Hallo Akopti,
hier ein paar Antworten auf Deine Fragen (obwohl ich annehme, dass sie nicht ernst gemeint waren):
Akopti hat geschrieben:Wie funktioniert Dein Verfahren?
Besser als die aktuell von Akustikern angewendeten Einstellverfahren (Handgelenk mal pi), da es auf Basis von erwiesenen Fakten arbeitet (und nicht eines Gefühls (oder was auch immer (bspw. "Erfahrung")) des Akustikers).
Akopti hat geschrieben:Wie war die Akzeptanz von der Einstellung bezüglich Klang und Hörkomfort?
Der Witz ist ja gerade, dass eine durch den Kunden akzeptierte Einstellung gefunden werden soll. Gleichzeitig kann der Akustiker aber auch augenblicklich aufzeigen, wie sich, wenn er die Einstellung wie stark in eine bestimmte Richtung verändert (bspw., weil es der Kunde "weniger grell" wünscht), das Sprachverstehen genau verschlechtert (eine Verschlechterung (oder bestenfalls einfach keine Verbesserung) wird sich in jedem Falle einstellen, da ja bezüglich des Sprachverstehens die optimale Einstellung ermittelt wurde).
Akopti hat geschrieben:Um wie viel besser war im Mittel das Sprachverstehen gegenüber dem gemessenen Wert der Diskrimination bei dB opt, und gegenüber konventionell eingestellten Hörsystemen?
Kann ich nicht sagen. Das Problem ist ja gerade, dass man im Moment keine Ahnung hat, wie weit der Akustiker von der besten Einstellung in Bezug auf das optimale Sprachverstehen entfernt ist*. Ich habe mein Verfahren genau aus diesem Grunde nur deshalb erwähnt, um auf zu zeigen, dass der Verweis auf ein so genannt hörentwöhntes Gehör für mich als Argument nicht sehr viel taugt - weil das Gehör von etwas entwöhnt ist, das eh nie mehr erreicht werden kann (würde er allenfalls, wenn erwiesen wäre, dass der Kunde durch die Annäherung an einen Durchschnittswert tatsächlich besser verstehen würde - ist es aber nicht); Ausnahmen bestätigen die Regel.
*) wobei ja selbst bspw. bei der Entwicklung einer (häufig verwendeten) Anpassformel einfach davon ausgegangen wurde, dass die Akustiker die bezüglich des Sprachverstehens beste Einstellung finden würden - somit ist nur schon durch diesen Umstand ein systematischer Fehler "implementiert worden"
Fazit:
Gerade, weil zur Zeit in der Praxis kein Verfahren angewendet wird, welches in der Lage ist, eine Einstellung zu finden, durch welche das beste Sprachverstehen resultiert, kann man auch nicht sagen, wie gut oder schlecht die Akustiker diesbezüglich die Geräte einstellen* (das hat mich dazu motiviert, eines zu entwickeln). Daher entbehrt für mich der Verweis auf irgend eine Hörentwöhnung (zum Zwecke der Verbesserung der Einstellung) jeglicher Grundlage (die Akzeptanz wird hierdurch nicht verbessert, höchstens in dem Sinne, dass der Kunde bereit ist, auf die Zähne zu beissen, weil er sich hierdurch einen Vorteil erhofft, von welchem jedoch gar nicht erwiesen ist, dass er sich auch tatsächlich einstellen wird). Mir ging es in erster Linie darum, diese Begebenheit auf zu zeigen. Für die Kernaussagen meiner Argumentation ist es also letztlich völlig irrelevant, ob mein Verfahren in der Praxis angewendet wird oder nicht (es reicht aus, wenn man die Annhame trifft, dass ein solches Verfahren existiere - egal, ob dies nun zutrifft oder nicht - und auch dies nur des besseren Verständnisses wegen).
