An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

Han_na
Beiträge: 84
Registriert: 4. Jun 2018, 08:39
5

An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#1

Beitrag von Han_na »

Hallo liebe CI-Gemeinde im Schwerhörigenforum,

seit ca. 7 Jahren trage ich zwei CI's und war vorher über 40 Jahre HG-Trägerin, bis hin zur Grenze der Taubheit.

Ich habe sehr schnell sehr große Hörerfolge erreichen können, und das lag wohl daran, welche Übungen ich mir selbst ausgedacht habe. Eine Reha habe ich nie beantragt, und auch nie Logopäden gesucht.
Mein erstes CI-Hören war sehr enttäuschend, alles hat zunächst geklimpert. Ich hatte nie Roboterstimmen gehört, aber dafür klang jeder Mensch wie Mickey Mouse. Das tolle war aber, dass ich trotz der Piepsstimmen viel mehr Konsonanten hören konnte, und Sprache verständlicher war, als zuletzt mit HGs. Und das vor allem ganz ohne Mundbild oder Blickkontakt!

Meine Übungen waren einfach, und jeder, der noch gute Hörerinnerungen hat, kann sie zuhause nachmachen. Wichtig ist nur, dass ihr die Übungen solange wiederholt, bis ihr mit dem Gehörten zufrieden seid, denn das Gehirn lern nur durch stetige Wiederholungen (denkt mal an Babys oder an Training...):

• Gut bekannte Musik wiederholt hören, während man einer Tätigkeit nachgeht. Die Tätigkeit sollte körperlich nicht fordernd sein, also nicht Staubsaugen oder Bäume zersägen. Die Tätigkeit darf ruhig 2-3 Stunden dauern, etwa Malen, Nähen (von Hand), oder andere ruhige Beschäftigungen. Nur Lesen sollte man nicht, weil das würde das Gehirn nur zu schnell erschöpfen, da man sich kaum auf Musik-lauschen, und Geschichte-lesen konzentrieren kann. Musik mit seinen vielen Instrumenten und Tonarten fördert das Sprachverstehen mit CI ungemein.

• Selbst Geräusche machen, von denen man noch 'weiß' wie sie klangen. Gut sind auch Klangspielzeuge, wie z.b. ein Xylophon, oder ein Klavier. Damit kann man feine Tonunterschiede üben, indem man sie nach Lust und Laune immer wieder durchspielt. Lasst euch Zeit damit, und wiederholt, so oft ihr könnt, bis ihr zufrieden seid.

• Für bilaterale CI-Versorgte empfehle ich einen Drehstuhl (Bürostuhl, o.ä.) vor eine Musikquelle zu stellen, und sich mit geschlossenen Augen langsam drehen. So lernt das Gehirn sehr schnell Richtungshören, welches im Alltag wirklich sehr nützlich ist.

So konnte ich ohne Probleme oder Hilfsmittel mit allen möglichen Menschen telefonieren. Vom Gefühl her verstand ich 95% aller Worte und dann ging ich wieder arbeiten.

Nun kommt meine Warnung, mein letzter Tipp, meine Bitte:

nach ca. 5 Jahren erlitt ich mit CIs einen schweren Lärmschaden! Dieser wurde mir zwar nicht bescheinigt, aber nach eigener Recherche fand ich unter den Lärmschäden alle meine schlimmen Symptome. Mir half weder eine Reha noch viel Ruhe, nur das Weglassen meiner Hörsysteme brachte wieder Ruhe in meinen Kopf - und schließlich in den Körper zurück.

Heute trage ich die CIs mit allerhöchster Vorsicht, und nur, wenn es gar nicht anders geht. Dadurch hat sich mein Sprachverstehen wieder abgebaut, und das Hören im allgemeinen strengt mich noch sehr an.

Daher möchte ich jeden CI-Träger vor Lärm warnen, diesen zu meiden, wie der 'Teufel das Weihwasser'!

Da wir mit Hörsystemen Lärm komplett anders aufnehmen, wie ein normalhörendes Ohr, ist das ein Gift, das uns großen Schaden zufügt. Unter Lärm betrachte ich Geräuschpegel ab 60-70 dB, bei einer Dauer von mindestens 2 Stunden. Für Normalhörende beginnt Lärm erst ab 80 dB, aber ein Hörsystem schützt das Gehirn nicht so, wie ein gesundes Ohr.

Im Internet findet sich viel Information rund um Lärm, wobei dies immer nur aus Sicht von Normalhörenden dargestellt ist. Für Hörsystemträger (auch HGs) extistieren keine Forschungen zu Lärm, und diese Tatsache macht mich sehr misstrauisch. Ist diese Welt nicht viel lauter geworden, als vor 30-40 Jahren? Warum werden Hörsysteme immernoch als 'nicht-schädlich' für das Gehör angeboten?

Meine Bitte, wenn ihr Kinder mit CIs habt (oder HGs), dann achtet sorgfältig darauf, dass sie keinem Lärm ausgesetzt werden, bei Veranstaltungen oder Kindergeburtstagen etwa. Achtet darauf, dass ihre CIs leiser gestellt werden, oder in ein anderes Programm geschaltet, welches den Lärm herausfiltert. Sollte sich Lärm nicht vermeiden lassen für ein Kind, dann achtet darauf, dass das Kind eine Auszeit vom Hören nehmen darf, etwa einen halben oder ganzen Tag lang.

Denkt immer daran, mit einem HG hört ihr über die Hörorgane Ohr, Trommelfell, Hammer-Amboss-Steigbügel...
Mit einem CI werden diese Hörorgane überbrückt, und ihr hört mehr mit dem Gehirn. Daher lässt sich ein CI Gehör auch besser lernen, als ein HG Gehör.

Wenn euch eure Gehirne und eure damit verbundene körperliche Gesundheit also lieb ist, dann lasst alles weg, was unnötig Krach macht.

Unter unnötigen Krach verstehe ich Dinge wie Staubsauger, Mixer, Rasenmäher, Straßenlärm, Baustellenlärm oder Geräusche, die man bei lauten Arbeiten oder Hobbies hat.

