Schwerhoerigenforum.de

Ich bin nun leider auch als schwerhörig diagnostiziert worden. Das habe ich allerdings so nicht empfunden.
Also mit der Verordnung vom HNO-Arzt zum Akustiker (Fielmann). Hier wurde ein umfangreicher Test durchgeführt.
Muss man nicht alles verstehen aber ich glaube das war gründlich.
Ja und nun ein Hörgerät. Und da geht das Dilemma los.
Was brauche ich denn überhaupt?
Ich mache viel Sport (Reiten), bin viel draußen, muss Menschen Dinge erklären einzeln und in Gruppen, bin auf Baustellen unterwegs, sitze auch mal in Versammlungen rum und wir gehen auch gerne zu Konzerten. Das habe ich dem Akustiker alles gesagt.
Das sind so meine Anforderungen.
Als erstes Gerät habe ich ein „Starkey Evolve 1200“ zum Testen bekommen (bin noch dabei). Das ist wohl nicht die modernste Technik, wenn ich das auf Testseiten so nachlese.
Das Gerät ist über eine App steuerbar, find ich gut. Ansonsten gibt es immer mal Zischlaute die da glaube ich nicht hingehören. Gelegentlich klingt es auch etwas blechern. Besser hören geht wohl, oder anders hören trifft es wohl eher. Ich habe keinen Vergleich, ist ja mein erstes Hörgerät. Sitzen tut es hinter dem Ohr was mich nervt da ich meine Lesebrille um den Hals hängen habe was zu relativ lauten Kratzgeräuschen führt wie auch das rascheln meiner Jacken. Die Umwelt ist deutlich lauter als vorher die Sprache nur wenig sodass ich trotzdem manchmal nachfragen muss. Sieht auch bescheiden aus da kurze Haare .
Im Ohrgeräte würden wohl das Ohr zu sehr verschließen sagt der Akustiker und u.a. Kaugeräusche verstärken.
Preis ist super (400 EUR Zuzahlung), nützt aber nichts, wenn es den Job nicht erfüllt. Wenn ich aber hier so lese was manche für ein Hörgerät ausgeben, dazu bin ich nicht bereit.
Fazit: Ist halt ne Krücke.

Moin, erste Frage: Wie lange testest du schon?
Wenn du das Forum bereits verfolgt hast wird dir aufgefallen sein, dass der gesamte Prozess lange dauert.
Erst mal überhaupt dran gewöhnen, HG zu tragen. Dann das Hören bzw. Verstehen wieder "erlernen".
Deinem Aku immer wieder Rückmeldung geben, was gut und schlecht ist, damit er anpassen oder dir andere HG vorschlagen kann.
Und: Ein HG kann man Krücke nennen, aber werde erst mal warm mit der ganzen Thematik. Finde ich etwas übereilt deine Aussage.
Klar ist, du hörst mit HG nicht so, wie ein normal hörender mit seinen Ohren. Punkt. Damit musst du klar kommen.
Du musst erkennen, was dir wichtig ist und was du ertragen kannst. So kommst du langsam aber sicher zu den HG, die dir den besten Nutzen geben werden.

Viel Spaß.

Deine Anforderungen hast Du schon umrissen. Das wird wohl kein Gerät mit einer niedrigen Technikstufe werden. Je höher die Technikstufe, desto größer die Möglichkeit der Geräte über eine Automatik sich auf verschiedene Hörsituationen einzustellen, aber auch desto teurer. Bei Fielmann könntest Du aber preis-/leistungsmäßig bei allem, was man hier liest, gut aufgehoben sein.
Wichtig ist, dass Du in der Testphase Dich so vielen Hörsituationen wie möglich aussetzt, um zu beurteilen, was Dir passt und was nicht. Führe Tagebuch und bespreche mit Deinem Akustiker Deine Eindrücke. Nur mit Deinen Informationen kann er die Hörgeräte optimal einstellen, oder gegebenenfalls Dir andere zum Probieren geben.
Viele Geräusche sind am Anfang ungewohnt, was Du auch erwähnst (Rascheln der Kleidung, Klacken der Brillenbügel), weil Du sie nicht mehr gehört hast, das Gehirn muss erst wieder lernen, sie einzuordnen, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Typische ungewohnte Höreindrücke sind auch Wasserrauschen, Geschirrklappern etc. Wenn solche Geräusche unangenehm bleiben, kann der Akustiker nachjustieren.
Teste verschiedene Geräte und Technikstufen, wenigstens 2 oder 3, lass Dich nicht hetzen (bei Fielmann eher unüblich). Ein paar Wochen dürfen es schon sein, ob man monatelang testen muss, wie manche hier, weiß ich nicht.
Lass Dich ein auf die neue Welt des Wiederhörens, freu Dich an den Situationen, die nun besser sind und versuche das, was Dich noch stört zu optimieren.