*) trotzdem: wenn man einen Durchschnittswert als Ziel für einen individuellen Fall nimmt, ist dies meiner Ansicht nach bereits aus Prinzip falsch, zumal ja selbst die Basis, auf welcher der Durchschnittswert bestimmt wurde, nicht korrekt ist, sondern nur auf einer (mit höchster Wahrscheinlichkeit falschen) Annahme basiert
Akopti hat geschrieben:Bin sehr interessiert mich zu Verbessern.
Da haben wir immerhin eine Gemeinsamkeit. Ich bin auch sehr interessiert daran, dass sich die Aksutiker verbessern
Zum Schluss möchte ich auf folgende Studie verweisen, weil daraus einige
Zusammenhänge ersichtlich sind, welche auch für das von mir entwickelte
Verfahren eine entscheidende Rolle spielen. Für den Anfang finde ich die
darin enthaltenen Informationen ganz aufschlussreich:
www.euha.org/assets/Uploads/Foerderprei ... 12-Becker-
Final.pdf
Ich zitiere einige wenige, aber aussagekräftige Stellen:
"Durch Einbeziehen des individuellen Sprachaudiogramms in die Anpassung wurde zum
Teil deutlich weniger Verstärkung benötigt, um gleiches Sprachverstehen zu
erzielen wie mit einer konventionellen Anpassung. Des Weiteren deutet sich an,
dass die Alternativ-Einstellungen besser akzeptiert werden. Die Ergebnisse
bestärken grundsätzlich die Annahme einer individuellen effektiven Hörbarkeit
im Sprachverstehen. Weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet scheinen daher
ratsam."
Dieser Umstand ist der Hauptgrund, weshalb ich mein Verfahren entwickelt habe.
"Halpin (2011) hat aufgrund seiner Untersuchungen, welche bereits in Kapitel 2.1.2
beschrieben wurden, das Modell des effektiven Hörverlustes vorgestellt. Wenn auf
der Basilarmembran einer Person tote Regionen sind, lassen sich diese mit einer
Tonaudiometrie nicht erfassen. Ab einem gewissen Darbietungspegel reagieren die
Nachbarzellen der dargebotenen Frequenz. Der gemessene Hörverlust erscheint
folglich geringer als der „wahre“ Hörverlust. Der resultierende SII würde
gegenüber den gemessenen Sprachtestergebnissen stark überschätzt werden."
An anderer Stelle habe ich auf die negativen Auswirkungen von so genannten "deaf
regions" in der Cochlea auf die Hörgeräteeinstellung hin gewiesen.
"Die Idee des Modells besteht darin, die gemessenen Sprachtestergebnisse als
„wahre“ Werte anzuerkennen und den gemessenen Hörverlust so zu verändern, bis
der resultierende SII zu dem Sprachaudiogramm passt. Diesen veränderten
Hörverlust nennt man effektiven Hörverlust. Halpin (2011) kann zeigen, dass
Hörschwellen, bei denen er post mortem eine tote Region nachweisen konnte, im
effektiven Hörverlust abgewertet werden.
Halpins Konsequenz ist, Frequenzbereiche, welche durch den effektiven Hörverlust
gegenüber dem gemessenen Hörverlust abgewertet werden, nicht zu verstärken.
Sehr wahrscheinlich liegt in diesem Frequenzbereich eine tote Region der Cochlea
vor. Aus dargebotener Sprache könnte folglich kein Nutzen gezogen werden. Die
konkrete Umsetzung dieses Modells wird in Kapitel 3.2 beschrieben."
Ich denke, dass nicht nur kein Nutzen gezogen werden kann, sondern je nachdem
sich negative Auswirkungen ergeben können, bspw. durch einen möglicherweise
auftretenden Maskierungseffekt.
Bei meinem Verfahren werden übrigens auch Effekte berücksichtigt, welche eine
Folge von Schäden in den retrocochleären Hörbahnen oder aber ab den IHCs im
Innenohr sind.
Es ging mir jedoch in Beitrag #7 in erster Linie darum, auf einige Zusammenhänge und meiner Ansicht nach einerseits prinzipielle, anderseits auch oft gemachte Fehler bei der Einstellung der Hörgeräte hin zu weisen.
Gruss fast-foot