Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

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maxi996
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Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#1

Beitrag von maxi996 »

Hallo zusammen,

heute melde ich mich mal mit einem aktuellen Stand zurück. Wir waren letzte Woche zur CI-Voruntersuchung in Hannover. Vielleicht kurz zur Erinnerung: Unser Sohn (10Monate) hat das Charge-Syndrom mit bisher diagnostizierter hochgradiger Schwerhörigkeit. Diese Diagnose wurde aufgrund zweier Klick-Beras gestellt. Bisher hatten die durchführende Pädaudiologin und unsere Akustikerin uns immer vermittelt, dass ein Spracherwerb mit Hörgeräten möglich sei, man aber schauen müsse, ob CIs nicht doch besser seien.
So, nun der Schock: Bei den durchgeführten diversen Beras in Hannover gab es keinerlei Reaktionen auf beiden Ohren. Und noch schlimmer: Links ist gar kein Hörnerv vorhanden. Wir sind fassungslos, schockiert und - wieder mal - total verzweifelt. Gerade haben wir uns nach einer der vielen schlimmen Diagnose wieder gefangen, schon kommt die nächste schlimme Nachricht. Wir wissen ehrlich gesagt gar nicht, wie lange wir das noch aushalten. Dieses ständige Hoffen, dass doch alles nicht so schlimm ist und dann wieder tief fallen raubt uns alle Kraft. Es war von Anfang an immer meine große Sorge, dass evtl. kein Hörnerv da sein könnte, aber da wir bei einer Bera auf beiden Ohren Reaktionen bei 80 - 90 dz hatten, wurde diese Angst immer abgetan. Jetzt frage ich mich natürlich, was die da überhaupt gemessen haben?
Und noch viel mehr fragen wir uns, wie unser Sohn jemals etwas von der Welt da draußen mitbekommen soll? Klar, auf dem einen Ohr wird er ein CI bekommen, aber mal ganz ehrlich: Bei unserem Glück momentan wird auch das nichts bringen :(
Er ist trotz seines schweren Lebens bisher (Asphyxie bei der Geburt, 6 OPs, Kolobome an beiden Sehnerven, Schluckstörung und und und) so ein kleiner interessierter Kerl (das haben sie auch noch mal in Hannover bestätigt), aber jetzt auch noch nichts hören - für uns ist das einfach nur furchtbar und schlicht kaum auszuhalten... Gebärdensprache können wir uns zwar unterstützend vorstellen, aber für uns ist das ehrlich gesagt eine Sprache, die niemand spricht... Abgesehen davon sind wir eh schon am Rande unserer Kraft - und wüssten gar nicht, wann wir die noch lernen sollen. Immer heißt es nur, wir müssen dies, wir sollen das...
Eine gute Nachricht gab es dann aber doch noch: Das Gehirn ist vollkommen altergerecht entwickelt und ein Hirnschaden durch die Asphyxie ist definitiv auszuschließen.

LG
Maxi
Katja_S
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#2

Beitrag von Katja_S »

Hallo Maxi,
tut mir leid, dass ihr keine so guten Nachrichten bekommen habt (wobei: Dass das Gehirn altersgerecht entwickelt ist, ist ja schon mal eine sehr gute Nachricht oder?).
Denken sie denn, dass euer Sohn von dem 1 CI gut profitieren könnte? Wenn er so ein interessierter, neugieriger Kerl ist, bringt er doch gute Vorraussetzungen mit! Mein Sohn war als Säugling auch schon immer sehr kommunikativ (man konnte immer an seinem gesichtsausdruch "lesen").
Ich würde versuchen, dass nicht so schwarz zu sehen und möglichst positiv an das CI rangehen (auch wenn das natürlich schwer fällt). Erik hatte ja lange nur 1 CI (3 Jahre lang) und hat damt schon recht gut gehört (und auch gesprochen). Vielleicht helfen dir solche Beispiele, auch wenn natürlich die Erfolge mit dem CI individuell sind.
Und selbst wenn er von dem CI nur wenig profitieren wird, wird er sich seine Welt erschließen und ihr werdet sicherlich nach und nach lernen, euch mit Gebärden etc. zu verständigen. Ich kann dich aber sehr gut verstehen (hatte ich ja schon geschrieben), dass du das als neue, große Hürde ansiehst.
Ich wünsche euch alles Gute!
Gruß
Katja
Katja mit Erik (geb. 2008), mehrfachbehindert, u.a. sehbehindert und gehörlos
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Gabriele
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#3