Das sind alles Geräusche, die ein Hirn auf gut deutsch nicht braucht. Diese erzeugen Stress im Kopf, auch wenn ihr euch dessen nicht bewusst seid. Wird das Gehirn längere Zeit diesem Hörstress ausgesetzt, dann kann das zu körperlichen Symptomen führen, die euch kein Arzt der Welt auf Lärm zurückführen kann. Denn dieser schadet laut der ''Hörsystemindustrie'' dem Gehör ja nicht! Und das ist schlicht NICHT wahr!

Ich habe eine Liste erstellt, mit den körperlichen und psychsischen Symptomen, die bei Normalhörenden unter Lärm (ab 80 dB, ab 2 h) festgestellt wurden und möchte sie hier mit euch teilen. Vielleicht hat hier der eine, oder die andere mehrere unerklärliche Symptome, die unten aufgelistet sind. Dann kann es hilfreich sein, sich selbst im Leben 'hörfreie' Räume zu schaffen, also die Ohren ruhig öfter mal ablegen.

Die Symptome bei andauerndem Hörstress sind:

Psychische Beeinträchtigungen

• Angst
• Anspannung
• Nackenversteifung
• Migräne
• Beeinträchtigte Leistungsfähigkeit
• Beeinträchtigung im sozialen Verhalten (z.B. erhöhte Aggressivität)
• Ärger schlägt leichter in Aggressionen um
• Nervosität, innere Unruhe
• Resignation, Gleichgültigkeit
• Appetitlosigkeit
• Kommunikations-, Lern- und Konzentrationsstörungen
• Zunehmender Kontrollverlust über starke Emotionen
• Psychische Beeinträchtigung durch das Gefühl der Belästigung
• Verlust von (Lebens)freude

Körperliche Folgen von Lärmstress

• Herz- und Kreislaufprobleme
• Erhöhtes Bluthochdruck- und Herzinfarktrisiko
• Gehörschäden, Hörermüdung, Tinnitus
• Verminderte Durchblutung
• Erhöhtes Unfallrisiko
• Müdigkeit, Erschöpfung
• Schlafstörungen, Durchschlafstörungen, Einschlafstörungen
• Stoffwechselstörungen, so wie chronische Stoffwechselerkrankungen

Hormonelle Folgen von Lärmstress

Nicht nur dauerhafte, auch kurzfristige Lärmbelastung kann die verstärkte Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol zur Folge haben, welche den Stoffwechsel beeinflussen können. Diese Stoffe werden i.d.R. nur durch Alarmierung freigesetzt, wenn das Leben in Gefahr ist. Das Wort Lärm ist vom italiensichen "al'arme!!!" abgeleitet, welches auf deutsch heißt: "An die Waffen!!!"

Das bedeutet, dass Lärm für das Gehirn immer ein Alarmzustand ist, und wenn wir das Gehirn oft und lange im Alarmzustand führen, dann bauen der Körper und die Psyche langsam ab. Am Ende des Tages fühlen wir uns wie ein Wrack, obwohl wir uns körperlich gar nicht angestrengt haben. Leider wissen viele CI- oder HG-Träger das selbst nicht, und Akustiker dürfen uns das nicht sagen (verkaufen, verkaufen, verkaufen!). Es gibt aber weitaus mehr Lärm-Leidende, als nur mich. Nur die meisten wissen nicht, dass es der Krach ist, den wir sozusagen von Außen nach Innen nehmen, der uns so kaputt macht.

Ich hoffe, euch helfen meine Erfahrungen, denn auch ich profitiere von den Erfahrungen Anderer. Und ich wünsche euch viel Erfolg, und gute Gesundheit, mit allen Hörsystemen dieser Welt.

Hanna
Lärm zerstört Gehör bis zur Taubheit.
Lärm mit Hörsystemen zerstört Menschen von innen.
Lärm ist keine Bagatelle sondern ein echtes Problem heutzutage.
Rondomat
Beiträge: 436
Registriert: 9. Mär 2017, 17:49
7

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#2

Beitrag von Rondomat »

Erstmal Danke für die ausführliche Darstellung! Ich bin ebenfalls beidseitig CI-versorgt und habe zu Deinen Ausführungen einige Anmerkungen:

1. Das Thema "Hör-Übungen":

Der spannendste Moment in der Karriere als CI-Träger ist sicherlich die Erstanpassung: Hier wird man erstmals mit seinem Hörstatus konfrontiert, manche Probanden hören sofort recht gut, können sogar Personen an der Stimme erkennen - während andere Probanden erstmal nur Klimpern und vielleicht sogar nur oder schon Micky Mäuse hören - was je nach Sichtweise schon viel oder noch recht wenig ist.

Es ist richtig mit dem Wort "Hörerinnerung": Hören ist der Abgleich der auftretenden Schallinformation im Gehirn zwischen schon vorhandenen Hör-Eindrücken und denjenigen, die neu sind, diese werden bei Bedarf ebenfalls gespeichert und stehen danach neuerlich zum Abgleich (= Hören und Erkennen) zur Verfügung. Das kann man, wie Hanna beschreibt, sich zunutze machen und damit auch trainieren.
Hier möchte ich noch ergänzen, dass vor allem bei der Musik der Anfang nicht leicht ist. Ich habe erstmal mit Klaviersolos angefangen (wie wahrscheinlich der Anfang mit dem Lieblings-Instrument sowieso eine gute Wahl ist), dann allmählich etwas Rhythmus darunter gelegt (gibt Hörstruktur im Ablauf, Taktgefühl) und erst, als ich hier ein halbwegs zufriedenes Hören erreicht hatte, Musikstücke mit Gesang dazu genommen. Also grundsätzlich mit sparsam orchestrierter Musik angefangen. Damit habe ich vermieden, allzu viel unterschiedliche Töne und Stimmen, die in der Musik halt so vorkommen, auseinander halten zu müssen. Das ist anfangs sehr schwer und kann frustrieren, weil alles mehr oder wenig wie Brei klingt. Wenn man die technischen Limits für die Musikwiedergabe über CI kennt, ist es einfacher, sich Musik zu widmen, die innerhalb dieser Limits gut hörbar sind. "Gut hörbar" hängt natürlich auch von den eigenen Ansprüchen und der Hör-Historie ab, die vor der CI-Zeit bestand.
Übung macht den Meister, aber mit ein wenig Bauchgefühl sollte man schon herangehen: Wenn es zu viel wird, eine Pause einlegen. Und sich nach und nach an den Fortschritten erfreuen.

