Hallo,
unser Sohn (3,5 Monate, korrigiert 10 Wochen) hat gestern seine ersten Hörgeräte (Phonak) bekommen. Neugeborenenhörscreening war auffällig und eine Klick- Bera unter Narkose ergab erst einmal eine Hörschwelle auf beiden Ohren von 80 dz. Paukenergüsse liegen nicht vor. Er hat das Charge-Syndrom und daher ist von Fehlbildungen des Innenohres auszugehen. So, der Pädakustiker hat die Geräte jetzt entsprechend der Hörschwelle eingestellt und empfiehlt, die Geräte erst einmal nur 30 - 60 min zu tragen. Die Tragedauer soll dann nach und nach gesteigert werden. Ist das so das übliche Vorgehen? Ich hatte von Anderen gehört, dass die Geräte erst leise eingestellt sind und dann langsam hochgedreht werden? Außerdem trugen deren Kinder die Geräte direkt ganztags... Eigentlich sind wir mit dem Akustiker zufrieden. Er nimmt sich viel Zeit, wir dürfen verschiedene Geräte testen und er hat direkt Kontakt mit der Pädaudiologie aufgenommen, um mit denen eventuell weitere Untersuchungen abzuklären, die die Schwerhörigkeit noch besser bestimmen können (es steht bald wieder eine OP an)...
VG
Maxi
Vorgehensweise Hörgeräteversorgung bei Säuglingen
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otoplastik
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- 14
Re: Vorgehensweise Hörgeräteversorgung bei Säuglingen
Also, ich kenne es auch so: erst leiser einstellen, dann langsam steigern.
Und möglichst viel tragen. Was bei so einem kleinen Säugling relativ ist!
Wenn ich mir ein Ohr vorstelle, das vorher nur wirklich wenig gehört hat, finde ich eine langsamere, sanftere Gewöhnung besser, als gleich volle Pulle einzustellen.
Vielleicht kommt er ja auch gut damit klar. Das werdet ihr sicherlich schnell bemerken.
Wie sind denn seine Reaktionen?
Wie habt Ihr es denn geschafft, dieHG -Versorgung hinukriegen? Ist der Akustiker ins KH gekommen? Oder musstet Ihr hinfahren?
Herzliche Grüße,Otoplastik
Und möglichst viel tragen. Was bei so einem kleinen Säugling relativ ist!
Wenn ich mir ein Ohr vorstelle, das vorher nur wirklich wenig gehört hat, finde ich eine langsamere, sanftere Gewöhnung besser, als gleich volle Pulle einzustellen.
Vielleicht kommt er ja auch gut damit klar. Das werdet ihr sicherlich schnell bemerken.
Wie sind denn seine Reaktionen?
Wie habt Ihr es denn geschafft, die
Herzliche Grüße,
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros
Re: Vorgehensweise Hörgeräteversorgung bei Säuglingen
Hallo maxi996,
hier einige Ueberlegungen aus meiner Sicht:
Man muss unterscheiden einerseits zwischen den vorgenommenen Untersuchungen und der Arbeit des Pädakustikers. Idealerweise sollte letzterer Angaben bezüglich Hörschwellen erhalten, von welchen auszugehen ist, dass sie so zutreffend wie möglich sind. Dies wird dadurch erreicht, dass verschiedenste Tests durchgeführt werden, welche ein möglichst "plausibles Gesamtbild ergeben" und auf bestimmte Hörschwellen in verschiedenen Frequenzbereichen schliessen lassen. So zumindest gemäss Empfehlung der DGPP.
Hierzu gehören nebst Klick- auch eine frequenzspezifische BERA, ev. auch eine Knochenleitungs-BERA, so dass sich bspw. das Vorhandensein eines Recruitments ableiten oder ausschliessen lässt, TEOAEs, DPOAEs, Tympanometrie und eine Reflexaudiometrie.
Auf Grund dieser Messungen und auch von Beobachtungen im Alltag sollten möglichst plausible (gut abgesicherte) Hörschwellen mindestens etwa in den Frequenzen 500 Hz, 1 kHz und 3 kHz abgeleitet werden können. Erst auf Grund dieser Werte stellt der Pädakustiker die Hörgeräte ein. Die Einstellung der Hörgeräte ist dann der zweite Punkt.