Hallo Holli,

was für dich von der Technik her empfehlenswert ist, wird dir der Akustiker bei der Beratung/Bedarfsanalyse sagen und Geräte empfehlen. Unabhängig davon kann es aber gut sein, dass du die Features der besseren (empfohlenen) Technik gar nicht brauchst und genau so gut mit einem sehr günstigen Hörgerät klar kommst. Da hilft nur ausprobieren.

Das Evolv ist keineswegs ein aktuelles Modell. Nach dem Evolv kam Genesis heraus, danach Edge, und das aktuellste ist Omega. Manche Akustiker verticken das alte Evolv noch im aufzahlungsfreien Segment oder wenn es hinsichtlich des Hörverlusts keine Alternative gibt (bspw. bei Super-Power-WHO4-Versorgungen).

Die von dir geschilderten Empfindungen sind ganz normal, wenn das Ohr wieder Töne hört, die vorher nur sehr schwach oder gar nicht wahrnehmbar waren. Rascheln von Jacken, Zeitungen usw. ist nun mal laut. Das gesunde Ohr kennt diese Geräusche aber und ist in der Lage, Sprache aus den Hintergrundgeräuschen rauszufiltern. Genau so ist es mit Zischlauten -- die zischen nun mal, darum heißen sie ja auch so.

Grundsätzlich arbeitet jedes Hörgerät so, dass es dich "mehr" hören lässt. Besser hören ohne mehr zu hören geht nicht. Es ist wie Fahrrad fahren. Das kann man auch erst, wenn man es oft genug gemacht hat. Also: Hörgeräte tragen, Einstellung gelegentlich vom Akustiker korrigieren lassen, und vor allem: Lass dich auf die Veränderung ein. Man kann nichts verändern (das Sprachverstehen) ohne etwas an der Wahrnehmung (unerwünschte Geräusche) zu verändern.

Ohrenklempner hat geschrieben:Genau so ist es mit Zischlauten -- die zischen nun mal, darum heißen sie ja auch so.

Ach sooo!

Ohrenklemper hat geschrieben:Grundsätzlich arbeitet jedes Hörgerät so, dass es dich "mehr" hören lässt. Besser hören ohne mehr zu hören geht nicht. (...) Lass dich auf die Veränderung ein. Man kann nichts verändern (das Sprachverstehen) ohne etwas an der Wahrnehmung (unerwünschte Geräusche) zu verändern.

Das ist auf bemerkenswert knappem Raum sehr pointiert erklärt. Das könnte man auch irgendwo festpinnen, denn das Problem wird in Postings von Leuten mit neuen Hörgeräten immer wiederkehren.

Ohrenklempner hat geschrieben: ↑12. Dez 2025, 17:58 was für dich von der Technik her empfehlenswert ist, wird dir der Akustiker bei der Beratung/Bedarfsanalyse sagen und Geräte empfehlen. Unabhängig davon kann es aber gut sein, dass du die Features der besseren (empfohlenen) Technik gar nicht brauchst und genau so gut mit einem sehr günstigen Hörgerät klar kommst. Da hilft nur ausprobieren.

Amen

Ich trage ja auch "Holzklasse" und komm mit den Geräten super klar. Jedenfalls nicht schlechter als mit den höheren Technikstufen, die ich ausprobierte - und auch ich sitze nicht (nur) strickend im Ohrensessel.

Abstriche wird man als Schwerhöriger immer mal machen - sei es, weil man eine Ruhepause mehr benötigt, irgendwann den "Habichtsblick" für den strategisch besten Platz im Restaurant entwickelt und trotz gut eingestellter HGs ab und zu mal nachfragt.
Man wächst da rein und freut sich irgendwann über ein Mehr an Lebensqualität - auch wenn anfangs manches erstmal nervt.

Erstmal vielen Dank für die Ratschläge und Tipps.
Jetzt trage ich ja die HG einige Tage und was gut ist ich höre mehr als vorher.
Was mich stört ist das die Umweltgeräusche lauter sind als die Sprache. Ich habe mal versucht über die App die Einstellungen zu verändern, bringt aber nichts.
Was ich auch finde, dass die meisten Gespräche sich so anhören als würde der Gegenüber lispeln.
Was auch auffällt ist das mein Tinnitus, wenn ich die Geräte trage nach einiger Zeit lauter wird.
Kann ein hochwertigeres Gerät sowas besser?