@Hanna: Ein Frage noch: Wie machst Du das mit dem Drehstuhl? Wenn ich mich jeweils in Richtung der Schallquelle drehe, wie kann ich damit mein Richtungshören trainieren? Ich folge damit ja lediglich dem Lautstärkeempfinden.

2. Die Warnungen vor Lärm:

Die von Hanna ausgeführten Warnungen sind sicherlich für alle angebracht, sich darüber Gedanken zu machen: die Guthörenden, die Schwerhörigen und die HG- und Ci-Versorgten. Während noch-guthörende Menschen viel Umweltgeräusche, Hintergrundmusik in Einkaufszentren, Verkehrslärm - wir nennen das ja Störschall - über die von Geburt aus eingebauten Filtern gut kompensieren können in ihrer Wahrnehmung, ist dies für Menschen mit Höreinschränkungen schwerer bis gar nicht mehr möglich. Hier muss uns dann die Technik in den HGs oder CIs dienen: Wind- und/oder Störschall-Unterdrückung, Richt- und Zusatzmikrofone kompensieren bei richtiger Anwendung und je nach angewandter Technik kann uns das wirklich helfen.
Es ist eine Gratwanderung: Einerseits soll man sich durch den Ausgleich des Hörverlusts (egal ob HG oder CI) wieder an die eigentlich übliche akustische Umwelt mit allen seinen Höreindrücken in seiner üblichen Lautstärke gewöhnen (Hörverlust ist ja auch Hörentwöhnung), aber anderseits möchte man sich auch nicht überfordern. Da gilt es wieder: In sich reinhören, Pausen einlegen, wenn der Körper meckert und zur Not einfach mal den Pegel runterdrehen, auch wenn es zu Lasten der Verständlichkeit geht.
Auch das Wahrnehmen von tatsächlichen störenden Eindrücken (zu lautes Scheppern, Übersteuern usw.) sollte gut beschrieben werden können, um mit dem jeweiligen Akustiker oder Audiologen gemeinsam Abhilfe schaffen zu können. Die beiden können nur so gut arbeiten, wie man noch vorhandene Defizite möglichst gut beschreibt. Ein Hörtagebuch leistet hier zumindest anfangs gute Dienste.
Problematisch sind für uns HG- und CI-Träger sogenannte Impulsschall-Ereignisse (ohne Vorwarnung: plötzlich fällt die Tasse herunter, platzt der Ballon in zwei Meter Entfernung usw.). Da erschreckt sich der Normalhörende, der HG- und CI-Träger kriegt fast einen Herschlag. Nach solchen "Events" muss man sich nicht zu schade sein: Einfach mal kurz ausschalten und sich erholen.

So muss man halt seinen Hör-Rhythmus finden und kann sich freuen auf neue, oder zwischenzeitlich verloren gegangene Höreindrücke, jeden Tag geht es ein Stück weiter und das Hören wird wieder entspannender - und die Teilhabe am sozialen Umfeld macht auch wieder mehr Freude.
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
Heike63
Beiträge: 31
Registriert: 19. Jan 2007, 16:45
17
Wohnort: Sauerland

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#3

Beitrag von Heike63 »

Morgen hab ich ersten Termin wegen CI...wo ich dies jetzt gelesen habe bin ich mir unschlüssig ob ich das mache . Wobei ich wissen muss ob es überhaupt geht

Heike
Han_na
Beiträge: 84
Registriert: 4. Jun 2018, 08:39
5

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#4

Beitrag von Han_na »

Hallo Rondomat,

danke für deine Antworten und danke für die Blumen. Ich will mal versuchen, deine Fragen zu beantworten.

1. Hörübungen:

ja, der erste Höreindruck mit CI kann sehr niederschmetternd sein. Als ich aber merkte, dass mein neues Gehör sich verändert, bzw. anpasst wenn ich bestimmte Geräusche wiederholt höre, fing ich an, Musik auf Dauerwiederholung zu hören, während ich nebenher einer Beschäftigung nachging. Mit jedem erneuten Durchgang hörte ich mehr und mehr Instrumente heraus, und nach ca. 5 Monaten hörte ich die Musik schon viel besser und voller als je zuvor in meinem HG-Leben.
Aber was ich als erstes hörte, das Geklimper z.b., das hat mich erstmal sehr ernüchtert, und ich wusste nicht, wie lange meine Hörreise gehen würde, bis ich auch nur ein Wort verstehen kann.

Aber eins noch, ich hatte damals die CIs - wie meine HGs immer - den ganzen Tag konsequent durchgetragen. Die Lautstärke habe ich dann schnell und oft erhöhen lassen, weil mein Höreindruck sich mit jeder Verbesserung auch leiser anhörte.

Das Schöne am CI-Hören-Üben ist ja auch, dass man das so ganz nebenher machen kann, auch mit Kopfhörern kann man super üben, ohne andere zu stören.

Und ja, natürlich das Zusammenspiel mit dem Akustiker ist sehr wichtig, dass man beschreiben kann, wo der Hörfehler ist. Also der Akustiker tappt mit uns im Dunkeln, wenn wir ihm oder ihr sagen, dass 'alles komisch klingt'.

Aber ich kann auch gut verstehen, dass manchen einfach die Worte fehlen, auch weil sie so frustriert sind.

Wegen der Drehstuhlsache:

ich meinte, dass man etwa vor einem Radio, oder der Stereoanlage (bzw. Boxen) einen Bürostuhl aufstellt, und sich dann mit geschlossenen Augen vor der Musik ganz langsam im kreis dreht, und lauscht, wie sich das im Kopf anhört. Dann lernt man das Richtungshören. Denn die Musik sollte sich im Kopf dann idealerweise mitdrehen.

Wer nur einseitig hört kann das auch probieren, das Gehirn ist ja so ungemein anpassungsfähig.

Ich hab das auch gar nicht oft gemacht, aber ich hab mir das mal ausgedacht, probiert und fand es faszinierend. Mein Richtungsgehör wurde dadurch quasi auch 'aufpoliert'.

Ja und du hast Recht, wegen dem Lärm, dass das eigentlich alle Menschen betrifft.

Nur eines noch, das normalhörende Ohr reagiert auf Lärmstress mit langsamer Ertaubung, und wie soll ein 'Zombie-Ohr' - also ein CI-Gehör auf Lärm reagieren?