Wenn nur eine Klick-BERA durchgeführt wurde, so fehlen Angaben zu den Hörschwellen in verschiedenen Frequenzbereichen.
Meine Ansicht:
Wenn man sich (allgemein) strikt an das Vorgehen gemäss Empfehlung der DGGP hält, fällt auf, dass insbesonere auf Grund des (zunächst unbekannten) Parameters ucls (Unbehaglichkeitsschwellen) die Begrenzung zu Beginn eher tief eingestellt werden sollte und allenfalls mit der Zeit vorsichtig erhöht werden kann.
Da hier jedoch gemäss Deiner Schilderung bspw. keine Angaben zu den Hörschwellen bei verschiedenen Frequenzen vorliegen, ist es vermutlich sinnvoll, insbesondere auch die Verstärkung (zunächst) eher (zu) tief zu wählen.
Wichtig sind aus meiner Sicht in erster Linie folgende Punkte:
1. Gute Absicherung der Hörschwellen (hier scheint noch Verbesserungspotential vorhanden, welches jedoch auch durch weitere Messungen realisiert zu werden scheint).
2. Ueberprüfung durch in-Situ-Messung o.ä., ob die vom Hörgerät abgegebenen Pegel auch mit den angestrebten Werten überein stimmen.
3. Ueberprüfung, wie das Kind mit den so eingestellten Hörgeräten auf akustische Reize reagiert. Dabei ist es wichtig, dass auch bei hohen Eingangspegel (bedignt durch laute Umgebungsgeräusche) keine eindeutigen Abwehrreaktionen erfolgen etc.
Gruss fast-foot
hier einige Ueberlegungen aus meiner Sicht:
Man muss unterscheiden einerseits zwischen den vorgenommenen Untersuchungen und der Arbeit des Pädakustikers. Idealerweise sollte letzterer Angaben bezüglich Hörschwellen erhalten, von welchen auszugehen ist, dass sie so zutreffend wie möglich sind. Dies wird dadurch erreicht, dass verschiedenste Tests durchgeführt werden, welche ein möglichst "plausibles Gesamtbild ergeben" und auf bestimmte Hörschwellen in verschiedenen Frequenzbereichen schliessen lassen. So zumindest gemäss Empfehlung der DGPP.
Hierzu gehören nebst Klick- auch eine frequenzspezifische BERA, ev. auch eine Knochenleitungs-BERA, so dass sich bspw. das Vorhandensein eines Recruitments ableiten oder ausschliessen lässt, TEOAEs, DPOAEs, Tympanometrie und eine Reflexaudiometrie.
Auf Grund dieser Messungen und auch von Beobachtungen im Alltag sollten möglichst plausible (gut abgesicherte) Hörschwellen mindestens etwa in den Frequenzen 500 Hz, 1 kHz und 3 kHz abgeleitet werden können. Erst auf Grund dieser Werte stellt der Pädakustiker die Hörgeräte ein. Die Einstellung der Hörgeräte ist dann der zweite Punkt.
Wenn nur eine Klick-BERA durchgeführt wurde, so fehlen Angaben zu den Hörschwellen in verschiedenen Frequenzbereichen.
Das klingt danach, als seien die Hörschwellen nicht möglichst gut abgesichtert worden.maxi996 hat geschrieben:Er nimmt sich viel Zeit, wir dürfen verschiedene Geräte testen und er hat direkt Kontakt mit der Pädaudiologie aufgenommen, um mit denen eventuell weitere Untersuchungen abzuklären, die die Schwerhörigkeit noch besser bestimmen können
Nun, davon weiss ich nichts. Laut Empfehlung DGPP sollten möglichst verlässliche Daten über Art und Höde des Hörverlusts ermittelt werden, worauf die Hörgeräte entsprechend eingestellt werden. Hierbei dienen gewisse Beobachtungen (wie bspw. eindeutige Abwehrreaktionen oder das reflexartige Schliessen der Augen) der Kontrolle, dass die Hörgeräte nicht zu viel verstärken, wobei idealerweise mittels in-Situ-Messung und Perzentilanalyse die auf Grund der Audiometrie erforderliche Verstärkung überprüft wird.Maxi996 hat geschrieben:So, der Pädakustiker hat die Geräte jetzt entsprechend der Hörschwelle eingestellt und empfiehlt, die Geräte erst einmal nur 30 - 60 min zu tragen. Die Tragedauer soll dann nach und nach gesteigert werden. Ist das so das übliche Vorgehen?