Beitrag von Gabriele »

Liebe Maxi

Ich kann dich soooo gut verstehen und beim lesen kommen sooo viele schmerzhafte Erinnerungen hoch.
Wie du im Profil siehst, habe ich 3 sh Kinder, die jüngste hat auch ein Iris-Aderhaut-Netzhhaut Kolobom und ist beidseits mit einem CI versorgt.

Ich möchte dir sagen, hab Vetrauen, in die Ärzte und in dein Kind...es ist leicht gesagt, wir hatten furchtbare Prognosen und ich bin fast verzweifelt.
Heute ist sie 19 Jahre alt, macht im nächsten Jahr ihr Abitur und möchte dann soziale Arbeit studieren.
Nicht hören ist für uns hörende unvorstellbar, aber er hat ja Chance auf ein CI.Ich kenne einige die nur mit einem Ohr hören, sie haben vielleicht Richtungshören, aber sie können hören und Sprache lernen und Musik hören...und sollte ein CI nicht möglich sein, dann wird er auch die Sprache lernen...die Gebärdensprache, sie wird seine Sprache sein.
Eine *Freundin* selber hörend, hat 3 Kinder...2 gehörlose und 1 hörendes und sie gebärden.

Ich verstehe deine Verzweiflung udn es tut mir wirklich aufrichtig leid, aber dein Sonnenschein wird seinen Weg gehen, auch wenn es ein anderer ist, den ihr euch vorgestellt habt.
Du darfst dich immer an mich wenden, per Mail, wenn du noch Fragen hast

LG
Gabi
Theresa 27, beids. CI ´08 u.´10 (N5)
Reimplantation re,2011 u. 2012
Lorenz 26, beids. Hg Sophia 23, beids. CI ´09 u.11 (Hybrid L )u.Kolobom
Alle Kinder progredient.
maxi996
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#4

Beitrag von maxi996 »

Danke, Katja, dass du mir (mal wieder ;-)) Mut machst. Das beruhigt mich zu hören, dass auch mit einem CI Sprache gelernt werden kann. Weißt du, das war von Anfang an immer unsere ganz große Angst, dass er nicht hören kann. Was waren wir erleichtert, als dann bei der 1. Bera Reaktionen auf beiden Ohren gemessen wurden! Da hat es uns fast gar nicht mehr gestört, dass die Ergebnisse schlecht waren - hauptsache es kommt etwas an und man kann notfalls mit CI arbeiten. Ein 3/4 Jahr haben wir da immer wieder Kraft raus gezogen - gerade auch als wir die Diagnose der ausgeprägten Kolobome bekommen haben. Wenigstens bei den Ohren schien etwas möglich... Und jetzt das... Wahrscheinlich war/ist deshalb der Fall so tief. Selbst unser Kinderarzt - mit dem wir heute gesprochen haben - war zutiefst erschüttert.
Immerhin hat uns unsere Hörfrühförderin heute Mut zu gesprochen. Wir müssen jetzt einfach ganz fest hoffen, dass wir wenigstens auf dem einen Ohr Erfolg haben. Dazu muss es allerdings endlich einmal trocken werden - da habe ich ja nach wie vor meine Zweifel.
Gabi, auch vielen Dank an dich! Puh, da habt ihr ja auch ein Päckchen zu tragen gehabt bei euren Kids. Umso schöner - und mutmachender - das alles so toll gekommen ist. Wir wären ja schon mit viel weniger zufrieden ;-)
Ich glaube, diese tiefe Verzweiflung können einfach nur Leute nachvollziehen, die auch in ähnlicher Situation waren. Diese Angst um beide wichtigen Sinne haben zu müssen, empfinde ich schon als unmenschlich. Was würde ich darum geben, wenn wir uns "nur" ums Hören oder Sehen Gedanken machen müssten...
Wahrscheinlich fällt uns die Vorstellung mit der Gebärdensprache einfach deshalb so schwer, da wir eben eine ausschließlich sprechende Familie sind. Unser großer Sohn redet uns in Grund und Boden, ebenso die ganzen weiteren kleinen Familienmitglieder. Ich kann mir einfach gar nicht vorstellen, dass unser Kleiner da nicht mitmischen kann und immer außen vor sein soll. Das ist sicher in einer Familie mit mehreren Betroffenen etwas einfacher. Denn selbst wenn wir uns die Gebärdensprache aneignen - außer uns kann sie dann ja trotzdem niemand.
Wir fragen uns natürlich immer noch, wie diese unterschiedlichen Messergebnisse bei den Beras zustande gekommen sind. Hat da noch jemand eine Theorie?