Das ist die Frage des Tages. Die kann mir kein Arzt beantworten. Ich weiß die Antwort auch nur, weil ich es am eigenen Leib erfahren habe.

Darum sag ich es immer und immer wieder, einfach, weil ich ein Menschenfreund und ein Lobbyfeind bin:

Hütet euch vor Lärm wie vor der Pest!

Meided Lärm um eure Hörgeschädigten Kinder!!

Haltet euch von Krach meilenweit fern!

Denn einen Lärmschaden mit CI will hier kein Mensch haben, auch wenn HNOs und Akustiker behaupten, ein CI zerstört das Gehör nicht (nein, tut es nicht, das Gehör ist ja schon kaputt), aber es zerfrisst das Gehirn und ihr fühlt euch jeden Tag richtig fertig mit dem Leben, bzw. vom Leben total überfordert. Alles wird euch zuviel und zu anstrengend.

Ja und weil das Gehirn so schön durch Wiederholung lernt, sag ich es gleich nochmal:

Lärm ist Gift für Hörsystemträger - und für jeden Andern auch, aber bei uns wirkt es viel schneller und viel tiefer.

Ich empfehle auch, wer ein Handy hat, möge in den App-Stores nach Schallpegel-Messern zu suchen. Da kann jeder mal erstaunt sehen, wie laut ein Supermarkt wirklich ist, oder der Rasenmäher. Mein Tipp gilt auch für CI-Kinder-Eltern, achtet bitte sorgsam darauf, dass die kleinen heranwachsenden Gehirne nicht durch Lärm geschädigt werden.

Viele Grüße und gutes Hören

Hanna
Lärm zerstört Gehör bis zur Taubheit.
Lärm mit Hörsystemen zerstört Menschen von innen.
Lärm ist keine Bagatelle sondern ein echtes Problem heutzutage.
KatjaR
Beiträge: 1594
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
11

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#5

Beitrag von KatjaR »

Heike, lass dich bitte nicht verunsichern, CI ist eine ganz tolle Sache, ich höre damit seit über 20 Jahren wieder sehr gut und ich kenne soooo viele CI-Träger bei denen das auch so ist. Es wird immer mal wieder jemanden mit Problemen geben, das sind aber Einzelfälle, die nicht abschrecken sollten. Die große Mehrheit profitiert sehr. Alles Gute für dich und schreib doch mal wie es gelaufen ist. LG Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Rondomat
Beiträge: 436
Registriert: 9. Mär 2017, 17:49
7

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#6

Beitrag von Rondomat »

Hallo Heike, ich schliesse mich Katja an: Ich kenne ebenfalls mehr zufriedene als unzufriedene CI-Träger. Heutzutage sind die Möglichkeiten, mit dem CI wieder in ein gutes Hören zu kommen, viel besser als noch vor wenigen Jahren. Die Operationsmethoden sind besser geworden, die Nachsorge-Situation auch wohnortnah (ggf. Logopädie, anschliessende Reha-Massnahmen usw.) ist ebenfalls nicht schlecht bzw. hat sich stark verbessert.

Ein Tip: Sofern sich bei Dir herausstellt, eine CI-Kandidatin zu sein, schaue Dich doch mal um bei einem CI-Stammtisch der nächstgelegenen Ci-Gruppe oder einem Info-Tag bei einer der CI- und Rehakliniken um. Dort kannst Du Dir nach einem Austausch mit ebenfalls Ratsuchenden, Ci-Trägern sowie Ärzten und Audiologen ein viel besseres Bild darüber machen.

Was den Lärm angeht: Diesem sollten alle Menschen, egal ob versorgt oder nicht, wenn möglich aus dem Weg gehen. Das gelingt nur nicht immer. Ein Schallpegelmesser bringt zwar die Erkenntnis, wie laut es wohl gerade ist, aber da sollte man auch wissen, wie lange man sich Lärmexpositionen in welcher Stärke auch immer schadlos aussetzen darf. Was das CI hier betrifft: Es kann schon hin und wieder mal ein Klirren, Scheppern oder sonst ein unvorbereitetes lautes Schallereignis auftreten, aber grundsätzlich kann davon das Gehirn keinen Schaden nehmen. Eine sorgfältige CI-Anpassung lässt das gar nicht zu. Und wenn man sich über die Zeit hinweg an das Hören mit dem CI gewöhnt, wird es auch zu einer Hörerleichterung führen - man versteht einfach wieder besser, muss nicht mehr so viel nachfragen, man fühlt sich wieder viel sicherer und damit selbstbewusster. Da nehme ich den einen oder anderen Klirr gerne in Kauf - und wenn ich dann doch mal meine Ruhe brauche - frei nach Löwenzahn: dann wird ausgemacht.

Lass mal hören, wie Deine Untersuchung gelaufen ist!
Zuletzt geändert von Rondomat am 4. Sep 2019, 14:59, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
muggel
Beiträge: 1474
Registriert: 19. Jun 2013, 13:34
10

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#7

Beitrag von muggel »

Han_na hat geschrieben: Lärm ist Gift für Hörsystemträger - und für jeden Andern auch, aber bei uns wirkt es viel schneller und viel tiefer.
Ist dieses deine persönliche Vermutung und Annahme oder gibt es hier fundierte sachliche Quellen zu?

Mein persönliches Statement: hören ist toll... aber man sollte sich nach Möglichkeit nicht dauerberieseln lassen, sondern vielmehr "bewusst" hinhören. Während der Arbeit in Dauerschleife Musik hören... und nach Feierabend etc gleich weiter, vielleicht auch noch über Nacht, damit das Hören immer besser wird, der überfordert zwangsläufig sein Hörorgan. Auch bei Normalhörenden käme da schnell Lärmstress auf.
Die Warnungen wegen Lärm finde ich gut und anhand der möglichen resultierenden Probleme bestimmt angebracht. Aber mit dem CI hat das nicht wirklich was zu tun... sondern gilt für JEDEN.
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
Achtung, auch gelegentlich bissig!
Wallaby
Beiträge: 426
Registriert: 23. Jun 2015, 18:17
8

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#8

Beitrag von Wallaby »

@Hanna: was mich noch interessieren tut, du schrieb dass nach Anpassung das CI schnell zu leise wurde und du dann die Lautstärke erhöht hattest was für Anfangszeit auch normal wäre. Als dann nach der Zeit dann plötzlich das CI zu laut war, hattest du dann auch vom Techniker wieder runterregeln lassen? Auch das wäre der normale Vorgang was bei CI Anfänger in den ersten 2 Jahren ggf. auch später vorkommen kann.
Mir kann manches auch laut sein zb im Bowlingcenter aber da schalte ich die SPs spätestens nach Ende des Bowling auf dem Heimweg komplett ab, damit es wieder erholen kann. Hörende haben gewisse Filterfunktion die wir Hörgeschädigte nicht so haben und daher sind Horpausen legitim indem man die Lautstärke runter regelt und/oder die SP komplett für ne Stunde ablegt.

