommt das hinzu.
sedi
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#9

Beitrag von sedi »

Guten morgen,

ich habe täglich und viel mit englischer Kommunikation , besonders auch mit asiatischen nicht muttersprachlichen Geschäftspartnern zu tun.
Es gibt natürlich Verständnisprobleme -zusätzlich wenn Hörgeräte notwendig sind, aber mit Gewöhnung an das Klangkolorit des Gesprächspartners, bei mir oft die gleichen Personen im geschäftlichen Umfeld, in sog. skype Meetings funktioniert das leidlich GUT.
skype zeigt ja des Gesprächspartners Bidschirm für alle Tln. simultan und so untermauert das Bildschirmbild das gesprochenen Wort. Ausserdem wird nur ein Sprachkanal übertragen und dementsprechend fordert das System gewisse Disziplin ein. Ich nutze skype zusammen mit JABRA Headset mit geschlossenen Kopfhörern und eben HDO´s SP mit Schallschlauch und diese Kombo funktioniert ganz gut.

Meine Erfahrungen: Inder gut, Chinesen mittel, Japaner herausfordernd, USA abh. der Kooperationsbereitschaft, Dialekt gegen akzentuierte, langsamere und "hochsprachliche" Ausdruckswiese zu ersetzen zwischen gut bis unmöglich. GB ähnlich, skandinavisch durchweg vorbildlich, Mexikanisch gut (aber grenznah zu USA), ....
>> nutzt wenn möglich die Fortschritte der Konferenzen mit dem PC egal ob skype, Teams, zoom, was es da so gibt, das hilft Allen Konferenzteilnehmern, unsereins mit besonderem Hörbedarf umso mehr.

schönes WE

sedi
* 1964, PLZ D-91xxx, selbst betroffen, hochgradig und breitbandige SH, vorwiegend wohl berufl. bedingt, ... seit ca. 2008 beidseitig (mit HDO) versorgt.
Silviiie
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Re: Schwerhörigkeit und Fremdsprachen...

#10

Beitrag von Silviiie »

Hi all 😊

Auch Mir ist aufgefallen das Ich im Kopf irgendwie erst einen Schalter umlegen muss und kurz Pause brauche bevor Ich Englisch verstehe ,aufnehmen und verarbeiten kann
Eigentlich quatsch Ich auch drauf los aber wenn Ich im Deutschen Umfeld bin und plötzlich Wer Englisch mit Mir spricht dann verstehe Ich wahrhaftig nur Bahnhof

Komme dann nicht mal drauf das der Englisch spricht sondern suche im Gehirn vergebens nach passenden Deutschen Worten welche Ich dort natürlich nicht finde

Schon komisch irgendwie aber passiert auch Mir mit Deutschen Sätzen wie hier beschrieben

Manchmal ist da plötzlich eine Lücke und Ich verstehe den Satz nicht mehr wirklich

So auch bei Mir wenn Ich denke das Ich nicht verstanden habe und gerade nachfragen möchte da klickt es plötzlich und Ich hab verstanden

So als sei da ein Schalter für Fremdsprache den man erst umlegen muss und manche Worte in Deutsch sind etwas dicker als andere deshalb brauchen diese etwas länger um durch den Schlauch zu kommen um bei Mir im Ohr und im Gehirn zu landen 🤔🤭
Grüssle von Silviiie :wave:
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