LG
Maxi
Katja_S
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#5

Beitrag von Katja_S »

Hallo Maxi,
ich kann dich so gut verstehen..Bei uns ist es ja auch so, dass wir uns über beide Sinne Gedanken machen müssen (bzw. im Alter deines Sohnes mussten, inzwischen ist ja klar, dass Erik mit den CIs gut hört und besser sieht als erwartet) und auch bei und ist es so, dass in der Familie/im Bekanntenkreis keiner Gebärdensprache kann und ich immer dachte, dass die allermeisten diese wohl auch nicht in größerem Umfang wegen Erik lernen würden bzw. das vielleicht wollten, aber nicht wirklich könnten (Großeltern sind jetzt über 80 und haben nie irgendeine Fremdsprache gelernt). Ob das wirklich so gewesen wäre oder ob dann doch einige Gebärdensprache gelernt hätten, wenn Erik nicht in die Sprache gekommen wäre, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht würden dich deine bekannten/Verwandten/ Freunde da auch positiv überraschen!
Wegen den unterschiedlichen Bera-Ergebnissen: Ich bin kein Experte, aber meines Wissen nach sind die Beras gerade von Säuglingen recht schwer zu interpretieren. Vielleicht wollten die Ärzte da was sehen und haben das dann in die Messungen rein interpretiert? Nur so als Gedanke, andere haben da vielleicht noch besser Ideen. Wurden die 1. Beras denn in Narkose/Sedierung gemacht? Vielleicht wurde die Bera durch Bewegungen verfälscht?
Ich wünsche euch, dass dein Kleiner sehr vom CI profitieren wird und du die Diagnose schnell verarbeitet hast!
Gruß
Katja
Katja mit Erik (geb. 2008), mehrfachbehindert, u.a. sehbehindert und gehörlos
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fast-foot
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#6

Beitrag von fast-foot »

Hallo Maixi996,

hier noch ein paar Ueberlegungen zu den unterschiedlichen Ergebnissen der Hirnstrommessungen:

1. kommt es darauf an, welche Reizsignale verwendet werden. Unterschiedliche Signale können ganz andere Resultate bewirken.

2. liegen die Hörschwellen im Bereich der Messgrenze, vor allem deshalb, weil nicht mit Reizsignalen höherer Pegel gemessen wird. Da kann "ein kleiner Unteschied" (worin auch immer die Ursachen liegen mögen) bewirken, dass die Grenze von hochgradig schwerhörig zu taub überschritten wird.

3. können bspw. bei der einen Messung Paukenergüsse stärker ausgeprägt sein, die Hörer nicht ganz richtig platziert etc. etc.

Dies sind nur einige Beispiele von möglichen Ursachen für unterschiedliche Resulate.

Auf Grund welcher Untersuchungen wurde denn fest gestellt, dass links kein Hörnerv vorhanden sei?