Gruß
Wallaby
KatjaR
Beiträge: 1594
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
11

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#9

Beitrag von KatjaR »

Richtig Wallaby, die Frage stellt sich mir auch. Bei einem richtig eingestellten CI, kann es eigentlich garnicht zu starker Lärmbelastung kommen, da ja Unbehaglichkeitsschwellen eingestellt werden, die unterhalb einer potentiell schädigenden Schwelle liegen. Wenn sich die Unbehaglichkeitsschwelle verändert, muss das CI neu eingestellt werden. So sind CI-Träger besser vor Lärm geschützt als Normalhörende, da zu laute Geräusche vom CI automatisch runter geregelt werden. Zusätzlich kann man je nach Befindlichkeit ja auch eigenständig die Lautstärke auch noch runterregulieren.
Gruß Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Ohrenklempner
Beiträge: 8658
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
9

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#10

Beitrag von Ohrenklempner »

Ich trage zwar weder Hörgerät noch CI, aber meinen Klecks Senf muss ich hier lassen. :D

Grundlegend ist die Idee richtig, Lärm zu vermeiden. Egal ob mit Hörhilfe versorgt oder nicht. Das haben meine Vorredner schon mehr als treffend formuliert.

Was mich an der ganzen Geschichte stört, ist die nachdrückliche Empfehlung, Kinder von jeglichem Lärm fernzuhalten. Das ist absolut falsch. Was ist denn ein Kind ohne toben, schreien und spielen? Die Sozialisierung (bzw. Rehabilitierung) steht im Vordergrund. Isolation ist nicht der richtige Weg. Es schädigt ein Kind viel mehr, es von allen lauteren Umgebungen fernzuhalten, als dass es hilft. Ja, es gibt das Risiko einer Hörverschlechterung oder einer vollständigen Ertaubung, aber das muss es wert sein. Lass das mal ein paar Helikoptereltern hörgeschädigter Kinder lesen. Die Kleinen tun mir jetzt schon Leid. Von einer subjektiven Einzelerfahrung ausgehend dürfen keine so tiefgreifenden Erziehungsempfehlungen ausgehen. Es gibt so viele Gefahren, denen wir uns und unsere Kinder täglich aussetzen. Deshalb schließen wir uns ja auch nicht zu Hause ein. Ach nee, wäre ja auch doof, denn die meisten Unfälle passieren ja zu Hause. ;)

Huch, war nun doch mehr als nur ein Klecks Senf.
Dani!
Beiträge: 3378
Registriert: 9. Mär 2012, 14:22
12
Wohnort: Landkreis München

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#11

Beitrag von Dani! »

Ich geb auch noch mein Ketchup zu :D

Lärmschädigung führt zu den von Hanna angesprochenen Symptomen. Der Umkehrschluss gilt aber nicht, d.h. wer eines der Symptome bei sich entdeckt, ist nicht automatisch lärmgeschädigt. Es gibt vielmehr viele Gründe für dieselben Symptome. Allen voran: Dauerstress oder -belastung.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
KatjaR
Beiträge: 1594
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
11

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#12

Beitrag von KatjaR »

Zufälle gibt es nicht , oder?
Eben erreicht mich ein Erfahrungsbericht, der demnächst auch veröffentlicht wird, die Autorin ist selbst Ärztin. In diesem kann man gut erkennen, wie ein CI auch eben wunderbar helfen kann, bei auch somatischen Beschwerden, die durch Hörschädigung und Höranstrengung entstehen können. Die Autorin schildert anfangs ihre Probleme mit Schwindel unbekannter Ursache, sowie Kopfschmerzen.
Im weiteren Verlauf des Artikels findet sich dann folgender Passus:

" Eines Tages wechselte ich den Akustiker aufgrund eines Ortswechsels. Diese Akustikerin sagte nach dem Hörtest: „Sie machen ja Hochleistungssport mit Ihren Ohren! Hörgeräte helfen Ihnen da nicht mehr, Sie sollten sich Gedanken über ein Cochlea Implantat machen“. Nun wurde ich hellhörig (sic!), besteht vielleicht doch ein Zusammenhang mit der Hörschädigung und dem Schwindel?
Drei Monate später ließ ich mir in der MHH ein Cochlea Implantat einsetzen.
Dies war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Nicht nur daß vieles leichter geworden ist, sondern auch daß mit der Implantation und der damit verbundenen deutlichen Verbesserung des Gehörs die Schwindelsymptomatik komplett verschwunden ist. Nie wieder habe ich seitdem auch nur einen Hauch von diesem Schwindel bekommen.
Kürzlich fiel mir auf, dass ich deutlich seltener und geringere Kopfschmerzen habe und so gut wie keine Schmerzmedikamente mehr seit der CI-Implantation benötigt habe. Rückblickend gesehen hatte ich die morgendlichen Schwindelanfälle nach dem Aufwachen immer dann, wenn ich mich am Abend vorher mit Leuten in einer lauten Umgebung getroffen hatte.
Unterm Strich läßt sich sagen, daß die CI-Implantation und die damit verbundende Verbesserung des Hörvermögens sozusagen die Therapie des Schwindels war.
Hiermit möchte ich unterstreichen, wie sehr eingeschränktes Hören den ganzen Menschen betrifft. Der Betroffene muß sehr große Anstrengungen aufwenden, um überhaupt verstehen zu können. Er muß das Restgehör mit dem Mundbild, mit der Situation kombinieren, ein hohes Konzentrationsvermögen aufbringen und steht damit permanent unter Strom".
(...)
"Studiert man die Literatur zu Schwindel im Allgemeinen und im Speziellen zu vestibulärer Migräne, wird als Ursache unter anderem Stress genannt, wozu letztlich Hörschädigungen gezählt werden kann.
Ich möchte mit diesem Bericht daher dazu anregen, bei Schwindelsymptomatik die Höranstrengung als Ursache mit einzubeziehen und auch eine vestibuläre Migräne in Erwägung zu ziehen.
Zusätzlich möchte ich den Artikel dazu nutzen, zum Ausdruck zu bringen, dass ich auch nach vier Jahren CI-Erfahrung eine ausgeprägte Dankbarkeit dafür empfinde, dass Cochlea Implantate erfunden wurden und vielen Menschen wie Wissenschaftlern, Ärzten und Patienten der ersten Zeit zu verdanken ist, dass mit dieser Technik und mit den weiteren Entwicklungen ein vernünftiges Gehör und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben mit allem was dazu gehört ermöglicht wird. Die Dankbarkeit wird zeitlebens immer bestehen bleiben."