Meine Ansicht:
Wenn man sich (allgemein) strikt an das Vorgehen gemäss Empfehlung der DGGP hält, fällt auf, dass insbesonere auf Grund des (zunächst unbekannten) Parameters ucls (Unbehaglichkeitsschwellen) die Begrenzung zu Beginn eher tief eingestellt werden sollte und allenfalls mit der Zeit vorsichtig erhöht werden kann.
Da hier jedoch gemäss Deiner Schilderung bspw. keine Angaben zu den Hörschwellen bei verschiedenen Frequenzen vorliegen, ist es vermutlich sinnvoll, insbesondere auch die Verstärkung (zunächst) eher (zu) tief zu wählen.
Wichtig sind aus meiner Sicht in erster Linie folgende Punkte:
1. Gute Absicherung der Hörschwellen (hier scheint noch Verbesserungspotential vorhanden, welches jedoch auch durch weitere Messungen realisiert zu werden scheint).
2. Ueberprüfung durch in-Situ-Messung o.ä., ob die vom Hörgerät abgegebenen Pegel auch mit den angestrebten Werten überein stimmen.
3. Ueberprüfung, wie das Kind mit den so eingestellten Hörgeräten auf akustische Reize reagiert. Dabei ist es wichtig, dass auch bei hohen Eingangspegel (bedignt durch laute Umgebungsgeräusche) keine eindeutigen Abwehrreaktionen erfolgen etc.
Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Re: Vorgehensweise Hörgeräteversorgung bei Säuglingen
Vielen Dank euch beiden! Also die Situation sieht jetzt doch etwas anders aus als von mir zunächst angenommen. Ein Arzt hat es mir noch mal erklärt - er meinte, der Akustiker sei gut, aber kein Meister des Erklärens 
Die Hörgeräte sind nicht wie zunächst von mir vermutet voll aufgedreht, sondern verstärken zur Zeit um 30 dz. Diese Einstellung kann nach und nach dann verändert / erhöht werden.
Fast-foot, es hat zwar etwas gedauert, aber inzwischen habe ich verstanden, dass man verschiedene Messungen zur Erhebung einer genauen Hörschwelle braucht. Danke für das ausdauernde darauf Hinweisen
Der Akustiker klärt aktuell mit der Pädaudiologie, ob schon der nächste operative Eingriff für eine weitere Bera (er sprach auch von frequenzspezifischer bzw. Knochenleitungs-Bera) genutzt werden sollte/kann.
Otoplastik , der Akustiker ist ins Krankenhaus gekommen. Das Krankenhaus hatte den örtlichen Pädakustiker angesprochen und der hat sich bereit erklärt, das zu machen. Ich fürchte zwar ein wenig, dass er nicht über unendlich viel Erfahrung bei der Hörgeräteversorgung von so kleinen Säuglingen verfügt, aber er ist wirklich bemüht. Gegebenfalls müssen wir später noch mal wechseln, wenn wir flexibler sind. Jedenfalls kommt er nächste Woche wieder ins KH und wir schauen, ob etwas anders eingestellt werden muss. Ein Hörtagebuch sollen wir ab dann auch führen.
Gestern hatte unser Sohn die Hörgeräte gar nicht so ganz lange drin. Aber einmal hat er total innegehalten und große Augen gemacht. Keine Ahnung, ob das schon mit den Geräten zusammenhing oder Zufall war. Heute war es etwas schwierig. Er war generell sehr unruhig (Bauchschmerzen) und dadurch sind die Geräte echt oft verrutscht. Gibt es da einen Tipp, wie man die etwas besser befestigen kann? Er hat noch so weiche und eng anliegende Ohren...
VG
Maxi
Die Hörgeräte sind nicht wie zunächst von mir vermutet voll aufgedreht, sondern verstärken zur Zeit um 30 dz. Diese Einstellung kann nach und nach dann verändert / erhöht werden.