Ich habe den anderen Thread nur kurz angeschaut und bin auf das Resultat der einen Messung gestossen; laut Angabe liege die Hörschwelle bei über 90 dB. Das würde immerhin zur Diagnose "passen", dass auf der betreffenden Seite kein Hörnerv angelegt sein (wobei ich davon ausgehe, dass bis 90 dB gemessen wurde).

Und welche Resultate bezüglich des rechten Ohres am zutreffendsten sind, kann ich natürlich nicht beurteilen (aber die Kliniken vermutlich auch nicht).
Ich weiss gar nicht, ob ich die Potentialkurven je gesehen habe.

Ich nehme an, dass bereits Hörgeräte angepasst werden. Ich würde noch ausreichend lange beobachten, ob und wie sich das Hören entwickelt. Und natürlich trotz der Diagnose auf beiden Seiten Hörgeräte verwenden.

Die Tests bezüglich Funktionstüchtigkeit des Hörnervs sind je nachdem auch nicht ganz zuverlässig.

Natürlich fände ich das gleichzeitige Anbieten von Gebärden in jedem Falle sinnvoll.

Darüber, in welcher Form" dies geschehen kann, weiss Karin Kestner sicher sehr gut Bescheid.

*) so dass es auch für Eure Situation passt

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
maxi996
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#7

Beitrag von maxi996 »

Katja, genau das sind meine Gedanken zur Gebärdensprache. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand außer uns in der Familie diese lernen wird. Dafür ist jeder aus den verschiedensten Gründen in sein eigenes Leben zu sehr eingebunden - das merke ich ja schon bei viel einfacheren Dingen. Ich kenne auch niemanden im Freundes- oder Bekanntenkreis, der Gebärden beherrscht. Insofern denke ich schon, dass es einfach eine Sprache ist, die nur von sehr sehr sehr wenigen beherrscht wird und jemand ohne Sprache nur mit einem sehr begrenzten Personenkreis kommunizieren kann. Das kann doch eigentlich nur frustrierend sein. Ich habe das glaube ich auch schon mal gesagt: Selbst für uns finde ich es schwierig bis unmöglich, diese zu lernen. Wir sind bis zum Anschlag voll mit Therapien, Arztterminen und Verwaltungskram aufgrund der Behinderung unseres Sohnes, so dass wir ohnehin nie Zeit für irgendetwas haben und abends tagtäglich völlig kaputt ins Bett fallen. Ich wüsste gar nicht, wann ich da noch irgendwelche Bücher oder CDs wälzen soll, um zu lernen. Ab August arbeite ich auch wieder und es wird sicherlich noch schlechter als besser.
Zu den Beras: Sie wurden alle ausschließlich in Vollnarkose gemacht - daher können Bewegungen denke ich ausgeschlossen werden. Ich schau mal, ob ich die beiden ersten Beras hochgeladen bekomme, eventuell kann mir dann ja noch jemand etwas dazu sagen.

Fast-foot, auch dir danke für die Gedanken. Welche Reizsignale verwendet wurden, weiß ich natürlich nicht. Wir bekamen bei der 1. Click-Bera die Aussage Hörschwelle beidseits <90, uns hatte sie damals 80dz gesagt.
Bei der 2. Bera in der gleichen Klinik jetzt im März hieß es Hörschwelle rechts <80, links keine Antworten bis 95dz. Das wiederum würde ja zum fehlenden Hörnerv passen.

Bei der 3. Untersuchung jetzt gab es bei keiner der durchgeführten Beras (Click-Bera, SN10-Bera, ECochG-CAP) auf keinem Ohr Reizantworten bis 95dz.
Was sind hier eigentlich die Unterschiede zwischen den drei Untersuchungen?

Der fehlende Hörnerv zeigte sich übrigens beim MRT. Der Befund ist also gesichert. Zusätzlich wurde noch ein CT des Felsenbeins gemacht. Hier steht als Befund: verlegte Mittelohren bds., Paukendrainage in situ.