Meine über die CI´s übrigens auch.
Je nach (Hör)Biografie kann das CI eben auch bestehende Beschwerden lindern, wenn dieses gut eingestellt ist, damit gute Hörerfolge erzielt werden und keine sonstigen Probleme vorliegen. Die Verminderung von Höranstrengung ist ein Zugewinn, der mir von sehr vielen CI-Patienten nach der OP als großer Benefit geschildert wurde.
LG
Katja
Zuletzt geändert von KatjaR am 5. Sep 2019, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Dani!
Beiträge: 3378
Registriert: 9. Mär 2012, 14:22
12
Wohnort: Landkreis München

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#13

Beitrag von Dani! »

Hallo Katja,
den Zusammenhang zwischen Lärm und Schwindel kann ich selbst bestätigen. Diese Woche hatte ich im KH ein Audiogramm machen lassen und das Bedienpersonal vorgewarnt. Und tatsächlich setzte der Schwindel zuverlässig bei mir bei 3kHz bei über 100dB ein bevor ich den Ton hörte.
Das ist ein Problem, wenn man unter einem losgehenden herkömmlichen Rauchmelder steht und auf einmal das Gleichgewicht aus dem nichts verliert ohne den Melder zu hören.
Oder wenn der Akustiker bei der Anpassung mehr Wert auf Sprachverstehen legt als auf korrekte MPO Werte ...
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
KatjaR
Beiträge: 1594
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
11

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#14

Beitrag von KatjaR »

Hallo Dani,

das ist ja interessant, dass du da ähnlich reagierst. Ich hoffe, dass das bei dir auch durch CI weg geht, da man damit halt nicht so eine hohe Verstärkung des Restgehörs braucht, sondern die elektrische Stimulation des Hörnervens lange nicht solche Lautstärken erzeugen muss um Sprachverständnis damit zu erreichen, bin sehr gespannt wie es bei dir laufen wird.
Zustimmen tue ich dir zu 100% mit dem Stress der zu den oben geschilderten Symptomen führen kann, auch kann durch starken Stress auch eine Phonophobie oder Hperakusis resultieren, welche dann das Hören gefühlt unerträglich macht, ohne dass die Beschwerden und Missempfindungen wirklich durch Hören oder Lärm verursacht worden wären.

Gruß Katja
Zuletzt geändert von KatjaR am 5. Sep 2019, 23:00, insgesamt 1-mal geändert.
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Randolf
Beiträge: 1271
Registriert: 23. Apr 2017, 16:17
6

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#15

Beitrag von Randolf »

Hallo,

also, der Brandmelder muss aber im Schlaf gehört und zugeordnet werden können.
Ansonsten ist das Wohnen und Schlafen lebensgefährlich!

LG Randolf
Dani!
Beiträge: 3378
Registriert: 9. Mär 2012, 14:22
12
Wohnort: Landkreis München

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#16

Beitrag von Dani! »

Gut dass du das erwähnst, Randolf. D.h. ich muss die Rauchmelder demontieren, damit ich wieder gefahrlos wohnen kann ... Mann, ich hab doch blos ein prägnantes Beispiel für laute 3kHz gegeben!
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
KatjaR
Beiträge: 1594
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
11

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#17

Beitrag von KatjaR »

:lol:
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Randolf
Beiträge: 1271
Registriert: 23. Apr 2017, 16:17
6

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#18

Beitrag von Randolf »

Hallo Katja,

aber nein, es gibt doch RWM, die ihr Signal auf eine Lichtsignalanlage übertragen.
Einfach mal beim Hörhelfer reinschauen ...
Allerdings ist ein normaler RWM schon senr laut.

LG Randolf
Wallaby
Beiträge: 426
Registriert: 23. Jun 2015, 18:17
8

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#19

Beitrag von Wallaby »

@Randolf...das weiss Doch Katja.....hm und hier ging eh nicht um RWM 🤔
KatjaR
Beiträge: 1594
Registriert: 27. Aug 2012, 20:45
11

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#20

Beitrag von KatjaR »

Hallo Randolf,

nach 23 Jahren Taubheit sind mir solche Hifsmittel schon bekannt. Hast du nicht verstanden, dass Dani das nur als Beispiel genannt hat? DU hast ja geschrieben, dass der Brandmelder so laut sein müsse, dass es für uns Hörgeschädigte Lichtsignalwecker gibt, ist sowohl Dani als auch mir bekannt.

Gruß Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Han_na
Beiträge: 84
Registriert: 4. Jun 2018, 08:39
5

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#21

Beitrag von Han_na »

Ui, so viele Antworten und interessante Gedanken! Herzlichen Dank dafür!

Dann möchte ich mal noch ein, zwei Dinge klären:

Damit mein erster Beitrag nicht 8 Meter lang wird, habe ich ihn drastisch gekürzt. Und darunter waren auch Infos, wie dass meine Ohren während der 1,5 Jahre Arbeit-im-Krach fast jeden Monat weiter runter geregelt wurden. Sie wurden neu aufgesetzt, andere Programme getestet und und und. Aber all das half nicht, mein hervorragendes Sprachverstehen baute langsam und schleichend ab, sodass ich es kaum bemerkte. Vom Privatleben her hatte ich zunehmend das Gefühl, dass ich zwischen Arbeit und Akustiker hin und her pendle, was mir auch viel Lebensqualität raubte.