Fast-foot, es hat zwar etwas gedauert, aber inzwischen habe ich verstanden, dass man verschiedene Messungen zur Erhebung einer genauen Hörschwelle braucht. Danke für das ausdauernde darauf Hinweisen
Gestern hatte unser Sohn die Hörgeräte gar nicht so ganz lange drin. Aber einmal hat er total innegehalten und große Augen gemacht. Keine Ahnung, ob das schon mit den Geräten zusammenhing oder Zufall war. Heute war es etwas schwierig. Er war generell sehr unruhig (Bauchschmerzen) und dadurch sind die Geräte echt oft verrutscht. Gibt es da einen Tipp, wie man die etwas besser befestigen kann? Er hat noch so weiche und eng anliegende Ohren...
VG
Maxi
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otoplastik
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Re: Vorgehensweise Hörgeräteversorgung bei Säuglingen
Ihr könntet eine sehr dünne Mütze oder ein Stirnband anziehen, wenn das keine Rückkopplungen, also kein Pfeifen verursacht.
Wird es bei 30 dB vermutlich nicht, wenn die Ohrpassstücke ganz gut sitzen.
Es gibt ja diese Outdoor-Stírnbänder, die man auch als Piratentuch tragen kann oder als Schal. Die Sommervariante von denen ist sehr dünn.
Ich habe auch mal von jemandem gelesen, der so einen Theaterkleber fürs denCI -Prozessor verwendet hat.
Das hört sich doch erstmal gut an, wie das mit denHGs läuft.
Bei uns war übrigens die frequenzspezifische Bera nicht sehr genau, die Hörschwelle sollte in einigen Frequenzen höher sein, als sie tatsächlich war.
Bei uns hat die Akustikerin das mit Beobachten bei der Audiometrie herausbekommen. Wir haben sehr viele Tests gemacht, bis wir die Hörschwelle bestätigt hatten.
Liebe Grüße,Otoplastik
Wird es bei 30 dB vermutlich nicht, wenn die Ohrpassstücke ganz gut sitzen.
Es gibt ja diese Outdoor-Stírnbänder, die man auch als Piratentuch tragen kann oder als Schal. Die Sommervariante von denen ist sehr dünn.
Ich habe auch mal von jemandem gelesen, der so einen Theaterkleber fürs den
Das hört sich doch erstmal gut an, wie das mit den
Bei uns war übrigens die frequenzspezifische Bera nicht sehr genau, die Hörschwelle sollte in einigen Frequenzen höher sein, als sie tatsächlich war.
Bei uns hat die Akustikerin das mit Beobachten bei der Audiometrie herausbekommen. Wir haben sehr viele Tests gemacht, bis wir die Hörschwelle bestätigt hatten.
Liebe Grüße,
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros
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blacky_kyra
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Re: Vorgehensweise Hörgeräteversorgung bei Säuglingen
Hallo maxi,
das liest sich ja schonmal ganz positiv. Das Vorgehen eures Akustikers ist auch ok so nicht bei voller Verstärkung anzufangen. Bei meinem Sohn waren die BERA-Werte auch nie genau an der tatsächlichen Hörschwelle. Es hat jetzt nochmal 2 Jahre gedauert bis seine eigenen Angaben so genau sind, dass wir die wirkliche Hörschwelle rausbekommen haben. Da gab es Differenzen bis zu 20dB.
Wir haben anfangs auch eine dünne Mütze aufsetzen müssen. Damit hat's ganz gut geklappt - den Tip vonOtoplastik kann ich also weiterreichen 
LG blacky_kyra
das liest sich ja schonmal ganz positiv. Das Vorgehen eures Akustikers ist auch ok so nicht bei voller Verstärkung anzufangen. Bei meinem Sohn waren die BERA-Werte auch nie genau an der tatsächlichen Hörschwelle. Es hat jetzt nochmal 2 Jahre gedauert bis seine eigenen Angaben so genau sind, dass wir die wirkliche Hörschwelle rausbekommen haben. Da gab es Differenzen bis zu 20dB.
Wir haben anfangs auch eine dünne Mütze aufsetzen müssen. Damit hat's ganz gut geklappt - den Tip von
LG blacky_kyra
:} Sohnemann (geb. 2011) trägt links ein HG Phonak-Q50 UP bei 91% HV
und rechts Med-el CI: Sonnet:}
und rechts Med-el CI: Sonnet:}