Was meinst du denn mit Tests zur Funktionstüchtigkeit des Hörnervs?

Unser Sohn trägt übrigens eigentlich schon seit November letzten Jahres Hörgeräte. Leider können diese aber seit Mitte März, als Paukenröhrchen gelegt wurden, nicht mehr getragen werden. Seitdem laufen beide Ohren ja unaufhörlich. Letzte Woche wurden die Röhrchen nun noch mal ausgetauscht und erneut ein Antibiotikum verschrieben - in der Hoffnung, dass wir sie nun trocken bekommen. Allerdings haben sowohl ich als auch unser Kinderarzt da große Zweifel... Vielleicht hast du ja noch ein paar Ideen zu den Untersuchungsergebnissen?

VG
Maxi
fast-foot
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#8

Beitrag von fast-foot »

Hallo maxi996,
maxi996 hat geschrieben:Bei der 3. Untersuchung jetzt gab es bei keiner der durchgeführten Beras (Click-Bera, SN10-Bera, ECochG-CAP) auf keinem Ohr Reizantworten bis 95dz.
Was sind hier eigentlich die Unterschiede zwischen den drei Untersuchungen?
Gemeinsam ist allen Untersuchung die Art der Reizung (akustisch, wobei das akustische Signal unterschiedlich sein kann).

Mit "Click-BERA" ist eine Untersuchung gemeint, bei welcher das Reizsignal aus Klick-Geräuschen besteht und elektrische Reaktionen im Hirnstamm erfasst werden.
Bei der SN-10-BERA werden, wenn ich mich richtig erinnere, "später erfolgende Reaktionen auf Hörreize" erfasst - sie finden also nach dem Hirnstamm statt (wird selten angewendet, deshalb muss ich erst nachschlagen).
Bei der Elektrocochleographie wird unter anderem die Funktion des Hörnervs getestet (das CAP ist diesbezüglich massgebend).
maxi996 hat geschrieben:Der fehlende Hörnerv zeigte sich übrigens beim MRT. Der Befund ist also gesichert.
Meiner Ansicht nach ist dies nicht eindeutig. Ich denke, dass man mittles MRT einen Hörnerv nicht in jedem Falle erkennen muss (vielleicht sind die Nerven sehr dünn).

Es wurde zwar eine Paukendrainage durchgeführt; ob allerdings wirklich das ganze Sekret abgesaugt werden konnte, halte ich für ungewiss. Eine Mittelohrproblematik erhöht natürlich die Hörschwellen, womit auch die BERA-Ergebnisse etc. schlechter ausfallen.

Wurde eine eine Tympanometrie durchgeführt, und wie sehen die Resultate aus?

Ich gehe davon aus, dass TEOAEs/DPOAEs nicht auslösbar waren. Dies kann nur schon auf Grund einer Mittelohrproblematik der Fall sein.

Noch wegen der Gebärden:

Es geht nicht nur darum, ob man mit vielen verschiedenen Menschen sprechen kann oder nicht. Es geht um die geistige Entwicklung überhaupt, welche ohne Erlernen einer vollwertigen Sprache (zu welchen die DGS gehört) nur eingeschränkt möglich ist.

Auch wenn es vermutlich unmöglich scheint, dem Kind schon bald Gebärden anzubieten, möchte ich darauf hin weisen. Vielleicht könnt Ihr die Prioritäten etwas anders setzen (nur als ein Hinweis).
Ich kann weder beurteilen noch entscheiden, was wie wichtig bzw. auch überhaupt möglich ist.
Aus Sicht der geistigen Entwicklung erachte ich das Anbieten von Gebärden allerdings als wichtig (auch wenn es sein kann, das ein Erlernen der Lautsprache mittels Hörgerät oder CI möglich sein wird).

Test bezüglich Funktion des Hörnervs: objektiver Promontoriumstest. Dieser gilt allerdings auch nicht als besonders zuverlässig.