Grundsätzlich rate ich nicht von CIs ab. Für mich sind und waren sie ein Segen. Nur, wenn ich mich heute wieder implantieren ließe, würde ich versuchen, Lärm zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Bevor ich nämlich diese anderthalb Jahre im massiven Störlärm arbeitete, hatte ich die CIs 5 Jahre lang rund um die Uhr mit Herzenslust getragen.

Von einem Arzt und einem Professor habe ich aus deren Mündern gehört, dass ein CI dem ''Gehör'' nicht schaden kann, weil das Gehör ja schon einen Schaden hat. Für einen HNO bedeutet Lärmschaden nämlich nichts anderes, als die Schädigung am Gehör. Als wären wir Maschinen, nicht Menschen mit Herz und Hirn.

Wer jetzt vor der Entscheidung steht, CI - ja oder nein, dem sei gesagt, ja klar! Aber achte auf die Geräuschkulisse, in der du dich bewegst.

Und noch eine Frage möchte ich beantworten, wenn ich sage, hütet eure Kinder (mit Hörsystemen) vor Lärm, heißt das nicht, dass ihr sie in eine Zelle sperren sollt, sondern dass ihr sie nicht mit ihren Hörsystemen im Spiellärm toben lasst.

Der Text von der Ärztin ist natürlich auch interessant, danke dafür @KatjaR, und ja, ich denke, wenn man sucht, dann findet man so manchen interessanten Artikel im Zusammenhang mit Hören und Lärmsymptomen. Mein Verdacht ist ja, dass die Hörmittel-Hersteller-Lobby solche Berichte nicht unterstützt, denn - wie wir hier im Thread schon gesehen haben, dann würden sich nicht so viele mit Hörsystemen versorgen lassen.

Für mich ist nach meiner unendlich langen Odysee klar geworden, dass die Hersteller von Problemen nichts wissen (wollen), keine Fragen beantworten und nur das Verkaufen, Expandieren und das Geldmachen im Sinn haben.

Man denke dabei an Dieselgate, wie lange die Hersteller den Diesel schöngeredet haben... Nicht anders denken Hörsystemhersteller, wie Oticon, Advanced Bionics, Med El, u.v.m.
Für sie sind Hörsysteme Rettung und nicht Gefahr.

Getestet werden sie aber NIE an Menschen und schon gar nicht in realistischen Alltagssituationen. Auch in den Prospekten steht nie etwas über mögliche Probleme. Alle Hörsysteme werden schöngeredet (gerne auch mit Prominenz), während die Welt immer lauter wird. Sogar Elektroautos bekommen nun einen Krach-Sound, weil so viele Fußgänger die leisen Motoren nicht hören (wenn aber auch alles außenrum so Krach macht)!

Das sollte einem auch zu Denken geben.

Darum habe ich diesen Beitrag hier reingeschrieben, weil nicht jeder im Lärm arbeitet, aber die, welche es doch tun müssen, denen sag ich, passt auf eure Ohren (-> Gesundheit) auf, dann habt ihr lange Freude an den Hörsystemen.
Lärm zerstört Gehör bis zur Taubheit.
Lärm mit Hörsystemen zerstört Menschen von innen.
Lärm ist keine Bagatelle sondern ein echtes Problem heutzutage.
pikacht
Beiträge: 80
Registriert: 28. Sep 2008, 18:51
15

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#22

Beitrag von pikacht »

Hallo Hanna,
ich schließe mich dir voll an!
Habe mit einem CI und einem HG 10 Jahre auf dem Bau gearbeitet!
Seit 1,5 Jahren habe ich das 2. CI.
Ich habe immense Probleme...mehr als vorher... die Einstellungen passen nimmer;-(
Bei Problemen ziehe ich die Sprachprozessoren zum Teil mehr als 4-5 Stunden am Tag aus. So komme ich besser klar. Ich ermüde mit Ci´s sehr schnell, das Sprachverstehen baut im Tagesverlauf stark ab. Ich habe nun mit zwei Ci´s einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt. Bin gerade mal schlappe 54 :'(
Ich bereue aber auch zu keinem Zeitpunkt die Entscheidung "CI", denn die Hörgeräte hätten mich in die komplette Isolation geworfen.
Gruß Oliacht
Han_na
Beiträge: 84
Registriert: 4. Jun 2018, 08:39
5

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#23

Beitrag von Han_na »

Hallo Oliacht,

vielen Dank für deine Infos. Wir sitzen wohl wirklich im selben Boot: auch ich habe die Prozessoren bald öfter aus gehabt, als eingeschaltet. Das Sprachverstehen wurde trotz 18 Akustikerbesuchen nicht mehr wiederhergestellt, sondern hat mich quasi schwerhörig mit CI gemacht. Auch ich habe Rente beantragt, und bin erst 'zarte' 51.

Bei mir ist grade Nachreiche- und Prüfstatus. Ich hoffe nicht, dass ich noch darum kämpfen muss, denn mir hat der Lärmstress im Job (Verkauf) viel Kraft geraubt.

Zur Zeit vermeide ich es, meine CIs zu tragen, wo ich kann. Dadurch bildet sich mein erworbenes Sprachverstehen langsam zurück. Seltsam ist, dass ich meine damalige größte Befürchtung, taub zu sein, heute in vollen Zügen genießen kann. Außerdem ist das die einzige Möglichkeit, meinen Tinnitus im Griff zu behalten.

Wie machst du das heute?

Und PS: auch ich bereue die Entscheidung nicht, CIs gewollt zu haben, aber ich bereue, dass ich so vorbehaltlos in einen 'Lärmjob' gerannt bin. Damals war ich von den Ärzten überzeugt worden, dass das CI dem Gehör nicht schadet. Nun, das ist nur die halbe Wahrheit, wie ich heute weiß, denn es kann unser Gehirn derart angegriffen werden (Adrenaline, Stresshormone), dass die Psyche darunter komplett zusammenbricht. Dem Gehör kann wohl wirklich kaum was passieren, aber wir sind ja nicht nur Fleisch und Blut, sondern auch Psyche und Geist.

Und unsere liebe flotthörende Außenwelt steht dann ratlos um uns herum, und fragt sich, was hat der/die denn nur?? Soll doch froh sein, dass er/sie überhaupt was hört!