Hallo,

Ich bin auch Neuträger(seit Mai).
Was du beschreibst, Nebengeräusche sind lauter als Sprache,das liegt sicherlich zum Großteil an der Gewöhnung.
Das hatte ich anfangs auch(zum Beispiel mein mann hat im Nebenzimmer Homeoffice und telefoniert, anfangs dachte ich ich sitze ihm gegenüber so laut war das,jetzt beachte ich das kaum noch...)
Ob das teurere Geräte besser machen kann ich so nicht sagen.
Es bedarf aber sicherlich weiterer Anpassungen vom Akkustiker am Gerät.
Ich war gefühlt 3Mio mal da und jetzt passt es erst füe mich.
Aber bedenke so Tage hab ich dennoch mal,mein Hören ist sehr tagesform abhängig geworden.was einen Tag gut klang,klibgt am nächsten doof aber wiederum einen Tag später wieder gut......

LG gib dem ganzen Zeit,das hab ich hier auch gelernt.
I

Man hört ja nicht zu jeder Tageszeit gleich gut, meistens am Morgen ziemlich gut und am Abend dann eher weniger.

Ich nutze meine Hörgeräte im Büro auf der Grundlautstärke. Zuhause oder unterwegs drehe ich die Lautstärke je nach Empfindlichkeit um bis zu -4 herunter (meist -2). Optimal ist das natürlich nicht, aber besser als Kopfschmerzen zu bekommen oder aggressiv zu werden.

misterref hat geschrieben: ↑15. Dez 2025, 10:29 Man hört ja nicht zu jeder Tageszeit gleich gut, meistens am Morgen ziemlich gut und am Abend dann eher weniger.

Ich nutze meine Hörgeräte im Büro auf der Grundlautstärke. Zuhause oder unterwegs drehe ich die Lautstärke je nach Empfindlichkeit um bis zu -4 herunter (meist -2). Optimal ist das natürlich nicht, aber besser als Kopfschmerzen zu bekommen oder aggressiv zu werden.

Das mache ich auch oft so.

Wenn Geräusche lauter wahrgenommen werden als Sprache, dann .... naja, wie soll ich sagen ... sind die Geräusche eben lauter als die Sprache. Das kommt vor
Mit der Zeit arbeiten die Filter im Gehirn auch wieder besser und helfen, Sprache auch bei lauteren Geräuschen wieder besser zu verstehen. Wenn man den bequemeren Weg gehen möchte, dann können Hörgeräte mit einer entsprechenden Mehrausstattung helfen: Gezieltere Sprachfokussierung, bessere Störgeräuschunterdrückung und so weiter.
Das Evolv 1200 ist schon mal kein schlechtes Gerät, aber es ist eine untere Mittelklasse aus einer der letzten Generationen. Wenn wir in Gedanken bei Starkey bleiben, würde ich mal ein Edge oder Omega AI 16 ausprobieren. Vielleicht ist es ja auch mit dem Genesis AI 12 schon besser, das ist immerhin auch eine Nummer aktueller als Evolv 1200 und wäre preislich in einem ähnlichen Rahmen.

Ohrenklempner hat geschrieben: ↑15. Dez 2025, 11:53 Wenn Geräusche lauter wahrgenommen werden als Sprache, dann .... naja, wie soll ich sagen ... sind die Geräusche eben lauter als die Sprache.

Dann habe ich mich nicht gut genug ausgedrückt. Sprache ist grundsätzlich leiser als Umweltgeräusche. Warum auch immer.

Meines Erachtens liegt das definitiv an der Einstellung.
Da kann und muss dein Akkustiker nachstellen.
Ums mal ganz einfach zu formulieren, scheint es so als seien die "Geräusche " im Vordergrund und Sprache stört dies und wird gedämpft.Das muss ja eigentlich gebau andersrum sein

Als ich gelesen hab, in welchen Situationen Du das Hörgerät brauchst, dachte ich sofort: Alle Frequenzen! Nun, Ohrenklempner ist unser Profi und er meint nicht, dass Du unbedingt ein Top-Hörgerät brauchst ... Aber Baustelle, Konzerte, Gruppen ... das sind schwierige Anforderungen, wo ich erst mal ein Hörgerät würde probieren wollen, das alle Frequenzen anbietet; danach kann man ja ein günstigeres Gerät probieren und sehen, was jetzt fehlt. Angenommen, du hörst sehr gut mit einem Gerät, bei dem Du €1500 selbst zahlen musst (für 1 Gerät), dann sind das für 6 Jahre: €250 pro Jahr bzw. ca. €20 pro Monat oder €41 pro Monat für 2 Geräte!

wallesch_1402 hat geschrieben: ↑15. Dez 2025, 15:08 Meines Erachtens liegt das definitiv an der Einstellung.
Da kann und muss dein Akkustiker nachstellen.
Ums mal ganz einfach zu formulieren, scheint es so als seien die "Geräusche " im Vordergrund und Sprache stört dies und wird gedämpft.Das muss ja eigentlich gebau andersrum sein

Heute bin ich beim Akustiker gewesen und habe die Probleme geschildert. Er hat die Schirmchen gewechselt, sie wären zu dicht gewesen und dann das Gerät nachjustiert und siehe da es wurde besser.