Vielleicht kannst Du noch die Potentialkurven der in der MHH durchgeführten BERA einstellen (anomymisieren nicht vergessen!) und den Bericht (falls Zeit und Energie vorhanden ist)?

Natürlich hoffe ich, dass es möglich sein wird, zu hören, wobei für mich nicht ganz klar ist, dass eine beidseitige Taubheit besteht.

Vielen Dank!

Gruss fast-foot
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blacky_kyra
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#9

Beitrag von blacky_kyra »

Hallo maxi996,

sorry musste meinen Ursprungsbeitrag abändern, da ich etwas falsch gelesen hatte. :help:
Der fehlende Hörnerv zeigte sich übrigens beim MRT. Der Befund ist also gesichert. Zusätzlich wurde noch ein CT des Felsenbeins gemacht. Hier steht als Befund: verlegte Mittelohren bds., Paukendrainage in situ.
Ich kenne einen Fall, wo auch im MRT kein Hörnerv zu erkennen war, da dieser sehr dünn ausgeprägt war. Es wurde ein spezielles hochauflösendes CT gemacht, extra um den Hörnerv dazustellen.

Wenn ich das richtig verstehe, besteht trotz der Paukendrainage ein verlegtes Mittelohr. Das würde also immernoch eine zusätzliche Schallleitungsschwerhörigkeit bedeuten. So lange die Ohren laufen, ist das natürlich schwer mit einer Hörgeräteversorgung.

Ich drück euch die Daumen, dass die Ärzte eurem Sohn das Hören ermöglichen können!

LG blacky_kyra
:} Sohnemann (geb. 2011) trägt links ein HG Phonak-Q50 UP bei 91% HV
und rechts Med-el CI: Sonnet:}
maxi996
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#10

Beitrag von maxi996 »

Danke noch mal für die Erklärungen! Wir sind seit gestern Abend wieder im Krankenhaus, da Junior sich mal wieder einen Virus eingefangen hat. Daher also die etwas späte Reaktion.

Also die Ärzte waren sich schon sehr sicher, dass da kein Hörnerv ist. Kommt so etwas eigentlich häufiger mal vor? Unser HNO-Arzt hier vor Ort hatte davon noch nie gehört...

TEOAEs/DPOAEs wurden einige Wochen nach der Geburt gemacht, aber keine Reaktion. Jetzt ging es wohl nicht, da unser Sohn aufgrund der Choanalatresie recht laute Atemgeräusche hat.
Eines macht mir ja jetzt ziemlich Sorge: Wenn das ECochG-CAP die Funktion des Hörnervs misst und da nichts war, bedeutet das dann, dass der Hörnerv gar nicht arbeitet? Dann würde ja auch ein CI gar nichts bringen? Diesen Promontoriumstest hatte die Ärztin irgendwie im Vorgespräch erwähnt, aber da habe ich nichts mehr von gehört. Muss ich noch mal nachhaken.

Tympanometrie hatten wir schon häufiger, aber oft ergebnislos, da sich unser Sohn zu viel bewegt bzw. gar nichts in seinem Ohr toleriert. Anfangs, als er noch ganz klein war, waren die mal in Ordnung, aber wenn es zuletzt mal geklappt hat, zeigte sich, dass das Trommelfell nicht geschwungen hat.

Das Problem mit dem verlegten Mittelohr besteht nach wie vor. Leider eben auf dem Ohr, auf dem die CI-Versorgung ginge. Das bereitet meinem Mann und mir echt schlaflose Nächte. Die Paukenröhrchen wurden ja letzte Woche gewechselt und Antibiotikum gibt es auch schon wieder seit Samstag - trotzdem läuft das Ohr schon wieder.
Wir fragen uns natürlich auch, ob es daher kommen kann, dass er scheinbar gar nichts mehr hört? Kann ein Ohr durch ständiges Laufen schlechter werden? Die Ärzte meinten nur immer zu uns, dass es eigentlich schlimmer sei, wenn nichts ablaufen könne.
Ich habe heute schon versucht, in Hannover jemanden zu erreichen, aber leider noch ohne Erfolg. Unsere Ärzte hier trauen sich schon gar nicht mehr ran. Es ist echt zum Verzweifeln, dass uns da niemand helfen kann...