Ja, und wie machst du das heute? Wie bist du auf EM Rente gekommen?
Zuletzt geändert von Han_na am 17. Sep 2019, 10:11, insgesamt 2-mal geändert.
Lärm zerstört Gehör bis zur Taubheit.
Lärm mit Hörsystemen zerstört Menschen von innen.
Lärm ist keine Bagatelle sondern ein echtes Problem heutzutage.
pikacht
Beiträge: 80
Registriert: 28. Sep 2008, 18:51
15

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#24

Beitrag von pikacht »

Hallo Hanna,
ich habe dir eine PN geschrieben.
Gruß pikacht
Rondomat
Beiträge: 436
Registriert: 9. Mär 2017, 17:49
7

Re: An alle CI-TrägerInnen und solche, die es werden wollen oder müssen

#25

Beitrag von Rondomat »

Lärmstress haben wir alle: CI- und/oder Hörgeräte-Träger und auch Normalhörende. Das Problem für uns ist vor allem die während des Prozesses der Schwerhörigkeit mehr oder wenig stark einsetzende Hörentwöhnung, die uns so zurückwirft.

Man bekommt im Laufe dessen immer weniger mit, und so stellt sich im Hörzentrum, also in dem Bereich des Gehirns, in dem die Hörinformationen ausgewertet werden, eine Entwöhnung von früher bekannten Geräuschen oder Lärmpegeln (z.B. Restaurant, öffentliche Plätze wie Bahnhöfe, in der Natur - also fast überall) statt.

Die Hörschnecke dient ja nicht nur als "Übertrager" der Schallinformation auf den Hörnerv, sondern auch als Verstärker (von leisen Tönen) oder Begrenzer (von lauten Tönen). Darüber hinaus werden vom Hörzentrum auch Rückmeldungen der Auswertung (räumliches Hören, Richtungshören, Trennung von Nutz- und Störschall = Cocktailparty-Effekt usw.) zurück an die äusseren Haarzellen in der Schnecke gesendet (Ton war/ist zu laut oder zu leise: "Also, liebe Schnecke, mach Dich mal hier oder da etwas sensibel, damit ich das ertrage, was ich da gerade höre ...")

Dieser Rückkanal, und damit die ausgleichende Funktion, ist ja durch den Verlust der äusseren Haarzellen entweder stark beeinträchtigt oder gar nicht mehr vorhanden (=taub, also werden die äusseren Haarzellen durch die Elektroden des Implantats ersetzt).

Man kann das selbst ausprobieren: Lasse einen Löffel auf einen Steinboden fallen und schaue dabei zu: Das Klirren ist zwar unangenehm, aber Du bist innerlich darauf vorbereitet. Bis Du das nicht, ist das Klirren umso unangenehmer bis schwerzhaft - all das passiert im Hörzentrum bzw. im Gehirn, und das tut hörmässig halt nicht mehr so wie es soll. Das ist auch für Normalhörende unangenehm, aber für uns ungleich schmerzhafter und damit noch stärker stresserzeugend.

Die Elektroden im Implantat können nicht die ursprüngliche Funktionalität einer gesunden Hörschnecke ersetzen, und hier wird es interessant:

Während den CI-Anpassungen wird ja zunächst festgestellt, in wie weit der leiseste wahrnehmbare Ton, der angenehm wahrnehmbare Ton und der lauteste wahrnehmbare Ton eingestellt werden muss. Und dies für jede einzelne Elektrode. Dabei muss man sich noch wohlfühlen, der laute Ton darf nicht wehtun und beim Leisen sollte man nicht angestrengt hören müssen.

Dazu kommen noch einige Programm-Strategien wie Windunterdrückung, Richtmikrofonie-Einstellungen usw.

Dieses Gesamtpaket bekommt man nach der Anpassung quasi mit auf dem Weg und man muss sich wieder dem Alltag stellen. Da das Hörzentrum nun wieder (zuvor verlorene) Höreindrücke geliefert bekommt, die zum Teil jahrelang brach lagen, hat das Gehirn unheimlich zu arbeiten - der Hörstress beginnt. Und hier ist es schon richtig und wichtig, Hörpausen einzulegen, oder etwas runter mit dem Pegel, wenn es unkommod wird mit dem Hören.

Aber trotzdem muss man durch das Tal der Tränen: Wie sonst soll sich das Gehirn an das Ci-Hören gewöhnen? Man braucht halt mehr oder weniger Geduld, muss dies auch vom Umfeld einfordern, wo ja meist Unverständnis herrscht ("jetzt hast Du so teure Implantate und Du bist immer noch nicht zufrieden ...." ). Es kann ein steiniger Weg sein und man sollte sich selbst und auch von aussen nicht unter Druck setzen lassen. Ich kenne viele Dutzend CI-Träger, niemand ist wie der andere und jeder hat seine eigene Historie.

Ich lasse mir nach einer Anpassung die jeweils letzte Einstellung als Backup auf einen noch freien Programmplatz legen, so kann ich im Bedarfsfall schnell wieder zurück schalten. Aber es muss in den Anpassungen grundsätzlich immer vorwärts gehen, denn das Hörzentrum passt sich mehr oder weniger schnell an die neuen Höreindrücke an und dies muss an den Elektroden natürlich auch immer wieder nachjustiert werden. Dabei ist es hilfreich, dem Audiologen möglichst genau beschreiben zu können, wo es klemmt - aber auch, wo es gut klingt.

Hilfreich ist ein bisschen Basiswissen in der Funktionalität zwischen CI und Hörzentrum, um wenigstens ansatzweise zu verstehen, wo die Grenzen liegen. Das macht es einfacher, Dinge, die nicht so funktionieren, zu akzeptieren und sich innerhalb der vorhandenen Grenzen bestmöglich zu bewegen.

Dazu kommt natürlich auch noch, dass man nicht jeden Tag gleich gut hört - den Schwerhörigen, HG- und CI-Trägern macht das auch noch zu schaffen. Auch hier muss man dann - runterdrehen oder eine Pause machen und abschalten.
Zuletzt geändert von Rondomat am 17. Sep 2019, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüsse, Rainer
_________________________________ Ich habe dauernd Med-el's im Kopf ....
Antworten