Fast-foot, ich lade jetzt mal die Bera-Kurven aus Dortmund hoch sowie den aktuellen Bericht aus Hannover. Die Kurven aus Hannover habe ich leider noch nicht. Ich würde mich aber freuen, wenn du dir die Sachen mal anschaust. Kann ich sie eigentlich später auch wieder raus nehmen?

LG
Maxi
maxi996
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#11

Beitrag von maxi996 »

Ach so, ich stelle es im Unterforum Ergebnisse / Bera etc. ein...
maxi996
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#12

Beitrag von maxi996 »

Hat leider noch nicht geklappt, da die Dateien zu groß sind. Da muss ich mir nachher noch mal Hilfe holen...
fast-foot
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Re: Das kann doch alles nicht wahr sein :-(

#13

Beitrag von fast-foot »

Hallo maxi996,
maxi996 hat geschrieben:Also die Ärzte waren sich schon sehr sicher, dass da kein Hörnerv ist. Kommt so etwas eigentlich häufiger mal vor? Unser HNO-Arzt hier vor Ort hatte davon noch nie gehört...
Na ja, es ist nicht klar, ob OAEs auslösbar sind. Ausserdem besteht eine Schallleitugnsproblematik. Beides wirkt sich direkt auf die Ergebnisse der Elektrocochleographie aus.

Ich denke, dass es eher selten vorkommt, dass ein Hörnerv nicht angelegt ist oder überhaupt nicht funktioniert. Aber in diesem Forum haben schon Teilnehmer davon berichtet. Ich erinnere mich im Moment ausschliesslich an Fälle, in welchen nicht ganz klar war, ob der Hörnerv nun funktioniert und wenn ja, wie gut (das heisst aber nicht, dass es nicht anders sein kann (natürlich kann das vorkommen - aber eher selten)).
maxi996 hat geschrieben:Wenn das ECochG-CAP die Funktion des Hörnervs misst und da nichts war, bedeutet das dann, dass der Hörnerv gar nicht arbeitet?
Nicht unbedingt. Da keine OAEs auslösbar sind, ist die Innenohrfunktion zumindest eingeschränkt. Es wäre möglich, dass die Problematik innenorbeingt ist (in welchem Ausmasse auch immer; entsprechend für die Schallleitung (die Funktion des Mittelohrs ist ebenfalls eingeschränkt).

Wenn das CAP nicht abgeleitet werden kann, ist dies auch auf die genannten Umstände zurück zu führen. Ausserdem wurde vielleicht auch die Nadelelektrode nicht optimal platziert.
Wie dehen denn die Werte von Mikrophon- und Summationspotential aus?
maxi996 hat geschrieben:Wir fragen uns natürlich auch, ob es daher kommen kann, dass er scheinbar gar nichts mehr hört? Kann ein Ohr durch ständiges Laufen schlechter werden?
Ich denke nicht (oder zumindest fällt mir im Moment kein ensrpechendes Argument ein, welches dafür sprechen würde).
maxi996 hat geschrieben:Fast-foot, ich lade jetzt mal die Bera
Bei der BERA-Kurven aus Dortmund hoch sowie den aktuellen Bericht aus Hannover. Die Kurven aus Hannover habe ich leider noch nicht. Ich würde mich aber freuen, wenn du dir die Sachen mal anschaust. Kann ich sie eigentlich später auch wieder raus nehmen?
Gerne sehe ich mir das an, vielen Dank!

Rausnehmen kannst Du das zu jedem Zeitpunkt. Nur wird es für mich dann schwieriger, mir einen Ueberblick zu verschaffen, falls zu einem späteren Zeitpunkt Fragen auftauchen sollten.
Aber Du kannst sie jederzeit entfernen, hier kannst Du frei entscheiden.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
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